Diesmal also Kreisliga MEK, inklusive 2.Kreisklasse, also paar Ligen tiefer als zuletzt. Das Vorspiel bestritten Lengefeld II
gegen Krumhermersdorf III und die Heimmannschaft gewann ihr erstes Ligaspiel überhaupt und das gleich mit 5:1. Der
Gegner aus dem Suppenland (wahrlich auch nicht erfolgsverwöhnt) trug's mit Fassung.
Beim Hauptkick gab es weniger Nettigkeiten. Ich sage mal völlig wertungsfrei: Ruhrpott, Stadtklasse, Problembürger…und das
Spiel wäre nicht über 90 Minuten gegangen. Unrühmlicher Höhepunkt der ersten Hälfte war der Schlag ins Gesicht eines am
Boden liegenden Lengefelders (Spieler natürlich, denn wir sind hier nicht beim WuW-Wrestling).
Gesehen hatten dies weder Schiedsrichter noch Assistent.
Der Gastgeber genehmigte sich dann zwei Auszeiten und lag 0:2 zurück. Nichtsdestotrotz lief das Nickligkeitenkombinat auf
Planerfüllungsniveau. Derbe Fouls von beiden Seiten, Schubsereien nachdem ein Krumi den Ball per Vollspannstoss in die
einheimischen Besucherreihen beförderte und so manch gepflegter Wortwitz rundeten den Nachmittag ab. Schließlich bekamen
die Gäste noch einen Elfer, welcher aggressiv gegen das Gebälk gepfeffert wurde.
Als der Mond schien und die Sonne ins Bett ging, weil sie ja morgen zeitig raus muss (wegen Montag und so…) erzielten die
Kalkwerker mit einem schön abgeschlossenen Solo den Anschlusstreffer. Es war schon beinahe finster und in der
Nachspielzeit. Demzufolge blieb es letztendlich dabei.
Nach dem Spiel starrte man gedankenverloren auf einen Fernseher mit Rotstich oder auf ein Multimediahandy mit kicker.de und
fussball.de. So wurden die Ergebnisse der tiefsten und tiefen Ligen ausgegraben und geklönt. Außerdem stellte ich
Gemeinsamkeiten fest. Nicht nur das ich mit Herrn Oeser aus Crottendorf befreundet bin, sondern dass man auch hier
dessen Bezirksklassevideos in Bundesligamanier hin und wieder frequentiert. Wer Bock hat, kann sich diese Kunst (von
vier Cams je Spiel festgehalten) hier reinziehen:
http://www.youtube.com/user/OeserPictures
Noch besser ist es um die Leute bestellt, die einen Heimatverein haben, die sollten natürlich den Dorf-, Stadt- und
Landfußball weiterhin supporten.
Fazit: Mein Eintrittsgeld war wieder gut angelegt, der Sportplatzsprecher in gewohnt (ungedopter!) Höchstform und Lengefeld
muss unbedingt die Klasse halten...
Da meine Serie "Ego-DDR-Elf und Privateindrücke eines Dreizehnjährigen", die ich beim letzten Eintrag ins Schaufenster
stellte, keine Bäume ausriss, musste ich natürlich im Auftrag von "Gellert Szenario", "Anti-Social.de", "Bückware"
und "AS-TV" Ersatz besorgen. Ich latschte zur Mauer, lugte drüber und entdeckte das Hetzblatt des Turbokapitalismus.
Und für diese Ausgeburt war das Jahr 1990 faktisch "Scheiße", schon allein deswegen, weil man während der WM keine
Schlagzeilen stricken musste, sondern sich die Schlagzeilen selbst gebaren.
Insgesamt war diese Zeit die Geburt der Alibikäufe. Während Alkoholiker früher aus Kostengründen neben dem benötigten Fusel
ein Brot kauften und es an die Enten auf dem Fluss verfütterten, wechselte man aufgrund des Subventionswegfalls für
Grundnahrungsmittel zu gedruckten Waren. Also zwei Bier, vier Flachmänner und die BILD (ist auch heute noch üblich,
besonders auf Bahnhöfen). Die MoPo macht es besser und rekrutiert ihre Verkaufstalente gleich aus dem Promillespektrum.
Mein Favorit aus den Neunzigern: früh um halb sechs Uhr in Dresden auf dem Weg zur Baustelle stoppte uns eine rote Werbesäule
der MoPo auf einer Kreuzung und hauchte eine steife Brise durchs Seitenfenster in den Transporter. Mit einer Hand Zeitung
reichen, Geld kassieren (aber nicht von mir) und dabei mit der anderen Hand am Auto festhalten, um nicht zu stürzen,
Zirkusnummer allez! Egal, nun zu den Quasieindrücken aus Diekmanns (der heutige Bleistiftdiktator) Schmierenheft.
Words before: Nicht das jemand auf die Idee kommt, ich hätte diese BILD- Lügenkobolde mit Arbeitslosenkohle finanziert, nein,
ein Exemplar fiel mir neulich beim Creepen im Ex-Ferienheim eines unbekannten Schkopauer Volksbetriebes in die Hände und dann
auf den Scanner.