Als ich heute früh aufwachte und erfreut feststellten durfte, dass ich von meinem gestrigen Lokundhallehurensöhneschluckauf
befreit bin, überprüfte ich meinen Vorabentschluss, doch etwas über einen Tag zu schreiben, der sich am einundzwanzigsten April
Neunzehnhundertneunzig in und auf dem Hin- und Rückweg nach Probstheida ins Stadion von Lokomotive Leipzig als recht
ausschweifend entpuppen sollte.
Aber, und um ehrlich zu sein, hatte ich (glaube ich) schon jede Menge im Retrozine "Gellert Szenario 11" dazu erzählt, und
nur alte Männer erzählen 33 Jahre alte Geschichten.
Von früher, als man Straßenbahnwagen entglaste, um besser Luft zu bekommen, als man über Krimskramsmodeschmuckmärkte
stolperte, dort Tische umfielen, weil man aus Versehen an den Ecken hängenblieb und die Freundin am Abend daheim freudig
überrascht war, was für ein Geschenkegentleman man doch sein konnte, jedenfalls das alles nachdem man von der Polizei
aus der Straßenbahn geholt worden war, die danach wegguckte, als man eine Horde kahlgeschorener LokFÜHRER das Gras vor
dem Völkerschlachtdenkmal fressen ließ, die aber dann pennte, als die Lokomotive Steine in den Gästebereich spuckte
und für verletzte junge Mädchen sorgte.
Ich war bei Lokomotive gegen den FC Karl-Marx-Stadt, vor 3000 Zuschauern, es ist 33 Jahre her- wird der Fachmann längst
erkannt haben und nun ist alles immer noch so alt dort und privat doch ganz anders: stehe und reise ich mit Grün-Weiß, es
sind 10700 Zuschauer zu Besuch, mindestens 1200 drücken dem Gast die Daumen, die Stimmung ist um Längen besser, eigentlich
ist ein Vergleich unvereinbar, Chemie gewinnt verdient, das als man bezeichnete ich singt mit den als man bezeichneten
wir, bis die Stimmbänder schmerzen, anschließend trabe ich durchs komplett polizeiüberwachte Probstheidaer Outback zum
Parkplatz und fahre die hundert Kilometer heim.
Und am nächsten Tag, heute, fühlt es sich an, als hätte man drei Tage durchgesoffen.
Nein, ich bin noch nicht (so) alt.
Und gegen Schluckauf habe ich sowieso nichts.