Ausgestattet mit einer Yes!- Siegerfaust und einem Ticket für das Mannschaftssportfinale in Sachsen, dessen Erwerbung
die Yes!- Siegerfaust ausgelöst hatte, bummelte ich in der Großstadt C. auf dem Hauptbahnhofsvorplatz zwischen grüngekleideten
Mannschaftssportanhängern umher und landete schließlich in den Fängen eines älteren Herren ohne Zähne und scheinbar auch
mit Waschmittelmangel im Haushalt.
Schön, dachte ich mir, jemand zum Quatschen, dachte ich mir, wieder jemand ohne Zähne, dachte ich mir: denn der letzte
Gesprächspartner ohne Zähne hatte mir zwei Tage vorher versprochen, dass er für Ausschreitungen aus der Gruppe der blauen
Mannschaftssportanhänger heraus sorgen wolle und selbst felsenfest mit einer Festnahme seiner Person rechne, schön dachte
ich mir, da braucht die Vollzugsbehörde keine steuergeldfinanzierte Zahnbürste, Zahnseide und Zahnpasta verschwenden.
Nun erklärte mir beim Vorbeifahren einer Skoda- Straßenbahn der ältere Herr, dass die Skoda- Straßenbahn mit
Permanentmagnetmotoren arbeitet und voll niederflurig agiert, da könne man schon neidisch werden, erklärte er, auch, dass
er in Leipzig alte Tatra- Straßenbahnen gefahren sei, mit Rumpeln und Quietschen, und das die Skoda- Straßenbahnen richtig
Bums haben, und dann erklärte er mir noch, dass er nach der Wende mal im Westen gewesen sei und dort habe die BILD- Zeitung
über Ossis geschimpft und als er zurückkam in den Osten, hat er sich nicht gewundert, dass hier die BILD- Zeitung über Wessis
schimpfte und anschließend erörterten wir gemeinsam die Strategien der Boulevardmedien und die Gegendarstellungen zu denen
sie verdonnert werden und die Makroformate, in denen diese abgedruckt werden, auf der letzten Seite zwischen PENNY- und
LIDL- Werbung.
Da eine große Einigkeit darüber und über andere Dinge herrschte, ordnete ich dieses Ereignis als eine Art Brüderschafttrinken ein.
Als ich fragte, warum er denn hier sei, sagte er, dass er Hans- Dieter Schulz ist und aus Bad Dürrenberg kommt und das ihm die
ULTRAS der grünen Mannschaftssportanhänger eine Sitzplatzkarte im Stadion der blauen Mannschaftssportanhänger und gelegen im
Sitzplatzbereich der blauen Mannschaftssportanhänger geschenkt haben, im Wert von 24 Euro, und dass er deswegen das
frische, ungewaschene, weil frisch erworbene, grüne Pokalmottoshirt der grünen Mannschaftssportanhänger wohl nicht anziehen wird.
Am späten Abend wurde ich Fan von Herrn Schulz, weil er lieber die Pokalsause in C. besucht hatte, obwohl, wie ich nur Stunden
später herausfand, im unweiten L. zur selben Zeit die Tram- Europameisterschaften ausgetragen wurden, wo sein Heimteam aus
L. zwischen Barcelona und Budapest Platz 21 erreichte- ziemlich abgeschlagen hinter Hannover, die den Europameistertitel errangen.
Im Stadion selbst später landete er doch noch bei den grünen Mannschaftssportanhängern im Block, weil ihm die Sicherheitsbeauftragten
sicherheitshalber eine Weiche in diese Richtung stellten.
Er verpasste nicht die Technodisko im Stadion, die unbeeindruckt vom Sonnenschein von beeindruckenden Flutlichtstrahlern ausgeleuchtet wurde.
Er verpasste auch nicht die exhausten Provokateure im Block der blauen Mannschaftssportanhänger nebenan, die aller paar Minuten
auf ihre imaginären Armbanduhren zeigten, um die grüngekleideten Gästemannschaftssportanhänger aus L. darauf aufmerksam zu
machen, dass ihre Zwiebeln den Geist aufgegeben hatten, irgendwo und irgendwann, oder die Batterien alle waren, oder irgendwas Ähnliches.
Lediglich die Pokalübergabe an die grüngekleideten Mannschaftssportler verpasste er, denn die fand nicht statt.
Trotz alledem war nicht nur für ihn der Tag in der grünen Familie mit viel Gesang und Radau ein Ereignis, dass jedwede EM in den Schatten stellt.