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25.04.2004, Welcome 

Hiermit eröffne ich das neue Tagebuch, weil das alte Tagebuch voll, aber immer noch nachschlagbar für den Leser, ist.
Außerdem sah es nicht mehr so gut aus. Etliche Eselsohren zierten den Leib, der, älter als ein Knochen; durch einen Papyrussaurus ausgegraben, abgenagt und wieder begraben; in der pleistozänen Tonerde ruht, durch die sich das Abwassersystem der umliegenden Dörfer wühlt, als wolle es sagen:"Spülen nicht vergessen!"

28.04.2004, Welcome II 

Er sieht nach oben ins künstliche Licht und gleich wieder nach rechts auf den Haken, der sich ihm nähert. Hinter ihm wird ein Schubkasten aufgezogen, der in den Schienen schleift. Der heisse Atem des Kittelträgers weht ihm ins Gesicht, welches angespannt und kritisch über ihm thront. Von links nähert sich ein schwebendes Etwas und fragt: "Möchten sie noch schnell spülen?"

02.05.2004, Ein Zug fährt aus 

Wir befinden uns genau dort, wo der Losmann in seine Einflugschneise blickt.
Dort, wo sich ringsum Fenster schließen.
Dort, wo Wind gesät wird.
Das klingt dramatisch, aber unten am Schanzentisch ist es weit weniger bedrohlich.
Lecker Bahnhof, mit Flöhatalbahn, bitte!
Ich steige in den Zug, allein, wie gehabt.
In Leubsdorf steigt mein Onkel zu und wir plaudern, besser er plaudert und ich lausche.
Er redet von Ulli, der fette Schlampe, die mich damals immer nach den Bohnerwachsdiskos in ihre Bohnerwachsbude abschleppen wollte.
Eine Pennervotze, die nur so geworden ist, weil es hierzulande keine anderen Klamotten und keinen Stil gab. Jedenfalls hat sie jetzt eine eigene Fernsehshow bekommen, überregional.
Draußen müßte jetzt die Hetzdorfer vorbeifliegen, oder zumindest die strammen Schenkel der Brücke.
Mittlerweile hat Ulli nur noch eine Einladung zu einer Talkshow mit dem vielsagenden Titel:
"Hilfe, meine Frau putzt unsere Wohnung!".
Als Stargast wird sie als erste auf die Bühne dürfen, vielleicht wird es auch ein Livetelefonat mit der Schwiegermutter geben.
"Ihr Schwiegervater hat zwei Millionen im Lotto gewonnen", sagt der Onkel und ergänzt, "daraufhin wurde er vor Kummer fresssüchtig und musste auf dem Bau kündigen, weil er nicht mehr in die Kranführerkabine passte. Am Anfang sind immer noch drei Kollegen mit hochgeklettert und haben ihn hineingeschoben, aber nachmittags- zum Feierabend hin, wenn alle einen gezwitschert hatten, wollte keiner mehr rauf und das Fleisch aus der Kapsel holen."
Scheiße, wo ist der Bahnhof Hetzdorf?
Draußen tauchen Schilder auf, die ich noch nie gesehen habe.
("No Crossing", Highway 35, ein Ortsschild von Prescott (?))
Der Zug hält in Hastings und ich steige kurz aus, um mich zu vergewissern.
Ja, Hastings, statt Falkenau, Hetzdorf oder Chemnitz- Hilbersdorf. Und der Zug ist nicht Eigentum der Bundesbahn, sondern wir fahren plötzlich auf Gleisen der Burlington Northern Santa Fe Railroad und mir wird klar, wir besuchen Jack Sawyer, es ist der 1.Mai- ein Jahr nach dem "Talisman", ein Jahr nach "(K)ein Twinner fällt ins Wasser", nur vier Monate nach Heft 10 und zwanzig Jahre später sind wir im Buch "Black House" angekommen.
Vielleicht begegnet uns Charles Burnside oder Carl Bierstone, beide mögen Kinder, Kinderfleisch um genauer zu sein.
Beide sind eine Person, um es auf den Punkt zu bringen.
Weil wir gerade dabei sind- natürlich ist die Flöha der Mississippi.
Charles hat keine Frau, die Bücher mit dem Titel "Wie koche ich meinen Mann schlank?" schreibt und über die KAUFLAND- Kette vertreiben lässt.
Der Zug rast mittlerweile auf die Carlos Avery Wildlife Area zu. Schilder künden davon.
Mein Onkel hat einen Plastiklöffel (wahrscheinlich von McDonalds) hervorgeholt und isst aus dem Aschenbecher.
Bitte, Leute, lasst French Landing außen vor!
Der Zug der Burlington Northern hält auf offener Strecke, aus dem gegenüberliegenden Fenster sehe ich Helikopter kreisen und ein Meer aus Krankenwagen und State Police- Fahrzeugen mit funktionierenden Rundumleuchten vor einer Rauchsäule. Eine Chemiebude, so groß wie Leuna und Bitterfeld zusammen, scheint in die Luft geflogen zu sein.
Wenn ich mich gekümmert hätte, wüsste ich, dass in ihr vorwiegend Wasch- und Spülmittel hergestellt worden sind.

11.05.2004, Die "Kessel- Krampe" 

Die Freundin der greisen Kawuttke (die in "Das Tor" erst den Schuh, dann das Bein und schließlich die tote Rose Manlovsky inmitten zahlreicher Milchbrötchen fand) wohnt auf der Mühlenstrasse unterhalb der Gaststätte "Spanziehmühle".
Vorige Woche hat sie in einem Kaufhaus der tausend Dinge einen Flötenkessel aus Edelstahl entdeckt und vom Fleck weg gekauft.
Ob er vor oder nach dem Tchibo- Regal ausgestellt war- wer will sich daran heute noch erinnern?
Eigentlich hat sie ja schon einen vollautomatisch und elektrisch betriebenen Wasserkocher, dennoch bereut sie den Kauf nicht. Die Multifunktionalität dieses Gegenstandes entzückt sie jedes Mal von Neuem. So kann man mit dem Kessel allein Blumen gießen, wenn man vorher Wasser eingefüllt hat.
Die Freundin der greisen Kawuttke, Erwine Krampe, ist eine hervorragende Bläserin. Und das ist wichtig, weil sie mehreren Katzen ein Nachtlager zur Verfügung stellt.
Mit dem Kessel kann man auch die Trinkschälchen der Katzen füllen, wenn man vorher Milch eingefüllt hat.
Als sie das erstemal mit dem Flötenkessel herumforschte, entdeckte sie die wahre Vielfalt des Gerätes durch die Entfernung der Kesselflöte vom Rumpf des Kessels.
An diesem Abend spitzte sie die Lippen und stülpte die Flöte über den runzligen Wulst und schon beim Ausatmen entrang sich dem Gerät ein pfeifender Ton.
Nun konnte sie endgültig sparen.
Das "Dudidu" und "MineMauzeGutschi" wurde wegrationalisiert und ein Rufton geboren, der die Katzen zum allabendlichen Sammeln blies. Als sich ihr Mann, mit dem sie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gesprochen hat, in das Rudel der Heimkehrer einreihte, war auch ein weiteres Kommunikationsproblem gelöst.
Jetzt flötet sie täglich mehrmals mahnend, wenn er heimlich am Schuppen am dreiunddreißigtausendsten Päckchen Zigaretten seit dem ersten Weltkrieg raucht.
Wenn das nicht hilft, kippt sie ihm Wasser aus dem Obergeschoss hinterher.
Aus dem Kessel, versteht sich.

28.05.2004, Neulich beim Kohlenhändler

"Ach, hallo."
"Zweimal."
"Von den Tschechen?"
"Ja."
"Geht noch nicht ohne?!"
"Nein. Und den Ökoanzünder."
"Viernullfünf."
"Das zieht abends immer noch mal an."
"Aaaaah, passend. Prima."

Draußen

"Die muss ich von hinten holen." (Stimme entfernt sich)
"Gleich hier rein, wo Platz iss."
"Okay."
Kofferraumklappe fällt hörbar ins Schloss.
"Schöne Pfingsten."
"Selber."

12.06.2004, Die kleinen Haushaltshelferlein

Dem Verwendungszweck vollkommen angepasst ist das SIEMENS- BÜGELEISEN.
Schönheit, Qualität und Leistung vereinigt dieses Eisen. Die besonders schnittige Sohlenform sowie die abgeschrägten Flanken erleichtern jede Bügelart besonders.
Sauber ohne jede Anstrengung wird Ihre Wohnung durch Verwendung der SIEMENS- STAUBSAUGER.

So soll Lippenstift angeblich in klassischen Zeiten von PROSTITUIERTEN eingeführt worden sein, die damit ihre Bereitschaft zum oralen Sex bekunden wollten. Kleopatra wird nachgesagt, eine Meisterin der FELLATIO gewesen zu sein. In einer Nacht soll sie sich 106 römische Legionäre zum Munde genommen haben.

Immer gleich saugstark (Super, Standard, Junior) bleiben die drei SIEMENS- STAUBSAUGER.
Das Urteil der Welt über diese Staubsauger drückt sich am besten in der großen Zahl der Benützer aus:
Viele Hunderttausende sind zur Zufriedenheit der Käufer seit Jahren in täglichem Gebrauch.

Einige Historiker behaupten, im alten China hätten Großmütter, Mütter und Ammen kleine Buben mit Fellatio beruhigt.

PARADEISSAUCE: Aus Butter und Mehl wird eine lichte Einbrenn bereitet, in die nach Bedarf Paradeismark eingerührt wird.
Nach Geschmack wird mit Salz, Essig und Zucker süß- säuerlich abgeschmeckt und je nach Wunsch zu dicker oder dünner Sauce aufgegossen.

Und Anthropologen haben melanesische Kulturen beschrieben, in denen kleine Buben an älteren Jungen Fellatio vollziehen müssen, um auf magische Weise an deren Stärke und Virilität teilzuhaben, und um jenen vor deren Hochzeit zu ermöglichen, dass sie ihre sexuellen Triebe abreagieren.

Wärme und Behaglichkeit verbreitet der elektrische SIEMENS- STRAHLKAMIN.
Dieser geschmackvolle Heizkörper eignet sich besonders für die Übergangs- und Zusatzheizung. Die hochglanzpolierte Nickelfläche des Parabolspiegels erhöht die Wirksamkeit der Wärmestrahlung.

Einführen von hinten sollte nicht mit analem Geschlechtsverkehr verwechselt werden, oder gar mit Sodomie, wie das einige puritanische Kritiker tun. Das ist nicht nur etwas anderes und für die meisten Paare weniger befriedigend, es ist obendrein in vielen Ländern verboten.
"Vom Nacken abwärts die zweite Öffnung", ist daher die Empfehlung, die jungen Männern üblicherweise gegeben wird.

In das vorgeheizte Rohr werden eingeschoben:


Quellen:

Dr. Glenn Wilson "Techniken der Liebe"
K. Dopler "Ich koche auf dem Siemens Elektroherd"

22.06.2004, Sir Willi(am)- die Sportskanone

Sir Willi startet als Kraulschwimmer bei den Paralympics in Athen, nachdem ihm aus Versehen beim Ritterschlag zu Ehren des fünfzehnten WM- Titels im Hampelmannmachen ein Arm abhanden gekommen ist.
Bei dieser Gelegenheit gingen auch die Buchstaben 'am' verloren.

18.07.2004, Ein Zug fährt aus II 

Witwer Manlovsky hat sich einen Sixpack Bier aus dem Kühlschrank seines Wohnwagens geholt und sich wieder in den Schaukelstuhl vor seiner Herberge gesetzt, die statt einer Unterkellerung nur bescheidenen 3 Ziegel an jeder Achsseite benötigt.
Sein kleines TV- Gerät rumort im Hintergrund weiter und auf HBO arrangieren sich zwei Boxer ihre Gesichter neu.
Wolfhard Manlovsky ist verunsichert und verwirrt zugleich, wenn beides nicht manchmal gleich dasselbe wäre. Eben hat er ein unglaubliches Bahnmobil auf den Schienen Richtung Wildlife Area rasen sehen, nebenan brennt die Chemiebude; Meister Propper habe sie selig; und die letzten Nächte waren auch nicht das Gelbe.
Es ist Sommer und es ist kalt, schön, denn der Wohnwagen heizt sich sonst auf 40 Grad auf,

also anders als letztens, als Cummi "verschwand"

aber nichts ist so wie es war.
Seit drei Nächten hüpft der Knüppel aus dem Sack und klopft an sein Fenster. Und der Knüppel hat einen goldenen Knauf und dieser goldene Knauf des Wanderknüppels für Senioren hat ein Motiv, einen spitz zulaufenden Adlerkopf.
Und glaubt nicht, daß Manlovsky seine Kabelrechnung nicht bezahlt hat, sein Fernseher läuft ja und ABC zeigte vor Jahren den Mehrteiler "Storm of the Century" und somit den Besitzer des Wanderstockes.
Und wenn der alte Penner nicht fern sieht, dann liest er hin und wieder und wie von Geisterhand hatte er aus der örtlichen Bücherei das Buch zu "Storm of the Century" in der Hand und der Stockbesitzer einen Namen.
Andre Linoge.
Es gibt immer jemanden der ihn zuerst sah und demnach ist Andre der letzte den der Jemand sah (das verrate ich jetzt mal).
So sind die Regeln.
So und nicht anders.
Denn Linoge hat Augen wie der Losmann, nur viel schlimmer und er ist ein Maler.
Er ist ein großer Maler und seine Farbe ist das Blut und sein Pinsel der Stock mit seinem Knauf.
Und solange die Chemiebude brennt und die Bullen in der Nähe sind, wird sich niemand hier rumtreiben und
(tok, tok)
an seinen Wagen klopfen oder an den Wänden kratzen.
Hofft er zumindest.
Da versteht der Sixpack- Vernichter keinen Spass.
Darunter versteht er Angst.
Angst die der kleine Junge hatte, welcher in "Black House" an die Wand gekettet war, während Charly, der Jungengourmet, sein Filettiermesser wetzte und am Haken eine Schürze hing, hing mit dem Aufdruck "Man darf den Koch auch küssen".

11.09.2004, Nur mal so 

Ein voller Vollwaise hatte sich so betrunken, daß man nicht weise sein muss, um eine unkontrollierte Abgabe frisch Verdautes zu prognostizieren.

03.04.2006, Was neues 

So, nach einem anderthalben Jahr Pause werde ich nun hin und wieder die Homepage beleben. Eigentlich habe ich gar keine Zeit, da ich an einem größeren Projekt mit dem Arbeitstitel "Die Rückkehr der Regressiven" werkel.

Das wird doch eh' nichts

doch

nein

doch.

Von den Käufern der Nummer 10 vermisse ich noch eine brauchbare Rezension, wer also Bock hat, kann mir eine Mail schicken, mit eben diesem Inhalt. Danke schon mal im voraus.

09.06.2006, WM Blog #1 

So nun hat sie endlich begonnen, unsere und von allen heißgeliebte WM. Früh am Mittag war ich noch im Solarium, Bullenhitze kann ich vermelden. Zustände wie am Äquator, welche ja Stolen am Abend bekanntlicherweise mit 2:0 weggefidelt haben. So wird es nichts mit dem "Spaß"duell im Achtelfinale gegen England.
Achso, die Deutschen, wir also, haben auch gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Morgen wird es dann richtig stressig auf der Couch. Für gleich drei Spiele braucht man jede Menge Sitzfleisch, aber wer schon unter äquatorialen Bedingungen trainiert hat (wenn auch nackisch), der wird dies auch überstehen. Bis morgen!

10.06.2006, WM Blog #2 

Puuuuh, war das knapp. Die Gauchos zitterten ebenso wie Trini's Daddy und Tobacco die letzten Minuten ihrer Spiele. Die Engländer waren cool, auch wenn es ihnen zu heiß war.
Ja, so isses wenn man zum Schluss den Laden dicht machen muss.
Erst die ganze Auslage wegräumen, dann die Kartoffeln in der Gitterbox wegschließen und zu guter letzt einen Kassensturz machen.
Apropos Kartoffeln. Warum treiben diese Dinger bei mir eigentlich immer nach drei Tagen? Warum machen die Triebe den Küchenschrank von innen auf?
Gruselig das Ganze. Vielleicht weiß der Lebensmittelhändler Meier Hans aus Flöha mehr.
Wer eine Flasche Ketchup will, muss vier Päckchen Makkaroni kaufen. Was das mit der WM zu tun hat? Nun ja- morgen spielt Holland und aus den Tomaten ihrer Landsleute wurde der Ketchup gewonnen, wenn er nicht so wie Letscho aus der CSSR kam.

11.06.2006, WM Blog #3 

War das ein Gewürge im Abendspiel Portugal gegen Angola. Ein Gewürge wie im Schlund eines Komodo Warans, der bekanntlich seine Speisereste in den Backentaschen behält, wo aus dem Gedöns Bakterienbomben werden, die sich dann als Jagdinstrument eignen. Heißt: Opfer beißen und laufen lassen, irgendwann stürzt dann das Opfertier und der Waran braucht das Tier nur noch abzugrasen.
So soll es auch bei der WM zugehen, erst würgen und dann knallhart zubeißen.
Vielleicht lege ich mir auch einen Waran zu, der kann dann die Burschen vernaschen die vor meinem Stubenfenster, während meiner krampfhaften Einschlafversuche zu Mittag, Fußball mit nicht von der FIFA lizenzierten Bällen spielen.
Geschehe denen ganz recht....

12.06.2006, WM Blog #4 

Noch habe ich keinen Waran, aber Tschechien hat mit 3:0 gewonnen und war bisher die stärkste Mannschaft im Turnier. Dennoch werde ich mir wohl Schlaftabletten zulegen müssen, da die Kinners heute Mittag vor dem Fenster geschrieen haben.
Zeug geschrieen, was nicht von der FIFA lizenziert ist und auch nichts mit der WM zu tun hatte.
Vielleicht habe ich es aber auch nicht richtig verstanden, weil sie in ihren Backentaschen noch Reste des Mittagessens hatten.

13.06.2006, WM Blog #5 

Heute war nun der erste Auftritt der Zuckerhüte und sie haben ihre Hausaufgaben gemacht, während die Franzmänner 90 Minuten über den Platz schlichen. Auch Zidane kann sich das 0:0 einpacken lassen, vielleicht wird er es auf irgendeinem Markt los. Ich glaube nicht daran. Ja, und nun die freundlichen Asiaten aus Korea, die haben ein Spiel gedreht und gegen Togo 2:1 gewonnen.
15 Uhr Frankfurt, die Kette hängt- so bei Herrn Pfister der Ex- Zurückgetretene.
Nun warten wir alle auf das Spiel der Deutschen, danach sind wir schlauer.
Aber gegen die Autoschieber dürfte nichts anbrennen, zumindest nicht auf dem Rasen...

14.06.2006, WM Blog #6 

Kollektive Ekstase auf den Rängen, Autohupen in der Innenstadt, ein Fahnenmeer, restlos gefüllte Kneipen, Bierseligkeit- und das alles in Tunis und Ar Riyad. Alles wegen eines unglaublichen Kicks zwischen Tunesien und Saudi Arabien. Letztere vertreten durch die Scheichs "Habb n digges Bangkondo" und "Habb n Mehnge Luhder im Balaschd".
Die zwei Teams neutralisierten sich auf niederstem Niveau, obwohl doch die Tunesier gestandene Auslandsprofis in ihren Reihen hatten.
Kurz vor Toresschluss führten die Saudis plötzlich und die gebetsfreudigen Kicker sahen sich allenthalben in Besitz von neuen Häusern, schnellen Autos und wildgewordenen Kopftuchträgerinnen. Das haut den härtesten Scheich um und so verklärt wie sie waren, ließen sie noch den Ausgleich per Kopfball in der Nachspielzeit zu. Keiner auf dem Platz wusste, ob das nun gut oder schlecht war, denn mit den Spaniern und den angeknockten Jüngern Klitschkos warten zwei harte Spiele auf unsere sympathischen Araber.
Da hilft nur eins: Gebetsteppich ausrollen und auf die Knie!

15.06.2006, WM Blog #7 

Tag sieben der WM. Die Engländer gewinnen ein Spiel gegen Trinidad und Tobago, welches eigentlich auf ein 0:0 hinausgelaufen war, mit 2:0. Herr Crouch mag keine Rastazöppe und griff seinen Gegenspieler vor dem 1:0 heftig ins Haupthaar. So wird man kein Frisör.
Unsere Äquatorianer kommen mit hundertprozentiger Chancenverwertung zu einem 3:0 gegen Costa Rica und könnten mit einem Unentschieden gegen Deutschland Gruppenerster werden. Dann die Schweden: sie bolzen sich durch einen Kopfball von Ljungberg fast schon ins Achtelfinale, wenn da nicht noch die Trinidader und Tobagoaner einen souveränen Sieg gegen Paraguay landen. Der Tag acht der WM verspricht die interessanteren Spiele, immerhin sind die Elfenbeinküste und Argentinien im Einsatz und was machen unsere Nachbarn, die stets feierwütigen Käsköppe?
Fragen die dann morgen beantwortet werden...

16.06.2006, WM Blog #8 

Heute sind Zweie gestorben, denn die Todesgruppe war zu Gast in meinem Fernseher. Im Falle von Serbien- Montenegro weigert sich sogar der Pathologe eine Obduktion vorzunehmen. Die Elfenbeinküste dagegen ist schmerzlos und im Schlaf dahingeschieden.
Irgendwie kommen die afrikanischen Mannschaften nicht aus den Puschen, auch wenn im Abendspiel Angola einen Punkt gegen Mexiko erkämpft hat, gewonnen hat noch kein Team vom schwarzen Kontinent. Vielleicht schafft es ja morgen Ghana gegen die Tschechei, aber wetten würde ich darauf nicht, auch wenn bet and win mittlerweile 30 € kostenlos zur Verfügung stellt und wetten.de über Herrn Basler ausrichten lässt: "Ihr könnt ja gegen mich wetten!"

17.06.2006, WM Blog #9 

Ein Klasse- Fernsehprogramm an diesem schönen Samstag. Auf Kabel 1 war mein alter Freund Randall Flagg zu sehen, die Riesenschwarte "The Stand- Das letzte Gefecht" gibt es im Handel nicht unter 900 Seiten. Flagg verkörpert in King's Roman das Böse und taucht auch in "Glas" (dem vierten Teil der Saga vom "Dunklen Turm") auf, wenn auch nur in einer klitzekleinen Nebenrolle.
Also nicht so, wie es die Kicker beim Spiel USA gegen Italien verkörperten. Mit roten Karten wurden ausgezeichnet: De Rossi, Mastroeni und Pope und sie waren damit Hauptdarsteller in einem rüden 1:1.
Die Tschechen blamierten sich ja schon fast beim schmeichelhaften 0:2 gegen Ghana, damit sind sie nun nicht mehr die wohl stärkste Mannschaft im laufenden Turnier, auch nicht Portugal, die sich heftig abstrampeln mussten, um 2:0 gegen den Atom- Iran zu gewinnen. Einzig die Eleganz Figo's waren das sehenswerte an dieser Partie.
Im Übrigen bin ich weder für Familien- noch für Ehegattensplitting, was immer dieser Blödsinn bedeuten soll...

18.06.2006, WM Blog #10 

"Freude schöner Götterfunken...", intonierten die Korea- Ultras und mit ihrer Never- give- up- Mentalität erreichten die Südkoreaner auch noch ein 1:1 gegen Frankreich. Sehr lobenswert!
Die anderen Asiaten aus Litti's Country kamen nur zu einem 0:0 gegen Kroatien und können fast schon die Rückflugtickets buchen. Die anderen Gelben (diesmal die mit den gelben Trikots) siegten auch, aber von denen erwartet man ja eh nix anderes als den Weltmeistertitel. Umso größer meine Schadenfreude, wenn sie irgendwann ins echte Straucheln kommen würden. Die sollen geschlossen ihre Frauen hier lassen und mit Männerüberschuss zurück nach Rio fahren.
Ansonsten raschelt und knistert es wie Papier, wenn ich mir über den Kopf fahre. Ich häute mich wie eine Schlange und frage mich wie ein Cowboy, ab welcher Kopfhautschicht man sich sein Skalp runtergepult hat. So was passiert eben, wenn die Sonne auf einen haarlosen Schädel brennt und man keinen Wert auf Creme mit Lichtschutzfaktor xy legt.

19.06.2006, WM Blog #11 

Kein Gebet ist so gut, dass es den Arabern an diesem Tag geholfen hätte, mit 1:7 Toren und 0 Punkten sind meine Lieblinge vom ersten Spieltag baden gegangen. Die Klitschkos übten Rache für das 0:4 gegen Spanien und da kamen die Saudis gerade recht, um das Resultat zu drehen. Die Spanier berannten, nach einem frühen 0:1 für die Tunesier, das gegnerische Tor und erzielten in den letzten 20 Minuten noch drei Tore. Langsam werden sie einem unheimlich (wenn man frühere Turniere mal zum Maßstab nimmt).
In der Gruppe G besiegten die Schwyzer Togo mit 2:0 und was soll ich sagen: Herr Pfister hatte diesmal sein Hemd zugeknöpft und ließ nur erahnen welch unglaublichen Schmuck er um seinen Hals zu tragen pflegt. Naja, sind die Schwyzer nun Gruppenerster vor Frankreich und Togo ist aus dem Achtelfinalrennen.
Morgen nun beginnen die zeitgleichen Spiele (für Nicht- Fußballfans: zeitgleich damit nicht auf Resultat gespielt werden kann) und Klinsis Truppe weiß dann endlich, ob es gegen England oder Schweden geht....

20.06.2006, WM Blog #12 

Mit dem letzten Vorrundenspieltag in den Gruppen A und B wurden die Karten erst aufgedeckt und dann neu gemischt. Was sagt uns das? Deutschland muss nun gegen die Schweden ran (die eine traurige Vorstellung in der ersten Halbzeit gegen England ablieferten, um dann in der zweiten Hälfte die Engländer zeitweise hinten rein zu drängen) und England hat mit Ecuador einen dankbaren Gegner, der sich schon gegen Deutschland auf seinen, in den Spielen gegen Polen und Costa Rica erworbenen, Lorbeeren ausruht.
Ansonsten atmen die Besitzer von Luxuskarossen auf: die Polen sind raus und verfolgen den Rest der WM zu Hause vorm Fernseher.
Die Trinis haben zwar kein Tor geschossen, aber immerhin einen Punkt erkämpft und können sich nun in die zu Hause ausgebreiteten Arme fallen lassen. Um das zu vervollständigen: Paraguay fährt auch nach Hause, die Trinis geschlagen, ansonsten unauffälliges Dasein gefristet. Weiter geht es dann morgen...

21.06.2006, WM Blog #13 

Was wurde nicht alles berichtet, berichtet über das große Spiel, nach den Eindrücken der Vorrunde, Argentinien vs. Holland. Schlußendlich zockten die beiden Teams mit einer verstärkten B- Elf und es gab ein mageres 0:0. Nichts zu sehen vom hochgelobten Messi, die Stürmer hingen in der Luft, weil sich im Mittelfeld wenig bewegte und lange Bälle aus der Abwehr in den Sturm nicht gespielt wurden. Die Nachrücker in den beiden Teams drängten sich nicht unbedingt auf, so haben die Trainergespanne einigermaßen einen Durchblick, was ihre Kader anbelangt.
Ein ähnliches Spiel gab es am Nachmittag zwischen Portugal und Mexico, nur das in dem Fall drei Tore fielen und auch das gesamte Spiel besser war.
Serbien- Montenegro fährt nach der 2:3- Niederlage gegen die Elfenbeinküste ohne Pünktchen nach Hause, was der Iran mit einem 1:1 gegen Angola geradeso verhindern konnte.
Freuen wir uns auf morgen, wo in allen vier Spielen wohl nicht taktiert werden kann und alle acht Mannschaften noch die Möglichkeit haben ins Achtelfinale einzuziehen (mal abgesehen von Brasilien, die schon qualifiziert sind)...

22.06.2006, WM Blog #14 

Achja, immer gewinnen die Favoriten. In dem Falle die Brasilianer und ich warte noch immer, dass sich eine Mannschaft aufrafft und dieses Ensemble mit Kakophonie bekämpft. Vielleicht sind es ja unsere Deutschen, schön wär's. Ghana traue ich es nicht zu, wenngleich sie komischerweise das hiesige Publikum im Rücken haben. Jedenfalls wäre es interessant gewesen zu sehen, inwiefern die abgezockten Italiener mit ihrer Achse Cannavaro/Nesta den Brasilianern Paroli bieten können. Für die Tschechen waren sie eine Nummer zu groß und ihr Minimalistenfußball brachte den Erfolg.
Ohne Minimalismus aber mit viel Kampf kommen die Kicker vom fünften Kontinent ins Achtelfinale, was nur zeigt, dass sie sich zurecht bei der WM aufhalten und ihr Relegationsweiterkommen gegen Uruguay kein Zufall war.
Als Liebhaber der Außenseiter hoffe ich nun morgen auf Südkorea und als Liebhaber erfolgloser Schönspieler auf viele Tore bei Spanien gegen Saudi Arabien.

23.06.2006, WM Blog #15 

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber heute sind die Südkoreaner rausgeflogen und Spanien spielte nur mit einer B- Elf, was zur Folge hatte, dass es nur ein mageres 1:0 gegen die Saudis gab. Den Grottenkick des Tages lieferten allerdings Ukraine und Tunesien (1:0) ab und damit ist auch klar, dass ich bei der Suche nach meinem Außenseiterersatz (für Südkorea) nicht für die Ukraine votiere.
Eigentlich sind auch nur noch mehr oder minder große Mannschaften ins Achtelfinale eingezogen und eine dicke Überraschung ist ausgeblieben (vielleicht abgesehen von der Tschechischen Republik, die Ghana den Vortritt lassen mussten).
Bevor ich den Tag beende, möchte ich meine Leser lesen lassen, was ich so lese. Momentan "Trainspotting" von Irvine Welsh. Und wie ist das so, schön oder hübsch? Ich packe aus:

..."Sie lesen also über Kierkegaard. Erzählen Sie uns doch mal was über ihn, Mr. Renton." meint der Arsch herablassend.
"Ich interessiere mich für seine Vorstellung über Subjektivität und Wahrheit, vor allen Dingen für seine Gedanken über die Entscheidungsfreiheit; die Vorstellung, dass eine freie Entscheidung aus Zweifel und Unsicherheit erwächst, ohne jeden Bezug zur Erfahrung oder den Rat anderer. Man könnte mit einiger Berechtigung sagen, dass dies vorrangig eine bourgeoise, existentielle Philosophie ist, die darauf abzielt, die kollektive gesellschaftliche Weisheit zu unterlaufen. Gleichzeitig handelt es sich dabei allerdings auch um eine befreiende Philosophie, denn wenn die gesellschaftliche Weisheit negiert wird, wird auch die Basis der Sozialkontrolle des Individuums geschwächt und ..."
Aber ich sabble schon zu viel. Ich breche ab. Die Typen hier hassen Klugscheißer. Kann man sich ganz leicht ne höhere Geldstrafe oder, Scheiße, ne längere Haftstrafe zusammenquatschen. Ehrerbietung, Renton, Ehrerbietung....


*


..."Warte mal Sharon. Wir müssen uns mal n bisschen unterhalten. Hier drin isses ruhiger." Ich schieb sie ins Bad und schließ die Tür hinter uns ab.
Ich fang an, sie zu befummeln, und laber irgend n Scheiß von wegen, dass man in solchen Zeiten zusammenhalten muss. Ich befühl ihren Bauch und fasel was davon, welche Verantwortung für meine ungeborene Nichte oder Neffen ich hab. Wir fangen an zu knutschen, und ich fahr mit der Hand runter und spür die sichtbaren Nähte ihres Slips durch den Baumwollstoff ihres Umstandskleids. Nach ner Weile finger ich an ihrem Schlitz rum, und sie zieht mir den Pimmel aus der Hose. Ich laber immer noch Scheiß, erzähl ihr, dass ich sie schon immer als Mensch und als Frau bewundert hab, was ich ihr wirklich nich mehr erzählen muss, weil sie schon in die Knie geht, auch wenn's irgendwie tröstlich is, das zu sagen. Sie nimmt meinen Halbsteifen in den Mund, und ich werde schnell hart. Kein Zweifel, sie bläst gut. Ich phantasier vor mich hin, wie sies meinem Bruder macht und frag mich, was bei der Explosion mit seinem Schwanz passiert ist. (Anm. Der Bruder ist von der IRA gekillt worden.)
Wenn Billy (der Bruder) mich jetzt bloß so sehen könnt, denk ich, aber auf merkwürdig ehrfurchtsvolle Weise. Ich frag mich, ob er mich wohl sehen kann, hoff es jedenfalls. Das war der erste gute Gedanke, den ich ihm gegenüber hegte. Kurz bevor ich komme, zieh ich ihn raus und dreh Sharon zur Hundeposition um. Ich schieb ihr das Kleid hoch und zieh ihr den Slip runter. Ihr schwerer Bauch hängt fast bis auf den Boden. Ich versuch erst, ihn ihr ins Arschloch zu stecken, aber da isses zu eng und es tut weh, mein Ding reinzuzwängen.
"Nich so, nich so", sagt sie, also höre ich auf, nach Creme zu suchen und steck ihr den Finger in die Fotze. Sie riecht ziemlich stark. Aber mein Schwanz riecht auch ziemlich streng, und an der Spitze hängt überall der Käse. Körperpflege war nie meine Stärke; muss wohl der Wasserscheue in mir sein oder der Junkie.
Ich geh auf Sharons Wünsche ein und schieb n ihr rein. Is n bisschen wie die Wurst im Senfglas, aber ich find meinen Rhythmus, und sie wird enger. Mir fällt ein, wie kurz sie vor der Geburt steht und wie weit ich drin bin, und ich kann mir richtig vorstellen, wie ich dem Ungeborenen mein Ding in den Mund stecke. Das ist vielleicht eine Vorstellung, ficken und gleichzeitig einen geblasen zu kriegen. Das verfolgt mich. N Fick soll ja gut fürs Ungeborene sein, wegen der Blutzirkulation und son Scheiß. Und mich um das Wohlergehen des Kindes zu kümmern, is das mindeste, das ich tun kann....

24.06.2006, WM Blog #16 

Nun sind die beiden ersten Achtelfinalbegegnungen gespielt und die beiden ersten Viertelfinalisten stehen fest. Im ersten Spiel trafen Power und Hose- voll aufeinander und die Frage wer denn bitte Klose sei, ist nun auch beantwortet. Schlechter hätte auch Trinidad und Tobago nicht gegen uns gespielt.
Im zweiten Spiel ging es schon bedeutend ausgeglichener zu. Die starken Mexikaner gingen gegen die starken Argentinier in Führung, die allerdings nicht lange währte. In Folge entwickelte sich ein verteiltes Spiel, welches eigentlich in der 90. Minute entschieden war, nur der Schiri sah ein Abseits gegen die Gauchos, welches keines war. So blieb es Maxi Rodriguez vorbehalten mit einem satten Schuss vom Strafraumwinkel ins Dreiangel die Entscheidung in der Verlängerung für Argentinien zu erzielen.
Allerdings wird es gegen uns ohne Leistungssteigerung kein Weiterkommen geben, mal gucken, ob Riquelme am Freitag noch melancholischer dreinschaut, als er es eh schon tut.

25.06.2006, WM Blog #17 

Was am Nachmittag mit gähnender Langeweile bei England vs. Ecuador begann (England durch einen direkt verwandelten Freistoß von Becks weiter), entlud sich am Abend beinahe als Gewitter. Es wurden die Kartenspiele von Nürnberg. Elfmal gelb und viermal gelb- rot bei Portugal vs. Holland. Während die erste Halbzeit noch mit technischen Finessen und einem Traumtor von Maniche gespickt war, ging es in der zweiten Halbzeit nur noch darum weiter mitspielen zu dürfen, was heißt mitspielen, Teilnehmen an gepflegter Rudelbildung und Blutgrätschen allenthalben.
Nun heißt es im Viertelfinale England vs. Portugal, weil weiterhin nur die Gruppenersten weiterkommen.

26.06.2006, WM Blog #18 

Der erste Zweite ist weitergekommen und eine Mannschaft ohne Gegentor bei der WM ausgeschieden. So leicht kann man einen miesen Kick beschreiben. Nach 120 Minuten stand es 0:0 zwischen der Ukraine und der Schweiz. Im Elfmeterschießen versagten den Schweizern die Nerven und sie konnten keinen Elfer versenken. Das es ein schlechtes Spiel sein würde, war von vornherein klar- immer wenn die Ukraine gegen den Ball tritt, kommt Unsägliches zustande. Nun liegt es an den Italienern dem Spuk ein Ende zu bereiten. In ihrem Achtelfinalspiel gegen Australien waren sie zwar die bessere Mannschaft, bekamen aber in der Nachspielzeit einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen- eine späte Konzessionsentscheidung nach einer übertrieben harten roten Karte gegen Materazzi. Schade für die Australier, die wirklich ein gutes Turnier gespielt haben.

27.06.2006, WM Blog #19 

Nun sind die Viertelfinals komplett. In den letzten beiden Achtelfinals siegten die Brasilianer schmucklos mit 3:0 gegen Ghana und das Alt- Herren Team von Frankreich gegen Spanien mit 3:1. Schade für die attraktiv spielenden Spanier, die in der Vorrunde noch begeistern konnten gegen die Franzosen in einem von Taktik geprägten Match aber den Kürzeren zogen. So passiert es dann, dass die Ukrainer weiter sind, während die Spanier nach Hause fahren müssen.
Nun hofft man auf ein Ausscheiden der Brasilianer, oder wenigstens die Beantwortung der Frage nach dem Team, welches die Südamerikaner mal so richtig fordert. Erst mal müssen alle Fußballsüchtigen zwei Tage ohne Kick überleben, mir fällt es leicht, da die letzten Spiele keine Straßenfeger waren.

30.06.2006, WM Blog #20 

Erst lässt man Maradona und friends nicht ins Stadion, dann verletzt sich Elfmeterkiller Abbondazieri; danach wechselt Pekerman Riquelme aus (72.), um das 1:0 zu verteidigen und schließlich hat Klose noch kein Tor per Kopf gemacht und da alle Serien irgendwann zu Ende sind, war mit der 80.Minute die Verlängerung Tatsache.
In dieser drückten 15 Minuten die Deutschen und 15 Minuten die Gauchos und dem anschließenden Elfmeterschießen Lehmann seinen Stempel auf, indem er Ayalas' und Cambiasso's Elfer hielt. Nun ist das Land im Ausnahmezustand (selbst bei mir im Wald hupten fahnengeschmückte Autos), doch der nächste Gegner ist ähnlich gefährlich wie die Argentinier.
Italien servierte die Ukraine mit 3:0 ab und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass man sich Hoffnungen auf den großen Wurf macht.
Fazit: bis zum Finale wird es eine "Tour der Leiden", die Richtige findet ohne Herrn Ullrich statt.

01.07.2006, WM Blog #21 

Wenn wir jetzt nicht Weltmeister werden....Den härtesten Brocken mit Brasilien haben nun die Franzosen in einem leidenschaftlichen Spiel aus dem Weg geräumt. Und das mit einer Renaissance eines echten Spielmachers: Zinedine Zidane. Die alten Männer und vor allem die Defensivstrategen Thuram, Makele, Vieira, Sagnol und Gallas wuchsen über sich hinaus und waren vor allem topfit und geistig frisch.
"Und täglich grüßt das Murmeltier"- am späten Nachmittag. Opfer: die Engländer, die wieder mal nach Elfmeterschießen aus einem Turnier fliegen. Das Spiel (0:0) war wenig berauschend und Portugals Antreiber Deco fehlte an allen Ecken und Enden. Schön das er beim Halbfinale gegen Frankreich wieder mit dabei ist. Trainerfuchs Scolari wird sich einiges einfallen lassen müssen, wenn er diese Franzosen (die mit dem 0:0 gegen die Schweiz ganz schwach begannen und sich erst mit dem 3:1 im Achtelfinale gegen Spanien in WM- Form präsentierten) schlagen will.

04.07.2006, WM Blog #22 

Nun werden wir doch nicht Weltmeister, weil es auf dem Weg ins Finale eine stärkere Mannschaft gab. Den abgezockten Italienern blies Lippi den Marsch, indem er in der Verlängerung zwei Stürmer brachte. Und so kam es nach Pfosten- und Lattentreffern in den letzten zwei Minuten zu zwei Toren für die Azzurris. Und hinten hielten sie wie immer dicht, ein Gegentor (und das war ein Eigentor) im ganzen Turnier spricht eine deutliche Sprache.
Aber mal zurück zur vorangegangenen Nacht, da kam im Fernsehen das 70er Spiel Deutschland gegen Italien, was als Jahrhundertspiel gilt. Neben dem Spiel interessierten mich vor allem die Werbebanden im Aztekenstadion. Mit malimo, Pneumant, Carl Zeiss of Jena und ORWO startete die DDR eine unglaubliche Werbekampagne und war damit dem Klassenfeind fast eine Nase voraus. Vielleicht hatte Finalschiedsrichter Rudi Glöckner die Banden im Handgepäck mitgebracht, auf jeden Fall waren da höhere (Finanz-) Mächte am Werk, denn mit Devisen waren wir ja nicht so gesegnet und immer nur auf die Ideen von Schalck- Golodkowski angewiesen. Was dieser Mensch im Sommer 70 für einen Lebenswandel hatte, weiß ich allerdings nicht.

05.07.2006, WM Blog #23 

Es war ein schmuckloses Dahingeplätscher. Nach dem Elfmetertor für Frankreich durch Zidane versuchten die Portugiesen dagegenzuhalten, kamen aber über Ansätze nicht hinaus. Nun heißt es im Finale Italien gegen Frankreich: ein Fußballkrieg der starken Defensivreihen beider Mannschaften. Eigentlich ist diese Ansetzung prädestiniert für ein 0:0, aber wir würden gerne eines besseren belehrt und überrascht werden.
Im Spiel um Platz 3 dürfen dann die Deutschen gegen Portugal ran und ich glaube die Bronzemedaille ist uns sicher.

08.07.2006, WM Blog #24 

Wie schon geschrieben: die Bronzemedaille ist uns sicher und war auch kaum gefährdet. Nach einer durchwachsenen und torlosen ersten Halbzeit blieb es Schweinsteiger und einem portugiesischen Fuß vorbehalten auf 3:0 zu enteilen. Damit war die Messe gelesen.
Schön das Figo in seinem letzten Spiel noch einen Auftritt hatte. Seine präzise Flanke köpfte Nuno Gomez zum Endstand von 3:1 ins Tor.
Spektakulär war auch das übliche Pfeifkonzert gegen Meyer- Vorfelder in "seinem" Heimatstadion. Traurig dass er sich als Ehrender selbst noch in den Mittelpunkt stellt. In seinem Alter müsste man reif genug sein zu wissen, dass man nicht erwünscht ist. Oder aber er ist resistent- immun mit einem Spritzer senil- konfus.
Nun warten wir noch auf das Finale und dann kann ich das Tagebuch zuklappen.

09.07.2006, WM Blog #25 

Erst kam ein offensiver Blitz, dann ein defensives Donnergrollen und infolgedessen hatte ich ein WM- Finale mit Gries und Streifen, weil die Antennengemeinschaft den Ausfall des Kabelfernsehens überarbeitet und letztendlich falsch justiert hat.
Dennoch war gut zu erkennen, wie schnell die Franzosen in Führung gingen (Zidane- Elfmeter) und wie sich die Italiener wehrten und zum verdienten Ausgleich kamen. Materazzi stand in der Luft- solange bis er seinen Kopf gegen den hereinfliegenden Eckball stieß und damit das Unentschieden erzielte.
Die zweite Halbzeit und die Verlängerung dominierten die Franzosen klar und kamen erst von ihrer Angriffsschiene als Zidane wegen einer Tätlichkeit vom Platz flog. Das letztendlich logische Elfmeterschießen gewannen die Italiener wegen eines französischen Lattentreffers.
Die WM ist Geschichte und Sieger wurde eine Mannschaft gegen die das DFB- Team einst in Florenz mit 1:4 unterlag und in dessen Folge die Italiener zum heißen Titelkandidaten ernannt wurden. Vor allem ihre starke Defensive, die im Verlauf des Turniers nur ein Eigentor (beim 1:1 gegen die USA) und das Elfmetertor im Finale gegen sich zuließ, machte die Südländer zum Champion. Zurecht, schließlich hatten sie auch die gut spielende DFB- Auswahl in Schach gehalten und keinen Angriffswirbel der Klose & Co. zugelassen.
Die große Party fand indes am Sonntag auf der Fanmeile statt. Hunderttausende feierten den 3.Platz der deutschen Mannschaft.
Damit schließt sich hier der Kreis und das Tagebuch wird vorerst zugeschlagen.

14.09.2006, Der peruanische Nationalspieler 

Jäger Friedbert Axelsson hielt sich an einem Baum fest und keuchte hyperventilierend vor sich hin. Sein Poloshirt war an Rücken und unter den Achseln schweißgezeichnet und unter dem Basecap rann ein Bächlein der Körperflüssigkeit hervor.
Er würde, wenn es so weiter ginge, seinen Job an den berühmten Nagel hängen.
Stundenlanges Sitzen auf dem Jagdstand und dabei Snicker's Riegel
(Snicker's und weiter geht's)
naschend und Luckies
(Lucky Strike- sonst nichts)
rauchend, waren seiner Kondition nicht förderlich. Seine zunehmende Fettleibigkeit versuchte er nur oberflächlich zu kaschieren; was er selbst ertragen musste, war das Verschwinden seiner Intimregion unter einem sich kräftig wölbenden Bauch.
Heftig schnaufend und über die Steine im Waldweg kletternd, setzte er sich wieder in Bewegung. Der Gurt seines Jagdgewehres hatte einen Querstreifen aus Schweiß auf sein Shirt gezeichnet, welches dadurch aussah wie das Trikot der peruanischen Fußballnationalmannschaft Ende der siebziger Jahre.
Vorsichtig schulterte er die Flinte ab und zupfte an seinem Shirt, um sich Luft zu verschaffen. Mit einem unhörbaren "plopp" löste sich das Hemd von der nassen Brust.
Nebenan sprudelte ein Bach in seinem Lauf und ein laues Lüftchen strich über das inzwischen entblößte Haupt des Herrn Axelsson.
Noch fünf Kilometer waren es bis nach Hause und die größten Steigungen waren Geschichte. Nur gut, dass er nichts erlegt hatte, man stelle sich vor, er müsste einen Hirsch oder zumindest einen Keiler mit sich führen! Getroffenes Wild ist ein kontraproduktives Gesocks, weil es keinen Beitrag zum Vorankommen leistet. Viel mehr lässt sich das Gezeugs faulerweise schleppen oder ziehen.
"Das wären mir die Richtigen!", dachte Friedbert A. laut und leise machte er sich klar, dass die Claims seit seinem Start als Jäger abgesteckt waren, und er das doch von vornherein gewusst hatte.
Was könnte er machen, wenn er die Flinte in die Ecke stellte? Irgendwas, wovon man nicht so schwer atmete, irgendwas wovon man nicht fett wurde, irgendwas, wo Rauchen verboten war und er seine Selbstdisziplin nicht auf den Prüfstand heben musste!?
Er wusste es nicht und wich einem kantigen Stein aus, wobei er sich beinahe das Sprunggelenk zur Sau gemacht hätte. Lassen wir Friedbert Axelsson seinen Gedanken nachhängen und hoffen, dass wir ihn nicht in der Fußgängerzone bettelnd oder als peruanischen Flötenspieler wiederfinden.
Das Trikot, ja das Trikot, trug er ja schon an diesem schönen Herbsttag.

28.10.2006, Nur geträumt 

Neulich wickelte ich mich in meine Krokodilhaardecke auf dem Sofa und schlief ein. Ich träumte von einer Sado-Maso Orgie, weil man bei diesen Events nicht abspritzen muss. Eine zwei Meter große Frau in Eiskunstlaufkostüm schlug mich mit einer Peitsche während ich retrospektive Gedankengänge hatte und an meinen Hyundai- Boliden dachte, mit dem ich den Hockenheimring aufmischte. Bei der anschließenden Siegerehrung bespritzten wir uns mit Sangria und ich freute mich über den Siegerscheck über 400 €, mit dem ich bequem meine 356 € Miete lauwarm mit Nebenkosten bezahlen konnte. Die After- Show Party ließ ich sausen und verirrte mich in ein kleines Lokal was überwiegend von Rotweintrinkern und Karo- Rauchern bevölkert war. Zu vorgerückter Stunde wendete sich das Blatt und aus den Karo- Rauchern wurden Rote Afgahnen- Raucher und aus den Rotweintrinkern Caro- Kaffee- Trinker. Ich ließ mich zu nichts hinreißen und stieg nach Mitternacht in die Straßenbahn mit Xenonscheinwerfern, welche direkt vor dem Lokal eine Haltestelle besuchte. Daheim angekommen nahm ich mir einen großen Löffel und bekämpfte den Dessert Storm aus dem Joghurtbecher.
Danach knipste ich den Fernseher an und ließ ein paar imbezile Idioten labern, die sich über Wechselbälger und sinnlose Geburten aus ließen, die sie in den vergangenen Jahren hervorgebracht hatten.
Noch mal geknipst und es lief ein Fußballspiel, welches an Jump 'n Run auf dem Dorfsportplatz erinnerte, inzwischen zurück an den Kühlschrank (zur Essensausgabe für Haustiere auf zwei Beinen), das Joghurtbundle um einen Posten erleichtert und wieder vor dem Fernseher Platz genommen.
Wieder geknipst. Sexy Sportclips auf DSF. Jetzt könnte ich weit ausholen und sexistisches Kauderwelsch von mir geben, aber das wäre dem Programm nicht angemessen genug- da erinnern wir uns doch lieber an den Schwimmer auf dem Startblock vor der 100m- Brustentscheidung, der sich in die Position eines kackenden Hundes verirrt. Oder das Steherrehen auf der Bahnradbahn, ein Gefühl wie kurz vor dem Abspritzen. Aua, mich trifft eine Peitsche. Strafe muss gerecht sein, also wache ich mal schnell wieder auf, es gibt noch viel zu leben.

27.12.2006, Ralph Roberts- Wachsamkeitstest 

Ralph Roberts schlief nur noch eine Stunde pro Nacht. Begonnen hatte alles damit, dass er 23 Uhr ins Bett ging und gegen 5 Uhr aufwachte. Pro Woche wurde es eine Viertelstunde früher morgens.
Diesen Sommer nahm ich das Training in Auftrag und orientierte mich an Ralph, gespannt auf die Geschehnisse, die ihm in "Insomnia" (Stephen King) zustoßen und ob es mich denn auch so krass erwischen würde, wie diesen alten, geilen Typen.
Bis September bemerkte ich keine großen Veränderungen, ich schlief bis gegen 3:30 Uhr und fühlte mich den ganzen Tag wie erschlagen. Immer öfters versuchte ich der Versuchung zu widerstehen mich tagsüber einfach aufs Ohr zu hauen. Damit wäre mein Experiment zweifelsohne gescheitert und ich würde nie das sehen, was Ralph Roberts zu Augen kam. Also stellte ich meinen Wecker nach wie vor am Wochenende eine Viertelstunde zurück.
Im Oktober schmerzten meine Knochen und es wurde (als Arbeitsloser fast zwangsläufig) schwer meinem Tagwerk nachzugehen. Ausgefeilte Techniken zur Zeittotschlagung wurden aufgestellt und wieder verworfen. Tagsüber schwoll mein Koffeinkonsum von vier auf acht Tassen an. Ich hatte Mühe gegen 23 Uhr ins Bett zu gehen, da ich mich zu müde fühlte, um schnell einschlafen zu können. Aber alles wurde dem großen Ziel unterworfen und ich hielt mich strikt an meinen Leitfaden.
Im November erhöhte ich den Schwierigkeitsgrad und zog mir vor dem zu Bett gehen einen kratzigen Rollkragenpullover auf die nackte Haut. Dazu trug ich unten rum Jeans und einen viel zu eng geschnallten Gürtel. Durch diese Unbequemlichkeiten hoffte ich leichter gegen 1:15 Uhr aus den Federn zu kommen. Tagsüber hatte ich Wahrnehmungsstörungen, die mich auf ein Erreichen des Experimentierzieles hoffen ließen. Trotzdem war mir häufig schlecht und ich zweifelte am Sinn des ganzen Projektes. Damit es mir nicht besser ging, buk ich aus Erbrochenem eine Fruchttorte. Die einverleibte ich mir gegen 22:45 und pünktlich gegen 1:15 Uhr sah ich sie wieder. Ich war gerade richtig aufgeweckt, hossa, aber mal! Mittlerweile brauchte ich neben Jeans, Wollpulli und Fruchttorte auch noch drei Wecker um rechtzeitig aufzuschrecken.
Der Dezember war, ohne es vorwegnehmen zu müssen, der letzte Monat dieser Seuche. Ich stand gegen 0:30 Uhr auf, meine Beine waren eine Puddingmasse, mein Kopf ein Medizinball und die Augen rollten wie Murmeln in ihren Höhlen. Bis zum Sonnenaufgang hatte ich stark destruktive Gedanken. Ich schaute fern und las ältere Kapitel aus "Insomnia". Als es dann hell war, zog es mich in die Natur und ich hoffte Dinge zu sehen, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Nichts dergleichen geschah. Ich fuhr mit meinem Wagen in die nächstliegende Metropole, um mich im Schweiße meines angesichts von Ampeln und Werbetafeln reizüberfluten zu lassen. Ich sah nichts besonders. Beim Gas geben in meinem 45 PS- Hurrikan wäre ich beinahe eingeschlafen. Daheim verwechselte ich Shampoo mit Enthaarungscreme. Ich schwankte wie eine Fregatte die leckgeschlagen ist durch mein Appartement. Ich träumte davon schriftstellerisch eine Kuh fliegen zu lassen und saß stundenlang vor einem weißen Blatt Papier. Ich kam mir vor, wie ein Skispringer, der nicht schwindelfrei ist und ich verfluchte Ralph Roberts. Konnte dieser alte Knabe überhaupt so eine Belastung überleben? Täglich gegen 20 Uhr fielen mir die Augen zu, manchmal kämpfte ich mit Unterleibsjogging dagegen an. Als Konsequenz gegen die Müdigkeit, verzichtete ich auf fernsehen und lauschte nur noch der Goebbelsharfe, in "Insomnia" las ich nur noch die Stellen in denen Ralph seine Erscheinungen sah. Kleine kahlköpfige Ärzte, Gesandte des Scharlachroten Königs, die nichts Besseres zu tun haben als anderer Leute Auren zu zerstören. Besser geschrieben, sie zerschnitten die Ballonschnüre die aus den Auren hervorgingen. Was nichts anderes bedeutete, dass die Menschen dann auch recht bald starben. Ich war enttäuscht von mir, nichts dergleichen hatte meine Augen gestreift, dabei schlief ich nur noch sporadisch, um es mal nobel auszudrücken. Nun galt es den Finger zu ziehen und aus dem Projekt wieder auszusteigen, ich brauchte nur einen triftigen Grund, um es mir selbst schmackhaft zu machen wieder acht Stunden zu schlafen. In der dritten Dezemberwoche standen meine Wecker um 0:00 Uhr Gewehr bei Fuß und radauierten mich in den frischen Tag. Am 24.12. sah ich scharlachrote Männer mit weißen Bärten, die Säcke mit sich herumschleppten. Ed Deepneau aus "Insomnia" hätte angenommen, dass sie Embryoleichen transportierten. Soweit würde ich nicht gehen. Aber rote Mäntel gegen kahlköpfige Ärzte, das hat doch was, würde ich sagen.

Mittlerweile klingelt nur noch ein Wecker und das im Zenit des Tages, und ich bin froh darüber das Experiment gut überstanden zu haben. Immerhin sind die scharlachroten Männer verschwunden und Auren, nun ja, die habe ich leider nie gesehen...

14.02.2007, Leland Gaunt- einer von uns 

Was soll ich andauernd schreiben? Obwohl- andauernd ist hier auf dieser Page nicht sichtbar. Momentan wechselt sich die tägliche Schlaffheit mit einer abendlichen Schreibattacke ab. Alles steht im Schatten eines neuen Heftes, was in nicht allzu ferner Zeit den Markt erobern wird. Ansonsten fordern Homepagebetreiber eine Fortsetzung der Tagebucheintragungen, ist doch schön als Mensch ohne Druck plötzlich genau denselben zu spüren.
Beileibe ohne Druck, dafür mordlüstern gebärden sich die Menschen in meinem aktuellen Roman "Needful Things- In einer kleinen Stadt" von (Überraschung, Überraschung!) Stephen King. Das Buch lese ich zum zweiten Mal und wahrscheinlich bin ich ähnlich mordlüstern wie die Darsteller. Da ist zum einer der Brian, der der Wilma erst die Laken mit Schlamm beschmeißt und dann die Fenster einschmeißt. Und das nur weil er von Leland Gaunt eine wertvolle Baseballautogrammkarte bekommen hat. Für einen Gegenwert von paar Cent und einem Streich, den er Wilma zu spielen hatte. Dann ist da Nettie Cobb, die Erzfeindin von Wilma und stolze Hundebesitzerin. Ihren geliebten Raider findet sie von einem Korkenzieher durchbohrt tot in ihrer Wohnung. Übeltäter war Hugh Priest, der für ein paar Dollar einen Fuchsschwanz (zum an die Autoantenne hängen) erhielt und eben diesen Streich ausführen musste. Was ist das Ende vom Lied? Wilma glaubt das ihre dreckigen Laken und ihre entglasten Fenster auf dem Mist von Nettie gewachsen sind. Nettie glaubt, dass der tote Raider eine Schandtat von Wilma gewesen ist. Der Refrain vom Lied ist die Tatsache, dass sie sich gegenseitig töten. Eine hat ein Beil im Kopf, bei der Anderen blinzeln die Organe aus der Bauchdecke. Und der Leland hat das ganze Theater komponiert. Er lässt in der Kleinstadt Castle Rock mal eben paar Streiche ausführen und sorgt dafür, dass sich die Menschen hinmeucheln.
Übrigens gibt es zu diesem Buch einen Film mit dem gleichen Namen und der Bösewicht Gaunt wird brillant von Max von Sydow gespielt. So hätten wir dies auch abgearbeitet, zumindest für die Besucher der Stephen King- Fanpage.
Was könnte ich noch schreiben? Mir fällt soviel und nichts ein. Reingerutscht bin ich auf einer kleinen bescheidenen Party im Herzen Grünhainichens. Gute Vorsätze sind im alten Jahr geblieben, ich rauche immer noch paar Zigaretten am Tag. Außerdem bin ich privilegiert täglich meine zweistündige Siesta abzuhalten, nachdem ich "Needful Things" mit erlebe. Ich weiß nicht ob deshalb jemand von Neid zerfressen werden wird, wenn ja, dann beschwert euch im Gästebuch. Das könnte nämlich noch jede Menge Bewegung und Einträge vertragen. Glückwunsch an die Macher der GBC- Homepage da ist ja aus selbigen beinahe ein Forum geworden. Man sieht also was für Nachholbedarf bei den Leuten des runden Leders besteht. So das war's für heute. Man sieht sich in Waldkirchen und man freut sich auf das neue Heft, auf das ich schon heftig hinfiebere. Es soll ein Novum werden und ich bitte es dann, wenn es soweit ist, auch als solches zu betrachten. Bis dahin werde ich die Page auch werbewirksam verunstalten...

12.08.2007, Rezensionen 

Chronisches Bücherlesen ist keine Kunst, wenn man nicht schon alle Koontz- und Kingbücher verschlungen hat. Es galt neue Abwechslung zu finden, neue Autoren zu entdecken, die flotterweise als "Bestsellerautoren", "Englands führender Horrorautor" oder "neuer Erfolgsautor" bezeichnet werden. Obwohl die Headline eindeutig ist und obwohl Verkaufszahlen nicht lügen, entdeckte ich in den folgenderweise beschriebenen Büchern ein großes Kommunikationsgefälle zwischen ausdrückender Schreibe und dem Einverleiben des Konsumenten.
Beginnen wir mit William Golding's "Herr der Fliegen". Selten ist ein Buch in einem Roman (in diesem Fall "Atlantis" von Stephen King) so häufig erwähnt und beworben worden, wie in diesem Fall. Also wurde bei mir Neugier geweckt und das Buch gekauft.
Die Story soll hier kurz umrissen werden: Eine Gruppe englischer Schuljungen findet sich nach einem Flugzeugunfall auf einer pazifischen (nicht pazifistischen) Insel wieder. Gemeinsam trotzen sie der Einsamkeit und richten sich so gut wie möglich ein. Anfangs ernähren sie sich von Früchten und sind auf das Halten eines großen Feuers fixiert, um eventuell näherkommende Schiffe von ihrer Anwesenheit Bescheid zu geben. Im Laufe des Buches dividiert sich die Gruppe auseinander und ein Teil der Jungen beginnt mit der Jagd nach ansässigen Schweinen. Aus dieser Jagd heraus gerät der Großteil der Jungen in einen Blutrausch und mit dem Mord an einen Jungen gerät die Situation außer Kontrolle. Zum Schluss bleibt nur noch der (tragische?) Held des Buches, Ralph, übrig und muss sich seinen Verfolgern erwehren. Das Ende lasse ich mal offen und werde hier auch nichts "spoilern", wie es so schön heißt.
Trotz des großen Erfolges dieses Buches (in Deutschland seit 1963 mit sage und schreibe 45 Auflagen in den Bücherregalen) konnte ich mit der Ausdrucksweise und Stilistik nicht viel anfangen und nach längerem Überlegen bin ich zu der Auffassung gelangt, dass diese moderne Literatur 1954 andere Prioritäten gesetzt hat und ich schließe mich der FAZ an, die schrieb: "Poesie und bittere Wahrheit sind selten so eins wie in diesem Buch." Wenn auch die Poesie etwas altertümlich rumpelnd vorbeikommt.
Mein Weg führte mich wieder zur klassischen Horrorliteratur und was ist mehr Horror als "Die Ratten"? Ein abgewichstes Thema zu dem es unzählige Filme und Bücher gibt. In diesem Fall war der Rattenfänger die Werbung zu diesem Buch ("James Herbert, Englands führender Horrorautor, entwirft einen beklemmenden Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt..."). 27 Millionen verkaufte Bücher hatte Herbert 1988 zu Buche stehen und wie es so viele wurden, beweist dieses Buch. "Die Ratten" besticht durch Schlichtheit in der Handlung und den handelnden Personen, wenig Schnick- Schnack, einfach Boah- eh! Killerratten, monstergroße Mutationen die durch die Armenviertel Londons wuseln und deren Biss für jeden Menschen tödlich ist. James Herbert ist weit von John Sinclair- Heftchen entfernt und noch weiter vom Spezialisten des intellektuellen Horrorromans Peter Straub.
Man hat wenig Mühe seiner Handlung zu folgen und es reiht sich Highlight an Highlight, will schreiben: die Ratten überfallen eine U- Bahnstation, dann machen sie Jagd auf eine Schule, in der sich Kinder und Lehrer verbarrikadiert haben.
Gefürchtet habe ich mich trotzdem nicht, irgendwie haben die handelnden Personen zu wenig Charakter und totgebissen werden nur Quereinsteiger in die Handlung. Man baut also wenig Mitgefühl auf. Dennoch ist das Buch "für zwischendurch" lesenswert und die 217 Seiten der Taschenbuchausgabe vom Heyne- Verlag gehen wie im Flug rum und werden beinahe auf einen Biss...äh Ritt durchgeschmökert.
Da wir gerade bei (Un-) Tieren sind: mein drittes Buch, welches ich vorstellen möchte, ist "Wolfsbrut" von Whitley Strieber, der englische Originaltitel ist "The Wolfen". "The Wolfen" kam mir bekannt vor und richtig!: einst hatte ich einen Film mit diesem Titel gesehen. Der Roman von Strieber bildete die Vorlage. Intelligente Werwölfe, aus deren Sicht der Autor hin und wieder die Geschehnisse schildert, bedrohen ein Stadtviertel von New York und haben es auf die beiden Polizisten Beck Neff und George Wilson abgesehen. Zwischen durch stillen sie ihren Hunger an Alkoholikern und Obdachlosen- am Strandgut der Gesellschaft. Zurückgezogen leben sie in Ruinen und warten bis es Nacht wird...
Der Film weicht insofern vom Buch ab, dass die Werwolfgeschichte auf indianischen Wurzeln basiert. Im Buch ist davon nichts zu lesen, vielmehr fiebert man mehr oder weniger auf 315 Seiten mit, ob die Wölfe die Polizisten erwischen oder umgekehrt. Alles in allem ein gutes Buch, ob es aber wie in der Werbung als "brillant geschrieben" bezeichnet werden kann und ob Strieber der "originellste Vertreter der neuen Horrorautoren" (so Straub) ist, muss jeder selbst herausfinden.
Einst hörte ich vom folgenden Buch bei einer Lesung in der Dementen- Selbsthilfegruppe und da war ich begeistert, wenngleich das Ende mir entfallen ist, oder vom Vortragenden unterschlagen wurde.
Es handelt sich um "Schwarzer Sonntag" vom Bestsellerautor Thomas Harris. In diesem Fall lupenrein, da er mit "Das Schweigen der Lämmer" ein Kultbuch und einen Kultfilm realisierte. Nun "Schwarzer Sonntag" ist ein astreiner (Polit-) Thriller, der 1975 schon Visionen eröffnete, die sich Jahre später in die bittere Realität flüchteten.
Ein Vietnamveteran und Zeppelinflieger möchte mit Hilfe einer politischen Terrororganisation 80000 Menschen auf einen Schlag töten. Dazu besorgt er sich von Mitgliedern der El- Fatah (auch der Mossad, FBI und Secret Service spielen in diesem Buch eine Rolle) Plastiksprengstoff. Mit einer halben Tonne davon plant er als verkappter Selbstmordattentäter die Sprengung in einem vollbesetzten Footballstadion. Thomas Harris versteht es m.E. hervorragend seine Leser zu fesseln und lässt einen gebannt bis zum Ende ausharren. Wird der teuflische Plan gelingen oder obsiegen die amerikanisch- israelischen Eliteleute? Ich möchte das Ende nicht auflösen und verweise hier an Fachleute, die das Buch wie folgt kritisierten:
"Thomas Harris versteht sich auf spannendes Erzählen. Sein Roman rollt dramatisch wie ein guter Agentenfilm ab und erschüttert stellenweise durch seine frappierende Wirklichkeitsnähe" (Österreichischer Rundfunk)
"Es lässt sich kaum ein spannenderer und in jedem Detail präziserer Schocker denken...wie Forsyth's "Schakal" ein Thriller erster Ordnung" (Die Welt)
Momentan lese ich (motiviert durch den eben rezensierten Roman) "Roter Drache" von Thomas Harris, ein Psychothriller um einen wahnsinnigen Killer und auch Dr. Hannibal Lecter spielt mit: Leserherz was willst du mehr?
Wer ähnlich gute oder auch schlechte Bücher zuletzt gelesen hat, kann mich ja warnen oder positiv anlocken. Das Gästebuch und meine Mailbox haben Tag und Nacht geöffnet.

Cheerio!

02.01.2008, Feuerwerkschaos 

Verbundfeuerwerk Galaktisches Sternenfeuer: 25 Schuss bestehend aus: 9 Schuss knisternder Kometenaufstieg, 16 Schuss aufsteigende Leuchtkugeln mit Vierfachzerlegung
Batteriefeuerwerk Feuersturm: 48 Schuss, je 11 Sternenbuketts in blau, rot, grün und weiß, mit Überraschungseffekt nach jedem 11. Schuss
Mega Verbundfeuerwerk Sprühender Vulkanzauber: Vulkan- Silberfächer, schießt nacheinander kräftige, weiß flimmernde Funkeneffekte
Diese Nacht und die Nacht zuvor,
Tommyknockers, Tommyknockers,
klopfen an mein Tor.
Riesenvulkane: schriller Pfeifton mit Flitterbukett in silber und gold
Colour Dream: Super Leuchtsortiment mit 9 spektakulären Fontänen, 2 Megavulkanen und 2 Space Fightern
Giganten: Rot- silberner Ausstoß mit Verwandlung in gold mit silbernen Knattersternen
Fire Rider: Teuflisch gute 13- Schuss- Bombetten- Batterie mit verschiedenfarbigen Sternkometen
The Diary of Ellen Rimbauer
ist ein echter Gassenhauer.
PL-600: Monsterhaftes 3,7cm Kaliber Batteriefeuerwerk mit weltweit einzigartigem Effekt mit magischen Leuchtspur- Sternen mit gespenstischen Heultönen und abrupten Richtungswechseln zaubern ein geisterhaftes Schauspiel an den Nachthimmel. Das Phantom unter den Batterien.
Mach keinen Kompromiss
und zieh' ins Haus der Verdammnis.
PL-500: Feines 2,4cm Kaliber Salven- Batterie- Feuerwerk mit 5x5 Schuss, barocke Salvenbatterie mit sonnengoldenen Kometenschweif gleißend emporsteigend mit urplötzlicher Verwandlung in goldene Palmen mit herunterziehenden Goldfäden.
Curiosity: Die High- Society- Show des Knall- und Leuchtfeuerwerks mit Bodenwirbeln, Knisterfront, Feuervögeln, römischen Feuerrohr, Vulkanen, Fröschen, K.O.- Schlägen und Flash- Balls.

24.02.2008, Werkstattsong 

Komp. Jürgen Ehle Text: Frauke Klauke (= Wolfgang Herzberg)

Wenn ich in die Werkstatt komme
knallt der Lärm an meine Omme.
Ich feile wie `ne Eule
auf `ner dicken Eisenbeule
nun schon wochenlang herum,
das macht mich ganz heiß und krumm.

Doch Werkstattleben das ist hektisch,

das macht mich verrückt elektrisch,
es schwingt und scheppert hin und her,
da ist irgendwie Leben drin.

Über mir schnurrt eine Katze,

Hilde führt ihr sanft die Tatze.
Wenn ich jetzt Mathilde küsste,
und nicht immer feilen müsste.
Doch der Meister steht ganz stumm
hinter meinem Rücken rum.

Ja, Werkstattleben das ist hektisch,

Hilde macht mich ganz elektrisch
sie schwingt und scheppert her und hin,
in der ist irgendwie Leben drin.

Jetzt kommt der Meister Falk heran,

sieht sich meine Beule an,
"Mensch nimm doch endlich mal den Winkel,
mach doch hier kein hinkel-kinkel".

Das nimmt er mir jetzt wirklich krumm,

zupft an seinem Schnurrbart rum.

Mensch, Werkstattleben das ist hektisch,

ich mache Meister Falk elektrisch,
er schwingt und scheppert her und hin,
in dem ist irgendwie Leben drin.

Wann kommt denn mal `ne Pause,

hab Durst auf so`ne gelbe Brause,
doch schrubb ich weiter wie `ne Eule,
auf dieser huperdicken Eisenbeule
nun schon wochenlang herum,
das macht mch ganz heiß und krumm.

Mensch, Werkstattleben das ist hektisch,

das macht mich verrückt elektrisch,
es schwingt und scheppert her und hin,
da ist irgendwie Leben drin.
Es schwingt und scheppert her und hin,
da ist irgendwie Leben drin.

Jetzt stellen sie den Betriebsfunk an,

mit Musik gehts doppelt ran.
Endlich wird die Beule flach,
Meister Falk macht nicht mehr Krach.
Ist die Arbeit noch so seicht,
mit Musik da scheint sie leicht.

Ja, Werkstattleben das ist hektisch,

mit Musik da wird`s elektrisch,
es schwingt und scheppert her und hin,
da ist irgendwie Leben drin.

06.04.2008, Tägliche Terroristen haben uns besucht 

Endlich mal wieder was für's Tagebuch zu schreiben. Da ich keine Extrarubrik Konzertrezis habe, stopfe ich den Bericht mal hier rein.
Nach dem großartigen Auftritt von Mark Foggo vorige Woche (vor einem ganz speziellen Klientel) sorgten diese Woche die "Daily Terroristen" (vor einem ganz speziell anderen Klientel) für mehr als gute Stimmung. Mich interessierte logischerweise am meisten, wie denn die Band nach dem "Abgesang" der Stimme und Urgestein Pedder nun klingen mag. Sind es noch die alten "Daily Terror" oder ganz neue "Daily Terroristen", das junge Publikum gab die erste Antwort darauf und forderte nach der Einheizband "Greisverkehr" lautstark die DAILY TERRORISTEN. Die ließen sich nicht lange bitten und eroberten die Bühne, wobei ein Gitarrist alters- und lebensumstandsbedingt nur noch im Sitzen die Klampfe halten konnte. Und dann wurde das Album aufgeschlagen und die ersten Ohrwürmer von der LP "Schmutzige Zeiten" eroberten die heiligen Hallen.
Bei "Todesschwadronen", "Kleine Biere" und "Prost" tobte der Pöbel und die fehlende Stimme der Band (Pedder) wurde durch die immer noch vorhandene Kunst des Musizierens wettgemacht. "Daily Terroristen" sind keine Schrammel- Punkband mit drei Gitarrengriffen, spätestens seit dem Album "Durchbruch" haben sie sich mehr stinknormalem Rock angenähert und dies muss meines Erachtens nicht kritikwürdig sein, zumal sich auf diesem Album mein persönlicher Favorit, das Tschernobyl- Lied "99 Stunden", befindet- neben solchen großartigen Werken, wie "Jeder stirbt für sich allein".
Aber die "Daily Terroristen" öffneten auch mein Herz und ich erinnerte mich an alte Zeiten, als wir unsere 16 Mark- DDR- Kassetten mit "Daily Terror" und "Canalterror" quälten. Weiß der Teufel wie wir damals an das Zeugs rangekommen sind. 1988 war ich mit Hänsel und G(retel)laser auf Tour nach Riesa- Röderau um "Die Firma" zu sehen (die schon mal ein FDJ- Hemd auf der Bühne verbrannten). In Chemnitz am Bahnhof mussten wir unsere Ausweise zeigen, bevor wir in den Zug durften, wo wir schon von den Chemnitzer Alt- Punx erwartet wurden. Musikalisch war ich mit einem "Geracord", einem Kilo Rundbatterien und besagten Kassetten ausgerüstet- leider fand das die Staatsmacht nicht so schön und ließ den Mitropawagen offiziell bis Riesa verschließen, wegen Randale- und Suffgefahr. Natürlich hatten wir auch Bier dabei und gerächt haben wir uns nachts auf der Rückfahrt über Dresden, als 50 Punx die Schaffner und die Trapo um ihre Helmmützen erleichterten. Ach, war das schön...
Jedenfalls spielten die "Daily Terroristen" dann einige neue Songs von ihrer aktuellen Scheibe "Tritt in den Arsch" und da bahnt sich wieder was an: es werden Ohrwürmer kommen, denn "Wir sind Daily Terroristen" oder ein Lobgesang auf das Force Attack gingen ins Blut. Wichtig für eine Band, die fast noch mal von vorne anfängt, obwohl sie beinahe so alt wie die Stones sind.
Ja- was war noch?! Vor dem Lied "He ho Braunschweig" wurde erläutert wer 1967 Bundesligameister war (nämlich die Eintracht) und dann wurde das Publikum gefragt wem diese Ehre in der DDR gebührte. Ich beantworte sie nicht (die Frage)- das Publikum stand Kopf und grölte rum. Um diesen Exkurs abzurunden: der neue Leadsänger wurde 1954 in Karl- Marx- Stadt geboren, ist 1957 in den Westen umgesiedelt (sicher nicht aus freien Stücken) und hatte eine Oma in Krumhermersdorf. Sachen gibt's.
Kurz vor dem Ende wurde wieder in die Klassiker- Schatulle gegriffen und "Klartext"
("Schluss mit dem Gerede; jede Art von Kompromissen ist Beschiss, wir lassen's im Chaos ablaufen, Anarchie gibt's nicht zu kaufen")
herausgeholt, was zur Folge hatte, dass die Fast- Vierziger an die Bühne stürmten und ihre Extremitäten schüttelten. Einfach nur geil, sagten sich auch die Bandmitglieder und ließen sich von einer hübschen Bardame den verdienten Kurzen direkt in den Hals schütten.
Irgendwann geht auch der schönste Abend zu Ende und allen Fans von geschmeidiger Musik sei gesagt die "Daily Terror(isten)" leben und werden sicher auch weiterhin auf Tour sein. Hoffentlich auch in eurer Nähe oder spätestens beim Force Attack.


Na- ein Foto ist es geworden- Danke an den Konzertveranstalter!

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Die neue Scheibe gibt es zu kaufen >>> hier: Shop der Daily Terroristen

08.05.2008, FCK- Power von (ganz) früher 

Beim Lesen des Fanzines SOS (Strictly Old Style) sprang mich folgende Seite förmlich an:


Danke an Blacky für das Zusenden des Heftes und eine Simultanbestellung der Bückwaren#2 in großem Stil.

29.05.2008, Clive Barker's "Gyre"

Irgendwann diesen Jahres habe ich mich um Ersatz für Stephen King, Dean Koontz und Tommy Jaud (Was für eine Mischung!) bemüht und bin dabei auf Clive Barker gestoßen. Steinigt mich nicht, ich weiß nicht mehr wo ich die einkaufsfördernden Rezensionen gelesen habe, vielleicht bei Amazon oder mittlerweile auch bei Ebay? Jedenfalls war ich auf der Jagd nach etwas Monumentalen, also viele Seiten, dick gestrickte Story, ein bisschen außergewöhnlich sollte sie auch sein.
So stieß ich auf Clive Barkers "Gyre", stattliche 714 Seiten dick, ein künstlerisch bis außergewöhnlicher Einband des Taschenbuches und auf der Rückseite Lob von Meister King ("Clive Barker ist ein wichtiger, aufregender und zu Recht enorm erfolgreicher Schriftsteller.") und ein Abriss aus dem Kirk Review ("Der ehrgeizigste und visionärste Horrorroman des Jahrzehnts. Fast jede Seite ist prall mit originellen Ideen gefüllt. Barker hat seinem literarischen Genie freien Lauf gelassen, ohne es je zu zähmen.").
Stimmt, die Rückseite hatte ich erst in der Hand, nachdem das Buch bezahlt war. Außerdem habe ich sie erst nach dem Auslesen des Romans gelesen, weil ich ein Angsthase bin und jedes Mal befürchte, dass ich im Einbandinneren oder auf der Rückseite irgendwelche Sachen lese, die mir vorab zuviel von der Geschichte verraten. Also wird das Buch immer fein auf dem Rücken geparkt und bei "Gyre" starrt mich ein gedrehter Kopf an, komisches Einband, Teufel noch mal!
Eigentlich will ich nicht zuviel von dem Roman verraten, es kann ja sein, dass ihn sich jemand kaufen will der über Google auf meine Page gelangt ist, aber dennoch möchte ich zwei, drei Worte verlieren. Verlieren über ein gutes Buch, dass poetisch beginnt ("Nichts beginnt jemals.") und poetisch endet ("Denn nichts beginnt jemals. Und diese Geschichte, die keinen Anfang hatte, soll auch kein Ende haben.").
Clive Barker hat ein ungeheures Spektrum an Wortvielfalt und Ausdruckssprache. Zwischendurch wird er polemisch und kramt tief in seinem Innersten herum, um dann wieder Worte wie ‚Fotze' und ‚Arschloch' aufs Papier zu rotzen. Die Story selbst spielt in zwei Welten, einmal im Königreich der Cuckoo (damit ist Großbritannien gemeint) und dann in einer sogenannten Art von Region, in die man durch einen Teppich gelangen kann, und weil wir gerade bei Textilien oder Stoffen sind, es geht auch um einen zentralen Webstuhl, der Einfluss auf die Welten hat. Des weiteren spielt mit Shadwell ein bösartiger Händler mit, der ein Jackett trägt in dessen Innenfutter die Wünsche der Leute verborgen sind, die es ansehen. Ein böser Bulle mit Hobart ist auch dabei.
Naja. Das Wunschjackett ist wahrscheinlich an King's "In einer kleinen Stadt" angelehnt, dort ist ja auch so ein Händler des Grauens unterwegs (Gaunt). Die Sache mit der Region kann man am ehesten mit King's großartigen Roman "Der Talisman" vergleichen, okay bevor hier ein Stimmengemurmel entsteht, vielleicht auch mit der Saga vom "Dunklen Turm".
Also noch mal alles sortiert: Barker schreibt gut, hat einen eigenen Stil und für mich bewundernswert, dass er den Leser faktisch überschwemmt mit seinen visionären Ideen. Da bleibt es auch egal, dass sich manche Dinge bei den Cuckoo nicht so zutragen können, denn wo sonst, wenn nicht auf dem Arbeitsamt, soll man das Geld zum Leben herholen? Wo sonst, wenn nicht beim Arbeitgeber ist man verpflichtet, seinen Verpflichtungen nachzugehen und wo sonst könnten Dutzende Polizisten im Nirwana verschwinden, ohne das sich jemand für den Background interessiert? Kleine Schönheitsmakel eines Buches, welches zurecht gute Kritiken erhielt. Ja, lieber Leser und solche die es werden wollen- es gibt eine Kaufempfehlung und vier von fünf Sternen. Bei Ebay kriegt man das gute Stück sicher für 'nen Euro plus Porto, sag ich mal so, Herr Barker hat mittlerweile genug verdient, der braucht nicht unbedingt einen Neukunden.
Im Übrigen habe ich mich wieder auf die Suche gemacht, um Ersatz für "Gyre" zu finden. Hängen geblieben bin ich bei "Coldheart Canyon" von.....taaaaräääää Clive Barker.
Denn nichts beginnt jemals...

07.06.2008, EM Blog #1 

Nun ist sie gestartet- die EM, die letzten Endes Deutschland gewinnen wird. So zumindest der Tenor aller hiesigen Medien und Autofahnenbesitzer. Am Morgen war ich mit zwei Kollegen in Tschechien tanken und Kippen holen. Einer von ihnen ließ sich von einem Asiaten beinahe eine Fahne für 20 € aufschwatzen. Ich intervenierte und aufgrund dessen wurde der Preis halbiert. Tja, wer's braucht.
Das erste Spiel riss mich im Gegensatz zu den Botschaftern vom ZDF nicht vom Hocker. Okay, die Schweiz hat gekämpft und sicher kein schlechtes Spiel gemacht, aber dennoch verloren. Der Sieger hieß Tschechien, die eine statische und lauffaule Leistung ablieferten. Ein Mittelfeld war bei denen nicht zu erkennen (Sionko mal ausgenommen) und alles verließ sich auf die "italienische" Viererkette und vorne auf den lieben Gott, der dann nicht mal den Ball richtig treffend versenkte. So wünsche ich dieser Elf einen gemütlichen Abend gegen Portugal, denn wenn die halbwegs Normalform haben, dürfte dem Nachbarland Feuer unterm Arsch gemacht werden.
Portugal, o du große Seefahrernation, ja es macht wieder Spaß zuzusehen. Eine Elf mit namhaften Spielern gespickt, technisch perfekt, jederzeit in der Lage das Tempo anzuziehen und vorne einen Ronaldo, der seinen Gegenspielern Knoten in die Beine zaubert. Verdient gewannen sie mit 2:0 gegen die Türkei, die- jetzt kommt's- meines Erachtens nicht mal enttäuscht haben. Sie warfen ihre ganze Kollektivität in die Waagschale und gingen bis an die Leistungsgrenze, um am Ende doch gegen einen stärkeren Gegner zu verlieren. Dennoch dürfte noch etwas drin sein- aber wie gesagt ich liege mit Prognosen meist falsch. Vielleicht kommen ja auch die Tschechen und die Schweiz weiter. Zehn Jahre Tippspiele im Internet und auf Totoebene haben mich vorsichtig machen lassen, zumal nur ein Wernesgrüner Rucksack bei Tippspielen herausgesprungen ist.
Meine diesjährige Offensive konzentriert sich auf die Spiele der BILD (Computer~ + Sport~), auf Magmatix, DKB und Fedex- und was kann ich vermelden? Trotz unterschiedlicher Tipps habe ich kein einziges Ergebnis richtig. Schwach angefangen und stark nachgelassen nennt man das wohl.
So jetzt werde ich meine neusten Hirngespinste in Ergebnisse einmünden lassen und hoffen, dass es morgen besser läuft.

08.06.2008, EM Blog #2 

Nun ist sie auch für Deutschland gestartet- die EM. Schatten in Form von Deutschland- Trikots auf den Leibern alternativer Jugendlicher konnte ich schon beim nachmittäglichen GBC- Aufstieg bewundern. Was heißt hier Schatten? Den Polen habe ich nicht das Schwarze unter den Nägeln gegönnt, wer durch seine Boulevardmedien (oder wohl doch die Springer Presse) so einen Scheiß vor dem Spiel verzapft, hat es nicht besser verdient.


Bis auf zwanzig Minuten zu Beginn der zweiten Halbzeit war der Sieg nie gefährdet und auch die etwas schwächere Leistung von Ballack macht Hoffnung. Noch mal wird Micha nicht so fehlerhaft spielen und in dieser doch eher schwachen Gruppe ist Deutschland beinahe schon durch.
Das Nachmittagsspiel war auch nicht der Burner. Verzweifelt mühten sich die Ösis gegen destruktive Kroaten, die von ihrem frühen Tor zehrten. So haben die beiden Ausrichterländer jeweils mit 0:1 verkackt und können die Koffer packen oder besser nach Hause fahren/gehen. Für morgen erwarte ich dann mal paar Tore, bisher ist dieses Championat doch eher durch starke Defensivleistungen geprägt.

09.06.2008, EM Blog #3 

Heute war der erste Spieltag der Todesgruppe und wenn der Tod schleichend kommt, dann an diesem Nachmittag. Mit einem Auge verfolgte ich Frankreich gegen Rumänien, das andere Auge zuckte im R.E.M.- Modus. Was für ein Grottenkick, einzig die Kurzpassballstaffetten der Rumänen (leider nur zwischen den Strafräumen) hielten mich wach. Der Vizeweltmeister wirkte ideenlos und seine alten (Defensiv-) Herren waren nicht in der Lage nach vorn zu arbeiten. Das war mal nichts, aber kann im nächsten Spiel schon ganz anders werden, wie sich der heutige Abend auch entpuppte.
Die Holländer hatten ihre Holzschuhe ausgepackt und dem Weltmeister kräftig in den Arsch getreten. Die hochgelobte Defensive der Italiener war mit dem schnellen Umkehrspiel der Oranjes völlig überfordert. So fiel das 3:0, wenn auch zu hoch, doch verdient aus und es wird spannend, wie die Italiener das nächste Spiel das gegnerische Tor berennen müssen, um sich nicht vorzeitig aus dem Turnier zu verabschieden. Außerdem könnte auch das Torverhältnis (ich glaube mal, kenne aber die aktuellen UEFA/FIFA- Regularien nicht) entscheidend sein. Die Spannung ist auch aus meinen mittlerweile sieben EM- Tippspielen raus. Überall rangiere ich unter fernerliefen, lediglich van Nistelrooy als Torschützenkönig der EM könnte mir paar Zusatzpunkte einbringen. In einem anderen Tippspiel habe ich als risikofreudiger Mensch auf den Europameister Griechenland gesetzt, also nicht nur so, sondern als vergangener und nun kommender Champion- wat 'n Schwachsinn. Vielleicht gibt der morgige Tag mehr Aufschlüsse...

10.06.2008, EM Blog #4 

Wat 'n Schwachsinn- das kannste laut sagen, lieber Blogger. Meine Fresse war das ein schlechtes Spiel zum Ausklang des 1. Spieltages der Gruppenphase. Ein Europameister ohne Interesse am Fußball und dagegen die hölzernen Schweden. Die erste Hälfte war ein Potpourri des Vergessens. Demnächst werde ich die ganze Sendung "Heirate mich" auf RTL2 angucken. So jetzt habe ich die weibliche Leserwelt beruhigt und gezeigt das ich noch etwas Herz habe. Naja, die Schweden wollten das Schiebchen jedenfalls nicht mitmachen und gewannen 2:0.
Aber ein großes Licht am Ende des Tunnels leuchtete dafür am Nachmittag, wo sich brillante Spanier und nett mitspielende Russen auf dem Rasen bekämpften. Das für mich schönste Spiel bisher gewannen die Spanier mit 4:1 und zauberten dabei mit Xavi und Villa feinstes Rasenschach und großes Tennis. Wer nun Angst vor den Iberern bekommt, dem sei (beruhigend und leider) gesagt, dass die Spanier immer in der K.O.- Runde abkacken und auch zum Schluss des Matches gegen die Russen zeigte sich die Abwehr nicht sattelfest, wenn sie unter Druck geriet. Von mir aus können sie dafür immer vorn eins mehr schießen, die individuelle Klasse der Torres, Fabregas und Co. spricht dafür. Soviel zu meiner (bekannten) Affinität zum südeuropäischen Fußball- ich mag ihn einfach, vielleicht weil ich selbst als Kicker so ein Rumstolperer und technische FÜNF war.
So, nun beginnt morgen die zweite Gruppenphase und nachdem es jetzt mit dem Tore schießen besser geworden ist, freue ich mich beinahe darauf.

11.06.2008, EM Blog #5 

Kontrastprogramm in Gruppe A: Zum Auftakt gab es ein technisch hochwertiges Spiel Portugal gegen Tschechien, wobei die Portugiesen lange nicht so souverän wie im ersten Spiel auftraten. Die frühe Führung der Favoriten durch Deco glich der wieder starke Sionko fast postwendend aus. Im zweiten Abschnitt scorten dann noch zweimal die Portugiesen, wobei Ronaldo an allen drei Toren beteiligt war. Besonders schön sein 2:1 nach Hereingabe von Deco. Damit sind die Südländer als erstes Team für das Viertelfinale qualifiziert.
Das zweite Spiel mutierte in der ersten Halbzeit zur Wasserschlacht von Basel, beide Teams kämpften auch in der zweiten Halbzeit am Limit, doch fair. Dabei gelang es den Türken nach dem 0:1 durch Yakin das Spiel noch zu drehen, wenn auch endgültig erst in der 93.Minute. Somit gibt es ein echtes Endspiel mit Türkei gegen Tschechien, wobei aufgrund der Punkt- und Torgleichheit sogar bei einem Unentschieden das Elfmeterschießen entscheiden kann. Die Schweizer sind (wie prognostiziert) bei ihrem Heimturnier ausgeschieden und bestreiten ein Spiel für die Katz' gegen Portugal. Sicher eine Chance für die Spieler, die sonst hintenanstehn. Nun kommt morgen die Gruppe B mit uns und den anderen, auch nicht schlecht.

13.06.2008, EM Blog #6 

Für das zweite Spiel der Deutschen hatte ich mir einen ganz besonderen Bonbon aufgehoben: good old Gellert Szenario ging dorthin wo es weh tut. Dies war in dem Falle das Public Viewing auf dem Chemnitzer Neumarkt.
Ich wollte mir einfach mal die deutsche Variante der Village People geben und zumindest schwarz- rot- goldene Indianer habe ich gesehen. Die Mehrzahl der Besucher war aber einigermaßen zivilisiert gekleidet, immerhin hing ja auch nicht der Fluch eines Thor Steinar- Verbots in der trüben Juniluft.
Ein Einpeitscher gab sich die Ehre und feuerte den Anhang an doch mitzugrölen, hinter mir meinte jemand: "Warum denn, die hören uns sowieso nicht."- womit die Helden auf der Leinwand gemeint waren, die übrigens ein beschissenes Bild lieferte.
Das Spiel entwickelte sich zuungunsten der Anwesenden und spätestens nach dem 1:0 durch Srna, wurde der Pöbel mürrisch, zumal die kroatischen Fans klare Stimmgewalt im Stadion hatten und wenn sie dann mal eingeblendet wurden, flüsterte mir mein Hintermann ins Ohr: "Da müsste man jetzt mit einem Maschinengewehr draufhalten." Weniger kämpferisch zeigten sich unsere Kicker und kassierten im zweiten Durchgang durch die Fleißbiene Olic das 2:0. Noch war nicht aller Tage Abend und als der alte Schambolzen Kuranyi eingewechselt wurde, drehte ein dreizehnjähriges Mädchen vor mir völlig frei und lieferte Kreischalarm a la Tokio Hotel. Die kann bloß froh sein, dass sie den nicht in sich aufnehmen muss, ähem.
Ja, dann war doch noch Jubel im Mob- der Poldi hatte das 2:1 eingeschossen und vereinzelt brandeten "Deutschland, Deutschland"- Rufe auf. Letztendlich wurde es nichts mehr mit dem Ausgleich, aber auch nichts mit der Drohung eines Besuchers: "Heute Abend wird Klagenfurt brennen."
Unser Team ist im Hafen der Realität vor Anker gegangen und hat nun ein echtes Endspiel gegen Österreich. Der zweite Gastgeber stand trotz einer starken ersten Halbzeit bis zur 93. Minute mit einem Abseitstor des polnischen Brasilianers Guerrero in der Kreide, bis sich der Schiedsrichter erweichen ließ und einen Elfmeter gegen die Polen verhängte, den Publikumsliebling Vastic zum Ausgleich versenkte.
Was die ZDF- Übertragung anbelangt: Österreichfreundlich bis zum Erbrechen, obwohl uns dieses Volk zumindest sportlich die Pest an den Hals wünscht. Mal sehen wie das dann beim Eurovisions- Länder- Derby wird.



14.06.2008, EM Blog #7 

Der zweite Spieltag in der Todesgruppe offenbarte unheimlich gute Fußballspiele. Los ging's am Nachmittag mit den mit den Rücken an der Wand stehenden Italienern und den gut organisierten Rumänen. Man staunte nicht schlecht, was die Osteuropäer für ausgeklügelte Ballstafetten auf Lager hatten und noch mehr staunte die indisponierte italienische Abwehr über Mutu's 0:1. Kurz geschüttelt und im Gegenzug staubte Panucci zum 1:1 ab (56.). Fortan war es ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten und zwei Klassetorhütern (Buffon und Lobont). Beinahe hätten die angeknockten Italiener ihre Koffer packen können, aber Buffon hielt in der 81. Minute den Elfmeter von Mutu.
Auf den Rängen hatten die Rumänen klar die Übermacht und ihr Optimismus ist verständlich, hatten sie doch in ihrer Qualifikationsgruppe gegen Holland gewonnen und unentschieden gespielt. Auch ein Fußballlaie (endlich mal ein Wort mit drei gleichen Konsonanten hintereinander, ein Orthographiehattrick sozusagen) wie ich muss sich das ab und an sagen, denn man denkt so vor sich hin: na ja die Rumänen, die muss man eigentlich schlagen und deswegen tippt man in sieben Tippspielen auf Italien. Pustekuchen, sie sind zwar nicht so stark wie in der Hagi- Ära, aber immer noch ganz nett anzuschauen.
Ja und dann? Dann nickte ich, erschöpft vom Tagwerk und vom ersten Spiel, auf der Couch ein und verschlief glatt die erste Halbzeit Niederlande gegen Frankreich. Glücklicherweise kam das echte Spektakel erst nach dem Wechsel, auch wenn Kuyt schon nach 9 Minuten das 1:0 für Holland gemacht hatte.
Was sich dann in der zweiten Halbzeit abspielte, war schon mit das Beste was man von einer EM- Endrunde erwarten kann. Zuerst drückten die Franzosen und hatten drei Chancen, dann ballerte van Persie das 2:0 (59.). Mit dem Mute der Verzweiflung und einem guten Ribery setzten die Blauen alles auf eine Karte und Henry erzielte den Anschlusstreffer. Doch schon im Gegenzug stolperte der Vizeweltmeisterkapitän Thuram mit dem Ball herum, Robben luchste ihm denselben ab und feuerte aus Nahdistanz in die kurze Ecke. Der Rest war Schaulaufen für Oranje und den wiederum gewaltigen Block im Stadion (die Franzosen mutieren auch vom Fanaufkommen her zur Lachnummer)- da passte es nur zu gut ins Bild, dass Sneijder mit einem Dreiangelschuss noch das 4:1 machte.
Favoriten gab es nach jedem Spieltag neue, aber wer nach den Spielen gegen Welt- und Vizeweltmeister 7:1 Tore und 6 Punkte zubuche stehen hat, über den dürfte auch dieses Championat entschieden werden. Das Spiel Italien gegen Frankreich kann unter Umständen Makulatur sein, wenn die Holländer gegen Rumänien die Beine heben. Aber können die das überhaupt?

14.06.2008, EM Blog #8 

Heute war die Gruppe D dran und ich muss gestehen, dass mich diese Gruppe am wenigsten interessiert. Irgendwie sind da drei Mannschaften dabei, die mir vom spielerischen her nicht so gefallen.
Das Nachmittagsspiel war erwartungsgemäß ein arges Gewürge. Zwar schoss Torres vom FC Liverpool das 1:0 nach 15 Minuten, aber die Spanier bekamen dadurch keine Sicherheit in ihr Kombinationsspiel, wenngleich es schwer ist gegen die kantigen Schweden zu spielen. Folgerichtig erzielte auch Superstar Ibrahimovic den Ausgleich (34.). Das mäßige Spiel in Durchgang zwei begründete sich auf dem (legitimen) Zurückziehen der Schweden, die wie das Kaninchen vor der Schlange darauf warteten, was denn nun kommen würde. Die Taktik ging bis zur Nachspielzeit auf, dann waren Mellberg und Hansson indisponiert und Villa schoss sein viertes Turniertor. So hatte das Spiel doch noch einen verdienten Sieger gefunden. Bemerkenswert auch die neuentdeckte Liebe der Spanier zu ihrer Nationalmannschaft (sonst dreht sich alle nur um Real Madrid und den FC Barcelona). Im Stadion waren sie im Vergleich zu sonstigen Turnieren gut vertreten und in Madrid hat man die Fanmeile installiert. Der Gerechtigkeit halber muss man natürlich sagen, dass die schwedischen Fans wie immer sehr zahlreich vor Ort waren.
Das zweite Spiel war das Spiel der Auftaktverlierer und alles hoffte auf ein offensiveres Spiel der Europameister. Aber ihre einstige Stärke- die Standards - ist genauso abhanden gekommen, wie ein gepflegtes Spiel nach vorn. So brauchten die Russen nur auf einen Fehler der Hintermannschaft der Griechen zu warten bis Zyryanov nach 33 Minuten ins leere Tor einschoss. Die zweite Hälfte war ein verzweifeltes und konfuses Anrennen von Otto's Truppe, doch irgendwie müssen sie was Falsches im Uozo gehabt haben- es lief einfach nichts zusammen, selbst als Rehagel eine offensivere Variante zog, waren die größeren Chancen auf Seiten der Russen zu beobachten. Die haben nun gegen Schweden die Chance mit einem Sieg ins Viertelfinale einzuziehen, wobei zu bemerken ist, dass ihr Superstar Arshavin erstmals eingesetzt werden kann. Naja, und die Spanier sind durch und nun 18 Pflichtspiele am Stück ungeschlagen.
Gedanken mache ich mir heute schon um das Montagsspiel der Deutschen. Die Ösis dürfen maximal zwei, drei Chancen haben, denn es ist davon auszugehen, dass sie nicht wieder so schludern werden. Andererseits haben sie seit Monaten in Wien nicht verloren- diese Serie wird auch einmal enden und ein mulmiges Gefühl bleibt, wenn man die Provokationen in der Bildzeitung liest. Na gut, warten wir ab und gedulden uns. Mit dem Hinweis das die griechische Statue Dellas starke Unterarmbehaarung hat, möchte ich für heute enden.

15.06.2008, EM Blog #9 

Was für ein Entscheidungsspiel am letzten Spieltag der Gruppe A. Gesucht wurde der Gegner der Kroaten. Auf der Matte standen Tschechien und die Türkei. Bei einem Unentschieden drohte sogar ein Elfmeterschießen.
Es lief schwer an und schien sich zum Langweiler zu entwickeln. Nach 34 Minuten erzielte Koller per Kopf das 1:0 für die Tschechen. Bis zur Halbzeit passierte nicht mehr viel und nach dem Wechsel noch weniger. In der 62. Minute erhöhte Plasil auf 2:0 und man meinte den Türken würden jetzt die Felle davon schwimmen, zumal das umgebogene Spiel gegen die Schweiz genug Kraft gekostet haben dürfte.
Aus heiterem Himmel erzielte Arda nach 75 Minuten den Anschluss und die Türken auf den Rängen peitschten ihr Team nach vorn. In der 88. Minute rutschte Cech eine Flanke durch die Hände und Nihat staubte zum Ausgleich ab. Nur eine Minute später passte Altintop auf Nihat und der schloss überlegt zum 3:2 ab. Im Chaos der Nachspielzeit kassierte der Torhüter der Türken, Wolkan, die rote Karte und ein Feldspieler musste ins Tor. Es passierte nichts mehr und die selbstbewussten Türken ziehen ins Viertelfinale ein.
Im unbedeutenden Spiel unseres vermeintlichen Viertelfinalgegners Portugal gegen die Schweiz ließ Scolari sieben Stammspieler draußen und die Schweizer hatten die Chance sich gut aus dem Turnier zu verabschieden, welche sie auch nutzten. Die Eidgenossen gewannen durch zwei Yakin- Tore mit 2:0.

16.06.2008, EM Blog #10 

Alles orakeln hat ein Ende: die deutsche Mannschaft ist ins Viertelfinale eingezogen. Aber, aber...es war vor allem in der ersten Halbzeit ein Langweiler, man kann es abtasten, taktische Zwänge nennen oder es auf den medialen Druck zurückführen, dass aus diesem hochstilisierten Spiel nichts spielerisches geworden ist.
Entschieden hat es Michael Ballack mit einem satten Freistoß in der 49. Minute. Die Ösis konnten sich keine klaren Chancen erspielen und aufkommende freie Plätze in der gegnerischen Hälfte lehnte das DFB- Team als Einladung ab und verschluderte die Kontermöglichkeiten.
Fazit: Wer so ein großes Maul hat, macht es einen einfach es auch zu stopfen.
Im anderen Spiel siegten die Kroaten durch ein Klasnic- Tor mit 1:0 gegen Polen und haben damit alle drei Vorrundenspiele gewonnen. Mal sehen ob die Serie gegen die unverwüstlichen Türken anhält.

17.06.2008, EM Blog #11 

Der letzte Spieltag der Gruppe C hielt Rumänien gegen Niederlande und Italien gegen Frankreich bereit, wobei letztere am Tropf der Holländer hingen, will sagen: gewinnt Rumänien können die WM- Finalisten von 2006 sich abstrampeln wie sie wollen.
Das ZDF traf eine gute Wahl und übertrug die Neuauflage des WM- Finales live. Es war ein gutes Spiel mit bitteren Momenten. Nach 8 Minuten musste Ribery mit Verdacht auf Schienbeinbruch raus, nach 25 Minuten sah Abidal nach einer Notbremse gegen Toni rot und den fälligen Elfmeter versenkte Pirlo. Danach wirkten die Franzosen (verständlicherweise) verunsichert und die Weltmeister zogen ihre Strippen im Mittelfeld. Was allerdings Toni im Sturm alles versemmelte (viermal in der 1. Halbzeit) ging auf keine Kuhhaut. Dennoch ist der Bayern- Stürmer aufgrund seiner Präsenz im Sechzehner unersetzlich.
Im zweiten Durchgang spulten die Italiener in jahrelang gewohnter Manier ihr Programm ab. Fast noch wichtiger als das 2:0 durch einen abgefälschten Freistoss von de Rossi (63.) ist die Tatsache, dass sich Regisseur Pirlo und Kampfsau Gattuso ihre zweiten gelben Karten einfingen und damit für das Viertelfinale gegen Spanien gesperrt sind. Dennoch haben die Italiener gute Leute auf der Bank, die auch in so einer Situation etwas reißen können.
Im zweiten Spiel trat Holland mit einer B- Elf (9 Spieler wurden geschont) gegen Rumänien an und spielte auch weiter souverän. Huntelaar (54.) und van Persie (87.) schossen den ungefährdeten 2:0- Sieg heraus. Die Rumänen waren nicht in der Lage das Match zu diktieren, was sich trotz der guten Leistungen bisher auch in den vorangegangenen Spielen angedeutet hatte. So konnte sie die Chance aufs Viertelfinale nicht nutzen.
Das war die Vorrunde in der sogenannten Todesgruppe.

18.06.2008, EM Blog #12 

Live wurde heute Russland gegen Schweden ausgestrahlt. Die Ausgangsposition in Gruppe D war klar: Schweden reichte ein Unentschieden, die Russen mussten gewinnen. Und so legten sie auch wie die Feuerwehr los. Arshavin und Zhirkov machten Druck und versetzten die schwerfällige schwedische Defensive ein ums andere mal. Nach einigen Anläufen kombinierten sie sich durch den Strafraum und Pavlyuchenkov schob zum 1:0 ein (24.). Danach versiebten sie noch zahlreiche Chancen bis zur Pause und boten dabei Hochgeschwindigkeitsfußball par Excellenze. Vieles erinnerte an den UEFA- Cup- Sieger Zenit St. Petersburg.
Im zweiten Durchgang schalteten sie einen Gang zurück, aber ohne das die Skandinavier zu richtigen Chancen kamen. Dennoch kamen die Russen durch Arshavin nach einem super herausgespielten Angriff noch zum 2:0 (50.). Zum Schluss hin kamen die Russen dann zu hochkarätigen Konterchancen, die sie aber allesamt versiebten. Das jüngste Team (glaube ich zumindest) setzte sich mit seinem Flachpassspiel gegen hölzerne und überalterte Schweden durch und darf damit in der Neuauflage des EM- Endspieles von 1988 gegen die Niederlande ran. Bestimmt ein Schmankerl für Guus Hiddink, den holländischen Trainer der Russen.
Im zweiten (unbedeutenden) Spiel kam Spanien mit einer B- Elf gegen Griechenland zu einem 2:1 Erfolg.

19.06.2008, EM Blog #13 

Denkwürdiger Donnerstag, wie er denkwürdiger nicht sein kann. Eigentlich ist das ja ein Tagebuch, also können wir auch etwas abschweifen. Vor vier Wochen beschloss ich eine Obstdiät zu machen, um von meinen 96 kg runterzukommen. Also deckte ich mich mit Büchsen voller Obst ein. Eine davon war Pfirsich und in dieser Pfirsichdose verbarg sich ein streichholzkopfgroßer Killerstein. Dieser führte an jenem Tag dazu, dass ich auf diesen Killer biss und gleichzeitig merkte, da ist was faul mit dem Backenzahn. Am nächsten Tag war ich beim Zahnarzt und mittels Kamera und Display zeigte er mir einen Riss in der Füllung und betonte, dass meist der ganze Zahn gerissen ist, aber man könne ja erst mal eine neue Füllung machen und wenn es sich als Zahnfraktur herausstellt, kann man zur Stabilität überkronen.
Paar Tage später kaute ich nur noch mit links und schob den Termin vor mir her. Vorgestern kaute ich ein Stück Pizza mit rechts und sofort zog ein Schmerz und ein Knirschen ins Innerste meiner Mundhöhle. 24 Stunden später war mein Zahnfleisch geschwollen und heute nun, in aller Herrgottsfrühe, zog es mich magisch in den Sessel des Zahnarztes. Als Dauerpatient wird man mit rollenden Augen empfangen oder gleich wieder terminverschiebend abgewiesen. Als Schmerzpatient darf man "ablegen" und sich im Wartezimmer platzieren.
Nach erträglicher Wartezeit landete ich also im Scheinwerferlicht des Arztes und nach zehn Sekunden rütteln am Zahn stand fest: "Der muss raus." Ich war empfängnisbereit und kassierte eine Spritze. Die nächsten Sätze bauten mich nicht gerade auf:
Ich: "Naja, so locker wie der ist, wird es ja wohl nicht so schlimm werden."
Arzt: "Das hat nichts zu sagen, der kann auch stückchenweise fest sitzen."
Schwester: "Haben sie heute noch was vor, Schule oder so?"
Ich: "Eigentlich schon- ich muss nach Chemnitz, oder ist das eine Drohung?"
Arzt: "Naja, man weiß ja nie wie's kommt."
Fortan baute er seine Werkzeugbatterie auf und fing an den tauben Zahn mit einem Meisel zu schieben, zerren, rütteln und stampfen. Dann griff er zur Zange und holte erste Stücke hervor. Und dann wieder der Meisel und als es nicht weiter ging zur Abwechslung der Bohrer und dann die Zange. Und zwischendurch etwas Trost:
"Da haben wir uns damals bei der Wurzelresektion so eine Mühe gegeben und jetzt muss er raus."
Nach zwanzig Minuten war das letzte Stück in seinen Besitz übergegangen und er hielt mir die Nase zu und forderte: "Jetzt mal kräftig schnauben.", während er sein Ohr an meinen offenen Mund legte.
"Okay, das war's- die Kieferhöhle ist auch dicht."
Und schwupps stand ich mit einem Wattebausch im Krater vor der Praxis und konnte den Mund vorerst nicht öffnen, da ich auf die Watte beißen musste, um das Nachbluten zu stillen. Irgendwann im Laufe des Vormittages ließ auch die Wirkung der Spritze nach und es blieb bis jetzt zum Anstoß des Viertelfinalspieles Deutschland gegen Portugal so eine dumbes Klopfen im Krater. Dennoch werde ich hoffentlich dieses Spiel genießen....
....bis zur 22.Minute war nichts in Basel passiert, bis aus dem selben heraus Schweinsteiger nach einer Podolski- Hereingabe das 1:0 machte. Die favorisierten Portugiesen waren geschockt und nahmen auch noch das 2:0 hin, welches Klose nach einer Freistoßflanke von Schweinsteiger markierte (26.). Das letzte Wort vor dem Seitenwechsel hatten dann die Portugiesen: nach einer Lehmann- Parade gegen Ronaldo verkürzte Nuno Gomes auf 2:1 (40.).
Den zweiten Durchgang eröffneten die Grün- Roten mit mehr Engagement und Druck, doch wieder sah man nach 62 Minuten verzweifelte Gesichter: Ballack köpfte eine erneute Freistoßflanke von Schweinsteiger zum 3:1 ein. Schema F hatte das Spiel entschieden, wenngleich die Südeuropäer noch mal alles mobilisierten und durch Helder Postiga nach 87 Minuten zum 3:2 kamen. Portugal liegt uns- diese Erkenntnis konnte man aus dem Spiel mitnehmen und das ich zwischendurch in die Küche gehen und aufwaschen und rauchen konnte, ohne das etwas Wichtiges passierte. Ich hatte halt den richtigen Zeitpunkt abgepasst, genau wie die mit dem Adler auf der Brust.
Nun freue ich mich (hoffentlich) diebisch auf das Bruderduell Deutschland gegen Türkei, oder sollten die Kroaten ein Revanche- Spiel bekommen?

20.06.2008, EM Blog #14

Was für ein Gegurke für alle verwöhnten Zuschauer vom Deutschland- Spiel gegen Portugal. Die Türken (ersatzgeschwächt) gegen die Kroaten (im Abschluss zu unentschlossen) boten über 90 Minuten Fußball zum abgewöhnen. In der ersten Halbzeit eine Chance für Olic und auf der Gegenseite hing der Held vom Tschechien- Spiel, Nihat, in der Luft. Lediglich Hamit Altintop bot Viertelfinalklasse als Spielmacher auf der Position ganz rechts in der Viererkette. In der zweiten Halbzeit waren die Kroaten besser und Rüstü im Tor der Türken, der den gesperrten Volkan vertrat, bewegte sich zwischen Welt- und Kreisklasse und genau so präsentierte sich sein blödsinniger Ausflug in der 119. Minute der Verlängerung (in der die Kroaten abbauten und die Türken endlich nach vorn spielten), den Klasnic per Kopf mit dem 1:0 bestrafte.
Nun war eigentlich der Drops gelutscht, aber wer die Türken bei diesem Turnier erlebt hat, ahnte Schlimmes. Und dies kam in letzter Sekunde in Form von Semih, der den Ball ins Dreiangel wuchtete. Aus, vorbei, Elfmeterschießen. Und da war der moralische Knacks für die Kroaten zu stark. Modric, Petric und Rakitic verschossen, während die Türken alle trafen.
Nun steht dem stimmungsgeladenen Spiel Deutschland gegen Türkei nichts mehr im Wege, wobei die Türken an diesem Abend weitere gelbe Karten und damit Sperren kassierten und mit Rüstü ein Sicherheitsrisiko im türkischen Tor steht. Also steht Deutschland schon mit einem Bein im Finale, aber die Türken haben ein gutes Turnier gespielt, auch wenn es im Halbfinale vorbei sein sollte.

Und da wäre noch ein Bild, was uns das Eventfernsehen erspart hat:



22.06.2008, EM Blog #15

Die erste echte und faustdicke Überraschung ist perfekt: die in der Vorrunde überragenden Holländer flogen gegen die Russen raus. Aber der Reihe nach. 150000 Oranjes und noch paar tausend im Stadion dominierten das Bild in Basel. Wahnsinn, was das kleine Land so auf die Beine stellt. Doch von der Siegessicherheit der Landsleute waren die Kicker von Anfang an weit entfernt. Trotzdem, wer Robben und van Persie auf der Bank lassen kann, hat einen so starken Kader, um sich auch ins Halbfinale zu hieven.
In der ersten Halbzeit war es ein verteiltes Spiel, ohne echte Torchancen, wenn man mal von Kolodins Weitschüsse absieht. Die zweite Halbzeit begannen die Russen entschlossen und erzielten auch nach 55 Minuten durch Pavlyuchenko das 1:0. Von den Holländern wurde eine Reaktion erwartet, aber meist versuchten sie behäbig bis zum feindlichen Strafraum zu gelangen, was ihnen in den wenigsten Situationen auch gelang. Die Russen ließen dabei fahrlässig Konterchancen liegen und das jüngste Team der EM schien noch zu grün zu sein und nahm vier Minuten vor dem Ende den Ausgleich durch van Nistelrooy hin. Eigentlich sollte das der Knackpunkt des Spieles sein, aber es erfolgte in der Verlängerung keine echte Reaktion der Favoriten. Sneijder fand als Spielmacher gar nicht statt und van der Vaart tauchte völlig unter. Der Weckschuss von Pavlyuchenko an die Latte beflügelte nur das eigene Team und als sich Arshavin erneut mühelos durchsetzte und die Flanke bis zu Torbinski durchkam war nach 112 Minuten das 2:1 fällig. Infolgedessen waren die Niederländer wie gelähmt und nahmen nach einem simplen Einwurf auf Arshavin noch das 1:3 hin (116.).
So zog nun schon der dritte Gruppenzweite ins Halbfinale ein und man darf gespannt sein, ob Spanien dieses Serie gegen Italien knackt, oder ob es zum, für viele gewünschten, Finale Deutschland gegen Italien kommt. Vielleicht hat aber auch Guus Hiddink seine Mannschaft so gut im Griff, dass sie für eine weitere Überraschung sorgen können. Wie es funktioniert, weiß er ja spätestens seitdem er Südkorea ins WM- Halbfinale geführt hat. Erstaunlich für mich jedenfalls, wie er die Doppelbelastung Trainer vom PSV Eindhoven und gleichzeitig Nationalcoach Russlands bewältigt, zumal er seine Spieler bis auf Saenko alle aus der russischen Liga rekrutiert. Dabei hat er sich zur EM gemogelt und ist nur dabei, weil die Kroaten in England gewonnen haben, egal wer so einen schnellen und präzisen Angriffsfußball bietet und seine Schwächen (gegen Spanien im ersten Spiel) in Stärken umwandelt, hat es verdient ins EM- Halbfinale einzuziehen.

22.06.2008, EM Blog #16

Nun hat es auch den Weltmeister erwischt und der Wunsch vieler Deutscher auf ein Finale gegen Italien kann nun nicht mehr erfüllt werden. In einer ersten Halbzeit ohne Höhepunkte waren die Spanier mit bis zu 70% Ballbesitz feldüberlegen ohne sich echte Chancen herauszuspielen. Das Ganze wurde im zweiten Durchgang noch schwächer, fehlerhaftes Aufbauspiel von beiden und Gekicke ohne Tempo prägten das Geschehen.
Nicht überraschend ging es mit 0:0 in die Verlängerung, in der erst Silva für Spanien und dann noch di Natale und Toni jeweils per Kopf Großchancen vergaben. Der Rest ist schnell erzählt: es kam zum Elfmeterschießen. Erst scheiterte de Rossi an Cassilas, dann Guiza an Buffon. Man bekam das Gefühl das sich die Italiener weiterduseln würden, aber di Natale scheiterte ebenfalls an Casillas und so blieb es Cesc Fabregas vorbehalten den entscheidenden Elfmeter gegen Buffon zum 4:2 zu versenken.
Damit hat die erste Mannschaft die im letzten Gruppenspiel die B- Elf einsetzte das Halbfinalticket gebucht. Ob das aber mit dem Substanzverlust durch die 120 Minuten gegen fitte und spritzige Russen ein Vergnügen wird, wage ich zu bezweifeln. Außerdem passiert es bei großen Turnieren äußerst selten, dass eine Mannschaft bei zwei Aufeinandertreffen auch zweimal als Sieger vom Platz geht.

25.06.2008, EM Blog #17

Das erste Halbfinale stand an und Jogi Löw hatte vor den starken Türken gewarnt. Jene starken Türken traten mit einer Notelf, nach diversen Sperren und Verletzungen, an und man traute seinen Augen kaum. Anstatt die Türken zu attackieren und gleich Druck zu machen, diktierten diese das Geschehen und Kazim traf in der 12.Minute nur die Latte. War das diese Mannschaft, die nur als Spielball oder Staffage dienen sollte? Die Antwort kam in der 22.Minute, als Ugur Boral das 0:1 machte.
Doch typisch deutsch wurde zurückgeschlagen und Schweinsteiger nach Podolski- Flanke markierte den Ausgleich (26.). Zwischendurch zappte ich immer wieder auf RTL um "Unser neues Zuhause" mit Inka Bause zu sehen. Ich stellte mir vor der Bildmanager auf der Berliner Fanmeile zu sein und ständig umzuschalten. Das müsste doch einen Heidenspaß machen!
Naja, dann begann die zweite Hälfte und mein Tipp von 4:1 war noch möglich, obwohl die Türken besser gegengehalten hatten, als ich glauben mochte. Das Spiel war weiterhin verteilt, Deutschland mit vielen Fehlern, die die Türken nicht bestrafen konnten. Zwischendurch war immer wieder Bildausfall in Basel und ich widmete mich wieder anderen Dingen. Aufwaschen, rauchen und pullern- das ganze Programm. Doch zur 79.Minute war ich brav in der Kommandozentrale, um den nächsten Bock von Rüstü zu bewundern, den Klose per Kopf mit dem 2:1 bestrafte. Noch zehn Minuten und eigentlich sollte alles klar sein, aber die Mannschaft der letzten Sekunden schlug zurück. Sabri tanzte Lahm aus, flankte und Semih erzielte den Ausgleich. Nun konnte es in die Verlängerung gehen, aber diesmal schluckten die Türken noch die bittere Pille. Der beinahe- Sündenbock Lahm tankte sich durch und erzielte nach Doppelpass in der 90.Minute den 3:2- Siegtreffer.
Nun geht es gegen Spanien oder Russland im Finale. Und das nächste Spiel wird das bessere.
Achso, die Familie hat sich für das Haus Nummer zwo entschieden. Es war das schön geschnittene und freistehende Zweifamilienhaus.

26.06.2008, EM Blog #18

Das zweite Halbfinale führte die Russen und die Spanier zusammen, die sich in der Vorrunde schon einmal gegenüberstanden. Damals gewann Spanien mit 4:1.
Diesmal durfte bei den Russen Superstar Arshavin mitkicken und ohne etwas vorwegzunehmen- er blieb blass. In der ersten Halbzeit waren beide Teams auf Ballkontrolle fixiert und bis auf einen Schuss von Pavlyuchenko (31.) passierte nicht viel. Lediglich die verletzungsbedingte Auswechslung vom führenden in der Torschützenliste, David Villa, verdient Erwähnung, sorgte sie doch für eine Systemumstellung. Torres war danach alleinige Spitze und der eingewechselte Fabregas spielte dahinter. Ein 5-4-1 mit dem die Spanier durch die Quali gegangen sind.
Die zweite Halbzeit wurde zu einer Demonstration spanischer Spielfreude. Xavi markierte das 1:0 (50.) und Torres hatte gleich zweimal die Chance zu erhöhen (60.,62.). Zum absoluten Schlüsselduell wurde das Aufeinandertreffen zweier Außenverteidiger. Der bis dahin bei seinen Vorstößen so gefährliche Zhirkov war gegen Sergio Ramos überfordert und meist in der eigenen Hälfte gebunden. Im Mittelfeld regierten die Xavi, Silva und Co. und vor der Abwehrkette war ständig der brasilianische Spanier Senna in Bewegung und spielte zwar nur die Sicherheitspässe, war aber als Anspielpunkt stark gefragt. In der 73.Minute setzte sich Fabregas auf außen durch und brachte die Eingabe auf den eingewechselten Guiza und der den Ball zum 2:0 ins Tor. Das letzte bisschen Widerstandkraft der Russen war gebrochen und Silva markierte noch das 3:0 (81.). Damit ist Spanien seit 21 Spielen ungeschlagen und geht mit der beeindruckenden Serie ins EM- Finale gegen Deutschland. Die Russen treffen wir in der WM- Qualifikation wieder, dies dürften auch reizvolle Duelle werden.
Mein Finaltipp: Spanien müde nach einem Tag weniger Pause- verliert mit 2:1.
Und dann wären noch zwei Blogfehler:
EM- Blog #4: Spanien scheidet im K.O.- Modus aus.
EM- Blog #16: Außerdem passiert es bei großen Turnieren äußerst selten, dass eine Mannschaft bei zwei Aufeinandertreffen auch zweimal als Sieger vom Platz geht.
Gute Nacht.

26.06.2008, EM Blog #18

So nun isses vollbracht, der letzte EM- Blog wird geschrieben. Vorbei nun die aufgesetzte und affektierte Deutschtümelei, die Zecken genauso aufregt wie Nazis, die ja eigentlich die Exklusivrechte an Deutschland gepachtet haben. Ich musste das noch loswerden, letzter Auslöser war die Nacht zum Sonntag, als ich nach erfolgreich überstandenen zwei Punkkonzerten noch ins Fernsehprogramm zappte und das Ende der Niels Ruf- Show sah. Zum Schluss bat er das Publikum nach vorn an die Ramschkisten, wo sich doch "bitte jeder noch ein Deutschlandfanartikel raussuchen konnte". Dies wurde von den Anwesenden freudig aufgenommen und man schubste und zerrte, nur um an ein kleines Fähnchen zu kommen. Deutschland wird verramscht- wie treffend. Bei meinen Beobachtungen via TV und Fanmeilchen in Chemnitz sah ich bierfixierte "Fans" und Frauen, die südländischer als Brasilianerinnen sein wollten. Irgendwie ist mir das in der Zeit der EM suspekt geworden.
Auch erhielt ich Anrufe von "Fußballfans", die wissen wollten, was es denn mit Cordoba auf sich habe und erstaunt waren, als ich ihnen sagte, dass Ballack früher in Chemnitz gespielt hat. Jetzt habe ich wieder zwei Jahre (bis zur WM 2010) Ruhe vor ihnen.
Genug gelästert und gemeckert, nun zum Spiel. Die Spanier spielten ballsicher mit Hang zur Pomadigkeit und ich witterte beinahe eine Chance für die deutsche Elf, doch nach 14 Minuten der Weckruf, als Lehmann ein Eigentor von Metzelder verhindern musste. Von nun an die Spanier besser im Spiel und Torres köpfte an den Pfosten (22.). Dies war die Einstimmung zum überragenden 0:1 durch Torres, der in der 33.Minute Lahm düpierte und den Ball ins lange Eck lupfte. Danach waren die Spielanteile klar verteilt, die ausgelassenen Konterchancen der Iberer bis zur Pause waren eindeutiges Indiz, wer Herr auf dem Rasen war.
Die zweite Halbzeit reagierte dann Jogi Löw und brachte nach 58 Minuten Kuranyi für den blassen Hitzlsperger. Und es ging für 10 Minuten ein kurzer Ruck durch die Mannschaft mit einer Chance durch Ballack (60.). Danach war es ein verteiltes Spiel, Ramos noch mit einer dicken Kopfballchance gegen den gut reagierenden Lehmann. Weiterhin spielten die Mittelfeldspieler Katz und Maus mit der deutschen Abwehr und Senna hatte in der 81.Minute noch eine dicke Chance. Auch der für Klose gekommene Gomez vermochte nicht entscheidend ins Spiel einzugreifen. Die Schlussphase verging ohne ein echtes Aufbäumen der deutschen Elf, sicher man war bemüht, aber ständig in Bewegung um dem spanischen Kurzpassspiel hinterherzulaufen.
Damit ist die Euro 2008 Geschichte und die beste Mannschaft mit dem attraktivsten Fußball ist Europameister geworden. Danke für die schönen Spiele.

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