Wenn Bedrich Smetana noch leben würde, könnte er jetzt Daily Terror mit einer Millionenklage verunsichern.
Diese Feststellung ereilte mich am frühen Morgen auf dem Weg ins gelobte Land der Zigarettenhändler und Gartenzwergverkäufer.
Aus dem Autoradio gab es Klassik auf Deutschlandfunk und der auserkorene Komponist war eben jener Tscheche.
In ihrem Lied „Dresden“ benutzt die Band aus Braunschweig neben Motiven eines anderen Soundentwicklers auch eine Sequenz aus
Bedrichs Smetanas (1824–1884) Zyklenwerk „Mein Vaterland“, um ihrem melodischen Treiben etwas kunstvolles unterzujubeln. Auf
den Punkt gebracht- es ist ein Teil aus „Die Moldau“, welches in hervorragender Weise die Menschen am Fluss, den Fluss selbst
und das Leben in jener Zeit charakterisiert. Der ganze Zyklus „Mein Vaterland“ wurde 1882 in Prag uraufgeführt, zu einem
Zeitpunkt als Smetana fast taub war. Bei mir im Radio strichen und bliesen nur die Wiener Philharmoniker über und in die
Instrumente.
Daily Terror hat also gefeatured, aber wer macht dies heutzutage nicht?
Die Lumberjacks haben Erstverwertungsrechte für ihre Ergebnisse in der Dorfteichliga und die sind mitunter recht einseitig.
Vor dem Kampf steht aber auch der Kampf und das fängt wie immer mit der Bekleidung an. Nach dem Hürdenlauf „Schlittschuhe
anziehen und verschnüren“ kommt mein extravagantes Etwas:
Der Brustpanzer, Schulterschutz, Schild gegen Rippenbrüche, Schulterblättereinrisse und Schlüsselbeinfrakturen in einem, hat
es ganz besonders in sich. Die Klettverschlüsse halten nicht mehr, die Befestigungen an den Hosen werden mit Schnürsenkeln
aufgepeppt und was letztendlich noch herumflattert, muss mit Klebeband befestigt werden.
Sieht zwar nicht schön aus, ist aber so.
Keine „was- trägt- man- heutzutage- drunter- Mode“, eher was für die Kleidersammlung, was nichts besagen will, denn
letztendlich landet alles bei Recycling Götze in Flöha auf der Stange der Effektenkammer und würde, wie in dem Fall, unter
der Rubrik „Verrücktes Sexspielzeug“ dem Second Hand Kunden nahegebracht.
„Binden Sie sich ihr persönliche Stimuli dorthin, wo es für Sie am lustvollsten ist!“
Lustvoll ist Eishockey für Dummies nur, wenn der Gegner mitspielt, ansonsten geht es wieder in die Rubrik „Modenschau auf Kufen“
und in der sind wir geübt, wenngleich menschliche Kleiderständer heutzutage ohne größere Bedeutung geworden sind. Der Mensch
trägt die Mode nicht mehr auf dem, sondern im Körper und lebt täglich mit Piercings und Tattoos auf dutzenden Fernsehkanälen
seine Nacktheit aus.
Wenn er dann älter wird, investiert er alles in seine inneren Werte, um noch älter zu werden und stopft sich mit
Herzschrittmachern, künstlichen Hüft- und Kniegelenken und Ersatzorganen aus vorsorglich präparierten brennbaren Materialen voll.
Nach meinen jüngsten Forschungen geht aber der Trend wieder zum Natürlichen.
Einige Erkrankte haben sich einen künstlich- behaarten Darmausgang legen lassen.
Dies ist der konkrete Beitrag zur Evolutionsgeschichte. Aus dem Tier entstanden, 2000 Jahre unter dem unsäglichen Druck gelebt
sich von diesem Makel befreien zu müssen und letztendlich als maschineller Blutgefäßträger geendet...
So wollte es sicher niemand und Gott hat auch keinen Haufen Plastik- und Metallschrott ins Paradies gekippt.
Aber irgendwie war das schon zu ahnen. Erst lebt die Menschheit unbeeinflusst und unbedarft ihre Phantasien aus und bringt
wunderbare Höhlenmalereien zustande und zum Schluss beschmieren sie die Wände von öffentlichen Toiletten mit eindeutigen
Parallelogrammen oder machen Rauten verdübelungsfähig.
Ja, was lob’ ich mir die Höhlenmenschen. Einfach so rumsitzen, Feuer machen, Holz fällen, oder, wenn der Magen knurrt, ein
Mammut jagen.
Die Mammuts aus Mühlau haben mit der Steinzeit nichts gemein und spielen auch kein altertümliches Eishockey. Vielmehr sind sie
als einer der vielen Favoriten in die Saison gestartet und unterstrichen dies auch von Anfang an. Die LJ’s wurden tief ins
eigene Drittel gedrängt und sahen sich permanenten Angriffswellen ausgesetzt. Gerade in der Entlastungsabteilung fehlten die
Herren Gouk und Beckert doch sichtlich.
Bis zur 9.Minute hielt das erprobte Bollwerk selbst mit der vierten Reihe, doch dann gelang den Gästen das 0:1. Natürlich gab
es kein Aufbäumen, sondern ein Absichern des erträglichen Standes bis zur ersten Sirene.
Die Fanblöcke beider Teams, im Verhältnis 30:70 für die Mammuts, machten ordentlich Radau, wobei die Gashupe der
Lumberjack- Supporters einen enormen Auftrieb verlieh und nach 26 Minuten das überraschende 1:1 durch Hammer (nach Ableger
von McBlack) begleitete.
Nun hatte man aber den Koloss so richtig wütend gemacht und nach zahlreichen Chancen, die unser Goalie (mit neuen magischen
350 Euro Itech- Schonern) spektakulär vereitelte, schlug es zwischen der 30. und 34.Minute gleich zweimal im Chemnitzer Kasten
ein. Die Loipe war gespurt und der Weg zur 3. Niederlage konnte eingeschlagen werden, zumal die Mühlauer (vorerst) nicht locker
ließen. Trotz alledem war das 3:1 zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaft für uns und damit es so blieb, mussten die bekannten
Nasen der dritten und vierten Reihe eine interne Spieldauerdisziplinarstrafe absitzen.
Die Betroffenen (einen rufen seine Eltern Tino, der andere hört Sonntagmorgens gern Smetana) hatten trotzdem Spaß.
Wie auch das Publikum, denn die Mühlauer zeigten sich zunehmend erzürnt, da es ihnen zwar gegeben war, dass Spiel zu diktieren,
aber einen Sebastian Hammer auszuschalten gelang ihnen nicht. Nach etlichen Bandenchecks und verdeckten Nickligkeiten nahm
Herr Hammer das Geschenk an und konnte endlich die Fäuste fliegen lassen. Der Pulk wurde schnell größer und auch Leute, die
in anderen Reihen vorgesehen waren, bevölkerten das Eis.
Endergebnis: 5 Minuten für Hammer, 2 Minuten für den Mühlauer Übeltäter.
Nach der zweiten Drittelpause
(In der die Zuschauer staunten: „Guck mal die rauchen ja.“, woraufhin Blacky seinen Helm und eine Bierflasche lüftete, weil er
Nichtraucher ist und auch einen Grund für die anstehende Niederlage brauchte: „Ich trank zuviel und unter mir bebte und
wackelte das Eis“ vs. „Ich habe in den Drittelpausen geraucht und hatte im Schlussabschnitt keine Puste mehr.“)
wurde noch mehr Platz auf der Eisfläche.
Wir verbesserten (noch unbewusst) unsere Ausgangssituation: 5 gegen 3- Powerplay und Andi hielt weiter jeden Schuss auf sein
Gehäuse.
5 gegen 4- Powerplay und Mühlau ließ uns nicht mehr aus dem Drittel.
Powerplayende- der Puck landet vor der Kühlbox, Hammi springt von der Bank aufs Eis und an den Puck, den ins Tor: 3:2.
Der Gegner bündelt seine Kräfte und läuft wiederholt ins oder zu spät aus dem Abseits. Untereinander knurrt man sich an und
zusehends bekommen Starverteidiger Aumi und Hammi Spaß am Spiel.
Paß von Aumi aus dem eigenen Drittel auf Hammi, der an den, eigentlich schlittschuhtechnisch und läuferisch guten,
Gegenspielern vorbei und ins Tor (den Puck):
3:3 und noch 5 Minuten.
Innerhalb weniger Sekunden brechen zwei Mühlauer frei durch und scheitern allein an Andi Wolf.
Salz in der Wunde der ehrgeizigen Gäste.
Hatte ich was vergessen?
Ja, Aumi auf Hammi und drei der großen Kontrahenten ausgespielt, den Goalie ausgeguckt und: 4:3.
Ach und hier mal bitte: Hammi kurz nach der blauen Linie abgezogen: 5:3.
Irgendwann zwischendrin hatten die Gäste den Goalie gewechselt, aber am Spiel änderte sich nichts. Mühlau drückte, wenn auch
nicht mehr so flüssig in den Aktionen.
Hammi schoss noch mal und ein Schläger wurde in die Flugbahn geworfen: egal interessierte nicht mehr, denn 6:3.
Danach war Schluss, wir durften auch mal auf dem Bauch Richtung Fans rutschen und wir durften auch mal jemanden bedauern:
die guten Mühlauer, die über die gesamte Spielzeit klar besser waren, ausgeglichen besetzt sind, aber weder einen Plan haben,
wie man überragende Goalies entnervt, noch wie man Topstürmer entzaubert.
Mit diesem spektakulären Sieg wurden den Gründern der DTL (Dresdner Ice Pilots) in einer feierlichen Zeremonie die rote
Laterne überreicht.