Meine Ankunft am Zeisigwald wurde flankiert von unzähligen Erfurter Fanbussen und Privat- Pkw.
Meine alte Liebe aus den späten Siebzigern spielte also beim designierten Absteiger und 1500 RWE-Anhänger sorgten im
Gästeblock für Heimspielatmosphäre.
Das Ganze geschah wenig aufgeregt, nach zwölf Minuten vollendete Hebestreit eine Eingabe von rechts zum zwischenzeitlich
verdienten 0:1. Chemnitz bäumte sich auf und hatte auch einige Chancen, wobei der Erfurter Keeper nicht immer sicher wirkte.
Ansonsten gurkte die Partie so vor sich hin und meine Wenigkeit hatte genügend Gelegenheit das zwischenmenschlichen
Zusammenleben der Rot- Weißen zu beobachten.
Manche hatten sich aber auf der kurzen Reise nach C- Town auch schön "zurechtgemacht".
Während es durch's Rund hallte: "Bauern kniet nieder, Erfurt ist zu Gast!" hatte es sich vor meinen Füßen eine Kutte bequem
gemacht und nix mit Niederknien, halbes Hinlegen war an der Tagesordnung.
Pünktlich zur lauen Schlussoffensive der Gastgeber erwachte der Flaschengeist und hatte nun auch noch die Möglichkeit etwas
vom Spiel mitzubekommen.
Volltrunken auch zwei erklärte Experten in meinem Rücken, die entsprechende Statements zum Spielverlauf und -ausgang zum
Besten gaben:
"Es nützt alles nichts, wir nehmen den Dreier mit."
"Noch ist es nicht vorbei, aber..."
"Wir brauchen den Dreier."
"Die müssen sich zusammenreißen..."
"Der Dreier muss mit...."
"Gegen den Abstieg, wenn wir hier gewinnen..."
"Was würde uns der Dreier gut tun."
"Ja."
(mit Erlaubnis der Teilnehmer stark gekürzt)
So plätscherte das Spiel vor sich hin, die Polizei ließ sich pro forma paar Mal im Gästeblock sehen, um die ungeduldigen
Bierbudenbesucher einzuschüchtern, selbiges gelang dem Club auf dem Rasen nicht, dennoch war es eine kämpferisch
ansprechende Partie der Sachsen, aber wenn die Motivation nicht auf 100% steht, ist halt nicht mehr drin, siehe
Erstligaaufsteiger Aachen und Bochum, die auch verlieren, wenn schon alles gegessen ist.