Um 16:02 Uhr riss ein Lok- Fussballgänger in Leipzig aus Frust über das 0:3 gegen Chemie (und weil seine Frau in der
Stehbierhalle am Vorabend fremdgeknutscht hatte) die Autotür eines Toniwagens auf und schlug den Beamten Werner B. (der
am selben Abend nach dem Boxkampf Beyer gegen Lukas im ARD- TV mit seiner Frau ins Bett gehen wird, ohne mit ihr zu schlafen)
mit der Faust ins Gesicht.
Danach gab es Tumulte in Probstheida.
Um 16:02 Uhr riss ein 45 jähriger arbeitsloser Maurer in Dresden eine Eisenstange aus dem Schrotthaufen auf dem Gelände einer
Baustelle, um damit Polizisten zu malträtieren, die den Abgang der Wismut- Fans nach dem 1:0- Sieg gegen Dynamo Dresden
überwachten.
"Wir ham Punkte- ihr habt Steine."
Ein Anästhesist traf mit einem Stein einen Kopf.
So langweilig kann der Fußball in Sachsen sein. Der Praktikant R. stand derweil bibbernd mit Bauchladen auf dem guten
Sportplatz in Grünhainichen und tat sich die erste Halbzeit Grünhainichener BC II gegen ATSV Gebirge- Gelobtland II an.
Spitzensportler wollen angerufen werden und sei es zehn Minuten vor dem Anpfiff. Das Alkoholdoping vom Vorabend forderte Opfer,
aber es konnten elf Mann gezwungen werden die Töppen zu schnüren. Andreas "ich dreh dem Borstendorfer das Ohr um, damit ich
die rote Karte sehe" Schneider vollzog einen gewagten Hackentrick zum gegnerischen Stürmer (der einzige ohne Wölbung unter’m
Trikot), dieser nahm Fahrt auf und schoss unplatziert auf den einheimischen Torhüter, welcher wiederum platziert ins eigene
Tor abklatschte.
0:1 und Diskussionen auf dem Platz.
Weniger mit Sprachgewalt, dafür mit einem energischen Solo und gezieltem Abschluss (der Gebirgshüter wehrte mit einer Hechtrolle
zur Ecke ab) sorgte der Anleiter der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative Zschopau für ein erstes Zeichen.
Die Mitspieler hatten verstanden und kurz vor dem Wechsel, als ich gerade zum dritten Mal die fünf Euro Einnahme aus dem
Bauchladen (davon dicke Spende des Anleiters) zählte, gelang mit einem Innenspannstoß nach Doppelpass der Ausgleich.
Für mich der schönste Spielzug der Begegnung und nicht zu toppen, deshalb zog ich mich zurück.
Bis nach Hause.
Dort, wo sich Fuchs, Hase und der Kipper des örtlichen Steinbruchunternehmens "Gute Nacht" sagen, fand das Spitzenspiel der
2.Kreisliga Freiberg statt. SV Leubsdorf gegen TKV Flöha oder Erster gegen Zweiter.
Leider ohne einen Hoppingpunkt meiner Person, denn nicht der gleich daneben liegende neue Platz, sondern der immer noch schräg
abfallende "Alte" wurde als Austragungsstätte auserkoren.
Nach den Begrüßungsorgien durch die Späher aus Eppendorf (deren Augen vom Vorabend mindestens so rot waren wie der
ungestreckte Glühwein, der mangels Beschuss der Provianttrupps, irakilike, reichlich konsumiert werden konnte)
und der Vorspieler, die gegen den SVL II mit 1:3 verloren hatten und im Sinne von Kaffeetorsten schweratmend Anschlusssätze
zustande brachten wie:
"Wer hat mal schnell 'ne Kippe, ich krieg' keine Luft mehr?!", ging es auch schon los.
Die Gäste waren optisch überlegen, der Tabellenführer antwortete mit unkonventionellen Verteidigungsmethoden. Durch die vielen
jungen Spieler
(und Dynamo- Hools, die sich während des Spiels mehr mit Pöbeln, als mit gelungenen Übersteigern auseinander setzten)
waren die Kreisstadtkicker spritziger und erzwangen nach mehreren Chancen, die ein glänzender Torhüter vereiteln konnte, einen
Handelfmeter, der sicher versenkt werden konnte. Nach dem Wechsel folgte ein Bruch im Spiel der Elf von der Jahnhöhe. Der
SVL bemühte sich und drängte die Gästeelf, die nun immer mehr durch Debatten mit dem Schiri und untereinander Akzente zu setzen
vermochten, in deren Hälfte und als der Keeper (eigentlich Feldspieler) aus Flöha zweimal in 5 Minuten danebengriff, führte
plötzlich die Heimelf und alles deutete darauf hin, dass die Führung schnell ausgebaut werden würde, zu viele Fehler im
Sprachschatz, zu viele arrogante Rempeleien machten das Spiel des Zweiten kaputt.
Dann schickte der Fußballgott einen Hagelschauer allererster Sahne Richtung LPG und Sportplatz und ein Großteil der Zuschauer
kämpfte mit dem Unwetter, ohne einen Gedanken an die Kaffeetafel zu verschwenden.
Das Spiel nahm eine neuerliche Wendung, der Gast drückte wieder auf den Ausgleich und nach mehreren verzweifelten Versuchen
Tumulte im und um den Strafraum anzuzetteln, gelang schließlich der vielumjubelte Ausgleich und die Sonne kam heraus.
Auch unter dieser blieb es weiter prickelnd spannend und bis zum Schluss hätten beide Mannschaften gewinnen können.
Die fast 200 Zuschauer waren auch ausnahmslos bis zum Abpfiff geblieben.