Irgendwie habe ich es mit dem Bernsteinzimmerlügendorf aus der Grenztundra. Aber Lengefeld ist lustig, also schlug ich schon
vor dem Vorspiel der 2.Mannschaften auf. Das eine Tor der einheimischen Reserve würdigte ich später am Tag, indem ich mich
vom Ein-Torjäger nach Hause chauffieren ließ.
Nach Deutschneudorf könnte ich ein halbes Jahr kostenlos fahren. Mensch weiß nun, dass viele Tore gefallen sind. Im Folgematch
unter Regen (hin und wieder), rassigen Zweikämpfen (oft), losem Mundwerk des Platzsprechers (Tradition) und jeder Menge
Emotionen (je öfter desto Kreisliga), würgte sich der Aufstiegsaspirant aus dem Schmugglerdorf zu einem 1:0- Auswärtssieg.
Das Tor widerspiegelte den Spielverlauf…der ersten zehn Minuten. Ansonsten war Kampf und Wille auf schwerem Geläuf angesagt.
Nach dem Kick sprachen die Bolzer aus dem grenznahen Taigawäldchen von "glücklich gewonnen" und die Lengefelder vom
Gegenteil. Alles in allem ein Rundumsorglospaket für Sonntag. Steuerfreie Kippen vom Enkel Ho-Chi-Minh's aus Brandov
geholt, 180 Minuten Fußball gesehen und eine Wanderung bergan fabriziert.
Um den lausigen Bericht abzurunden wird es diesmal sogar ein Video geben. Ich grüsse damit Herrn Oeser aus Crottendorf. Alles
stativfrei gefilmt, Zoom weggelassen, dem Regen getrotzt…ja, so kann man es beschreiben.
Zum Unterfüttern der Fotos war ich auch noch als Tastaturathlet unterwegs und habe mir die Finger wundgetippt. Wir müssen der
Frauenwelt Rechnung tragen und metrosexueller werden. Ich mache den Anfang. Ab morgen kacke ich im Stehen und schlage mein
Wasser im Sitzen ab. Bleibt noch das Liegen. Naja. Im Liegen kann man lesen. Zum Beispiel den SPIEGEL- Bestseller "David
Beckham- Mein Leben". Eine metrosexuelle Romanze in vielen Akten. Also dann…lauschen wir David…und freuen wir uns auf den
Pokalhalbfinalknaller nächstes Wochenende. Rotation gegen…DAS Dorf schlechthin. Grenznähe. Beinahefundort…
"….Ich bin der schlechteste Beifahrer der Welt. Ich war überzeugt davon, dass Gary das Auto in den Graben fahren würde, obwohl
das Schlösschen kaum zwei Minuten entfernt war. Außerdem war das Auto des Bräutigams ein Bentley Continental. Ich würde mir
nicht nehmen lassen, den selbst zu fahren, ich hatte ihn ja schließlich auch bezahlt. Wir fuhren runter, und ich sah zum
ersten Mal das Innere des Lustschlösschens. Hubschrauber kreisten auf der Jagd nach Schnappschüssen über unseren Köpfen, aber
nachdem ich erst einmal die alten, moosbedeckten Stufen erklommen hatte, die ins Innere führten, hörte man nur noch das
Rauschen des Bächleins.
Es war, als hätte sich die Tür zu einem Märchen geöffnet. Kleine Lichter blinkten über unseren Köpfen, überall leuchteten
rote Rosen, die Wände waren von Efeu überwuchert, und es duftete nach Wald. Victoria hatte dies alles bis ins letzte Detail
geplant, und es war wunderschön. Ich spürte den ersten Kloß im Hals und musste kräftig schlucken.
Der Bischof von Cork, der die Zeremonie vornehmen würde, stand bereits in seiner purpurfarbenen Robe da. Ein sehr netter
Mann. Riesenfan von Manchester United, natürlich. Er hatte dafür gesorgt, dass das Schlösschen gesegnet wurde, sodass die
Trauung hier stattfinden konnte. In Irland gibt es zwölf Bischöfe, und seit unserer Hochzeit nennen die anderen elf den
Bischof von Cork "Purple Spice".
Ich stand vor dem Altar, den Peregrine aus Zweigen und Ästen gebaut hatte, und wartete darauf, dass alle ihre Plätze
einnahmen. Geige und Harfe ertönten. Es war vollkommen und friedlich, und ich zitterte wie Espenlaub. Ich schwitzte
auch, es war unheimlich warm. Unsere ganze Familie war gekommen, Tante, Onkel, meine Nan und mein Grandad, die Mädels, mein
Kumpel Dave Gardner und Gary Nevilles Eltern. Ein paar Dutzend Leute. Und wir alle warteten gespannt. Ich hörte, wie ein Auto
vor dem Schlösschen vorfuhr: Victoria.
Ich schwankte, schon bevor ich sie sah. Die Musik schwoll an. ICH FALLE HIER GLEICH IN OHNMACHT.
Tony, Victorias Vater, erschien in der Tür. JETZT IST ES SO WEIT. ICH BIN OHNMÄCHTIG.
Victoria betrat die Kirche. Ich drehte mich zur Tür um. Ich trug Brooklyn auf dem Arm, und ich fühlte meine Augen feucht
werden. Und dann sah ich Victoria. Ich habe sie geheiratet, weil ich alles an ihr liebe, ihr Aussehen, ihren Charakter, ihren
Sinn für Humor. Sie ist der Mensch, den ich besser kenne und verstehe als irgendjemanden sonst. Wir sind füreinander
bestimmt. Aber als sie jetzt durch das Schlösschen zum Altar schritt, sah ich jemand vollkommen anderen. Es war ein
unglaubliches Gefühl, und es fällt mir schwer, es in Worte zu fassen. Es war, als sähe ich diese wunderbare Person zum ersten
Mal. Lag es an dem Kleid? Oder der Umgebung? An der Tatsache, dass wir gleich Mann und Frau sein würden? Victoria war
alles, was ich kannte und wollte, aber plötzlich war sie noch viel mehr.
Ich dachte, ich wäre mir über meine Gefühle für sie im Klaren, aber ich war völlig unvorbereitet darauf, wie ich mich in
diesem Moment fühlte. Victoria war schöner, als ich je realisiert hatte, schöner, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Das Taschentuch hätte man auswringen können. Victoria kam zu mir und stellte sich neben mich. Überwältigt beugte ich mich zu
ihr und küsste sie. Die Braut sah mich an, als wollte sie sagen: "Das haben wir doch gestern Abend alles geübt. Ich
glaube, das war noch nicht dran."
Die Zeremonie begann und alles lief prima, bis wir dann tatsächlich "Ja, ich will" sagen sollten. Da war es mit der Fassung
endgültig vorbei. Stimmen wurden zittrig, die Tränen liefen nur so herunter. Bei uns beiden diesmal.
Wir ließen unsere Hochzeitssachen zum Empfang an, zu dem die restlichen Gäste geladen waren. Nur Elton John und sein Partner
David Furnish hatten es leider nicht geschafft zu kommen. Elton hatte uns vorher sogar versprochen, uns beim Empfang ein
Ständchen zu bringen, aber am Morgen der Hochzeit wurde er leider krank. Er machte sich wahrscheinlich größere Sorgen
darüber, dass er uns im Stich lassen musste, als darum, wie schlecht es ihm ging. Wir waren nur froh, dass es nichts Ernstes
war.
Am Essen im Festzelt nahmen fast 300 Freunde und Verwandte teil. Es war ein wunderbares Gefühl, all die Menschen zusammen zu
sehen, die einem etwas bedeuten, und alle amüsierten sich. Victoria und ich zogen uns vor dem Dessert um. Ich fand meinen
Anzug toll und hätte ihn wahrscheinlich angelassen, aber Victoria hatte keine Wahl. Zu ihrem Kleid gehörte ein Korsett, das
ein Schneider namens Mr.Pearl für sie angefertigt hatte. Ein irrer Typ, der selbst auch ein Korsett trug und sich sogar eine
Rippe hatte entfernen lassen, damit seine Taille schmaler aussah. Aber nach dem Essen wurde Victorias Kleid langsam ziemlich
unbequem, also gingen wir mit Brooklyn in die Hochzeitssuite und zogen uns andere Kleider an.
Wir saßen jeder auf einem Thron am Kopf der Tafel, und Brooklyn hatte einen dazu passenden Kinderstuhl. Das war natürlich
nicht ganz ernst gemeint, aber wir waren ja schließlich in einem Schloss, oder?
Und einen Tag lang waren wir Schlossherr und Schlossherrin. Unser kleiner Knappe trug auch einen purpurfarbenen Anzug und
sah fantastisch aus. Aber sobald wir beim Empfang waren, entschied Brooklyn, dass er etwas gegessen hatte, das ihm nicht
bekommen war, und er übergab sich auf sich selbst und mich.
Deine Kids sorgen immer wieder dafür, dass du nichts zu ernst nimmst, verlass dich drauf.
Ihn und mich selbst von Erbrochenem zu säubern, war genau die richtige Vorbereitung auf die Festreden.
Ich glaube, ich kam ganz gut weg, dank meinem Sohn und Peregrine. Später machte nur der Witz die Runde, nämlich dass ich
offensichtlich alle paar Minuten gesagt hatte:
"Meine Damen und Herren, ich möchte damit beginnen…"
Tony war als Nächster dran, und seine Rede traf genau den richtigen Ton. Sie war sehr liebevoll, und Victoria und ich
hatten mal wieder einen Kloß im Hals.
"David und Victoria wuchsen fünfzehn Minuten voneinander entfernt auf. Sie sind sich zwar nie begegnet, aber sie haben beide
den gleichen Hintergrund und wurden ganz ähnlich erzogen. Beide haben etwas aus sich gemacht und sehr hart daran
gearbeitet, ihr Leben zu gestalten. Als Victoria Tanzunterricht nahm, ging David zum Fußballtraining. Was sie erreicht
haben, ist das Ergebnis harter Arbeit. Und es ist ein Glück für sie beide, dass sie sich nach so langer Zeit gefunden haben."