Ein dörflicher Fußballsonntag setzte wieder etwas Sport voraus. Diesmal galt es die Strecke nach Lengefeld zu bewältigen.
Insgesamt knapp zweieinhalb Stunden Hin- und Rückweg war ich zu Fuß unterwegs um die 13,5 Kilometer zu bezwingen.
Aber was veranstaltet man nicht alles, um den Tabellenletzten der tiefstmöglichen Spielklasse seine Aufwartung zu machen.
Okay, absteigen kann das Team nicht, aber 0 Punkte und 2:14 Tore nach drei absolvierten Spielen sind mitnichten kein Traumstart.
Vielmehr brodelt es dann intern und argwöhnisch wird beobachtet wer wann zum Training anwesend war. Ich stiefelte die Serpentin
von der Dammmühle nach Lengefeld hoch, unterm Arm die zehn Meter lange Zaunflagge und krakeelte beim Erreichen das Platzes:
"Ha, Ho, Höre- Grünhainichen- Amateure!" Danach drückte ich den Eintritt ab und mischte mich unter die 20 Besucher des Vorspieles.
Das Verhältnis zu den Lengefeldern ist ja von Liebelei überschattet und so fand man schnell Diskussionspartner zu den üblichen
Themen: Chemnitz bei Hertha Amateure, die Blamage der Borussia gegen Bayern, die aktuellen Zwischenstände aus der zweiten Liga
und Marienbergs 2:0 im Derby gegen Olbernhau. Was aber das Beste an Lengefeld ist, ist die Tatsache, dass sich der ehrenamtliche
Platzsprecher mit kabelgebundenem Mikro vor dem Spiel nach Mannschaftsinternas des Gastes erkundigte. Wo bitte gibt es hierzulande
eine phonetische Spielbegleitung eines Matches der 2.Kreisklasse? Wie gewohnt unterhaltsam wurden vergebene Chancen und beinahe
heraus gespielte vergebene Chancen kommentiert. Nebenher wurde das Sortiment vom Grill gepriesen, wo der übliche Verdächtige
St.Pauli-Fan die Fleischwaren wendete. Ob man die Kombination aus Sportmoderator, Witzbold und Marktschreier buchen kann, weiß
ich nicht. Angebote bitte an den Marketingdirektor, oder das Aufsichtsratsgremium der SV Lengefeld.
Dass dann das Spiel noch so gut für uns lief, konnte man beim besten Willen nicht erwarten. Da war es mir dann auch Wurst (um am
Grill zu bleiben), dass meine durch geschwitzte Laufuniform noch von oben besprenkelt wurde. Mitte der zweiten Halbzeit lag die
Zwote des GBC mit 4:1 vorn, Lengefeld II hatte einen Aktiven durch "Rot" verloren und so viel konnte dann nicht mehr aus dem Ruder
laufen. Man kassierte in Überzahl zwar noch das zweite Tor, schaukelte aber die letzten zehn Minuten unaufgeregt das Ergebnis über
die Zeit.
Sichtlich glücklich und gezeichnet spazierten die siegreichen Kicker vom Rasen und wurden noch abgeklatscht. Inzwischen begann das
Entertainmentprogramm für das "Spitzenspiel" der Kreisliga. Damit keine Missverständnisse auftreten: Lengefeld gegen Grünhainichen
ist immer ein Spitzenspiel, auch wenn beide mal schon praktisch abgestiegen sein sollten.
Dies wiederum hofft keiner aus dem jeweiligen Umfeld. Während ich die Serpentin von Lengefeld zur Dammmühle hinabstiefelte, gaben
sich die ersten Vertretungen ein Stelldichein. Das erwünschte Unentschieden verweigerte nun auch die Erste aus Grünhainichen und
gewann mit 2:1.
Fazit: Luft verschafft im Abstiegskampf für die Erste. Moral gestärkt im Kampf gegen Selbstzweifel für die Zweite. Unterhaltsamer
Fußballnachmittag für alle, die Spaß am Dorffußball haben.