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28.12.2009, "Marienberg liest" zu Besuch im "Grenadier" in Wolkenstein...ich war exklusiv dabei, Freunde...

Ich hoffe der Weihnachtsmann war fleißig und hat auch die Christbaumkugeln mit METALLICA- Gravur in Deinem Wohnzimmer bewundert, oder waren es die neuen Grindcore-Shirts, die zu spontanem Gebrauch der Rute provozierten?
Egal.
In Flossmühle ist alles wie immer, der Weihnachtsmann hatte keine Verkehrsanbindung, weil der Schulbus von Zschopau nach Eppendorf nicht fuhr. Dafür wurden Schneemänner gebaut, die zum Schutz vor Kälte einen Aue-Schal und eine Aue-Bommelmütze trugen.
Trugen?
Als ich am nächsten Tag das Ungemach ablichten wollte, war der Mann geschmolzen und der Merchkram sicher zum Trocknen im Keller.
Also lief ich weiter nach Grünhainichen. Dort steht mein Bankomat. Ich schob meinen Schell-Buben rein und nahm 30 Euro raus. Da dies ein Vergehen nach dem Dispokreditgesetz war, entstand folgende brisante Aufnahme der Überwachungskamera:



Sachdienliche Hinweise nimmt die Sparkasse Freiberg entgegen.
Was war sonst?
Verwirrung schlich sich in mein Leben. Eines Morgens blickte ich wie täglich auf meine Multimediastation aus dem Ebayramschladen. Da war doch was nicht so wie immer…
Stimmt!
Die Außentemperaturanzeige blieb leer. Es war zwar kalt, aber nach dem Studium der Gebrauchsanweisung stellte ich fest, dass die Toleranzgrenze von - 35 Grad nicht im Ansatz tangiert worden ist.
Als Mensch der auf fundierte Temperaturanzeigen angewiesen ist, weil ich mich oft lang, weit und gern im Freien aufhalte, war dies ein untragbarer Zustand. Ich hatte mich erst kürzlich auf dem Hin- oder Rückweg zum oder vom Fußballspiel Eppendorf gegen Niederwiesa (15,8 Kilometer insgesamt) schwer erkältet. Trotz meines vollzogenen Obertrikotagenwechsels am Lehngut im Eppendorf, nachdem ich hinzu doch ins Schwitzen geraten war.
Zurück zum Außentemperatursensor, der am Küchenfenster mit Klebeband befestigt rumlümmelt. Den holte ich flugs in die gute Stube, entfernte die Batterien und setzte sie wieder ein. Blick auf die Station: keine Reaktion. Ich zog die Station vom Stromnetz und entfernte auch da die Batterien, setzte sie wieder ein… die Außentemperaturanzeige blieb leer. Mmmhhhh.
Also dann eben neue Batterien für den Sensor. Der Dorfkonsum hat keine, also schlenderte ich mit Wechselklamotten die 9,1 Kilometer nach Schellenberg. EDEKA ist dort und Batterien auch.
Ich setzte sie daheim ein und da standen plötzlich 1,9 Grad auf dem Display. Aber der Sensor lag im Wohnzimmer. Was wird das werden? Ich legte ihn aufs Fensterbrett draußen, aufs Fensterbrett drinnen, auf die Heizung dra….ähem drinnen. Die Temperatur pendelte zwischen 1,6 und 3,4 Grad. Über mehrere Stunden beobachtet. Ich entelektrifizierte die Station gefühlte 30mal. (Hat jemand von euch jetzt schon einen Schimmer, was das war?)
Ich checkte meine geliebtes Yahoo-Wetter-Widget und verglich. Die Yahoo-Wetterfee sagte für Borstendorf 3,1 Grad an. Der auf der Heizung liegende Sensor lieferte 3,3 Grad an die Station. Irgendwie wurde mir das alles suspekt. Also nahm ich den Sensor komplett auseinander und reinigte den Apparat mit Scheuermilch.
Danach waren es immer noch 3,3 Grad Innentemperatur in meinem Wohnzimmer. Radikalkur war angesagt. Ich zog mir Bergsteigerstiefel und Handschuhe an, setzte eine Wollmütze auf und kletterte mit dem Sensor zur Pizza in den Gefrierwürfel.
Die Temperatur änderte sich trotzdem nicht. Nach stolzen fünf Tagen und fünf Resignationen später kam so was, wie eine kleine Erleuchtung…wir hatten Weihnachten und ich habe im Haus einen Mitbewohner, der zu DDR-Zeiten verschiedene Drucksachen (Jugend+Technik, practica, GST-Zeitungen und Amateurfunkerhefte) abonniert hatte und der später als Elektriker an der Baikal-Amur-Magistrale tätig gewesen ist.
Vielleicht hat ihm seine Frau eine Wetterstation mit Außentemperatursensor unter den Weihnachtsbaum gelegt…anstelle des neuen Trikots von CLITEATER, was ich mir schwerlich auf seinem Vorruhestandskörper vorstellen kann.
Eine Runde ums Haus.
Sensoren sind angebracht.
Nun weiß ich aber auch nicht, ob dies zu den Störungen führte. Momentan schnorre ich die Außentemperatur also von irgendwoher. Mein Sensor ist batterielos in einer Schublade geparkt…



Nun was ging außerdem noch? Ich war on the road. Den Katzensprung nach Wolkenstein erledigt man als Fahrzeughalter in etwa 28 Minuten. Mit dem Zug ist das freilich anders. Abenteuerlust ist gefragt. Ein Angebot: per Bahn nach Pockau-Lengefeld, dann mit dem Bus von dort nach Marienberg, dann ab dort mit Bus weiter nach Wolkenstein.
Ich wählte etwas weniger Zeitaufwändiges. Mit dem Zug nach Flöha. Dann von dort mit dem nächsten Zug Richtung Cranzahl und eben in Wolkenstein aussteigen. Vorher ging es um den Dresscode. Wie geht man zu einer Weihnachtslesung? Mich trifft man gewöhnlich unterschiedlich an. An manchen Tagen sportlich mit Trainingsjacke und Sneaker, an anderen Tagen mit Schlaghosen, Skaterschuhen und Jacke aus dem Wühlkorb von Kaufland…von vor fünf Jahren.
Ich konnte mich kaum entscheiden. Vielleicht sollte ich sogar ein Modeverbrechen in die engere Wahl einbeziehen? Jogginghose und ein schweres Seidenhemd mit Blumenmuster, dazu paar ausgelatschte VAN's? Ich nahm einen Mittelweg. Erst wollte ich das Seidenhemd gegen ein Hemd im Bauhaus-Stil (so das Etikett, aber ich sage frivol: eher Baumarkt-Style) eintauschen, aber dann dachte ich mir so, machen wir doch Werbung für einen italienischen Sportartikelhersteller. Ich muss ja Schumis Wortbruch irgendwie ausbügeln helfen.
Dazu dann eben doch die Schlaghosen, die mich irgendwie in die Nähe von obdachlosen Emporkömmlingen beamten. Nur der Kenner wird erkennen, dass ich LEVIS-Sta-Prest trage. Schuhe? Keine Kompromisse! Man trägt CIRCA-Shoes mit sehr schönen, hässlichen und aufgenähten Magentalederapplikationen. Ich denke, dass passt. Auf den Kopp gibt's eine Lonsdale-Mütze. Lonsdale ist Kult, weil es wieder eine echte Boxsportmarke geworden ist.
Also dann mal los und ab ins Abenteuer. Ich nahm also in der Bahn gen Flöha platz und sortierte den Hosenschlag. Bei der Gelegenheit kann ich gleich jegliche Kultambitionen zurückstellen. Irgendwie bin ich eben nichts Halbes und nichts Ganzes. Wenn so was, dann mit allen Konsequenzen. Auf der Rückfahrt von einem Fußballspiel in Chemnitz stieg E.F. zu. Sein ganzer Stolz: eine braune DDR-Kutte mit Kunstpelz in der Kapuze. Dazu ein zeitloses Zeiteisen aus der Zonenproduktion. Ein Mittelding aus Analogchronograph ohne Zeiger und digitaler Pappdrehscheibe. Das ist konsequent. Wenn man nachts vor dem anstehenden Sex um Bewegungsfreiraum zu erzeugen die Partei-Rolex auf dem Nachtisch ablegt, wird das ganze Haus wach.
Naja.
Also E.F. stieg in den Zug, setzte sich zu mir, griff in die Kutteninnentasche und brachte eine Tüte "Nimm 2" zum Vorschein. Er hielt sie mir hin und fragte:
"Möchtest du einen Bonbon, oder musst du heute noch fahren?"
Schwierige Frage.
Die Beantwortung steht noch aus. Ich werde dazu ein philosophisches Testat unter Berücksichtigung pädagogischer und soziologischer Gesichtspunkte schreiben. Die Veröffentlichung ist für 2020 geplant und führt mich direkt in den Lehrstuhl der "Makarenko Universität" in Flöha.
Also wir wollten nach Wolkenstein. Mein Umsteigebahnhof war Flöha, der Zug entführte mich gen Cranzahl. In Flöha-Plaue stieg ein Hooligan mit seiner 16jährigen Gattin ein. In Zschopau (Wo sonst?) stieg eine Gattin mit ihrem nur unwesentlich älteren Hooligan aus.
Ich staunte unterdessen über die Orte, die ich lange nicht gesehen habe. Hennersdorf, Wilischthal, Witzschdorf, Scharfenstein, Warmbad und dann endlich Wolkenstein.
Mit Sack und Pack ging es hinauf zur Burg. Der steilste Weg war nur recht und billig. Auf dem Gelände fand ich schnell das Wirtshaus "Zum Grenadier" und konnte somit noch ein wenig bummeln. Wiederum ertappte ich mich beim Fotografieren von gespenstisch anmutenden ehemaligen Wirtshäusern, die rundum vernagelt waren. Mich zieht halt der Dreck an, den niemand sehen will.
Alte Attitüde.
Nach einer Zigarette betrat ich die Schankwirtschaft, die scheinbar voll zu sein schien. Beim zweiten Hinsehen merkte ich, dass jeder zweite Gast blutleer war.
Optimale Sache für Singles, die nicht allein dinieren wollen.



Leider sah ich keinen Lesekreis, der mir Weihnachten nahe bringen sollte, wo ich doch sonst weder Weihnacht noch Geburtstag huldige. Sind alles Sachen für das Jenseits. Also kein Lesekreis, dafür adrette junge Damen mit Kleidern, die auf dem Fußboden schleiften. Eine schickte mich die steile Treppe runter. Unten angekommen sah ich zuerst Menschen, dann Elia. Elia ist nicht zu übersehen, egal, ob er sitzt oder steht oder liegt.
Nach einer kurzen Begrüßung und einer andächtigen Wartezeit begann das Lesen. Wer wollte, durfte. Da ich die Namen der anwesenden Personen nicht kannte und die Personen auch nicht musste ich umherstreifen und fotografieren.
Was wurde gelesen?
Ganz finster klang für mich die Ankündigung: Mundart. Mit dem Apostroph Weihnachten. Der Lesebürger war aus Schlettau und soll dort schon kleinere Stadien füllen. Was dann nicht verwunderte, denn er brachte aktuellen Weihnachtslesekram mit wenig Mundart zusammen und so verstand ich alles. Weiterhin las eine Frau mit schelmischen Seitenhieben gen Toom, Lidl und Kaufland und ich wollte gerade intervenieren, als sich anbahnte, dass ihre Geschichte in die Richtung geht, die einer versehentlich auf einer Pyramide gelandeten Spinne das Leben hätte kosten können. Glücklicherweise war die Story dann vorbei und die Spinne blieb am Leben. Da ich selbst diese Tiere mag (also keine Vogelspinnenexoten, sondern die gemeine Bad-, Küchen- oder Zimmereckenspinne) und jene bei mir Unterschlupf genießen, war mir regelrecht übel geworden. Daraufhin trank ich einen Schluck Tee, der schmeckte, als hätte man den Beutel schon dreimal verwendet.



Naja. Der Rest ist schnell erzählt. Ein Frank Klemm las abschnittsweise eine Geschichte von sich, die in meiner ehemaligen Zwangsheimat Marienberg spielte- zu einer Zeit, als man spontan Jacken zusammennähte, um im Winter eine Zudecke zu haben.
Ganz zum Schluss ergriff der Boss (Elia) das Wort und las als Abgesang keine Lyrik sondern eine kurze Episode aus einem Astrid Lindgren Roman. Jene hatte leichten Bezug zu Weihnachten und war auch ein schöner Schlusspunkt unter die kurzweiligen 60 Minuten. Die 18 anwesenden Literaturfreunde hatten ihren Spaß und nach etwas frischer Luft zog es mich noch in den Hauptschankraum, wo man über die regionalen Größen und Europaradwege klönte.
Die Preise in der Kneipe sind gepfeffert, aber da das Interieur und selbst die liebevoll gestalteten Speisekartenrollen (alles in Taler und Groschen und mit Kanonenplatte und der Suppenumfang wurde in Kellen angegeben und das Fleisch war Dragonern, Fürsten und Kanonieren gewidmet…), sowie die umherwuselnden Kellner mit Uniform und Degen ein nettes Ambiente erzeugen, braucht man sich um hungrige Mäuler und Gäste keine Sorgen machen.
Als ich dann daheim war und die Fahrkarten sortierte und mit den Kost-Kosten für Tee und Cola addierte, wurde mir schlagartig klar, dass es hätten auch anderthalb Kilo Schlaghosen sein können. Aber Schlaghosen sind schweigsam, weil introvertiert, und insofern…hoffe ich im Januar beim nächsten Laberabend in Olbernhau die Meute mit meiner Anwesenheit aufzuwerten.

Bilder wie Kanonenschüsse, ähem:

















Zwei Barbiermodelle. Waschen, färben, fönen und Haarlack druff aka Trash Bitch vs Erotiklyriker...
Wer von den Grenadierbesuchern die Fotos in Originalgröße möchte, maile mir einfach. Adresse steht links im Menübaum. Guten Rutsch, allerseits!

25.12.2009, Meine kleine Weihnachtsaktion für Grindcore- und Politikfreaks...wohl bekomm's....




18.12.2009, Meine kleine Weihnachtsaktion für Marian...wohl bekomm's....

Ich hoffe das ist Emo genug, mein Schnapspralinchen...wenn doch nicht...dann:

KISS ME KISS ME KISS ME
You tongue is like poison
so swollen it fills up my mouth
...




16.12.2009, Weihnachtsempfehlungen und eine Dienstleistungsauktion!

Nun…denn. Wir sind kurz vor Weihnachten…immer noch. Und es kriechen die Guten-Zweck-Auktionäre aus ihren Löchern.
Ich lehne das ab.
Ich bin kein Hobby-Promi, der für einen guten Zweck kocht, Weihnachtsbäume anputzen lässt, Stiftungen ins Leben ruft…
Das mit den Weihnachtsbäume-anputzen ist eh so eine Sache. Ich bin der einzige Floßmühlaner, der keinen Weihnachtsbaum in der Wohnung hat. Dafür habe ich für 734 Bäume rund um die Vogelmühle die Patenschaft übernommen.
Tannennadeln sind Mist.
Letztes Jahr musste ich bis März bei jeder Kellerhausordnung mit Pinzette die Teile aus den Fugen pulen. Sollte es dieses Jahr wieder so werden…ich bin flexibel.
Ich kaufe mir Reinigungskräfte.
Aber gleich mehr dazu.
Vorerst noch zur Guten-Zweck-Geschichte.
Ich mache auch manchmal so was. Aber nur für mich. Schädel rasieren für den guten Zweck, wenn es Not tut. Die Klobrille abwischen, wenn es Not tut. Küchenrollen verbrauchen, wenn es Not tut, je nachdem, wie oft ich gedanklich die Milton-Twins beehre. Dabei ist die Menge des Küchenrollenabrisses mit den selbst auferlegten Keuschheitszeiträumen durchaus ins Verhältnis zu setzen. Dennoch wären die Twins mit meiner Ausbeute zufrieden, behaupte ich mal.
Meine Firma läuft gut, auch wenn ich nur noch 27,69 € bis zur Gage am 30.12., hoffe ich mal, als Rücklage mein eigen nennen kann. Wenn es mir schlecht ginge, würde ich Gute-Zweck-Aktionen ausrufen und diese wie Mülltonnen an den Straßenrand stellen, verbunden mit der Hoffnung, dass die Entsorgungsgesellschaft bei ihrer Rundreise paar Geschäftskunden zurücklässt.
So, nun noch zu Sachen, die ich prefere. Dazu gehören kostenlose Supportaktionen. Auf meinem Youtubekanal habe ich zur Begeisterung meines Abonnenten Carl-Zeiss-Jena-TV die MEF-Reportage über Seiffen hochgeladen. Hooliganbrüder und Fußballjunkies werden verzweifelt gewesen sein, wenn sie meine automatisch generierte Youtubeinfo im Postkasten hatten. Statt Bolzerei, Straßenschlacht oder Pöbelei: der FDP-Bürgermeister des Städtchens am Rande des guten Geschmacks…naja. Ich bessere mich und mein Aussehen. "Latino Sun", Zschopau, ich komme…
Also, wo waren wir…beim Umsonstsupport. Ich hasse Grindcore. Beim Fußball gegen Wilhelmshaven meinte Mr. Entombed zu mir:
"Hast du die neue EP von "Ass then mouth" (gibt es nicht die Band, fiel mir grade so ein) gehört? 35 Songs bei 14 Minuten Spiellänge!"
Ich bin Dramatiker. Drei Songs in 80 Minuten sind für mich besser. Dennoch gehe ich da mit, weil die Boys okay sind und ich Rectal Smegma in meiner Freundesliste bei myspace habe. Also warum soll ich ihre Aggrowerbung zu ALTEN Flyern und zum NEUEN Video nicht an euch weiterreichen?




So, nach dem umwerfenden Erfolg der ersten Auktion (ich zog das Angebot vorerst zurück, weil nur 956 Euro geboten worden sind) gibt es hier und heute eine neue Variation.
Diesmal eine Handwerkerauktion, so wie bei blauarbeit.de. Keiner braucht die Börse zu öffnen. "Körpereinsatz" (wie im Titel der Band Cor) ist gefragt. Wer morgen oder in 14 Tagen meine große Hausordnung in Tangas (egal ob Mann oder Frau, Hauptsache es guckt/hängt nichts raus) erledigt und sich dabei fotografieren lässt, kriegt ein nagelneues Trikot vom FC Middlesborough. Wer dazu hochhackige Schuhe trägt (egal, ob Mann oder Frau, Hauptsache die Schuhe werden mitgebracht und haben Pfennigabsätze) bekommt die auf dem Foto ersichtlichen Hefte gratis dazu. Hefte sind USED!!!
Aber noch umblätterbar!



Ist da nicht durch mich der Groß- und Freizügigkeit Tür und Tor geöffnet worden?
Überwindet euch! Und bitte auf meine weiteren Auktionen warten, die folgen garantiert!!

14.12.2009, Weihnachtsempfehlungen und Eröffnung meines Onlinelädchens!

Ab heute, lieber Besucher, liebe Besucherin, kann man bei anti-social.de einkaufen. Aber bitte nur in bar und nicht mit Altenburger Spielkarten. Bevor es losgeht und ich den Versteigerungshammer schwinge, noch ein Foto vom Fußballtrip gestern. Es ereignete sich zehn Minuten nach dem ich mein Homeofficesystem runtergefahren hatte: der Ticket-PC in der Erzgebirgsbahn konnte vor lachen nicht, als er mich erblickte und stürzte ab.



Die dralle Ticketfrau der Bahn nahm meine Moneten in Empfang und versprach mir ein Ticket aus ihrem Hand-Held-PC. Allerdings sollte ich Geduld haben und schon mal einen Sitzplatz suchen. Ich setzte mich zwischen zwei Rentnerinnen, die zum Weihnachtsmarkt nach Chemnitz wollten. Über Ohrstöpsel Cannibal Corpse. Ich sah, daß man mich bestürzt ansah, was mich zur Vermutung kommen ließ, daß man trotz Ohrstöpsel Mithörer war.
Egal.
Nach zwanzig Minuten und kurz vor Flöha war die Dralline zum dritten Mal an mir vorbeigeflogen- mit dem Ticket in der Hand. Ich ließ es sportlich geschehen und versteckte mich weiterhin zwischen den Grauen. Irgendwann hatte sie mich trotzdem entdeckt und überreichte mir erleichtert mein Billet. So war das also. Aber nun zum Kommerzzz.
Für den ersten hier zur Versteigerung angepriesenen Artikel mußte ich mir extra einen Platz in der Wohnung suchen, wo das Laminat noch Bodenkontakt hat, weil alle Ebayer Laminathintergrund nutzen...



Diese Trikot ist hier und heute ab einem Startgebot von nur 1900 Euro zu haben. Es ist 100000% ORIGINAL!!! USED OPTIK!!! KEIN Sponsorenlogo, weil es damals nicht üblich war!!!!



Kein billiges Replika!!! Matchworn 26.05.1990!!! Beinahe zumindest...also aus der Plastetüte von der Trainerbank nach PITCH INVASION unter Einsatz körperlicher Mittel ENTWENDET!!!
Material des Trikots: Kunststoff, dehnbar, also auch für Unterbauchproblematiker und Oberkörpersabinen geeignet!!!
Ab einem Gebot von 1967 Euro entfällt das Porto von 4,00 Euro (DHL-Versand) und ich packe noch die Wollmaus (rechts oben im Bild) mit dazu!!!
Bietet was das Zeug hält!!

Schaut mal wieder vorbei, ich habe noch andere tolle Artikel im SHOP!! Porto sparen durch Sammelbestellung!!!

11.12.2009, Weihnachtsempfehlungen und Glaubst Du die Menschen können sich ändern?

So, Weihnachten kommt. Ich höre den Schlitten von Väterchen Frost schon auf dem blanken Asphalt kratzen… Angesprochen, ausgesprochen und neu bewertet- heute.
Wer was für unnern Bohm brauch', dem empfehle ich dann im Nachhinein doch noch die Scheibe "Black gives way to blue" von Alice in Chains. Zu viel versteckte Schmankerl sind auf diesem Werk zu finden, als das ich da banausenhaft drüberweg gehen könnte. Wer Downloadjunkie ist und sich auf diesem Weg Musik kauft, der jumpe hier hin: Alice bei Amazon.
Wer dann die 4,99 € nicht berappen, aber dennoch mal einen Titel in den Warenkorb legen will, den schubse ich zum Song "Acid Bubble". Jener nimmt mehrere überraschende Wendungen und hat als Praline zwischenzeitlich kurz den üblichen AC/DC- Sound im Background zu bieten. Außerdem ist er bei einer Gebühr von 0,98 € und einer Spiellänge von 6:65 Minuten unbreakable in Sachen Preis-/Leistungsverhältnis. Das macht wohl 0,235 Cent pro Sekunde.
Wem so eine Musik gar nix gibt, für den waren auf meiner Page auch schon Alternativen versteckt worden. "Hymen Holocaust" und "Rectal Smegma" sind solche. Ich hoffe, dass diese Bands demnächst zwischen Klingeltonwerbung auf MTV zu sehen sein werden.

"Glaubst du die Menschen können sich ändern?"
"Ich weiß es nicht."
So enden 5 Stunden und 46 Minuten Filmpathos mit dem Titel "The Stand - Das letzte Gefecht". Einst ein Mehrteiler im amerikanischen Fernsehen, später als Film veröffentlicht. Vor etwa 10 Jahren habe ich mir das Buch gegeben. 1227 Seiten. Autor des Spektakels ist Stephen King, der im Film auch eine Nebenrolle spielt. Die Handlung ist zu umfangreich, um sie hier zu skizzieren. Kurz gefasst etwa so:
Der Supervirus "Captain Trips" wird durch einen kontaminierten Mitarbeiter in das Land hinausgetragen. Dadurch sterben die Menschen wie Fliegen. Nur Wenige sind immun. Jene werden durch zwei Seiten in ein Endzeitdrama gequetscht.
Eine Seite folgt der bibelfesten Mutter Abagail, die andere Seite strömt zu Randall Flagg, der Verkörperung des Teufels. Auf ihrer Reise zu ihren Führern durchqueren sie Städte voller toter Menschen, die bei alltäglichen Verrichtungen ums Leben kamen. Blechlawinen auf den Straßen, Verweste als Interieur in den Autos. New York ist ein Inferno, ein Schwarzer in langem Gewand läuft Glöckchen läutend durch die Straßen und ruft "Bringt eure Toten raus!"
Wie immer bei King's Werken (der auch das Drehbuch schrieb) sind die Handlungsträger gern Menschen mit Beeinträchtigungen. Ein geistig Zurückgebliebener und ein Taubstummer, eine notgeile und dumme Stute…Menschen wandeln sich aus niederen Beweggründen (Eifersucht, Neid, Hass) und werden doch am Ende geläutert sterben.
Im Prinzip für mich alte Kamellen, da ich 37 Bücher von King gelesen habe und seine Strickmuster irgendwo gleich sind, egal welches Genre er bedient. Was ihm aber keiner nachmachen kann, ist der boshafte Zynismus, der Humor im Gewand des Bösen. Was er im Buch skizziert, kann er im Film plastisieren. Flagg trägt Jeans, Jeansjacke und Cowboystiefel und an seiner Jacke hin und wieder große Smiliebuttons. Seine Wut und der Hass brechen in teilweise urkomischen Dialogen durch, wenn er nicht gerade wieder mal so ausflippt, dass sich sein Gesicht in das Abbild des Teufels verwandelt. Drogensüchtige werden gekreuzigt…an Häusern, über denen Mickey Mouse als Werbetafel prangt.
Als Gegenpol Mutter Abagail, deren Gebete man ertragen muss, genauso wie die schwermütige Orchestermusik bei teilweise belanglosen Szenen. Der Schmalz trieft, als sich die Helden in einem Saal versammeln und gemeinsam mit Hand auf der Brust die amerikanische Nationalhymne intonieren.
Was sauer aufstößt, ist die katastrophale Schauspielerleistung von Corin Nemec, während Jamey Sheridan als Flagg absolut überzeugen kann. (Ich würde diese Rolle auch gern spielen wollen…)
Auch Ruby Dee als 106jährige Abagail Freemantle ist ein Lichtblick. Die Dialoge sind typisch amerikanisch und dürften bei Unbedarften auf Kopfschütteln stoßen. Das Finale ist ähnlich. Brandstifter Trash will seinem Mentor Flagg die Atombombe liefern und bevor sie entschärft werden kann, greift Mutter Abagail aus dem Himmel ein. Ihre "Hand Gottes" zündet den Sprengsatz und legt das Hauptquartier (angesiedelt in Las Vegas) mitsamt der mordlüsternen Menge, die unter der Fuchtel von Flagg der öffentlichen Vierteilung dreier Abagail- Jüngern beiwohnen sollen, in Schutt und Asche.
"Glaubst du die Menschen können sich ändern?"
"Ich weiß nicht. Ist Abagail für den Friedensnobelpreis nominiert?"
"Wir sollten Obama fragen."
Nun etwas Screencapturing unterlegt mit Grafiken aus der erzgebirgischen Wahlheimat meiner Wenigkeit.





15.11.2009, Faces of Meth und mit Musik dabei

Tja, was gab es so die letzten Wochen im Netz, im TV und in den Printmedien. Viel diskutiert wurde über die Bilderserie "Faces of Meth". Dazu kam noch eine Story im TV (war wohl bei der ARD gewesen). Wo diskutiert wird quatschen Spötter lachend rein. Peinlich übernommene Drogenkampagne aus den Staaten, alles Lügen!
Ich fasse den Kram mal grob zusammen. Teilweise stützen sich die Aussagen auf Artikel von Wikipedia und andere Onlineplattformen. Persönlich habe ich mir paar Videos reingezogen.
Meth wird in den Staaten gern im ländlichen Raum (Missouri) konsumiert. Dort wo es nichts als Felder und Wohnwagensiedlungen gibt, in denen sozial schwache Familien versuchen ihre Tage bunt anzumalen.
Also keine typische Disko- und Szenedroge. Eine explosive Mischung, die sich jeder Normalo mixen kann. Trotz Registrierungspflicht kaufen dann die Bürger rezeptfreie Erkältungsmittel. Dazu packt man Phosphor, Lithium (wird aus Batterien gewonnen) und Ammoniak. Diese Bestandteile findet man in Nagellackentferner und Blumendünger. Artikel die man in jedem Supermarkt bekommt.
Der Kram wird gekocht (Oft sind die Häuser nach jahrelangen Küchenaktivitäten so verseucht, dass sie nicht mehr bewohnbar sind.) und dann eben konsumiert. Die Folgen sind tagelanges Wachsein, Herumwandeln auf Egotrips und ein so genanntes "Tweaking". Dabei fängt man an laufend bevorzugt technische Geräte auseinander- und wieder zusammenzubasteln. Und umgekehrt. Also sind die Leute für Fließbandarbeiten eher ungeeignet. Die Auswirkungen dieser Exkursionen sind verheerend. Neben einer körperlichen Verwahrlosung sterben Unmengen von Gehirnzellen und der Charakter verändert sich zusehends. Tausende Kinder mussten allein in Missouri von ihren Eltern getrennt werden, weil jene die alltäglichsten Aufgaben nicht mehr bewältigen konnten.
Optisch ist es ebenfalls ein Desaster. Die Süchtigen beginnen sich die Gesichter systematisch zu zerkratzen, weil sie glauben, dass ihnen Insekten und Getier über die Haut läuft. Dazu kommt Haarausfall und die Zersetzung der Zähne, die regelrecht verfaulen.
Die Gehirnschäden sind irreparabel. Ich habe Interviews gesehen mit Leuten, die zwar mittlerweile wieder einen eigenen Haushalt führen und auch ihre Kinder wieder haben, aber doch den Eindruck von Zombies machen. Bewegungen und Sprachvermögen sind beinahe zeitlupenhaft.
Anbei eines der vielen Netzpics vom Verfall:



Grob umrissen die Story zur Droge:
Methamphetamin wurde 1893 erstmals durch den japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai in flüssiger Form synthetisiert. 1919 wurde die Substanz im Zuge der Strukturaufklärung von Ephedrin erstmals in Reinform von Akira Ogata kristallisiert und 1921 patentiert. In Deutschland wurde ab 1934 in den Berliner Temmler-Werken an einem weiteren Verfahren zur Herstellung von Methamphetamin geforscht, das im Oktober 1937 patentiert wurde. Anschließend wurde Methamphetamin 1938 unter dem Warenzeichen Pervitin von den Temmler-Werken in den Handel gebracht.
Insbesondere während der so genannten Blitzkriege gegen Polen und Frankreich 1939/40 fand Methamphetamin millionenfache Verwendung. Unter den Spitznamen Panzerschokolade, Stuka-Tabletten und Hermann-Göring-Pillen diente das Mittel zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei Soldaten, Fahrzeugführern und Piloten.
In der Zeit von April bis Juni 1940 bezogen Wehrmacht und Luftwaffe mehr als 35 Millionen Tabletten Pervitin. Durch eine Intervention des damaligen Reichsgesundheitsführers Leonardo Conti war das Medikament ab Mitte 1941 nicht mehr frei erhältlich, sondern nur noch auf Rezept. Hierdurch reduzierte sich der Einsatz der Droge merklich.
Auch nach 1945 wurde der Wirkstoff im militärischen Bereich zur Leistungssteigerung eingesetzt, u.a. während des Vietnam-Kriegs. Im Sport soll Pervitin als Dopingmittel genutzt worden sein, u.a. vermutlich 1952 vom Luxemburger Olympiasieger Josy Barthel. Der österreichische Bergsteiger Hermann Buhl benutzte Pervitin auf Anraten des Expeditionsarztes bei seiner Erstbesteigung des Nanga Parbat 1953. Unlängst wurde auch darüber spekuliert, ob Franz Loogen, Mannschaftsarzt der Deutschen Fußballnationalmannschaft beim Wunder von Bern 1954, die Fußballer mit Pervitin gedopt habe. Das Fertigarzneimittel Pervitin blieb bis 1988 im Handel. Anfang November 2009 kam Andre Agassi in die Schlagzeilen, weil er in seiner Biografie zugegeben hatte, bis 1997 mehrfach zu Crystal Meth gegriffen zu haben.

Nun zur Wirkung:
Der Konsum verursacht starke Euphorie, verringert das Schlafbedürfnis, steigert die Leistungsfähigkeit und das Mitteilungsbedürfnis. Das sexuelle Verlangen wird gesteigert. Hunger- und Durstgefühl werden gemindert. Außerdem können (bei höheren Dosierungen) Halluzinationen auftreten. Die Wirkung ist ähnlich der von Amphetamin, aber deutlich stärker. Sie hält bis zu elf Stunden an und kann durch den weiteren Konsum verlängert werden. Danach tritt meist eine starke Erschöpfung ein. Bei hohen Dosen kann die Wirkung von Methamphetamin unabhängig von der Konsumform von 24 bis 36 Stunden andauern. Gegen Ende des Rauschzustandes stellt sich oft quälende Schlaflosigkeit trotz Müdigkeit ein. Auf die Phase des Rausches kann ein von Lethargie und Depression geprägter "Kater" folgen.

Die Namen:
Auf dem europäischen illegalen Markt wird Methamphetamin zumeist unter dem Namen "Crystal" oder "Crystal Speed" angeboten. In den neuen Bundesländern soll der Name Hitler-Speed kursieren. In den USA wird die Droge zumeist mit "Crank", "Meth" oder "Crystal Meth" bezeichnet. In Neuseeland ist die Droge als "Pee" bekannt. In Thailand wird es als "Yabaa" oder "Jaba" bezeichnet und hat dem Heroin, als die meist benutzte Droge, den Rang abgelaufen.
In Russland fand diese Droge ebenfalls eine kuschelige Heimat. Schon zu UdSSR-Zeiten wurde sie unter dem Namen "Wint" (Deutsch: Schraube) hergestellt und konsumiert.

Das ganze Chemieblaba zur Zusammensetzung lasse ich mal weg, dies wäre vielleicht nur für meinen Freund Herrn Reiche aus Zschopau interessant gewesen.

Nun genug der Aufklärungsarbeit, aber dennoch eine "prima" Überleitung in den musikalischen Bereich dieses Tagebucheintrages bildet der Verweis auf Layne Staley, seines Zeichens ehemaliger Frontmann der Grungerockband "Alice in Chains".
Die Unplugged-Session 1995 habe ich neulich von VHS über PC auf DVD gebeamt. Und ich bin heute noch happy, dass damals Strudels Video-Recorder bei mir gebrummt hat. Einmal Fußballquatsch und dann jede Menge Kram von MTV. Vor allem nachts, wenn die heftigen Sachen kamen (Death, Machine Head, Unleashed, Entombed...) oder aber auch Sanfteres von Pearl Jam, Voodoocult, Such a Surge, Nirvana, Soundgarden...ich war dabei!
Aber nie allein, denn wenn ich so im Netz stöbere und sehe, dass heutzutage Amis das 38 Minuten- Konzert "Live and Loud in Seattle 1993" von Nirvana für 28 Dollar pro VHS/DVD verkloppen, dann find ich das zum Kotzen.
Kann man nicht einfach daheim sitzen und sich privat freuen, dass man so was mitgeschnitten hat, zumal Kurt ja nach dem abschließenden Lärmterror ("Gallons of rubbing alcohol") deutlich auf der Bühne zeigt, was er von diesen Fanidioten und Kommerzkaspern hält?
Ich kann's, andere brauchen die Mücken.
Zurück zum Grunge. Oft habe ich mich gefragt, warum ich mich so schwer tue Nirvana unausgesprochen und uneingeschränkt gut zu finden. War es das Massenphänomen damals und mein Bestreben wieder anders zu sein, als die Allgemeinheit?
Irgendwann hörte ich Soundgarden. Dieser Grungeanstrich gefiel mir besser, genauso wie Alice in Chains. Nach umfangreichen Recherchen stellte ich fest, dass diese Bands über die Metalschiene das Metier eroberten, während Nirvana und sicher auch Pearl Jam mehr aus der Punkabteilung kamen. Den echten Grungelifestyle verkörperten dann im Nachhinein gesehen solche Bands wie "Mudhoney" und "Green River". Letztere produzierte nur ein Album, löste sich auf und ich glaube es sind auch nicht mehr alle Musiker am Leben. Drogensumpf, eben. Aber konsequent gegen das Kapitalistengehabe, wie später auch Kurt Cobain.
Bei meiner privaten VHS-Zeitreise entdeckte ich im Hintergrund des Nirvana-Schmuddelvideos "Sliver" ein Bettlaken an der Wand, auf dem "Mudhoney" geschmiert worden war.
Beide Bands (Mudhoney und Green River) fanden schon den Weg auf meinen Plattenteller. Aber ich kann damit nix anfangen, zuviel Punk, zu wenig Musik. Auch von Nirvana gefallen mir nur vier Songs, wenngleich ich so gut wie alle Titel auf verschiedenen Datenträgern habe. Also Alice in Chains, da wollten wir ja hin. Die kommen vom Metal und dies hört und spürt man. Elegante Riffs und demzufolge coole Kompositionen. Und nebenher bemerkten das auch die Kenner und die Verkaufszahlen schossen nach oben.
Die verhältnismäßig ruhige Scheibe "Jar of flies" stürmte mit Platz 1 in den US-Albumcharts auf den Olymp. Leider konnte und wollte Layne Staley diesen Weg nicht mitgehen. Seine Drogensucht schleppte er all die Jahre mit sich herum. Die Band produzierte so gut wie nichts mehr und einer der letzten Auftritte Staley's war der meines geliebten Unplugged-Mitschnitts. Als 1996 auch noch seine Freundin an einer Infektion aufgrund des Drogenkonsums starb, zog er sich vollends zurück. Er mietete eine Wohnung in Seattle, brach jedweden Kontakt ab und reagierte auch nicht auf Telefon oder Türklingel. Seine Freunde sorgten sich um ihn, denn der Allgemeinzustand verschlechterte sich rapide. Therapiewahrnehmung oder Selbsthilfegruppen schloss er aus.



Viele Zähne hatte er nicht mehr als er zwei Wochen nach seinem Tod (2002) im Apartment gefunden wurde- auf den Tag genau acht Jahre nach Kurt Cobains Tod. Offizielles Todesurteil: Überdosis "Speedball" (Mischung aus Heroin und Kokain). Jedes Jahr findet ein Benefizkonzert zu seinem Gedenken statt. Die Einnahmen gehen komplett an Drogenberatungs- und Vorsorgestellen.
Was aber diese Band von anderen Bands unterscheidet, ist die Tatsache, dass es mit Jerry Cantrell immer einen Co-Sänger mit einer ebenfalls markanten Stimme gab. Dies ermöglichte eine Reunion und noch besser: man hatte einen kreativen Kopf, womit die Band nicht nur gezwungen wird irgendwelchen alten Kram zu remastern, auf CD zu pressen, oder Konzert- DVD's unters Volk zu schmeißen (Pearl Jam).
Dieses Jahr erschien das heiß ersehnte neue Album "Black gives way to blue", was immerhin bis auf Platz 5 in den US-Albumcharts kletterte. Meine üblichen Onlinerezifavoriten (Mixtur aus Leser- und Redaktionsmeinungen) verkünden, dass es wohl sehr gut sein muss. Vor allem kein Abklatsch, kein Tränennachweinen.
Mein erster Eindruck: ich bin suchend. Suchend nach dem Burner auf diesem Album. Nur die Ähnlichkeit eines Songs zu "Down in a hole" ist mir zuwenig.
Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich momentan mehr astreine Sachen höre. Nach meiner Lobeshymne für das Album "Communion" von Septic Flesh, oder eben (Reunion!!) Septicflesh, habe ich mir ein älteres Werk namens "Sumerian Daemons" gegönnt.
Und es knallt auch rein…ohne Ende. Schwerpunkt: Chöre, verzweifelter Frauengesang, unterbrochen durch gnadenloses Geknüppel im Stalinorgeltempo, Stimmen aus dem Jenseits, die um Gnade flehen mögen…ich weiß es nicht?*? Und dann so kräftige Songnamen wie "Faust", "Mechanical Babylon" und "When all is none"- das ist Mut, denn so was muss man belegen und untermauern. Am Besten mit Klangteppichen. Und Septic Flesh haben es auch schon 2004 hinbekommen, dass man das Gefühl nicht los wird, man säße auf einer Tribüne und vor einem marschierten ganze Hundertschaften an Klängen, Krach, Orchestermusike, Stimmen aus einer Goebbelsharfe, schwere und schwerste E-Gitarren, Gegrowle als Singsang…man könnte Lobeshymnen verfassen ohne Ende. Beziehungsweise man sieht das Ende, irgendein Ende, wenn man das Coverartwork anschaut. Und dies macht man am Besten nebenher, denn auch das ist satt.



Was unterscheidet "Sumerian Daemons" von "Communion"? Nun, da ist in erster Linie die fehlende Zweitstimme, die man bei "Communion" als besänftigend empfindet und die wohl einiges in die normale Metalschiene drückt. Dann ist bei "Sumerian Daemons" eindeutig der Schwerpunkt auf die Kraft der E-Gitarren gelegt. Fünf Jahre vor "Communion" sind zwar auch viel Orchester-/Sinfoniewerkz auf der Platte, aber weniger eindringlich, weniger überblendet, aber niemals als effekthaschend zu empfinden.
Damals erhielt diese Platte überragende Kritiken. "Communion" soll laut Expertenmeinung der vorläufige Höhepunkt des Schaffens sein, aber die 2004er Scheibe hat einen ganz eigenen Charme. Es wurde auf Teufel komm raus komponiert, so dass man niemals Langeweile bekommt und selbst nach dem zehnten Mal hören immer noch Motivation genug findet irgendwelche Klangfetzen zu orten.
Um das Thema abzuschließen noch ein Einwurf. Ich hatte in den Neunzigern einen Kollegen, der absoluter Crematory- Fan war. Irgendwann sah er diese Combo auch live und in der ersten Reihe. Der Sänger von Crematory war verdutzt zwischen den ganzen Läuseköppen einen Freak mit Depeche-Mode-Tolle zu entdecken und fragte:
"Wo sind deine Haare?"
Als jener antworten wollte, hatte aber die Musik schon wieder eingesetzt.
Eine Metalrezi beschrieb Septic Flesh in etwa:
"Gegen diese Band sind Crematory wie Schuljungs zu betrachten."
Und das von einem deutschen Magazin!
Wir adeln Griechen und machen unsere Szene runter!
...aber nicht immer, schiebe ich hinterher.

Eine der wohl derzeit besten deutschen Bands und auch auf internationalen Parkett eine Größe sind die Burschen von Dark Fortress. Irgendwann schob ich die Scheibe "Seance" (mit Betonungsstrich über dem "e", aber das geht schlecht in HTML) in den Player und dachte…"nun aber hallo"!
Die Wiederauferstehung einer Old-School-Stimmfärbung drang in mich. Irgendwo meckert der Sänger zwischen Tankard, Destruction, Celtic Frost, Coroner, Death und Exodus.
Wobei Destruction...bis heute habe ich eine Interviewaussage der Band aus den Neunzigern im Hinterkopf:
"Wenn wir Musik machen wie Müll, müssen wir auch aussehen wie Mülleimer."
Warum ich mir ausgerechnet so was merken kann und nicht die Gateways eines Computernetzwerkes liegt auf der...Hand.
So klar wie das Konzeptalbum "Seance". Schnell, giftig, dreckige Stimme, dann wieder schleppend, nachdrücklich, beschwörend…Seance eben.
Da dieses Werk in meine Septic Flesh- Phase fiel, wäre es nur logisch, wenn es mir nicht gefiele. Anderer Style, zwei Millionen und dreihunderttausend Euro weniger Produktionskosten und überhaupt...keine Griechen. Eher echte Emos, so mein Eindruck beim Gucken des aktuellen Videos auf Youtube.

Danke für den Upload!! Fuck: WMG und EMI, mit denen ich schon Stress hatte, weil ich einmal ein extrem rares Nirvana-Video und dann gleich noch einen Machinehead-Oldie hochgeladen hatte. In Zukunft mache ich meine Videokunst nur noch mit ungelabelten Bands, oder ungebändigten Labels. Mein Videosalat aus Grünhainichen und Umgebung blieb ja auch unbehelligt, aber okay, da war ich topvorbereitet. Die polnischen Gestalten von HIV+, welche Regler und Plattenteller für den Krach "Feedback 1968" bedient hatten, sind anscheinend schon vom Musikmarkt verschwunden, schreiben Fanzines in der Südsee, oder sprühen Graffitis an Eisblöcke am Nordpol. Hoppla, geht das überhaupt?

So, waren wir jetzt eigentlich stehen geblieben? Dark Fortress. Sind bestimmt Satanisten. Wer Englisch und auch schwierige Worthülsen auseinander dividieren kann und ebenfalls Tagesfreizeit hat, schicke mir alle Texte von Septic Flesh und Dark Fortress. Ich schreibe Demjenigen dann ein Gedicht nach seiner Wahl. Für Frauen was über ein Fläschchen Nagellackentferner, für Männer was über einen Pappeimer Handwaschpaste. Danke schon mal im Voraus.
"Seance".
Ich habe mich manchmal gefragt, was ist, wenn sich ein Schwarzsauger aus dem Netz nur den Titel "Incide" von diesem Album herunterlädt und den dann hört? "Incide" ist kein Musikstück. Es ist die Apokalypse. Man hört sekundenlang nur Herzschläge, dann ein angstvolles Schreien, welches in Röcheln übergeht und schließlich wirres Geigengefidel mündend in undefinierbare Töne. Ich hätte persönlich nicht 5:20 min Albumzeit geopfert, aber es wird schon einen Sinn haben. Es ist Konzept. Und für mich um Längen besser als "River runs red" von Life of Agony, was ja auch konzeptionell daherkommt. Wer nur ansatzweise den alten Kram von Kreator verbunden mit Innovationen von heute mag, ist bei Dark Fortress sehr gut aufgehoben.
Um mir aber das Bild dieser Combo komplett zu gestalten, musste ich einfach noch ein anderes, älteres Werk erstehen. Es wurde "Stab Wounds" aus dem Jahre 2004. Und es beginnt mit Tempo am Limit, einer Stimme, die man mit einem Mund voller Dreck, Sand und Rost assoziiert. Man glaubt bei einer Coverband von Celtic Frost zu sein. Eigentlich ein Grund gleich aufzugeben, denn für mich war "Seance" als Name und Konzeptwerk kaum zu toppen. Ich gab der "Stab Wounds" die zweite, dritte und vierte Chance, auch weil ich mit dieser Musik gut und gern kurze Strecken joggen kann.
Der Titel "Self Mutilation" hätte gut auf Seance gepasst, anfangs irgendein Geflüster, beschwörend, leise, aber eindringlich.
Die folgenden Titel stehen klar unter der Maxime: wie mache ich solchen Bands wie Death, Coroner und Celtic Frost die "Kundschaft" abspenstig. Naja, die gibt es zwar nicht mehr, aber sind eben auch Legenden und verkaufen indirekt heute noch Kram aus vergangenen Zeiten.
Jedenfalls kippt dann das Album mit dem Titel "A midnight poem", welcher einer von vier Songs ist, die die acht Minuten-Marke überschreiten. Es werden behutsam Klavierklänge eingespielt. Die man dann später herausstreicht und emporhebt. Zweifellos ist der Höhepunkt "Like a somnambulist in daylight's fire". Enervierende Stimme, dann ein zwei Sekunden Flash, wo ich beim ersten Mal hören dachte, dass irgendwas Technisches kaputt gegangen ist und dann laufende Tempowechsel, Fokussierungen auf immer andere Elemente, Verzerrung der Stimme des Sängers bis zum Anschlag- kurzum, man hat nicht gegeizt mit Raffinessen.
Richtig schwermütig wird es mit dem Erzählstyle des Titels "Sleep!". Den Abschluss bildet der Bonustrack "Endtime", welcher (so doof das klingt) auch auf ein Gothic-Album passen würde. Sehr schön, sehr facettenreich- wie das ganze Album, oder auch nur der zweite Teil.

Abschlussbesprechung:
Alle vier Alben sind meinem kritischen Gehör gewachsen gewesen. Jedes hat seine Eigenarten, seine Besonderheiten. Und damit heben sie sich vom Grau der Metal-Klassiker ab. In meinem Besitz befinden sich auch Kassetten und Vinyl von Onslaught ("Power from hell"), Obituary ("The end complete") oder Testament. Die Tracks sind aber ein Strickmuster. Vielleicht musste man damals keine besonderen Dinge gebären, um sich Gehör zu verschaffen, vielleicht reichte nur der Name der Band, um Kritiker einzuschüchtern und die Kassen klingeln zu lassen. Ich denke dass diese Zeit vorbei ist. Und das ist gut so. Sonst würde es solche Soundtüftler nicht geben.
Was ich wohl nie erfahren werde: wie denken Schlageraffen oder Popinterpreten, wenn sie sowas nur mal hören würden (Freiwillig sicher nie der Fall!)?
Die eingespielten Samples auf drei Keyboardtasten, oder ein Knopfdruck und dann was dazugeträllert und fertig ist der Schleim. Alle auf Stühlen anbinden und sie der Inszenierung inklusive Einspielung von "Communion" beiwohnen zu lassen, wäre eine gerechte Strafe. Wer dann noch dazu Charakter hat, wird nie wieder versuchen irgendwelche Omis oder Schmusegroupies zu verarschen…
Ich stehe in Mailkontakt zu meinen Myspacefriends von Septic Flesh und stelle mich der Herausforderung "Wer zieht mehr Leute zum 40.Geburtstag?" nächstes Jahr. Den Gig bezahlt die Rentenversicherung oder die ARGE, je nachdem wer mir zu diesem Zeitpunkt wohl gesonnen ist. Ich bezahle mein "Sumerian Daemons"- Shirt selbst, wenn wir rausfinden, wie man es aus den Staaten hierherschippert.
Hough!

29.10.2009, Ärztliche Informationspflicht

Der sozial-psychiatrische Dienst von Dr. Empty Brain ist in die Betriebsferien ausgeflogen. Dringende Notfälle übernimmt in Tag- und Nachtbereitschaft Frau Dr. Federau.
Schwester Benzo zeigt Ihnen das Wartezimmer, wo es sogar einen Flatscreen gibt. Allerdings hat jener nur drei Programme in petto. Sollte die Wartezeit bis nach Sendeschluß andauern, empfehle ich Ihnen die Apothekenrundschau oder das Amtsblatt des Mittleren Erzgebirgskreises. Beide Blätter befinden sich im Zeitungsständer...

Upps, beinahe hätte ich die drei Programme unterschlagen:



Mit KIK-Klamotten und Fassbrause auf zur Bekehrung, liebe Politspammer,
denn hier verkündet man die



Aus Stöckelschuhperspektive entdeckte sie fragile Frisurgebilde,
aber sie enthüllt auch ohne Hüllen fallen zu lassen, denn hier war



18.10.2009, Endlich, aber auch verspätet: "Gellert Szenario 12" ist da!

Das GS 12 ist da (Kaufinformationen am Ende dieses vulgären Berichtes!!) und die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Und in den Zügen und Bussen der Region wird die Heizung strapaziert. Meist fahre ich allein. Manchmal teilt sich ein Statistiker mit Notizblock und Brille im Gesicht eine ganze Bahn mit mir. Wenn wir die gottverlassenen Haltepunkte zwischen den Industrieruinen hier oben ansteuern, springt er immer auf und guckt, ob jemand zusteigt. Meist setzt er sich enttäuscht wieder hin. Ich fürchte, dass ich sein primärer Strich auf dem Block bin.
Nun könnte ich eigentlich im Zug toben, so allein, aber die Züge sind nicht mehr das, was sie mal waren. Früher hat man frech diese angeschraubten Aschenbecher auf den Boden entleert, oder böse die Füße auf die gegenüberliegende Polstergarnitur drapiert, heute sehen diese Polster so schick aus, dass man sie in jedes Biedermeierwohnzimmer unauffällig implementieren könnte. Manchmal würde ich auch gern zum Fenster rausschauen, so richtig mit Kopf raus, und so. Das haben wir damals immer gemacht, wenn die Gruftifrisur sich zu entspannen begann, wenn Haarspray, Bier, Seife oder Zuckerwasser gerade nicht zur Hand waren. Leider geht das nicht mehr. Wegen der Haare und wegen dem Schloss in den heutigen Fenstern. Im Bus ist es auch nicht besser. Ich bin glücklich, wenn die Steppkes der Waldkirchener Grundschule meine Route kreuzen. Dies verursacht wenigstens etwas Chaos im Gang. In die andere Richtung, also von Eppendorf aus, ist Tristesse angesagt. Ich könnte mit dem Busfahrer Sex haben, ohne dass es jemanden stören würde.
Fahrten mit "Öffentlichen" haben es durchaus in sich. Der größte Vorteil: man kann schlecht zum eigenen Nachteil in eine Radarfalle geraten. Außerdem legt man die Verantwortung für winterliche Straßenverhältnisse in fremde Hände. Neulich träumte ich, dass wir (also der Busfahrer und ich) kurz nach Eppendorf wegen Glätte von der Straße fliegen. Der Bus kippt auf die Seite und mich schleudert es mit dem Einkaufsbag durch die Scheibe. Als ich wieder zu mir komme, blicke ich in die Augen einer schönen Frau, eingefasst von wundervollen langen und lockigen Haaren. Sie ist nur mit einem Schal und Winterstiefel bekleidet. Ist das ein Mädchen aus dem PIRELLI-Winterreifen-Kalender?
Keine Ahnung.
Sie beugt sich über mich und haucht:
"Haben Sie sich wehgetan?"
Ich erstelle flugs eine Checkliste und will gerade antworten, als plötzlich Unmengen von Achselhaaren unter den Armen hervorquellen, sie aufgeht wie ein Hefekloß und das Gesicht die Form einer längst pensionierten Domina annimmt.
"Wann haben wir die letzten Bewerbungsunterlagen abgeschickt?!", keucht sie mir entgegen.
Da werde ich wieder ohnmächtig.
Frauen können so böse sein!
Um jetzt mal langsam den Bogen zu spannen, um den sich diese Rundmail spannen sollte, möchte ich auf den abgelaufenen Klamauk "GS 11- Das Retrozine" eingehen. Im Nachhinein kann ich froh sein, dass mich der "Übersteiger" nicht verrissen hat. Meine Frauenexkursionen waren nicht besonders chic geschrieben. Ich habe allerdings eine Bewunderin (nur Lesen, nicht Anfassen!), was mich selbstverständlich stolz macht. Andere Frauen sind einfach nur schlecht. Einer Dose habe ich mal erzählt, dass ich fleißig Bilder auf meine diversen Onlineplattformen hoch lade und manchmal was dazu schreibe.
Sie konterte: "Ach Rocco. Weißt du...wenn ich nachmittags von Arbeit komme, habe ich keine Lust mehr am PC zu sitzen. Ich treibe Sport draußen, sehe fern und abends brauche ich meine Stunde mit einem Buch, um zu lesen."
Das mit dem Lesen finde ich gut. Ich hoffe allerdings sie betet, dass ich keinen Enthüllungsjournalismus betreibe und irgendwann verrate, wo meine Finger schon überall waren...ähem, bei ihr, natürlich. Früher.
Mache ich natürlich nicht, aber...ich schreibe über hier und damals und jeder lobpreist die alten Zeiten und liest dann neuen Schweinskram von Uta Danella, einen Fürsten- oder Cora-Roman mit adligen Gutsbesitzern, Chirurgen mit Porsche, Juwelen die so groß sind, wie dieses Jahr die Kürbisse meines Hausmeisters?!
Eben habe ich geschimpft und jetzt kommt die Beschwichtigung. Ich lege mich wie ein unterwürfiger Hund auf den Rücken und kehre meinen Bauch hervor (Was für eine eklige Vorstellung!).
Anfang des Jahres habe ich noch von mehr Literatur in 2009 gesprochen und allein ein Heft ohne Schnickschack, einfach nur mit nackten Menschen war eines meiner Ziele. Die Hausaufgaben habe ich sorgfältig gelöst. Recherchebücher gewälzt, Pornos geguckt und als I- Tüpfelchen habe ich dreimal so einen Tränendrüsenroman gelesen. Aber nicht etwa gekauft, sondern im Netz entdeckt und mir auf den PC geholt.
Ausgangspunkt war happy-end-bücher.de. Das Romänchen war von Nicole Gauert und heißt: "Ab imo pectore".
Zuerst dachte ich: "Wat'n Scheiß!"
Beim zweiten Mal dachte ich: "Okay, jetzt Sport, jetzt werde ich mal die Fehler suchen. 124 Wordseiten, eine sprunghafte Handlung (Mittelalter und Gegenwart) und vorerst fehlendes Interesse waren Hürden, die ich in dem Moment nahm, als ich mir dachte: bringen wir etwas Farbe in das Dokument. Neben den Fehlern grabschte ich nach grün und markierte alle Passagen, in denen Nicole Liebesbekundungen, Zärtlichkeiten und Sexpraktiken von sich gab. Irgendwo ist jedes geschriebene Wort auch eine Prostitution der eigenen Gedanken und Empfindungen.
Völlig überraschend schildert sie gerade den Sex unkompliziert und (für mich spannend) aus ihrer Denke und ihren Vorstellungen, was wen (Mann/Frau) antörnt. Soviel Unterschied zu dem, was ich schreibe, ist da nicht, eine Erkenntnis, die ich verkraften musste. Es sei denn in den üblichen Cora-Heftchen ist so was null vertreten, was ich nicht beantworten kann und möchte.
Irgendwann war die Zeit reif, Nicole zu begehren, äh beehren.
Mittels Elektropost.
Und da greifen die Mechanismen jedes Kreativen. Nicole war begeistert, dass ich den Text unter meine Fittiche genommen hatte. Und das ich Fehler gesucht und aufgezeigt habe (Sinnfehler, Wiederholungsfehler, Logikfehler). Und genau dies ist es, was auch mir mal gefallen würde: eine Kritik, oder ein Hinweis auf irgendwas von mir Verzapftes. Um wenigstens halbwegs ein Checker zu bleiben, habe ich meine Page schon mal in einem Domainforum zum Beschuss freigegeben. Ein Domainhändler gab mir dann auch Verbesserungsvorschläge.
Jedenfalls Nicole. Ich hatte noch mehr Mailaustausch, leider ist sie als Cora-FreakIn zu eingeschüchtert, um ihre Story an einen Verlag, oder eine Zeitung zu schicken. Ich habe eimerweise Mutsuppe über sie gekippt, aber sie wird wohl kneifen. Außerdem ist sie jetzt verheiratet, hat also kaum noch Zeit, muss also auf ihren Mann aufpassen, dass er das Hemd in die Hose steckt, Messer und Gabel richtig hält und mit den Schnürsenkeln korrekte Schleifen bindet. Damit die Ehe lange hält, kann sie ihn auch mit ihrer Bettkunst betören. Die ist ganz okay, sage ich mal nach dem Studium der Kuschelnovelle "Ab imo pectore".
So, wo waren wir jetzt eigentlich gelandet? Bei Rezis, Kritiken und Co.
Mangels fehlender Kritik, grübelte ich was man anders, besser und zugleich schlechter machen kann. Eine Frau meinte mal vor Jahren zu mir: "Den Kram, den du schreibst, versteht kein Fußballgänger."
War das der Ansatz für dieses Heft 12? Sind meine Leser unterbelichtet? Ich habe geschwitzt und gefightet. Und außerdem soviel wie noch nie gecuttet, gelöscht und schweren Herzens Passagen durch unsinnige Kalauer ersetzt. Man muss also bei GS12 weder schlau noch dumm sein, man kann lesen was man will. Sollten es DDR-Zeitungsartikel sein: bitte, könnt ihr naschen von. Sollte es mein Schreibdummfick sein, genauso... Ein Unikum, aber bezeichnend heutzutage, hierzulande und überall: ein von mir bearbeitetes Foto (aufgenommen in Zschopau), geriet nicht etwa unter Diskussion, weil es regional Interesse weckte, sondern weil meine Mailfreundin Vico aus Kiew dieses Foto komisch, makaber, böse, und wie auch immer fand. Ich durfte mein Rekonvaleszentenenglisch gebrauchen, um ihr Erklärungen zu liefern. Da ich Tagesfreizeit habe- kein Problem.
Meine Zielsetzung ist über kurz oder lang einen Gedankenaustausch mit jemanden anzustreben, der nur auf "Africaans" philosophiert. Ich könnte dann zeitraubend über zehn Ecken mit zehn Programmen übersetzen. Das wäre mal was und ich stünde beinahe mitten im Berufsleben, urplötzlich und unverhofft!
So, nun muss ich langsam aufhören und Promotion betreiben.
Zuvor: Was erwartet den Leser im "Gellert Szenario 12- Das Magazin zum 60. Geburtstag der Republik"?
Ein Feuerwerk aus Zeitungspropaganda von damals eben, als wir eine Bildungsministerin mit lila Haaren und einen Staatschef hatten, der nicht mal in der Lage gewesen ist seine Dachdeckerlehre erfolgreich abzuschließen.
Wir (also wir minus ich, denn ich kann den Mist nicht mehr ersehen) blicken auf:


...und was man eben so auf 100 Seiten kriegt.

Trotzdem: nichts ist schöner als dieses Projekt beerdigt zu haben, denn die letzten Tage vor der Vollendung waren ein Horrortrip: zweimal bin ich gegen 3 Uhr nachts am PC eingeschlafen. Nicht etwa beim Schreiben, sondern beim Formatieren.
Über 80 Artikel und Fotos mussten eingebunden werden und wenn man auf Seite 12 den Textumfluss, oder die Silbentrennung, rund um ein Foto managt, ändert oder sonst wie verbastelt, kann es durchaus passieren, dass zur selben Zeit und dadurch auf Seite 56 ein Chaos ausbricht. Diese Krisenherde hatte ich stundenlang zu bekämpfen und war wieder ständig unzufrieden. Einmal sind die Trennungen nicht mein Fall gewesen, beim nächsten Mal waren es die Buchstabenabstände.
Dabei...sehe ich das aktuelle "Schalke Unser"...Buchstabenabstände in 400 Prozentgrößenordnung, sehe ich den "Übersteiger"...jede Menge Rechtschreib- und Tippfehler...sollte ich meinen Wahn überdenken?! Und auch der/das aktuelle BFU (Blickfang Ultra) wurde von Käufern heftig kritisiert ("Wie bekommen es viele Leute als Redaktion gemeinsam hin, gemeinsam so viele offenkundige Rechtschreibfehler zu produzieren und dann auch zu veröffentlichen. Dies schmälert den sonst ordentlichen Eindruck beträchtlich.")
Aber naja, lassen wir federn bei den Fehlern, oder machen wir uns im Rahmen der eigenen Schwächen zum DAU? So, wie damals, als Kelle zu mir sagte:
"Komm mit zum Force Attack, da haste schönen Urlaub und laute Musik!" und ich grübelte:
"Was ist, wenn ich in Rostock bin und mir einfällt, dass bei mir daheim in Excel eine Zahl falsch sein könnte, oder ich vermeintlich ein Bild im falschen Ordner habe?"
Diese Fragen blieben unbeantwortet und ich zuhause. Somit war gewährleistet, dass Zahlen und Buchstaben okay sind. So, nun muss ich aber diese Infowurst langsam beerdigen. Und da zum Schluss immer das Beste kommen soll, für Bettathleten im Training: der Orgasmus, zur Not auch vorgetäuscht, verkünde ich hiermit:
"Hurra! Das neue Heft ist um 61 Cent billiger, hat aber genauso viele Seiten, wie der Vorgänger!"
Grund sind stolze 8,34 €, die ich mit dem GS11 vor Abzug von Steuern (*hüstel*) gut gemacht habe und die mich glauben lassen, dass es auch mal mit einem Kampfpreis an der Kotzgrenze gehen wird.
Wer jetzt 3,50 € übrig hat, oder 4,40 € wegen zusätzlich fälligem Porto investiert, um das Stück per Post zu erhalten, kann mir auch was tippen.
Für Menschen im Wartesaal: parallel habe ich zum Motto von GS12 ein Fußballspiel aus dem Jahr 1979 (DDR - Niederlande) hochgeladen, vorher natürlich zwangsweise auf zehn Minuten zusammen geschnitten. Ein Spiel was für unsere Elf beinahe zur EM-Teilnahme geführt hätte. Aber leider eben nur beinahe.
Enden wir mit Fußball:
Meine Buchlesung findet am 31.11.2009 in der Veltins Arena auf Schalke statt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der kleine Punkt da unten am Tisch ein Bodydouble von mir sein. Wenn ich eins auftreiben kann, heißt das. Wer so was machen möchte, wende sich bitte an meinen Pressesprecher.
Wat noch?
Preis hatte ich erwähnt. Geld kann überwiesen werden, Kontodaten bei mir anfragen. Andere Leute von hierum dürfen das Heft bei mir auch abholen. Außer zwischen 19 und 21 Uhr, da liege ich auf dem Sofa, mit dem Bauch nach oben, lese mein Cora Heft oder starre die Decke an, auf das sie endlich runterkommen möge.
Cover des Heftes und DDR-Niederlande bitte über meine Page ansteuern.


Mit freundlichen Grüßen,

Eure kleine Triebfeder, oder Euer kleiner Nichtsnutz, Dilettant, Störfaktor, Insolvenzverwalter, Karmajunkie, Effektehascher, Ruhestörer, Naseweis, Proletenakademiker...

15.10.2009, KTM (bei) Sturm zum Exklusivinterview in Berlin

Da das Firmenkonglomerat ANTI-SOCIAL.DE, GELLERT SZENARIO, BÜCKWARE und AS-TV (als Youtube-Tochter) weder Kosten noch Mühen scheut, um in diesen windigen Zeiten Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich mich kurzfristig gekümmert und aus meiner Nachbarschaft, also von weit weg, ein weibliches Kind aufgerissen und jenes mit einem Lolli, einem Packen Zettel und einem Nachwuchsticket der Deutschen Bahn ausgestattet. Um dem Ganzen einen sozialen Touch zu geben, half ich ihr beim Einsteigen in die Erzgebirgsbahn und wünschte ihr viel Spaß in Berlin.
Nun fragt sich der honorige Leser dieser verdorbenen Zeilen sicher: was will das Mädchen in Berlin und noch dazu allein? Tja, ich dachte wir sollten Guido W. mal ein paar Fragen stellen und wer kann dies besser, als ein freches und unbedarftes Reenie, äh, Teenie? Aber keine Angst ANTI-SOCIAL.DE, GELLERT SZENARIO, BÜCKWARE und AS-TV (als Youtube-Tochter) hatte an alles gedacht. Neben dem Fragebogen auch an ein Kopftuch, dass es wohl beim Streunen in der Machtmetropole nicht auffallen möge. Außerdem zieht es in Berlin ständig wie Hechtsuppe.
Diese Nacht bekam ich dann das Interview via Twitter vom KTM (bei) Sturm, was nur eine martialische Abkürzung für: kopftuchtragendes Mädchen (bei) Sturm ist. Und nun kann ich euch, liebe Pleitegeier, das Ergebnis dieser zwanglosen Unterredung verkünden:

KTM (bei) Sturm:
"Guten Tag, Herr Guido. Sie sehen ja besser aus als im Fernseher."
GW:
"Well, thanks. Möchtest du was zu trinken? Schokomilch oder Eistee?"
KTM (bei) Sturm:
"Mein Nachbarsonkel sagt immer, dass ich von Fremden nichts nehmen darf."
GW:
"Well, machst du eben mal eine Ausnahme, Kleines…Maria Magdalena! Bringen sie der Göre doch mal ein Glas Milch! Nun, wegen was bist du denn hier vorstellig?"
KTM (bei) Sturm:
"Mein Nachbarsonkel hat gesagt, ich solle ihnen mal paar Fragen stellen. Die hat er alle hier auf den Zettel geschrieben. Außerdem habe ich einen Lolli von ihm gekriegt. Mein Nachbarsonkel ist in Ordnung, der wohnt drüben über der großen Wiese, bei den Kühen von Rudis Ranch!"
GW:
"Well, dann schieß los, ich habe keine Zeit, muss dann noch zu NTV, Liveschalte, you know?"
KTM (bei) Sturm:
"Ich lese mal vor. Also hier steht: Herr Westerwelle, sie wollen das Schonvermögen pro Lebensjahr erhöhen. Gibt es dann eine Zwei-Klassen-Hartz IV-Gesellschaft? Wer hat nach jahrelangem ALGII- Bezug noch ein Vermögen?"
GW:
"Well, ich denke, das ist ein großer Schritt aus den fundamentalen Ungerechtigkeiten dieses Hartz IV- Systems. Vor allem ältere Bedürftige können aufatmen. Die Jüngeren? Mal sehen, was für ein Ass wir noch im Ärmel haben, müssen wir mal schaun, ob da was geht, you know?"
KTM (bei) Sturm:
"Herr Guido, sie wollen auch Immobilien schützen, vor dem Zugriff des Amtes? Wie viele ALGII- Empfänger mit sanierten Villen in Toplage können jetzt aufatmen?"
GW:
"Well, da bin ich überfragt. Dein Onkel muss schon globale Fragen stellen. Immerhin geht es hier um ein Wachstumsbeschleunigungskonzept! Danke, Maria Magdalena. Ich nehme auch noch ein Wasser ohne Sprudel, sie wissen schon mein Enddarm, ähh Magen."
KTM (bei) Sturm:
"Es soll verbesserte Möglichkeiten für Dazuverdiener geben. Was ist mit den Bürgern im ländlichen Raum? Wo sind die Jobs für Dazuverdiener angesiedelt? Ist Dazuverdienertum nur für Ehepartner sinnvoll? Ist zu befürchten das dieses System Vollzeitarbeitsplätze vernichtet?"
GW:
"Well, Maria Magdalena verdient auch dazu und stellt nicht annähernd so komische Fragen, wie dein Onkel. Sie ist überhaupt sehr verschlossen. Vielleicht ist sie stumm, da könnte ich über einen Rehaträger Zuschuss beantragen. Egal, was noch? Time is money, Kleines!"
KTM (bei) Sturm:
"Mein Nachbarsonkel, bei dem ich immer die SIMS am PC spielen darf, wollte noch wissen, warum man nicht einfach für Hartz IV- Leute ein flächendeckendes Sozialticket einführt, mit dem sich jene für einen Pauschalbetrag in vorbestimmten Zonen frei bewegen können und was Kinder von Hartz IV- Eltern generell befreit?"
GW:
"Because, I don't know…wir machen doch die Sache mit dem Dazuverdienen!"
KTM (bei) Sturm:
"Außerdem steht hier noch, dass mein Nachbar letztes Jahr über 130 Euro an Praxisgebühren und Medikamentenzuschüssen vorfinanzieren musste, wovon er ein halbes Jahr später nur 21 Euro zurückbekommen hat. Könnte man da nicht was machen, oder doch nicht?"
GW:
"Well, I don't know. So was haben meine Berater nicht auf der Agenda gehabt."
KTM (bei) Sturm:
"Hier steht auch die Frage, ob darüber nachgedacht wurde Institutionen wie die TAFEL oder den BROTKORB (Zschopau) mit mobilen Standorten in abgelegene Dörfer einzubinden? Kann man nicht für solche Einrichtungen und Vereine Zuschüsse bereitstellen?"
GW:
"You know, das ist nicht angedacht. Because dann verkaufen die Supermärkte ihr faules Gemüse an diese Bedürfnisanstalten, um uns abzuzocken?"
KTM (bei) Sturm:
"So, jetzt habe ich fast alle Fragen vorgelesen. Hier steht nur noch, ob man ein Begrüßungsgeld für Arbeitslose einführen sollte, die in Hartz IV rutschen."
GW:
"You know, wer zahlt mir denn was, wenn ich wieder auf die Oppositionsbank rutsche, falls ich meine Versprechen nicht einhalte? Dein Onkel ist mir ja ein Früchtchen…"
KTM (bei) Sturm:
"Die Milch war gut, Herr Guido. Und ihr Englisch ist gar nicht so schlimm, wie alle immer sagen."
GW:
"Thanks, fine. Aber das wusste ich doch schon, meine Kleine!"
KTM (bei) Sturm:
"Das stand auch auf dem Zettel, kommt so nicht von mir."
GW:
"Well, genug nun. Und das nächste Mal setzt du dein Kopftuch ab, wir sind hier in einem deutschen Büro und nicht auf einem orientalischen Basar!"

Mehr von Guido, also more than words, mehr so visuell, hier gucken, der Konkurrenzsender von AS-TV, Spiegel TV, hat ihn mal beobachtet.



13.10.2009, Bürgergeld oder Hartz IV?

Eigentlich wollte ich folgende Forumsbeiträge zur aktuellen Debatte für sich sprechen und so stehen lassen, weil die Gefahr bestünde, dass auch meine private Meinung einfließen würde. Und die wäre mit Querschlägern in mein privates Umfeld behaftet, wo es unter den WERKTÄTIGEN Mode geworden ist zu jammern. Was mich dann doch aber eher betraf, ist die Tatsache, dass sich ARBEITNEHMER über ALG-IIer auslassen mit genau den Sachen, die der biertrinkende Maurer wahrscheinlich in der Baubude rülpst: man solle umgehend diese Faulenzer zu sozialer Tätigkeit verdammen. Vorschläge gab es genug. Erwartungsgemäß landete man in Pflegeheimen. Dort könne man Dienst tun. Dem Hausmeister beim Laubfegen helfen, in den Zimmern Betten machen, Brötchen schmieren usw. Da ich durch meine brotlosen Tätigkeiten letztes Jahr zweimal in Seniorenheimen zugange war, weiß ich, dass genau dies dort auch erwartet wird. Parallel dazu könnte man den Festangestellten Hausmeister auf "halbtags" wegsparen und die AltenpflegerInnen genauso (obwohl die längst durch Armeen von AltenpflegehelferInnen ersetzt werden, weil man dadurch Tarifregelungen umgehen kann). Der Profit des ALG-IIers ist schnell erwähnt: die Bustickets für An- und Abreise werden bezahlt und wenn man Glück hat, gibt es kostenlosen Kaffee. Beides trägt übrigens nicht das Pflegeheim selbst, sondern dies schießt das "Unternehmen" TAURIS zu. Ansonsten sind bisher im Forum 330 Einträge aufgeschlagen und die 1000er Marke wird locker geknackt werden. Die gröbsten Rechtschreibfehler der Forumuser habe ich korrigiert, der Sinn ist natürlich erhalten geblieben.

Maxe:

"...Dieses soll alle anderen steuerfinanzierten Leistungen, darunter auch das Arbeitslosengeld II, ersetzen..."
"...ALLE ANDEREN..."
Das bedeutet konkret: Wegfall von
*** AlG II mit Miete, Heizung (KdU),
*** Sozialhilfe
*** die Grundsicherung im Alter,
*** Wohngeld,
*** der Kinderzuschlag,
*** medizinische Mehrbedarfe,
*** Krankenkasse,
*** Pflegeversicherung…
Echt sozial :-(((
Das Bürgergeld soll etwa 662 € betragen. Davon muss man die o.g. Sachen selbst bezahlen. Der Rest bleibt "zum Leben"...
Fazit:
Das von der FDP geforderte Bürgergeld ist eine reine Mogelpackung. Es sieht teilweise Verschlechterungen gegenüber der jetzt gültigen Gesetzgebung vor. Zum Beispiel für Erwerbslose, die in Regionen mit hohen Mietpreisen wohnen, Beibehaltung der schlimmsten Auswirkungen von Hartz IV wie Sanktionen, aber Verbesserungen für die Betroffenen nur in einem Punkt: In der Zuverdienstregelung! Hintergrund ist die Einführung eines flächendeckenden Kombilohns, der nicht nur zur Folge hätte, dass das gesamte Lohnniveau weiter nach unten gedrückt und der Armutslohnsektor massiv ausgebaut wird, sondern würde einen massiven Eingriff in die Marktmechanismen bedeuten, der dazu führt, dass die Unternehmer, die angemessene Löhne zahlen, nicht mehr konkurrenzfähig sind gegenüber Firmen, die sich die geforderte Regelung zu nutzen machen, um mit staatlicher Hilfe Leistungen Erwerbstätiger zu einem Bruchteil ihres Wertes in Anspruch zu nehmen. Ins Leere laufen kann dieser Versuch nur bei Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von mindestens 10 Euro.
Bleibt zu hoffen, dass die Gewerkschaften jetzt wirklich auf die Barrikaden gehen!"

Teddy 1956:

662 € Bürgergeld => unverschämt!
Sicher kann man davon leben - auf der Straße, ohne Wohnung, ohne Krankenkasse.
Wenn das Bürgergeld kommen sollte, wird es ein fürchterliches Desaster geben mit einer noch nie da gewesenen Armut. Zumindest einen Vorteil hätte es: die Armut wird schlagartig sichtbar, in ihrem ganzen Umfang.
Wann wird das deutsche Volk endlich aufstehen?

Meise:

Jetzt heißt es stillhalten bis zu den Landtagswahlen im Mai in NRW sonst werden Schwarz/Gelb dort ein Debakel erleben. Alle sozialen Grausamkeiten werden fein säuberlich erst später kommen denn bis dahin haben sowieso alle vergessen warum wir zur Kasse gebeten werden. Das viele Geld was in die Banken geflossen ist soll nun vom Bürger refinanziert werden durch Einsparungen aller Art. Dieses Gangsterstück ist schon einmalig was sich da abspielt im Augenblick, das die Verursacher der Krise ungestraft bleiben und dafür noch Staatsknete ungeheuren Ausmaßes bekommen haben. In Fachkreisen nennt man das staatsmonopolistischer Kapitalismus, wir können uns auf harte Zeiten vorbereiten!

Andi72

Anstatt euch zu beschweren, dass euch der hart arbeitende Steuerzahler angeblich zu wenig von seinem malochtem Geld zwangsweise in den Rachen schmeißt, versucht es mal mit etwas für euch kuriosem. A R B E I T E N.
Wahrscheinlich ist jetzt vielen von euch die Kippe in die Schnapsflasche gefallen.

Angelofpoordogs:

@Andi72
Mal wieder so eine superarrogante Flachzange, die ohne auch nur im geringsten nachzudenken, hier unverschuldete Familien die in den HarzIV Kreislauf geraten sind, zu Säufern und was sonst noch degradiert. Gaaaaaaanz toll. Woher nimmt dieser Vollhonk seine Weisheiten????? Er hat vielleicht noch Glück und einen der wenigen gutbezahlten Vollzeitstellungen.....die man mittlerweile selbst nicht mehr mit einer soliden Ausbildung bekommt. Ich wünsche keinem was Böses, aber solche Selbstbeweihräucherungstypen, sollten doch mal für ein Jahr auf HarzIV Niveau leben müssen, das heisst mit unzähligen Absagen, sich die Frage stellen...lieber was zu essen kaufen oder eine Bewerbungsmappe wegschicken......lieber eine neue Hose, weil auch Optik wichtig ist, oder Strom zahlen etc. usw. Ist ja auch soooooooooooooo einfach auf die Leute herumzutrampeln die letztlich eh am Boden liegen, nix haben und wenig Perspektiven da wieder raus zu kommen. Denn Herr von ANDY72 mal aufschlauen......wo sind die Arbeitsplätze, wodurch noch eine Familie ernährt werden kann????? Leider machen sich viele Unternehmen gerade diese Ausweglosigkeit zu Nutze und zahlen Dumpinglöhne und es gibt genügend die auch dafür arbeiten gehen, statt zu Hause zu sitzen. Und da ist der Gesetzgeber gefordert und muss in die Pflicht genommen werden.....das gehört verboten. Denn nur die obere Etage lebt davon gut.....und zwar wie in fast allem...........auf Kosten des kleinen Mannes. Armes, reiches Deutschland........es ist einfach manchmal nur noch zum Kotzen!!!!!!!

Meby:

@Maxe
Jeder der Politisch interessiert ist, konnte vor der Wahl lesen was mit der FDP auf die Arbeiter und Arbeitslosen zukommt!
Die FDP will ihrer Klientel zu noch mehr Vermögen verhelfen und dabei sich nicht zu schade das dafür nötige Geld bei den Ärmsten einzusparen!
Nach den Vorstellungen der FDP wird die Umstellung von ALG2 auf das Bürgergeld was sich so schön sozial anhört, eine Ersparnis von gut 4 Milliarden € einbringen!
Sie hoffen hier auf den Beistand der Gewerkschaften!
Der wird ausbleiben! Die heutigen Vorstände der Gewerkschaften sind so in der Wirtschaft eingebunden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, die Belange der Arbeitnehmer zu vertreten!
Was den Arbeitern und Arbeitslosen helfen würde ist der Generalstreik!
Der wird aber nicht kommen da die Gewerkschaften gar nicht in der Lage sein werden die Streikgelder zu bezahlen!
Was bleibt ist nur die Selbsthilfe der Bürger wie vor 20 Jahren in der ehemaligen DDR!
Leider ist der Bürger vor allem im Westen dazu nicht in der Lage ihm fehlt der Antrieb zu solch einer Aktion die über Wochen oder sogar Monate gehen müsste!
Mein Fazit:
Die Parteien können ihre Klientel Politik ungestört weiter machen!
Die Umverteilung wird nicht gestoppt oder sogar was nötig wäre umgekehrt!
Es wird mehr Armut geben in Deutschland!
Das verdanken die Bürger nicht der Politik, sondern dem Nichtwähler!

Meby:

@Andi72

Sehr geehrter Schreiber!
Das was Sie hier schreiben ist ein wenig platt!
Sie schreiben von Arbeiten!
Welche Arbeit meinen Sie?
Die Arbeit von der nur der Arbeitgeber leben kann, oder von der Arbeit von der man seine Familie ernähren und Rücklagen bilden kann?
Es ist typisch in diesem Land, dass sich Menschen wie Sie nur über die auslassen die in der Sozialhierarchie unter Ihnen stehen!
Sie sollten sich mal Gedanken machen über die unsozialen Unternehmer die ihre Stammbelegschaft in Transfergesellschaften auslagern um sie danach zu Löhnen wieder einstellen die nicht zum Leben reichen, aber dazu wird geschwiegen. Es ist leicht auf jemanden einzuprügeln der schon am Boden liegt!
Das es auch die gibt die sich im Sozialsystem eingerichtet haben kann niemand verhindern, leider!

Melanarius:

jeder HartzIV-Empfänger bezahlt von seinem Geld:
- Mehrwertsteuer
- verminderte Mehrwertsteuer
- Energiesteuer
- Tabaksteuer
usw. usw. ...
Schröder hat damals den ganzen Scheiss angeschoben. Da wurde unter anderem auch nicht bedacht, dass alle HartzIV-Empfänger auch Prozesskostenhilfe bekommen. Laut statistischen Bundesamts waren 2008 rund 137000 Verfahren wegen HartzIV bei den zuständigen Gerichten anhängig. Bei durchschnittlich 2000,- Euro Kosten wären das dann 274000000,- Euro ... normalerweise gehören Schröder und seine damaligen Leute vor Gericht zur Rechenschaft gezogen.

BerndG

Tja, so langsam muss die FDP z.B. in der Steuerpolitik erkennen, dass die von ihr so gerne zitierte Laffer-Kurve für die Realität nicht taugt.
Das Gleiche gilt nun für die Sozialsysteme.
Willkommen in der Wirklichkeit, Herr Westerwelle.

11.10.2009, Septic Flesh und unerfüllte Wünsche

So, damit das Tagebuch nicht zur Wüste verkommt und da der heutige Sonntag verregnet und somit nicht für Wanderungen zu Fußballspielen geeignet ist, schreibe ich mal ein bissel drauf los.
Diese Woche war schlichtweg zum Kotzen. Nachts und bei Nebel habe ich für's neue Heft geschuftet, nur um den Veröffentlichungstermin 07.10. zu gewährleisten. Aufgrund der Fülle an Bildern und Artikeln im neuen Heft schwollen die Dateigrößen von Inlett und Umschlag astronomisch an. Also konnte ich unnützer Weise versuchen die Teile per Mail an den Copyshop zu senden. Es ging nicht und ich musste Rücksprache mit meinem Provider halten. Jener schüttelte den Kopf. Also habe ich alles extern hochgeladen und dies noch zusätzlich als Zip-Datei.
Auch wieder für nix, denn der Copyshop zeigte sich zwar willig mein Begehren zu erfüllen, aber das Fleisch war zu schwach und so sitze ich ohne den Paketkarton voller Hefte nun blöde da. Ich hoffe es wird Anfang der nächsten Woche. Dazu gibt es eine fette Rundmail an meine Leser, die auch genügend Stumpfsinn enthält, der die Wartezeit verkürzen soll. Wenn Heftchenmacher und Schreiberfee, dann mit jedweder Konsequenz! Immer wieder staune ich über andere Zinemacher und Bücherschreiber. Jene haben auch Homepages, die aber den Begriff gar nicht verdienen, weil sie einfach keine Informationen enthalten. Eine Startseite und Klatsch! das aktuelle Projekt drauf, Kaufbefehl, Verlag, Onlinelädchen und Mailaddy und fertig ist die Laube. Keine Leseproben, kein Tagebuch, keine Fußballberichte, oder alternativ Konzerterzählungen. So was erweckt für mich den Eindruck, als ob der Mensch dahinter seine Pflicht erfüllt und Geld verdienen will. Wer wirklich Spaß am Schreiben hat, lässt auch mal was gucken. Oder ist der Leser nur Kunde und soll sein Brot kaufen und gut? GS und Bückware ist kein Lebensmittelgeschäft, sage ich mal frech.
Aber vielleicht liege ich auch falsch? Den Eindruck machen mir die Aktivitäten der Menschen ringsum. Gelesen, Seite geschlossen und ab dafür. Feedback Fehlanzeige. Man hat sich dran gewöhnt, dass es so was gibt. Ist aber die Seite morgen vom Sender würde man vielleicht sogar trauern. Ich breche gerade eine Lanze für die ganzen Pages im Netz, die fleißig updaten und kein kommerzielles Ansinnen haben.
Aber gut, wenden wir uns anderen Kram zu. Musik wäre ein schönes Thema. Auf meiner Myspace-Seite schreibe ich ab und an Rezis zu Musik und Filmen, getarnt als Blogeinträge. Macht einfach Spaß und immerhin ist es lobenswert, dass sich wenigstens mein alter Weggefährte Hänsel mal äußert. Sowieso spannend, wenn zwei Menschen unterschiedliche Musikauffassungen hegen.
Momentan erfahre ich ein Revival der Mittneunziger. Jetzt eben läuft Napalm Death mit der Scheibe, sorry, Oldschoolmagnetbandkassette, "Utopia Banished". Und gleich muss ich die Kassette umdrehen und dann wird Morbid Angel vorstellig und verkündet "Blessed are the sick". Das ND-Album, speziell der Opener "Discordance" ließ mal den Vati eines Kumpels beim Hören zu der Aussage hinreißen: "Was ist das? Stimmen die jetzt ihre Instrumente?"
Ich verirre mich oft in den Tiefen der Musikreziindustrie im Netz. Stundenlang habe ich bei Metal.de gesucht bis ich ein Album gefunden hatte, was denen 10 von 10 Punkten wert war. Kurioserweise war es "Utopia Banished". Alle diesbezüglichen Vermutungen zu renommierten zeitgenössischer Klangdarbietungen (die auch mir zusagen) wie z.B. Stone Sour oder Slipknot waren vergebens. Beide Formationen wurden mit 5 Punkten abgewatscht. Gemeint ist die jeweils aktuelle Scheibe, wobei ja "All hope is gone" von den Käufern mit Platin oder Gold geadelt wurde. Rästelraten bei mir. Bin ich dem Business entwachsen, liege ich völlig daneben? Sachen der Band Opeth ("Blackwater Park" und "Watershed") kann ich mir hundertmal anhören, die werden einfach nicht besser. Auch wenn sie unter den All-time-Top 100 gerankt sind. Auch Isis ist nicht mein Ding. Ich habe die hoch gelobte LP "Wavering radiant" gefühlte fünfzig Mal gehört, aber es bricht mir nicht das Herz.
Was mich anrührt ist Tool, aber die werden trotz großen Erfolges runtergequatscht. "Aenima" und "10000 Days" sind also mittelprächtige Alben. Na ich weiß nicht, du! Oder es war der volle Mund von Frontwesen Keenan, der mal verkündete, dass Tool der Zeit voraus ist und heute noch nicht verstanden wird. Kürzlich erfuhr ich von einem Metalexperten, dass es in Großstädten Drogenszenen gibt, die nach dem chemischen Einwurf Tool hören, um die dritte Dimension zu erreichen. Naja.
Tool bezieht überraschend für mich Inspiration aus der Musik von Meshuggah (was für ein Scheißname, aber was für eine gute Musike). Das nur am Rande.
Da ja nicht alles Mist sein kann, drehte ich den Spieß um. Nur noch Musik mit hoher und höchster Bewertung kommt auf meine Ohren. Hilfreich nebenher auch die Konkurrenz von Metalstorm.
Probieren wir es mal mit Septic Flesh und Death Metal, weil die da was zusammengebraut haben. DM meets Klassik. Gern genommen, um kommerziell durchzustarten. Nightwish, Lacuna Coil, Evanescence sind so Vertreter für hohe Frauenstimmen und harte Gitarrenriffs. Vorreiter waren für Chormusikanten weiblicherseits auch Paradise Lost. Ich ahnte nicht worauf ich mich einließ. Aber ich entdeckte was Neuartiges, Fremdes.
Da growlt ein Sänger und dann beamt man dir mit Orchesterklängen die Birne weg. Zwischendurch (wie Kollege Käse immer meinte: Musik ist erst dann interessant, wenn der Schlagzeuger schneller als ein Maschinengewehr operiert) wieder atemberaubendes Tempo. Und schließlich zählen Septic Flesh nicht zur breiten Masse und man setzt verstärkt auf tiefe Männerchöre, die vor sich hinsummen. Mein erster Reflex: wow! Das klingt wie in einem Horrorfilm aus den Siebzigern. Später las ich eine Rezi, wo der Testhörer exakt das gleiche empfand. Bin ich doch ein Experte und Freak? Keine Ahnung, aber diese Feststellung war auch nicht schwer zu treffen.
Septic Flesh lösten sich irgendwann auf und kamen unter Septicflesh neu zusammen. Neueinstieg in die bunte Welt sollte das Album "Communion" sein. Und es hagelte weltweit positive Reaktionen im Blätterwald a la Rock Hard. Damit kann man wuchern…wenn man vorher nicht zuviel Knete rauswirft. Für "Communion" wurde das Prager Sinfonieorchester engagiert und ich vermute mal als Binsenwaise, dass die Scheibe nicht in zwei Tagen eingespielt worden ist. Satte 32 ChorsängerInnen und 80 Musiker haben mitgetüftelt.
Interessant ist für mich eine untypische Zweitstimme, die nicht growlt, sondern klar rüberkommt. Dadurch entstanden nach meinem Dafürhalten Titel wie "Sunlight Moonlight", die eigentlich beinahe nur Heavy Metal sind und die man auskoppeln und versilbern könnte. Ich mag die Zweitstimme lieber als den bösen Growler. Aber ohne den wäre es kein Death Metal geworden.
Außerdem finde ich das Cover von "Communion" bedrohlicher als tausend Monster auf den Covern aller Metalbands zusammen, wobei man sich fragen muss, was aus den ganzen Artworkern geworden ist, die in den Achtzigern ohne PC unglaubliche Merchsachen entworfen haben.
Jedenfalls sind bei "Communion" wohltuend kein Satanskram, umgedrehte Kreuze, Blut oder Pentagramme zu sehen. Stattdessen guckt dieses Wesen mich anklagend an und ich frage mich: "Was habe ich nun wieder verbrochen? Hätte ich mich gestern Abend nicht als Bürotussi beim Unternehmen ,Dänisches Bettenlager' in Flensburg mittels Onlineformular bewerben sollen? Habe ich vergessen meine Schuhe zu wichsen? Oder warum nur guckst du so, kleines ES?"



Ist ES etwa doch nur schüchtern, wie auch der Sänger von Septic Flesh, so die Meinung einiger Konzertgänger?
Egal, wer Bock hat kann mal reinhorchen, oder am besten gleich die Scheibe kaufen.
Septicflesh bei myspace Lauschtipp: "Persepolis" (rechts oben der Player).
Live sieht man sie nirgendwo, oder eben irgendwo. Leider ohne Orchester und die entsprechenden Passagen aus der Konserve.
Mein Traum: alle 116 Musiker, Sänger, Bläser, Streicher plus Dirigent plus Growler in den Dorftrottel einladen. Der Konzertbesucher bleibt vor der Tür und lauscht dem, was da drinnen vor sich geht. Nebenher noch ein Halleluja auf die Cateringabteilung in Waldkirchen! Andere, aber ähnliche Musik höre ich auch und biete mal an: Virgin Black "Requiem Fortissimo". Extrem Doom Metal heißt das neuerdings. Klingt aber auch schön, wenngleich der Drummer teilweise Arbeitsverweigerung betreibt und nur aller zehn Sekunden irgendwo gegen oder drauf haut. Aber wiederum eine Rezi sagt mir, das muss so sein. Auch dieses Ganze vor sich hin schleppende Gedöns, was einen rätseln lässt, welcher Titel gerade läuft, gehört wohl dazu. Ich sag nur: auch kaufen! Und nun ist der Sonntagnachmittag gleich gerettet und der Bericht vorbei: Sport im Osten-TV naht, lieber Leser dieser Zeilen. Ich hoffe bis Mittwoch, Donnerstag, Freitag bin ich auf Kuschelkurs mit dem Copyshop und es geht dann mit Kommerzlesepunk los!

10.09.2009, Nachts um 02:12 Uhr noch was schreiben und geklaute Pflaumen essen…

Da ich schon in GS10 Robert Naumann (Berlin) mit seiner Geschichte "Im Immobilienteil der Berliner Zeitung findet man sehr merkwürdige Annoncen" präsentiert habe, möchte ich noch mal nachkarten und eine nachdenkenswerte Geschichte nachschieben, die mir beim Lesen der "Brillenschlange" Heft 3 aus dem Jahr 2001 nachträglich in Erinnerung blieb. Nachdem ihr sie gelesen habt, dürft ihr sie nachtürlig vergessen.

"Der kleine Schmarotzer" von Robert Naumann Die kleine Meise hackte wie wild auf dem Meisenknödel rum. Ich saß am Küchenfenster und beobachtete das gefiederte Geschöpf.
"Warum fliegt sie nicht in den Süden?", fragte ich mich und fand gleich darauf die Antwort: warum sollte sie? Millionen Meisenknödel, aufgehangen von tierliebenden Mitbürgern, machten ihr die Entscheidung leicht. Warum sollte sie die soziale Hängematte verlassen, wenn sie sich darin ausstrecken konnte!?
Ich fühlte eine tiefe Verbundenheit mit diesem zarten, zerbrechlichen, aber anscheinend nicht dummen Vogel. "He du, kleine Meise", flüsterte ich, "wir sind vom selben Fleisch und Blut."
Sie verdrehte die Augen, zeigte mir ihren dicken Bauch und flog davon. Ein wenig arrogant fast, könnte man sagen. "Du hältst dich wohl für was Besseres?", rief ich ihr nach. Na ja, sie hatte gut lachen. So ein leckerer Meisenknödel, mit urgesunden Cerealien, lud den ganzen Winter zum Reinbeißen ein. Die kleine Meise brauchte keine Antragsformulare ausfüllen, musste nicht auf Ämtern rumsitzen. Das war keine soziale Hängematte mehr, das war ein soziales französisches Wasserbett!
Ich weiß nicht genau, wie viele Meisen es in Deutschland gibt, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine hübsche Stange Geld kostet, die mit durchzufüttern. Wer kam eigentlich auf die Idee mit den Meisenknödeln? Ist die Meise vielleicht ein ehemaliger Zugvogel, durch falsch verstandene Tierliebe zum Schmarotzer mutiert?
Diese Überlegungen ließen mich den kleinen Vogel in einem völlig anderen Licht betrachten. Das war nicht mehr der bemitleidenswerte gefiederte Freund, der meine Hilfe brauchte, um den Winter zu überstehen. "Kleine Meise", sagte ich, "man muss auch was dafür tun", öffnete das Fenster und nahm den Meisenknödel rein.

20.08.2009, Neulich im Internet

(cfl) - Seit gestern Abend rätseln die Sportfans: Ist Caster Semenya - frischgebackene Leichtathletik-Weltmeisterin - wirklich eine Frau?
Weibliche Athleten haben Muskeln, sind durchtrainiert und lassen frauliche Rundungen manchmal nur erahnen. Trotzdem sind Sportlerinnen meistens auf den ersten Blick zu erkennen. Bei der Südafrikanerin Caster Semenya ist das anders: Auch auf den zweiten Blick sehen der Körperbau und das Gesicht sehr männlich aus.
Der internationale Leichtathletikverband IAAF will nach dem Sieg der Afrikanerin im 800-Meter-Lauf jetzt Gewissheit.
"Es besteht Zweifel, dass sie eine Frau ist", sagte IAAF-Geschäftsführer Pierre Weiss laut der "Süddeutschen"-Zeitung nach dem Sieg. Caster Semenya war im Finale ihren Konkurrentinnen einfach davon gelaufen. Mit riesigen Schritten setzte sie 200 Meter vor dem Ziel zu einem Spurt an, dem niemand folgen konnte.
"Wir haben keine Beweise, um ihr einen Start nicht zu erlauben", sagte IAAF-Sprecher Nick Davies der "Süddeutschen".
"Wir warten auf das Ergebnis der Untersuchung. Es wäre falsch sie nicht laufen zu lassen."
"Wir haben den Aspekt der Diskriminierung zu beachten", erklärte IAAF-Councilmitglied Helmut Digel aus Tübingen auf Anfrage der Zeitung. "Es stehen aber bei Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften Vermutungen im Raum, dass Manipulationen in dieser Richtung staatlicherseits begünstigt werden."
Dies passiere laut Digel vor allem in Entwicklungsländern. Dennoch betonte er: "Wir müssen uns an die Regeln halten und auch den Athleten schützen."
Semenya war schon vor drei Wochen aufgefallen: Vorher völlig unbekannt war sie auf einem Meeting mit 1:56,72 Minuten Weltjahresbestzeit gelaufen und hatte damals schon die Konkurrenz düpiert.



Da man heutzutage alles kommentieren darf, gab es auch dafür die Möglichkeit. Viele Leser und EXPERTEN kamen der Aufforderung nach und füllten Kommentarfelder. Insgesamt liefen so 556 Beiträge auf…und davon. Etliche User wurden aufgrund ihres Wortwitzes gesperrt. Den Blütenstaub habe ich mal eingesammelt.

SVWBOY

Ganz einfach. Dann soll sie/er zum Arzt gehen und die Hosen runterlassen. Dann sieht man, ob Mann oder Frau.;-)

Hoppelhorst

Manpower!!!!!

Guido73:

Nunja, es geht wohl eher darum, ob die Athletin ein "umgebauter Mann" ist ;-). Das nachzuweisen kann durchaus schwierig sein, wenn schon verschiedene OP´s durchgeführt wurden.

SeptimanaVI

Die Schwedin auf dem Bild ist übrigens sehr hübsch. :) Auch mit 36 Jahren sollte man wissen, dass das kein Problem ist, wenn man ein wenig in die Gene schaut. Der Aufbau des menschlichen Erbgutes lässt ein absolutes Urteil über das Geschlecht der Person zu. Vielleicht erinnerst du dich noch über die Geschlechtschromosomen:
XX = Frau, XY = Mann.
Daran ändern auch keine OPs etwas.


LaJusch

Glaubt ihr, die lässt sich unter den "Rock gucken"? Es geht darum, dass der Sportverband das überprüfen möchte, aber gleichzeitig ihre Menschenrechte und ihr Persönlichkeitsrecht schützen. Und um ein 100%iges Ergebnis zu bekommen werden wahrscheinlich mehrere Tests gemacht, um eine Blamage endgültig ausschließen zu können. Außerdem ist sie nicht die einzige Sportlerin, die auf diverse Mittel überprüft werden muss. Die testen jeden Sportler vor, während und nach einem Wettkampf. Ich denke, sie sind ausgelastet. Es kann außerdem sein, dass die Dame zum Beispiel beide Geschlechter besitzt. Das ist extrem selten, aber möglich. Genauso könnte ihr ja Testosteron gespritzt worden sein, was ihr männliches Auftreten begründen würde, was allerdings verboten ist. Die Dame im Hintergrund des Bildes ist übrigens keine Schwedin sondern die Ukrainerin Tetiana Petlyuk.

hopebewohner511

Aber nach dem Umbau ist Mann doch gesetzlich dann eine Frau, soll heißen, eigentlich wäre es doch dann erlaubt, oder nicht???

Flipstar

Also nochmal zu der Schwedin auf dem Bild... war das nicht ne Ukrainerin???
Und zu dem Thema Mann oder Frau... denk mal nicht, das er/sie sich hat operieren lassen. Aber es ist ja durchaus möglich, dass sie/er genetisch ein Mann ist, aber sich die männlichen Geschlechtsorgane nicht ausgebildet haben. Kann mich da noch an eine Dr. House Folge erinnern, in der eine Frau Hodenkrebs hatte. =)

Bambi147

Hmm, und wenn sich herausstellt, dass sie tatsächlich eine Frau ist, sind wohl eine Menge an Entschuldigungen fällig .. :-)

Globus

Selbst wenn "ersie" ein umgebauter Mann ist, dann hat ersie sich nicht wegen der WM extra umpolen lassen, sondern das liegt schon länger zurück und hatte sicher ganz andere Gründe. Eben die, die einer hat, wenn der sich umpolen lässt, gleich in welche Richtung. Und wenn ersie nun offiziell den Status als Frau hat, dann kann ersie doch auch hier als Frau starten, oder nicht? Mein Gott, wie viele Frauen gibt es denn eigentlich, die allein im Gesicht rein gar nichts von einer Frau haben, von Brüsten ganz zu schweigen.
Übrigens, was hatte ersie denn für Hosen an? Weite oder enge? Da hätte man doch schon was sehen sollen. Der gesamte Sport ist doch nur noch eine Farce, was kommt denn noch alles?
Ich denke auch, dass so ein umgepolter Mensch ganz andere Sorgen hat als sich hier "einzuschleichen".

BenLinne

Die Gute könnte am Androgen-Insuffizienz-Syndrom leiden und wäre somit Genotyp männlich aber Phenotyp eher weiblich.
Aber ich hatte mich gestern beim Start schon gewundert, hatte wieder zurück gezappt und dachte eigentlich jetzt würden die Männer starten. Aber als die Kamera auf die nächste Starterin schwenkte, war ich doch leicht verdutzt.

Bonno

Bei der Urinabgabe beim Dopingtest sollte die Kontrolleurin eigentlich schon genau hinschauen, auch um Manipulationen zu erkennen - Wenn die Sportlerin das ablehnen sollte, wird sie sowieso gesperrt. Insofern wären äußere "Auffälligkeiten" schon längst bemerkt worden. Es hilft nur ein weitergehender Gen-Test.

mymind

Mh, wenn ´s ein Zwitter ist, dann wird´s wohl kompliziert, gibt ´s dann ne neue Geschlechterdisziplin :-)

mymind

@gamelover
Übrigens, große Hände sind für Frauen nicht immer von Nachteil :-)

lachmichschlapp

"Sie" hat auch einen sehr maskulinen Gang, was aber nicht´s heißen mag. Ich tippe auch eher auf Doping. Man braucht doch nur gucken, ob sie einen Adamsapfel hat, oder bildet sich der auch zurück, hab keine Ahnung, oder kann man die nicht in die Röhre schieben, und das Skelett scannen???
Musste schon lachen, nicht dass immer besser gedopt wird, jetzt muss auch noch geklärt werden, ob was baumelt oder nicht ;)

mymind

Fazit: Läßt eine Frau sich zum Mann umoperieren, dann kann sie trotzdem nicht schneller laufen :-)

Lyrressa

Angenommen, es IST eine Frau und angenommen sie hat sich kein Testosteron etc spritzen lassen, dann bleibt mir nur aus Scrubs zu zitieren: Die leidet wirklich an einem schlimmen Fall von Männerfresse :)

mymind

Stimmt Doppel D bei Langstreckenläuferinnen ist eher ungewöhnlich...

mymind

Vielleicht landet sie ja mal im Playboy :-)

HerrVonWegen

Sind es bei Operierten nicht nur die äußerlichen Geschlechtsmerkmale?? Ne Gebärmutter zu lokalisieren kann doch keine Wochen dauern?

ichkannKanzler

Egal, was sie nimmt, sie sollte davon weniger nehmen :)
Ne ernsthaft:
Sie muss doch am besten wissen, ob sie Mann oder Frau ist. Sie hatte ja scheinbar keine Zweifel. So what? Nur weil die anderen schlechte Verlierer sind? Gönn ihr den Erfolg, weil sie vermutlich selbst als Frau unter ihrer Erscheinung leidet. (Kannte eine, da war Brust null, trotzdem hat sie später Kinder geboren). Steht zu Euch, statt zum Schönheitsmassaker zu laufen.

gallliam

@mymind
stimmt :-)
Die Möglichkeit (für manche) Athletin wäre noch nackig zu laufen um die Männer zu irritieren. Frau Klüft zum Beispiel oder der Klotz der die 100 m bei den Frauen gelaufen ist :-D

hans1maria2

Früher waren die Athleten bei Olympia grundsätzlich nackt. °°

mymind

@poman
Wenn es Labortests sind, in puncto Genetik, dann dauert das Wochen, außer bei CSI im TV da geht das an einem Tag :-)

gallliam

Früher als alle nackig waren, gab's noch kein Doping, das eine Frau aussehen ließ wie ein Mann.

Schweinske69

...Da fällt mir doch die Banane aus der Hose!
Was bildet sich dieser Knilch ein, bei dem Wettbewerb als Ische anzutreten? So weit ist es im Sport also schon gekommen! Demnächst steht noch eine Frau ohne Sack im Tor der Bayern...

lara01

Männlein und Weiblein NACKISCH rennen lassen !
Dann sind auch die Stadien voller ! :-))

lara01

Beim Hürdenlauf, müssen die Männer eben etwas AUFPASSEN ! :-))

lachmichschlapp

Oder bei kaltem Wetter!!!

gallliam

Ja ... alle nackig !!!
Bis auf die Kugelstoßerinnen :-) BITTE !!!

lara01

Die Frauen müssen im Staffellauf aufpassen. Bei der Stab Übergabe :-))

lara01

Nackt beim Weitsprung !! Vorsicht !! Sand ins Getriebe.

lachmichschlapp

Aber beim Weitsprung, ist das nicht so vorteilhaft. Immer den Sand in der Kimme.

Ischkandidiere

Vielleischt is datt Schätzelein ja die Lady Gaga der Leischtathletik.
Weisse Bescheid?

lara01

Ich melde mich das nächste Mal an bei der WM. Beim 1000m Hindernis poppen :-))

Quincylein

@Lara01
Es geht hier im Beitrag um Caster Semenya und nicht um deplatzierte Vorschläge von überflüssigen Sportwettkämpfen. Echt kaum zu glauben, dass du männlich und 53 Jahre alt sein sollst. Deinen Äußerungen nach zu urteilen bist du reichlich infantil.

ayxc

Es geht vielleicht nicht darum, dass Semenya sich hat umoperieren lassen, ein Zwitter ist, oder um Probleme von Chromosomen, Steroiden, Testosteron usw., sondern um einen kleinen Mann, der gehofft hat, er könne vielleicht wenigstens als Frau an der WM teilnehmen und Gold gewinnen, was "ihm" als Mann nie gelungen wäre. Wahrscheinlich hat er nicht erwartet, dass er so wenig weiblich wirkt. :-)

kurvenschneider

Cyborg, Terminator oder Pinocchio???

Shrimp

"Geschlechts-Tests sind langwierig. Gewissheit, welches Geschlecht Caster Semenya hat, wird der Weltverband IAAF erst in Wochen haben."
WAS? Zieht man sich nicht Latexhandschuhe über, fährt mit dem Zeigefinger langsam den Rücken der Sportlerin runter und wenn er beim Bauchnabel das dritte Mal einrastet ist es eine Frau, rastet er nur 2-mal ein, ist es ein Mann...

mymind

@ ayxc
Ja genau, lieber König der Ärsche, als Arsch der Könige :-)

HaroldF

Rein physisch ist der Körperbau eines Mannes immer stärker, als der einer Frau. Auch bei einer Geschlechtsumwandlung von Mann zu Frau läßt sich dies nicht rückgängig machen. Aber dazu noch ein Witz:
Warum können Männer schneller rennen als Frauen?
Ganz einfach:
Weil sie zwischen den Beinen "kugelgelagert" sind.

mymind

Angela Merkel wird auch oft als "hässlicher Mann" bezeichnet :-)

mymind

Das ist evolutionär bedingt, Männer mussten vor den Mammuts weglaufen können und Frauen saßen vor der Höhle und klopften Felle weich :-)

gallliam

@mymind:
richtig ....völlig richtig, deswegen haben die meisten auch dicke Hintern, weil sie faul in den Höhlen gesessen sind :-))

mymind

@smiliii
Wenn eine nur langsam laufen kann und lässt sich einen Schwanz dran operieren läuft sie dann noch langsamer?

Ramses

Im Zeitalter von Doping und Betrug ist die Geschlechterfrage doch wirklich eher zweitrangig. Ob Ulrich bspw. als Frau oder Mann die Doping Tour nun als Männlein oder Weiblein gewinnt ist doch schlichtweg egal - oder? Mit dem entsprechenden Hausarzt und Pharmazeuten lassen sich auch die letzten Unterschiede ausgleichen.

Danilight

@mymind
Ich weiß dass sie schneller geworden ist, weil sie ihre Bestzeit um 9 sec verbessert hat.
Das würde also bedeuten, sie war zuerst ein Mann, hat sich umoperieren lassen, und hat danach Testosteron genommen um schneller zu werden?????????? Das wäre doch völlig unsinnig.

mymind

Man kann auch Sex in der Damentoilette haben, ohne sich weiblich zu fühlen :-)

mymind

Wenn man in der Herrentoilette steht und eine Frau kommt rein die jedem die Hand geben will, der am Pissoir steht, dann sollte man halt misstrauisch werden :-)

Bloer

Wusstet ihr, dass Spinat am besten schmeckt, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein großes Stück Fleisch ersetzt?

mymind

Wusstet ihr auch schon, dass, wenn man bei dem Wort "Mama" vier Buchstraben austauscht, das Wort "Bier" rauskommt?

damien

Olympics --> Paralympics --> Transalympics

mymind

Das gibts noch den Witz mit der Nonne: Eine Nonne die den Rock hochhebt, kann schneller laufen als ein Mann der die Hosen unten hat :-)

GolfiGolf

Wenn ich die wäre, würde ich zum Frauenarzt gehen, eine Ultraschall machen und das Bild, worauf man die Eierstöcke sieht, den Funktionären samt blutiger Binde auf den Schreibtisch klatschen.

wautzi123

Ich gehe jetzt auch raus und gucke die WM der Leichtathletikwesen.

13.07.2009, Auffälligkeiten bei Herrn Finepix und Sprachstörungen bei Herrn Footman

Nun ein Ersatztagebucheintrag. Ursprünglich sollten hier Fotos von Struckis 40ten geparkt werden, aber meine Kamera flüsterte mir zu: "Hier und heute nicht!"
Nach einer dynamischen Therapiestunde konnte ich in der Patientendokumentation vermerken:
"Herr Finepix leidet unter paranoider Schizophrenie. Er hat offensichtlich am 11.07. des Abends halluziniert. Seine Wahnvorstellungen manifestierten sich während der Sitzung in verschiedenen Aussagen. Eine davon war, dass er am Abend des 11.07. Menschen sah, die er zu den Nutznießern der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft zählen will. Jene hätten in infamer Weise ihre Körper in alternative Lumpen gehüllt, um nicht erkannt zu werden. Sein therapieschädliches Verhalten und seinen falschen Umgang mit dieser Expositionssituation ist auf das Schärfste zu verurteilen. Er flüchtete sich in ein Gestrüpp aus Lügen, wovon besonders jene hervorstach, in der er äußerte, dass er Marktwirtschaftsvampire nicht auf dem Bildsensor abbilden hätte können. Da dies aber ein Privileg von Digitalen Spiegelreflexkameras ist, kann man dieser Aussage keinerlei Wahrheitsgehalt entringen.
In Rücksprache mit dem behandelnden Psychiater verschrieb ich ihm eine vierfache Dosis Mignon LR6, die als Bedarfsmedikation eingeworfen werden kann. Als Nebenwirkung sind dabei heftige Lichtblitze in der Wahrnehmung nicht ausgeschlossen. Wir müssen gemeinsam neue Therapieansätze erarbeiten."



Wenn englische Managerbestseller, wie der Footman 06, nach Deutschland importiert werden, muss man aufgrund der Faulheit einiger Programmierer damit rechnen, dass die Texte über ein Translatorproggi gebügelt werden. Logisch falsch sind aber dabei die Aussagen des Wettbüros. Wie kann ein Absteiger als Favorit gegen den Tabellenführer ins Spiel gehen?



So lief dann das Spiel und hier wird die nächste Marotte ersichtlich. Aus Unwissenheit über unsere Gegebenheiten haben die Programmierer einen Dreher irgendwo im Code. Wenn man Heimspiele gegen Amateure bestreitet kommen zwischen 50 und 130 Besucher, wenn man dagegen bei den Amateuren antreten muss, hat man immer guten Zuschauerzuspruch. Da aber der Finanz- und Managementsektor beim Footman völlig vernachlässigt wird (keine Sponsorenverhandlungen, kein Stadionausbau, keine Eintrittspreisgestaltung) kann man dieses Fiasko getrost unter den Teppich kehren. Oder man spielt von Anfang an in Regionen, wo Geld keine Rolle spielt, oder wo man nicht gegen diese verhassten Amateurtruppen kicken muss.

11.06.2009, Computer, Chirurgen, Reisen, Roche und Simon

Ich haue das mal mit ins Tagebuch, weil es für die Myspacekommentarboxen in Stress ausartet. Ursprung ist ein komisches Themenintermezzo zweier Nasen. Es ging um Haare, es ging um Magermodels, es ging um Kastration, es ging um weibliche Waldmenschen und ihre warmen Brüder, es ging also um nichts und das ist ja mein Spezialgebiet: viel schreiben, nichts sagen:
So, nun ein mitternächtlicher Seelenstrip. Erstmal hast Du mit Nena Recht gesprochen. Also Udo stylt ihre Behaarung und sie seine, denn die hat er definitiv. Dafür gibt es den simplen Grund, dass alle Männer, denen ein breiter Mittelscheitel gedeiht, den Haarausfall kompensieren. Bevorzugt Rücken. Ich habe da etwas Glück und kann die drei Schulterhaare leicht wegrasieren. Wer es nicht glaubt, es ist Freibadsaison und neben Rückenpelz gibt es wieder Kubaorangenhautbeine zu bestaunen. Ich gehe dieses Jahr nicht ins Freibad, weil ich mir das Hörbuch "Kelly Trump: Ein Pornostar packt aus" aufs Handy lade und ich dann nicht für nervöse Zuckungen meiner einäugigen Hosenschlange verantwortlich sein will.
Haare. Man nehme diese mediengepushte "Feuchtgebiets"-Grütze. Auszüge wurden sogar beim Alternativen Fußballturnier in Börnichen über Mikrofon zitiert, was mich heute noch annervt, auch als neulich beim Konz im AJZ zwei 16jährige Dosen sich selbst feierten, weil sie das Ach-so-coole-Buch gelesen haben und sie debattierten über Arschhaare und deren Rasur. Hätte ich keinen Eintritt bezahlt, wäre ich gleich wieder gegangen.
Frau Roche war ja damals bei Raab und brachte dann medienwirksam ihren Stuß. So stellte sie die Theorie in den Raum, dass alle dunkelhaarigen Frauen Afterbehaarung haben, woraufhin ein Kameraschwenk ins Publikum folgte und sich die melden sollten, die das bestätigen können. Ich bin zwar abgebrüht, aber das fand ich für die Anwesenden dunkelhaarigen Frauen nicht gut. Generell wurde das Phänomen dieses Buches in einer Sondersendung bei ARTE beleuchtet. Vor allem die Marketingstrategie so einen Schund im Ausland zu etablieren. Franzosen/Französinnen fanden es nicht spektakulär, weil sich dort Frauen seit über 20 Jahren rasieren, während in Italien das alles mit Unverständnis betrachtet wurde, da dort eine Kaltwelle zwischen den Schenkeln als erotisch gilt. Kein Wunder, das da auch Frauen über 50 hemmungslos Bärte sprießen lassen.
Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht äußern. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich arbeite an einem fetzigen Gegenstück, ohne zuviel verraten zu wollen (da ich Dich als Leser brauche).
Nun zum aktuellen Geschehen. Wie Dr. Udo Brömme sagen würde: "Richten sie bitte einen Sonderfond für mich ein!", muß ich das beinahe selbst verkünden. Vor vier Wochen gab es eine Paypal- Aktion. Die besagte, dass man über Paypal bei myby.de eine Terrabyte-Platte für 69,90 € bekommt. Ich war hellhörig, da der Profi ja externe Platten (so auch in gut geführten Onlineshops) nach Cent/GB berechnet. Und da ist alles um die 9-10 Cent gut. Nun so ein Knaller. Zwei Tage grübelte ich, dann wollte ich zuschlagen. Es war zu späte: alle Platten von WD waren weg und die Aktion deshalb beendet.
Vor 14 Tagen die nächste Paypal-Aktion: wer über Ebay Elektronik-Artikel kauft, bekommt zehn Prozent von Paypal zugeschossen, wer Bekleidung kauft sogar 15 Prozent. Ich schlug einem Powerseller über "Preis vorschlagen"- Button also einen Preis für ein paar Pumas aus einer beendeten Kollektion vor, den er prompt akzeptierte und dadurch wurde der Kauf bindend. Schön, preiswert paar Turnschuhe.
Was nun mit dem anderen Rabatt? Ich sondierte einen PC, wohlwissend, dass ich dadurch mein Konto leer räume, aber für meine Youtube-Sachen (rippen) brauche ich irgendwann eh einen anderen Compi mit zwei befreundeten Prozessorkernen. Quadcore ist für mich nicht bezahlbar. Erste Kontaktaufnahme mit einem Leipziger Händler: Preis war okay, Netzteil zu schwach für zusätzlich meine TV-Karte. Die Uhr lief runter. Das Ende der Aktion war am 09.06. um Mitternacht. Um 8 Uhr schickte ich insgesamt fünf Anfragen an Händler raus, jedes Mal anderes Begehren, also besseres Netzteil, preiswertere Grafikkarte....
Natürlich sind abends um 20 Uhr die Büros dürftig besetzt und ich bekam nur eine Antwort aus Düsseldorf: Wechsel von 400W auf 580W für 15 Euro Aufpreis. Die Frage, wie man das in der Aktion verankern kann, um Rabatt abzugreifen blieb offen.
Zehn vor Mittenacht saß ich mit acht geöffneten Firefox-Tabs vor der Kiste und hatte sogar noch alternativ zwei externe Platten im Blick. Problem: Paypal geht fast nur bei gewerblichen Händlern. Um 23:59 Uhr drückte ich den Sofort-Kaufen Button von QSharks aus Düsseldorf. Danach wurde ich weitergeleitet und landete um 0:01 bei Paypal. Was fehlte, war die Rabattsache. 314 oder 283 Euro? Das Feld mit dem Gutscheincode strahlte mich an. Ich wühlte im Outlook, Shit, die Mail mit dem Code war weg. Inzwischen tobte ich lautstark....es wurde 0:08 und plötzlich fand ich den Code. Eingegeben, Glück gehabt, das das System nicht um 0:00 Uhr gesperrt wurde.
Nun ging es ans Verhandeln. Ist es zu heiss ein Billig-Netzteil mit einem Zusatzstromfresser zu konfrontieren? Ich verstand den Düsseldorfer nicht. Er bietet 580W- Netzteile für 15,90 € separat bei Ebay an und will von mir 15 Euro als Aufpreis? Warum nicht das 400W rausbauen, 580W rein und mir die Differenz aufbürden? Mittlerweile fand ich Wolodja W., ja leider so sieht es aus, gebrochene Deutschmails inklusive, nicht mehr nett und wartete mit einer ungemütlichen Mail auf:
"Wenn der PC kommt, dann läuft in dieser Reihenfolge ein Testmarathon über das System: HDTune-Memtest-3DMark. Sollte irgendwas spinnen, dann gibt es Ärger."
Grund: vor sechs Jahren kaufte ich meinen jetzigen PC bei einem Ebay- Fritzen aus München. Er kam an. Was gleich zu sehen war: DVD-Laufwerk fehlte. Schön, halt vergessen, vielleicht hat jemand der Schrauber grauen Star? Es kam vier Tage später allein. Nach weiteren drei Tage fing die Festplatte an zu muckern. Also Kontaktaufnahme.
Ich "solle doch die Platte zurückschicken und gegen Aufpreis eine andere nehmen". Nö, keinen Bock. "Dann schicken sie die Platte selbst zu IBM und warten eben paar Monate bis dort was passiert." Auch nicht schlecht, ein Computer ohne Platte. Sehr flink und umtriebig merkte ich plötzlich, dass die IBM-Platte nicht neu war. Schöner Mist, aber gut für mich, denn der Händler war plötzlich kleinlaut und tauschte aus. Soviel dazu. Wegen Netzteil: vor drei Jahren machte mein PC laufend die Grätsche. Meist, wenn ich eine CD einlegte, oder wenn ich die TV-Karte ansprach. Grätsche? Ganz brutal: er ging einfach aus, was ca. 50 mal pro Monat passierte und definitiv tödlich für Platte und Mainboard sein kann. Also schaffte ich den PC zweimal in den Compi-Shop nmach Marienberg. Die ließen zweimal über Nacht Testprogramme drüber laufen und versicherten mir, dass es am Netzteil nicht liegen kann. Pro Testlauf löhnte ich 40 Euro, das Problem bestand weiter. Eines Tages entschloß ich mich Bastler zu werden und kaufte bei Ebay ein kräftiges Netzteil, baute es ein und seitdem ist das Problem behoben. Soviel zum Grundkurs Computerkrankheiten. Stopp!
Vor etwa vier Monaten kaufte ich bei Ebay einen nagelneuen Scanner, der nicht benutzt, aber Baujahr 2001 war. Keine Ahnung warum dann jemand solange einen Scanner nicht benutzt. Ich brauchte ihn zum Einscannen der Fotos fürs aktuelle Heft, der Preis waren stolze 10 Euro. Nun bin ich vor drei Tagen auf eine Quelle gestossen, die es in sich hat. Also Einscannware. Ich sammelte erstmal einen Packen, da Scanner ja lieber am Stück werkeln und laufendes an- und ausschalten nicht gut ist.
Gestern begann er dann zu spinnen und wollte sich zwischen den Scanbildern laufend neu initialisieren. Zeitdauer pro kleines Bild: zehn Minuten. Ich schob es auf Unwohlsein der Maschine und griff die Sache heute auf. Der Scanner war wütend und ich auch. Ich zog den USB-Stecker raus und der ganze PC schaltete sich ab. Trotzdem ließ ich nicht locker und kam dann auf eine Zeit von 55 Minuten für ein zweimalzwei Bildchen. Dazu ohrenbetäubender Lärm, der Motor jammerte und das Teil hustete elektronisch. Ich beendete den Arbeitstag für den extravaganten Genossen. Vorerst. Am Abend erneut der Versuch, ich wechselte den USB-Steckplatz und plötzlich schnurrte er wie ein Kätzchen. Dabei wollte ich ihn schon nach Zschopau auf dem Wertstoffhof schaffen, wo ich im letzten halben Jahr schon zwei Scanner beerdigt hatte. Oder ins Sturzwehr an der Flöha stürzen, mit einem Betonblock am USB-Kabel.
Zschopau? Ja, heute war es wieder soweit. Touristik pur. Busfahrt ins Reich. In Grünhainichen stieg, wie immer um 9:18 Uhr, der dorfbekannte Nachwuchsnazi ein, ohne Rucksack mit aufgenähter 88.
Beim Chirurgen ein Warteraumchaos sondergleichen. Mir gegenüber nahm ein weiterer Freund Platz. Jacke mit Verweisen aufs Nordland, gefertigt in Asien, Schuhe aus Amerika, Handy aus Japan. Echter Weltbürger. Wir waren zu zwölft im Warteraum und plötzlich wurde die Glastür zugeschlossen und die zahlreichen Kittelträgerinnen verschwanden in eine Nebengemach, um dem Frühstück zu frönen. Ich hatte um 10 den Termin. Ich darf mich nicht aufregen, die machen nur ihren Job, ich darf mich nicht aufregen, die machen nur....ja wieso habe ich kostenlose Praktika gemacht- mit ohne auf die Pausenuhr gucken, mit Telefonaten zwischen Schnittenbissen, mit allem drum und dran?
Ich merke, dass ich es nie lerne, wie das System funktioniert. Irgendwann war ich dann doch dran, nachdem ich überlegt hatte, ob ich meine mitgebrachte Rohrbombe detonieren lasse. Die Prothesenindustrie braucht Aufschwung!
Nach der Verkündung des OP- Termins stürzte ich mit Sporttasche zum Wertstoffhof und wühlte wie Öff-Öff unter den misstrauischen Blicken mehrerer Besucher in den Kübeln und Tonnen. Ich suchte zwei Boxen, weil ich vermute, dass meine Fernsehlautsprecher hinüber sind. Neuerdings klingen die Darbietungen von MTV und VIVA katarrhiös.
Leider fand ich nichts. Außer schnurlose Microsoft-Tastaturen, aber die habe ich schon.
Nach dem Einkauf bei Penny, den ich aufgrund der zuerwartenden Wartezeit bis zur Busabfahrt nicht mit Kühlkost aufwerten konnte, ging es zum Busbahnhof, wo (leider) immer wieder Leute versumpfen und sich der Trinksucht schon tagsüber hingeben.
Ich zog mich auf eine Bank zurück und stöpselte mir Musik ins Ohr. Kurze Zeit später kam eine Oma und ich wuchtete meine volle Sporttasche von der Bank und bot ihr Platz an. Sie strahlte, ich auch. Plötzlich dann vernahm ich durch Musikgewaber ihre Stimme: "Wollen sie nicht mal was Interessantes lesen? 'Erwachet' zum Beispiel?"
Ich lehnte entschieden ab und sie erhob sich mit den Worten: "Hoffentlich regnet es heute Nachmittag nicht, denn vielleicht haben sie ja was Schönes vor?"
Ich dachte kreuzweise an meinen Dispo, den neuen PC, der sicher wieder irgendein Zipperlein haben wird und schließlich dann an die Tatsache, warum sie mich angesprochen hat. Sehe ich so verloren aus? Muß ich mich in einen runzligen Schoß kuscheln? Ist es ein Zeichen, dass ich während ihrer Anwesenheit Ministry mit der Scheibe "Psalm 69" angehört habe?
Mir blieb noch Zeit bis zur Abfahrt und meine Gedanken kehrten in die Comedy Street ein. Jene Serie läuft als Wiederholung auf Pro7. Vor etlichen Monaten wurde alles bei Youtube gekascht, was sich ins Netz verirrt hatte. Rechtestreit.
Parallel dazu hat ein Freak alle Folgen und die dazugehörigen Episoden auf einer privaten Page zum gucken ausgehangen. Für den Firefox mit Plugin auch kein Problem diese Folgen einzufangen und so habe ich über 30 Stunden davon auf dem Rechner.
Ich dachte also an Simon G., wie er in der gestrigen Ausgabe in einer Ladenstrasse stand, mit Schreibblock und Kuli und eine Befragung durchführte. Sein adrettes Auftreten erweckte seriöse Ambitionen. Erstes Opfer war eine schicke Frau.

"Haben sie zwei Minuten Zeit für drei Fragen?"
"Meinetwegen."
"Arbeiten sie gern im Team?"
"Eigentlich lieber allein."
"Aber mit zwei, drei Kollegen haben sie schon mal gearbeitet?"
Kopfschütteln.
"Aber sie haben schon mal was dargereicht?"
"Ja."
"Sind sie physisch fit?"
"Psychisch oder physisch?"
"Physisch."
"Ja."
"Haben sie schon mal einen Schrank aufgebaut?"
"Ja."
"Haben sie am Wochenende zufällig zwei, drei Stunden Zeit? Ich ziehe nämlich um."
"Für wen arbeiten sie eigentlich?"
"Für mich. Nicht doch wenigstens zwei Stunden, ein bissel zupacken?"
Sie drehte sich um und ging.

Ich lachte laut, aber es merkte niemand, die Kinder spielten "Wartezeit mit Geschrei überbrücken". Ich sinnierte weiter. Nächster Auftritt, gleiche Location. Opfer: ein charmant gekleideter Mittfünfziger.

"Drei Fragen?"
"Ja, aber schnell."
"Sind sie Bankkunde?"
"Ja."
"Liegt ihr Einkommen über 1000 Euro?"
"Wesentlich drunter."
"Mmmhhh. Also weniger. Führen sie gewöhnlich mehr als fünfzig Euro bei sich?"
"Ja."
"Können sie mir mal zwanzig Euro leihen?"
"Für wen arbeiten sie eigentlich?"- selbe Frage, anderes Spektrum.
"Für mich."
"Das habe ich mir gedacht." Er dreht sich lächelnd weg und geht. Simon ruft hinterher:
"Zehn....fünf...zwei...oder wenigstens einen Euro?"
"Nein!"

So ist das, nicht mal seriös wird heutzutage was. Ich stieg in den Bus und verfolgte die Streitereien der Jungpioniere, wer denn den Türöffnerknopf betätigen darf.
So gurkt man draußen rum, entweder die Mitinsassen sind gebrechlich, oder quirlig. Eine Schicht im mittleren Alter gibt es nicht. Spontanraves im Omnibus ausgeschlossen. So, nach der Gülle von gestern nun noch etwas Erbauliches für meine Poet(inn)en:

Behauptung

Ich widerspreche dem,
der da sagt,
das neue Jahrtausend begänne
mit der Jahreszahl zweitausend.

Ich behaupte,
das neue Jahrtausend
hat schon begonnen.

Es begann
mit dem Hurra
der Arbeiter und Soldaten
und den Schüssen
der Aurora.


(Hans Langer)

Gefunden neben massenweise ähnlicher Absurditäten in einem Band namens: "Das uns Gemäße"- Lyrik- Anthologie schreibender Arbeiter, erschienen im Tribüne Verlag Berlin, 1970.
Gute Nacht.

10.05.2009, Landeinwärts ins Erzgebirge- ein Reiseklamauk für Anfänger

Kapitel und Tag eins

Nun ist der Befreiungsschlag endlich geglückt. Ich habe nach 16 Jahren Abschied von der Mobilität genommen. Keine Angst, ich bin jetzt nicht ein versicherungstechnisch anerkannter Querschnittsgelähmter, sondern habe nur meinen fahrbaren Untersatz verschrotten müssen. Dabei tangierte mich die Mogelpackung Abwrackprämie. Allerdings negativ. Wie im ersten Newsletter angekündigt, war ich willens mir für diesen neuen Lebensabschnitt eine Ausgleichszahlung vom Verschrotter zu holen. Nun aber stehen die Verwerter- und Entsorgerhöfe mit Karren voll und schnell raffte ich, dass man jetzt umgekehrt verfährt. Also jetzt muß der Kfz- Halter zahlen. Hektisch wütete ich mit Handy am Ohr und Internet vor Augen alle Schrotthöfe ab. Rekordhalter war ein Entsorger an der Chemnitzer Neefestraße, der wollte 200 Euro plus Mehrwertsteuer kassieren. Was machen? Auto abmelden und stehen lassen bis sich der Hype gelegt hat? Das ist nichts für mich- wenn dann mit aller Konsequenz. Schließlich kontaktierte ich einen Händler von der Annaberger Straße in Chemnitz. Dieser bot mir an das Auto zu holen, wenn ich 20 Euro Spritgeld zahle. Dieses Angebot stand für gleich oder irgendwann nächste Woche. Ich nahm gleich, räumte die Punkkassetten, diverse leere Plastikölflaschen, Fanzines, verrostetes Werkzeug, erstarrte Wagenheber und aufmüpfige Warndreiecke aus dem Auto. Dafür wanderten vier Alufelgen mit Gummi ins Innere.
Nach einer Dreiviertelstunde war der gute Mensch da, wir machten den Papierkram und schließlich hieß es nach zwei Jahren Lantra Abschied nehmen. Irgendwie waren wir nie Freunde geworden. Drei Wochen nach dem Kauf versagte das Leerlaufsteuergerät und ich ließ den Quatsch vom Dispo- Kredit in der mittlerweile geschlossenen Opelwerkstatt in Gornau erneuern, dann gab es Bremsenprobleme, der Auspuff war durchgerostet, zweimal musste ich die Bremssättel wieder gangbar machen lassen, weil sie fest waren, die Bremsleitung war über Nacht undicht geworden, alles zusammen verursachte in zwei Jahren Kosten in Höhe von 1235 Euro.
Das letzte dreiviertel Jahr ging die Zentralverriegelung nur noch sporadisch, also mal eine, mal die andere Tür auf und zu. Für einen krankhaften Kontrollfreak, wie Sofa aus Krumhermersdorf, kann das zum Wahnsinn werden. Trotz elektrischer Zentralverrieglung mit Fernbedienung verbringt er Stunden damit sämtliche Kofferräume und Türen zu kontrollieren. Mir war's schnuppe. Sollte doch jemand das kassettenfressende Autoradio klauen.
Als wenn mein Lantra die präfinale Todesphase erkannt hätte, durfte ich die letzten Tage ohne Mühe und Würgen das Schloss aufschließen und auch die Zentralverrieglung funktionierte wie am Schnürchen. So ist das meistens im Leben. Wenn der Abschied naht, muß man sich lieb haben. Ich vertraute ihm auch wieder meine alten Kassetten an und er rechtfertigte mein Vertrauen.
Nun verschwand das Gerät mit neuem Auspuff und neuen Bremsbelägen vom Hof und ich wischte mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Doch dann ging es auch gleich ans Werk. Ohne Vorübung musste ich ja nun mit den öffentlichen Verkehrsmitteln alles dafür tun, um mir die von der Finanzkasse Zschopau unter Schmerzen im März abgebuchten 242 Euro an Kfz- Steuer zurückzuholen. Immerhin trug dieser Finanztransfer dazu bei, dass ich eine Tasse billigen ALDI- Kaffee und eine Zigarette für Peter Zwegat schon bereitgelegt hatte, der ständig um das Haus schlich. Also hieß es: auf nach Marienberg zur Zulassungsbehörde.
Vorher brachte der neue Tag eine Sensation: nach dreizehn Monaten ohne Waschmaschine (allein die Versuche eine zu bekommen, wären einen Bestseller wert) kam der Antikhai meines Vertrauens früh mit Gattin vor das Gehöft und hatte Ladung in Form eines wohlerhaltenen Topladers Marke "Foron" auf der Ladefläche. Was für manche ein Flachbildfernseher darstellt ist für mich eine Waschmaschine: dieser Traum ließ ein Männerherz höher schlagen. Und das Ganze gegen ein Abo auf Lebenszeit, für Hefte die ich verbrochen habe und verbrechen werde.
Anzahlung war dreimal "Bückware". Nun aber los- ich hatte ja im Style der "Workflow organization" einen Tagesablauf geplant. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Ordnung des Arbeitsinhaltes. Nebenprodukt sollte die Festlegung der einzelnen Verrichtungen im Wege der Arbeitsanalyse sein.
Ich wollte nach Marienberg, Ausgangspunkt war Floßmühle. Problematisch also, dass ein Bus erst ab Bahnhof Reifland- Wünschendorf fährt. Das wir bei der Ordnung der Arbeitszeit durch die Bestimmung der Reihenfolge der verschiedenen Teilaufgaben nicht durcheinander kommen, musste ich Vorschub einfügen. Angesichts der neuen Situation ging ich noch mal auf Toilette bevor ich mich mit Rucksatz, aus dem die Kfz- Kennzeichen herausragten, auf den Weg machte. Vorbei am früheren Wehrlager und Kosovokosakenheim Vogelmühle landete ich schließlich am Haltepunkt neben dem zugenagelten Bahnhof Wünschendorf.



Der Bus von "Schreiter Bustouristik" rollte an und ich stieg ein, löste ein Zweizonen- Ticket bis Marienberg. Auf dem Markt in Lengefeld wollte ich aussteigen und in eine Linie mit anderer Arithmetik wechseln. Die Fahrerin bemerkte es und hielt mich netterweise zurück: "Bleiben sie sitzen, ich fahre doch durch!"
Aha, so ist das. Also ging es weiter nach Marienberg, welches ja momentan einem Bauchaos gleicht, zumindest der zentrale Marktplatz. Heinrich ist zum Aufpolieren abgeholt worden, die Warte wurde abgerissen und nun wird alles besser. Nebenprodukt sind Behelfshaltestellen in verwinkelten Gassen. Ich strandete in der Nähe der Kirche und machte mich zu Fuß auf den Weg zur Behörde. Dort wurde ich faktisch geerdet. Saßen doch mindestens zwanzig Leutchen wartend herum. Mir schwante nichts Gutes und ich vermutete, dass das Zeitfenster windschief in den Angeln hing. Es war 10:45 Uhr und um 12:01 Uhr sollte mein Bus nach Olbernhau fahren. In der Fibel zur Ordnung des Arbeitsraumes steht ja: Anordnung der einzelnen Stellen bzw. Arbeitsplätze zur Erledigung der Teilaufgaben im Hinblick auf größtmögliche Wirtschaftlichkeit. Aus diesem Grund war Olbernhau- die Stadt des "schönsten Kippenmarktes" in der Prozesskette vorgesehen.
Ich starrte auf meine gezogene Nummer 576 und verglich das Display: 552. Bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von sieben Minuten pro Körper....ach lassen wir das, es war unmöglich den Bus zu erhasten.
Also ging ich zur Empfangsdame, die einen Kehlkopfsack wie ein Marabu hatte und dabei noch progressiv rauchte, und bat um eine Vorziehung meines Wesens, da sich der Fahrplan nicht nach mir richtet. Sie konnte mir nicht helfen, ich sollte an einen Schalter gehen. Es gab sechs Schalter, wovon nur zwei aktiv am Tagesgeschehen teilnahmen. Ich wählte einen Pseudoschalter und trug mein Begehr vor.
"Pech gehabt.", und dann durfte ich wieder den krummen Frauenrücken anstarren. Sekundenbruchteile und innere Kämpfe später entschloss ich mich mein Ablaufdiagramm nicht durch unbedachte Sachen zu gefährden. Also mein Seelenleben kulminieren zu lassen. Ich sah ja ein, dass da jeder mit verpassten Bussen kommen könnte, aber das die Damen so relaxt ihren Betätigungen, die mal mehr oder weniger sinnvoll erscheinen mögen, nachgehen wurmte mich, einem Menschen der seit 124 Monaten um einen sozialversicherungspflichtigen Job kämpft. Zumal ich ja zuletzt immer häufiger mit dieser allgemeinen Behördenbande zu kämpfen hatte. Sei es wegen Formularen, die man braucht um an vier Euro zu kommen, oder sei es wegen Formularen, die man abgeschickt hatte und die verhindern sollten, dass man drei Euro achtzig abgebucht bekommt.
Wenn alles zu doof wurde, kramte ich den Rundumschlag aus. Der ist simpel, aber effektiv und geht so:
"Darf ich fragen, wie man an ihren Job kommt? Oder können sie mir bitte sagen, wo ich meine Unterlagen abgeben müsste, wenn ich hier auch arbeiten möchte?"
Alles was danach kommt, ist in etwa so, als wenn es im Dezember '42 Eberswalder Würstchen auf die 6.Armee im Stalingrader Kessel geregnet hätte. Ein "Sesam öffne Dich"- Spiel an dem nur ich Spaß habe.
Ich ließ den ganzen Quatsch also sein und den Bus fahren. Machen wir das Beste aus dem Tag!
Mit der 576 in der Hosentasche checkte ich die Lage. Ich hatte Zeit, viel Zeit. Also geht man eben bummeln. Und da ich ständig auf Selbstfindungstournee, eigentlich aber lieber an Investigations am offenen menschlichen Gehirn interessiert, bin, erkor ich mir den abgelegenen "Penny- Markt" am Mühlberg aus. Warum wollte ich dahin?
Ich wusste, dass diese Woche eine externe USB- Festplatte mit einem Terrabyte Volumen im Angebot war. Preislich mit 89,99€ durchaus okay. Mir war klar, dass ich mir das Teil angucken wollte (weil ich eine brauche, als Außenlager für meine vollgerammelte 80 GB- Platte), mir war aber auch klar, dass Toshiba und ich in unterschiedlichen Milieukonstellationen eingebunden sind.
Also rein in den Supermarkt und zwischen dem Gemüse die weggeschlossene Festplatte angucken. Schön, was für Emotionen weckt das wohl? Wut, Trauer, Freude, Angst oder Preiselbeerauflauf mit Parmaschinken?
Ich suchte, aber fand nichts. Zur Belohnung kaufte ich mir eine Rolle Kekse für 79 Cent und marschierte die vier Kilometer zurück zur Behörde. Nun war die Nummer 568 dran, ich kam der Sache näher. Die Frauen, welche vorher im Foyer gesessen und ihre doppelt gezogenen Nummern gegen versprochene Kaffeeeinladungen verhökert hatten, waren auch verschwunden.
Nummer 571, 572, 573 und 574 waren verschwunden. Ich zog die Slipknot- Ohrstöpsel und wettete innerlich wem ich zugeteilt werden würde. Die Chancen standen 50:50, dass ich die Frau mit den Eberswalder Würstchen erwischen würde.
Dem war dann auch so. Verschrottungspapiere abgegeben und dann durfte ich an den Automaten Zahlung vollziehen. Rückzu sollte ich meine Nummernschilder mittels einer Fräse von den Siegeln befreien und entwerten. Als Technik-DAU befürchtete ich Schlimmes. Eine Variante war, dass die Schilder dann aussahen wie Schweizer Käse, die andere, dass die Fräse von mir defekt sabotiert wurde. Irgendwie schaffte ich es nicht das Teil zu entmannen.
Die Schilder blieben umweltfreundlich auf dem Amt und ich sattelte meinen Rucksack und verschwand. Beim späteren Check an der Behelfshaltestelle und einem Gegenvergleich mit meinem inneren Chronographen wurde mir klar, dass Olbernhau Geschichte war. Ich wählte den schnellsten Weg nach Zschopau.
Mit einer Horde Schüler im Bus wurde es nicht langweilig. Auf dem Busbahnhof in Zschopau bestätigten sich allgemeine Vermutungen. Im hintersten Winkel gab es ein Alkoholausschankfenster und ringsum verteilt standen und saßen "Kollegen". Anlaufpunkt von Fußvolk, welches man vergessen hatte zum "Unternehmen Barbarossa" abzuholen.
Nach einer halben Stunde ging es mit den "Freiberger Verkehrsbetrieben" weiter. Da sich wiederum Schüler breitmachten, also alleinsitzend ihre Nebenplätze mit Taschen belegten, kam es gleich am ersten Tag meiner Eroberung der Verkehrsmittel zur Konfrontation. Welche Worte meine Lippen verließen, weiß ich nicht mehr, da synchron Slipknots "All hope is gone" meine Gehörgänge malträtierte. Es muß aber ziemlich schlimm gewesen sein, denn ein jugendlicher Körper samt Rucksack verschwand ins dunklere Ende des Busses. Sitzenderweise gondelte ich durch Zschopau, Waldkirchen und Grünhainichen zurück nach Borstendorf, wo ich vorsichtshalber zwei Stationen zu früh ausstieg, um nicht unvermittelter Dinge in Eppendorf zu landen.
Was bleibt nach Tag eins übrig? Ich hatte doch Kontrollwahn, weil meine jackeninterne Ordnung durcheinander geraten war. Üblicherweise pflegte ich bisher links den Auto- und rechts den Wohnungsschlüssel in den Jackentaschen zu tragen. Mehrfach suchte ich erfolglos den Autoschlüssel.
Außerdem bot mir bahn.de eine Fülle an Chancen diese Strecke zu überwinden. Von Zug bis Marienberg, Bus über Lengefeld nach Marienberg, Bus von Marienberg nach Olbernhau und von dort mit Zug zurück, Bus von Marienberg direkt zu mir bis zum stilistisch ausgefeiltesten Weg: Bus bis Wolkenstein, umsteigen und Bus nach Flöha, dann von Flöha mit Erzgebirgsbahn zu mir. So kann man sich ganze Tage um die Ohren hauen, man muß aber als Zonenexperte aufpassen, wie man wohin am Besten fährt, oder ob man bei angenehmen Temperaturen auch mal 10 Kilometer läuft, um eine Zone und damit 1,70 € zu sparen. Meine Haus- und Hofleser ahnen schon Schlimmes: Zonenzombie und so...
Ansonsten ist alles gut gegangen und endlich hat auch diese blödsinnige Lügnerei bei Vorstellungsgesprächen ein Ende. Bisher bejahte ich trotz "ohne TÜV" die Fragen von Personalchefinnen nach der Mobilität immer mit "ja", also Auto vorhanden, flexible Arbeitszeiten möglich, das ganze Programm. Als Personalrekruterpraktikant im letzten Jahr weiß ich ja, wie der Schredder klingt, wenn das Häkchen bei "Mobil" fehlt.
Nun sind Fakten da, keine Panik bei urkomischen Metallgeräuschen an verschiedenen Extremitäten des Lantra, keine sonstigen Unkosten, keine Willkür der Mineralkonzerne, was bleibt sind eben mögliche Preiserhöhungen der Streckennetzbetreiber.

Kapitel, Filmrezi und Tag zwei


Jeder Ortskundige, der weiß wo und was Floßmühle ist, nämlich ein Ortsteil von Borstendorf, würde diesen Flecken mit seinen knapp 100 Einwohnern als Oase im Nirvana bezeichnen. Ich selbst sehe meine Wohnung als Nirvana in der Oase.
Eingebettet von Wäldern und flankiert vom Fluss Flöha, schlängelt sich die einzige Straße durch das marode Mühlenwerk bergauf an ein paar Häusern vorbei. Eigentlich die optimale Umgebung um zu Rosalia Sanchez zu werden. Diese Frau ist die Vermieterin des Helden meines aktuellen Buches "Die Anbetung". Jeden Morgen muß der Hauptdarsteller Odd Thomas zu seiner Vermieterin. Diese sitzt dann in der Küche und trinkt ihren Tee. Odd wird gefragt:
"Bin ich sichtbar?"
"Ja, Miss Sanchez."
"Was trage ich für ein Kleid, welche Farbe hat es?"
"Sie tragen ein blaues Kleid mit weißen Punkten."
"Wie finden sie meine Haarspange, Odd?"
"Sie haben keine Spange im Haar, sie tragen es zusammengeknotet."
So, oder so ähnlich spielt es sich ab. Miss Sanchez ist eines Morgens neben ihrem Mann aufgewacht und jener war während der Nacht friedlich eingeschlafen. Des Traumas nicht genug, saßen im Jahr 2001, am 11.September, ihre ganzen Verwandten im Flugzeug nach Neuengland, wo sie aber nie ankamen. Im World Trade Center war Endstation.
Seitdem pflegt Miss Sanchez diese Marotte der Unsichtbarkeit und ihr größter Albtraum wäre es, wenn ihre Verwandten plötzlich wieder kämen (für sie sind sie nie wirklich gestorben) und Rosalia genau dann eben unsichtbar wäre. Schöne Idee des Herrn Koontz, der mit diesem Buch beinahe einen Stilbruch begeht. Neuerdings arbeitet er endlos mit Vergleichen und mit einer Prise Humor. Wahrscheinlich war das Buch deshalb ein Bestseller geworden, wenngleich Koontz' Bücher alles Bestseller sind- von den Verkaufszahlen dokumentiert.
Also ich bin vielleicht für Arbeitgeber unsichtbar, für dicke Zugbegleiterinnen aber keineswegs. Ich war noch nicht mal richtig in der Erzgebirgsbahn am Haltepunkt Floßmühle, da schnellte aus dem Hintergrund eine uniformierte Bahndienerin hervor und begleitete unwirsch mein Handeln am integrierten Fahrkartenautomaten. Touchscreen, bunt, schön und dazu eine Nervensäge mit Tendenz zur arroganten Besserwisserei an meiner Seite. Ich betete inständig, dass doch die Sanduhr auf dem Display weiter verharren möge und ich durch meine Anwesenheit dafür sorgen würde, dass sich das System aufhängt. Dem war nicht so. Triumphierend guckte die Dame über meine Schulter.
"Sie wollen doch auch wieder zurück? Ich empfehle eine Tageskarte für 5,60 €."
Ich nahm die Empfehlung an und suchte mir einen Sitzplatz. Wie Seefahrer Kolumbus 1492 kam ich mir vor. In knapp 30 Minuten ist man über Pockau-Lengefeld bis nach Olbernhau gekommen. In meinem Fall nahm ich die Endstation Olbernhau-Grünthal. Dort befindet sich ein Vietnamesenmarkt auf tschechischer Seite. Die Entfernung beträgt etwa 400 Meter ab Bahnhof. Ich war lange nicht da gewesen (Brandov nennt sich dieses Grenzkonstrukt aus verfallenen Buden) und es sah schlimmer aus, als befürchtet.
Hier wollte ich nicht alt werden, also suchte ich einen Händler aus Asien, der mir auch gleich Zigaretten andrehen wollte. Die Preise waren okay und der Vietnamese nicht. Jener versuchte mich mit seiner Bierfahne zu beatmen. 22 Euro für die Stange "Moon" und dann bloß weg. Ich riss diese noch auf, um die einzelnen Kippen zu kontrollieren. Dies tat ich etwas abseits, hatte ich doch kürzlich in einem Tschechenforum gelesen, dass in Cheb ein Deutscher paar "Markenschuhe" gekauft hatte. Vor dem Laden öffnete er den Karton und drin waren paar kaputte und ausgelatschte Turnschuhe. Wütend ging er zurück zum Händler. Jener ließ alle Türen schließen und zauberte einen Krummsäbel hervor. Von links und rechts hagelte es Fausthiebe der emsigen Angestellten. So kam es, dass er nicht mal die kaputten Turnschuhe mitnehmen durfte.
Ich hatte ja die Kippen und stellte später trotzdem fest, dass es Plagiate sind. Schon allein der Geruch dieser Sargnägel ist ätzend. Na ja, muß ich wohl durch.
Rückzu lief ich dann durch das Gelände der Saigerhütte. Vor einem Arbeiterwohnhaus, welches 1537 erbaut worden war, blieb ich hängen. Im Fenster war ein alter Vogelkäfig aus Holz in dem ein Wellensittich saß und in meine Richtung guckte. Ich bückte mich an die Scheibe um den Vogel besser anzusehen und schnalzte einladend mit der Zunge.
Kurze Zeit später sah ich ein, dass er festgetackert war. Na ja, kann man Futter sparen. An der Tür hing ein Zettel: "Kommen Sie ins Spinnstübchen, der Eintritt ist kostenlos."



Ja, warum eigentlich nicht? Ich hatte eine Tagesfahrkarte, Zeit und Interesse. Also zog ich den Kopf ein und trat durch die niedrige Tür ins Innere. Sogleich wurde ich von einer Frau begrüßt, die mich in ihr Stübchen lotste. Dort setzte sie sich an ein Spinnrad "Made in New Zealand" und spann vor sich hin. Tja, ich konnte auf den acht Quadratmetern wenig anstellen, also einigten wir uns auf Kommunikation. Sie erzählte wie lange man früher an einem Schal arbeitete (mindestens zwei Monate), ich durfte etwas Wolle mit zwei Bürsten kämmen. Die Einrichtung der Spinnstube war einigermaßen okay, das Radio, welches mit einem regionalen Sender verbunden war, nervte. So vergingen die Minuten und schließlich versuchte mir natürlich die nette Frau auch paar Socken für 6 Euro anzudrehen, "wenigstens anprobieren können sie die doch", ich lehnte ab. Erstens brauche ich keine Socken und zweitens hatte ich mir seit drei Tagen die Füße nicht gewaschen. So verließen wir das Stübchen und ich interessierte mich für das zweite Zimmer. Dies war originalgetreu nachempfunden: Jahrgang 1900. Schöne Einrichtung, leider Glastür davor und zwei Sicherheitsschlösser in derselben. So fand aber unser Redefluss eine Fortsetzung. Aha, zwölf Leute lebten also in diesem etwa 20 Quadratmeter- Raum. Und auch alle schliefen die Treppe rauf unter den Dachbalken.
Dies warf für mich Fragen auf.
"Was haben die den ganzen Tag gemacht um 1900. Also wenn ich da gelebt hätte...ohne DVD's und Internet...."
"Ja, also die Männer waren ja tagsüber in der Hütte arbeiten (Wie konnte ich nur vergessen, dass man arbeiten gehen kann?) und die Frauen haben eben gesponnen und Schuhe genäht. Dazu eben alles was im Haushalt anfällt."
Okay, so wie Fürstin Gloria von Thurn und Taxis den Schwarzen unterstellt gern zu "schnackseln", weil die es eh immer schön warm haben; so stellte ich keine vermutenden Fragen, wie das mit der Sexualität um 1900 in diesem Haus gewesen ist, wenn sich zwölf Mann auf den Wecker gehen. Irgendwas muß ja da was gelaufen sein, denn sonst würde ja niemand mehr heutzutage leben. Geht der Rest hoch oder raus, wenn ein Paar Druck hat, stehen sie vor der schmalen Treppe zum Dachboden händchenhaltend Schlange, um sich dann auf Kommando des Ehegelübdes zu besinnen? Gab es damals Küchenrollen, wohin der Mann eventuell seinen Überdruck in der Notlage entleeren konnte? Ich dachte viel, aber erzählte von der Rochhausmühle, von der Spanziehmühle und von einer Unternehmerin in Grünhainichen, die auch solche schicken Oma- Klamotten verscherbelt, wie sie im Zimmer auslagen und aushingen. Außerdem referierte ich über einen kostenlos erhaltenen Toplader, über Hartz IV (keine Ahnung wer in dem Moment den Fünfziger in meine Jukebox mit nur einer Platte gesteckt hatte) und fragte schließlich, geschickt überleitend, wie denn das ganze hier finanziert wird.
"Also die Stadt tut was, dazu der Verein und so kommt schon was zusammen. Außerdem ist Olbernhau von der TMGS 2008 als "Familienfreundlicher Ort" eingestuft worden. Das zieht Gäste."
Da ich nicht familiär gestrickt bin, aber diese ganzen alten Sachen spannend finde und das ganze Saigerhüttenkonglomerat wie eine Stadt am Stadtrand ist, kann ich nur jeden empfehlen dort mal vorbeizugucken. Die Kneipen sind auch echt schick, sternegekrönt und deshalb anscheinend etwas happig in den Lunchpreisen. Mir gefiel der Essensgeruch, der da durch die Gasse wehte. War sicher ein Zanderfilet für 14 Euro im Spiel.
Mit Rucksack auf dem Rücken ging es weiter gen Zentrum, vorbei am alten Blechwalzwerk auf der anderen Straßenseite, dann links weg in den ALDI, Proviant kaufen. Von dort trottete ich weiter ins Zentrum. Vorläufiges Ziel war ein Lädchen mit Sachsenlotto- Fahne am Eingang, die mir verhieß, dass ich da meinen Fußballtotoschein abgeben konnte. Es hatte angefangen zu regnen, was meine Gutlaune nicht änderte. Langsam wurde es aber auch Zeit den Ausflug abzuschließen und mich in Richtung Bahnhof zu orientieren. Glücklicherweise entdeckte ich im Umfeld meines Zielortes einen Netto- Markt, der noch eminent wichtig für mich werden kann.
Im Rahmen des Prozesskostenmanagements gibt es ja die Tätigkeitsanalyse, welche auf Grundlage des "Business Process Managements" Kostenstellen erörtert, die wiederum in Teilprozesse untergliedert sind. Also wenn ich das mal auf meine Aktivität beziehe, dann sind die Kostenstellen eindeutig definiert. Fahrschein, Einkauf und integriertes Vergnügen. Diese Sachen kann man zu einem Hauptprozess verdichten und daran arbeitete ich, als ich den Netto- Markt betrat. Das Vergnügen war das Beobachten der Schüler die Feierabend hatten. Markenbewusst wurde Holsten und Jever gekauft, dazu Mars- Riegel. Ich begann unterdessen zu rechnen, wie ich meine Abläufe optimieren könnte.
Ein Plan sah ja vor, mein Mountainbike wieder flottzumachen und dann von mir die 12 Kilometer nach Schellenberg in den Edeka zu fahren und dort einzukaufen. Problematisch wird es immer Sommer mit Tiefkühlkost. Ich bin nicht Markus Burghardt, der sich eine Chance ausrechnet im Sommer bei 30 Grad so schnell den Rückweg zu bestreiten, um das Zeug rechtzeitig in den Gefrierschrank zu bekommen. Hier in Olbernhau tat sich gerade eine Alternative auf. Wenn ich es schaffen würde mit dem Zug nach Olbernhau Hauptbahnhof zu kommen, dann bis fünf Minuten vor der Abfahrt zu warten, schnell in den Netto zu jagen, eine Literpackung Eis einzusacken, in den Zug zu hechten, zurückzufahren, den Mühlenstraßenberg empor zu hasten, dann wären das etwa um die 45 Minuten. Man muß dann den Ratschlag der alten Leute befolgen und das Eis in Wollsachen einpacken, da wird es paradoxerweise nicht so schnell flüssig. Ich denke, das kann funktionieren, bin ich halt wieder mal Eisläufer, diesmal in anderem Sinne.
Zur Kostenstellenminimierung bietet sich außerdem noch eine heiße Variante an: wenn man eine Einzelfahrkarte (Kosten: 2,80 €; Tageskarte als Konkurrenzprodukt: 5,60 €) löst und die zwei Zonen bis Olbernhau- Grünthal fährt, hat man zwei Stunden Zeit diesen Fahrschein, egal wie, abzuarbeiten. Es gibt da eine Zuglösung, wo man exakt 19 Minuten ab Ankunft Grünthal hat bis der Zug zurück fährt. Nun werde ich herausfinden, ob man den Zeitrahmen als ausreichend betrachten kann, um nach Brandov zu sprinten, Kippen einzusacken und zurück zu rennen. Die Planunbekannte dabei ist der Promillestand der Vietnamesen.
So, nun zurück zum Tag. Ich kam aus dem Netto, bin zum Bahnhof die 30 Treppen hochgestiegen und sehr zu meiner Freude warteten etwa 35 Teenies auf den Zug. So konnte ich deren Philosophien begutachten. War nicht berauschend: also ob nun "The Prodigy" bei Rock am Ring oder Rock im Park auftreten ist eigentlich keine Debatte wert. Dennoch war es ganz lustig, so schlimm sind die alle gar nicht, wie sie immer gemacht werden. Auch im Zug, der leider nicht mehr wie früher nach Pisse und Rauch stinkt, gehen sie human mit dem anvertrauten Interieur um.
So, das waren dann die zwei Tage. Einmal Marienberg, einmal Olbernhau, eine alte neue Waschmaschine, die mir das Leben
entkompliziert (Meine Albträume sind die Benutzung der Badewanne als Waschtrommel, meine noch schlimmeren Albträume wären
Fahrten mit Rucksack und zwei Taschen nach Chemnitz gewesen, wo ich dann irgendwie den Ballast zur Hartmannstraße in den
Waschsalon hätte schleppen müssen und zurück, es sei den man macht es wie früher und packt die Klamotten in ein Paket, was
dann sicher unhandlich für die Post wäre, und schickt es an sich selbst. So hat man damals in der DDR den Transport von
Urlaubskleidern gelöst.) und ein Wochenende ohne Konzert und Fußball.
Die interessanten Alternativen muß man sich selbst ausbuddeln. Da ich ein "Fan" von Psychokrankheiten bin, war ich mal wieder in der Ebay- Videothek unterwegs. Um vorwegzuschicken: mich begeistert keine Demenz oder Schwachsinnigkeit, mich interessiert das Komplettpaket Schizophrenie. Ursprünglich wurde dies fälschlicherweise als Persönlichkeitsspaltung bezeichnet und wenn ich im ersten Newsletter für meine Erfahrung im Umgang mit schizophrenen Handys warb, ist dies sicher auch nicht ganz richtig.
Schizophrenie kann man ausgelöst erleiden oder vererbt bekommen, dabei gibt es mehrere Unterarten. Das Heimtückische an dieser Sache ist, dass der Betroffene es selbst kaum wahrnimmt, was einem da vorgegaukelt wird. Schade ist auch für die Betroffenen, dass es die moderne Medizin bisher nicht auf die Reihe kriegt diese Sache medikamentös zu heilen. Die Psychopharmaka können nur eindämmen.
Also, was mich begeistert und herausfordert ist die Tatsache, dass es meist Intellektuelle trifft, die daran erkranken und demzufolge auch anspruchsvolle Wahnvorstellungen entwickeln. Ein prototypisches Beispiel ist der oskargekrönte Film "A beautiful mind", der die Geschichte des Mathematikers und Nobelpreisträgers John F. Nash erzählt, welcher schizophren wurde. Er hat faktisch Sachen und Theorien entwickelt, die ihm Ruhm einbrachten, war aber dabei ständig mit einem Bein in der Klapse. Mit Medizin lebt er bis heute ganz gut. Was im Film mit Hauptdarsteller Russel Crowe unterschlagen wurde, ist die Tatsache, dass sein Leiden geprägt war von Aggressionen gegen seine Frau und antisemitischen Ausfällen. Dennoch wühlt der Film auf, seinen Komplottwahn bekommt der Filmgucker richtig gut verpackt zu sehen.
Aber das war nur eine Facette, eine Wahnvorstellung, es gibt andere und mehr, also musste ich Nachschlag holen und ersteigerte die DVD "Engel des Universums" des isländischen Regisseurs Fridrik Thor Fridriksson. Ebenfalls ein preisgekrönter Film, der auch ans Herz geht. Im Gegensatz zu Nash handelt es sich hierbei um einen eher unterprivilegierten Hauptakteur (Ingvar Eggert Sigurdsson), der künstlerisch und verträumt ist, aber nach der Trennung von seiner Freundin Freiwild seiner abstrusen Gedanken wird. Ein Fall ins Bodenlose beginnt. Dabei setzt der Regisseur auf wenig Orte, hauptsächlich spielt der Film in der Klapse und in der Wohnung des Betroffenen. Und wenn man wenig ablenkende Bilder (Island ist ja kein Moloch) hat, muß man durch Dialoge und Charaktere überzeugen. Das ist ganz gut gelungen, würde ich meinen. Die Personen sind überschaubar und skurril, da ist Viktor, der sich einbildet Hitler zu sein, dann ein Gitarrenspieler, der überzeugt ist alle Beatles- Songs erfunden und mittels Telepathie übermittelt zu haben und dann noch ein armes Geschöpf, der Literatur studiert hatte und seine Manuskripte nach China schickt. Dabei wurde nur offen das Leiden gezeigt, keine zweite normale Seite, man versuchte wahrscheinlich die Brutalität der Angestellten in der Klapse zu relativieren.
Der Hauptakteur lässt kurz mal einblicken, obwohl man nicht weiß, ob er den Psychiater auf den Arm nehmen will, als er sinngemäß verkündet:
"Ich bin im Jahr des NATO- Beitritts von Island geboren. Das ist ein Zeichen und alle Leute, die gegen die NATO auf die Straßen gehen, demonstrieren eigentlich nur gegen mich."
Man könnte lachen, wie es vielleicht die Rezi der "Times" zeigt. "Inspirierend! Zum Schreien komisch und zutiefst poetisch." oder es eher mit der "Screen" sehen: "Die Intensität, mit der die Schauspieler bei diesem Film zu Werke gehen, ist fast beängstigend."
Das der Film tragisch endet, war mir relativ flott klar und das nicht nur weil die Selbstmordwahrscheinlichkeit bei Schizophrenen sehr hoch ist. Dennoch hat der Regisseur einen Schachzug in petto, indem er den erfolgreichen und einzigen Freund des Protagonisten Freitod begehen lässt und damit den Untertitel des Filmes "Verrückte gibt es überall" manifestiert.
Wer nicht auf Action, Horror, Erotik (wie ich) und Co. steht, dafür leise Untertöne und Verzweiflung sehen mag, sollte sich den 2007 erschienenen Film zulegen.
Ansonsten bin ich dafür, dass für alle Bevölkerungsschichten eine psychiatrische Grundversorgung als Pflicht eingeführt wird, damit keine Opel- Werker mehr über die Mattscheibe tanzen und meinen:
"Ich habe Haus, Auto, Frau und Kinder. Wie soll ich meine Kredite abbezahlen, wenn es nicht weitergeht? Ich war noch nie arbeitslos!"
Üben, sag ich nur, üben...denn wie sagte mal ein Seelenklempner zu mir?
"Na und, dann sind sie eben über zehn Jahre ohne Job und Geld, geht aber auch anderen so. Wenn da jeder verzweifeln würde, wo kämen wir da hin?"

01.05.2009, Hüpfen gegen rechts!

Nun endlich mal wieder ein Tagebucheintrag. Gründe dessen gibt es einige. Versuchen wir es mal mit dem traditionellen 1.Mai an der Rochhausmühle.
Aber vorher noch eine Randandeutung. Nach Jahren der Abstinenz von der 1.Bundesliga war diesmal ein Außendienstmitarbeiter des "Gellert Szenario" im Umfeld eines Eliteligaspieles unterwegs. Nicht einfach, denn es war ein Brisanzspiel im schönen Westen, der anvisierte Gästeblock war ausverkauft, die Polizei nervös und jetzt kommt ein smarter junger Herr und will genau drei Retrozines verkaufen. Laut meinen Infos war dies schwierig. Erster Verweigerungsgrund war der gepfefferte Preis, zu dem ich mich nicht mehr äußern werde, nur soviel: wer 25 € für eine Eintrittskarte plus knapp 5 € für 0,4l Bier ausgeben kann, der muß sich halt woanders einschränken. Der Zweite ist hausgemacht.
"Wie? Chemnitz? NS- Boys? Von Nazis will ich nichts!"
Nach scheinbar hartnäckiger Offensive wurden zwei Hefte verkauft, ein Käufer soll voll wie zehn Russen gewesen sein.
Schön, kommen wir, das Heft und überhaupt alles, also aus dem Naziland. Und meine Wenigkeit wird mit einer kaviaranischen Vereinigung in Verbindung gebracht.
Na, Prost Mahlzeit!
Als motivierter Rechercheur meine ich, dass da jemand ein hausgemachtes Imageproblem hat, wenn sich selbst Großkopferte Elitebürger beim Klang des Namens Chemnitz angeekelt abwenden. Passend dazu eine Forenstilblüte vor dem Auswärtsgig der Himmelblauen in Babelsberg. Fanfreundlich wurde darauf hingewiesen, dass eindeutig zweideutige Klamotten mit Bezug zu reaktionären Ansichten in Potsdam nicht erwünscht sind. Daraufhin meldete sich ein wahrscheinlich Achtzehnjähriger zu Wort:
"Ich will anziehen was ich will, das ist ja wie in der Zone, solche Verbote!"
Woraufhin ich erschüttert aufschrie, weil sich ein zweiter Bürger zu Wort meldete und verkündete:
"Manchmal habe ich den Eindruck ihr wollt gar nicht den CFC unterstützen, sondern nur eure Anziehsachen und Einstellungen vorführen."
Wow! Jetzt ist jemand als Orientierungstaucher in dem See der Erkenntnis unterwegs, in dem ich schon vor Jahren ersoffen bin.
Na ja, also harmlose Probanten eines Styles der Renaissance. Wer in der Türkei gefertigte Gürteltaschen trägt, hat auch nichts anderes verdient als eine Abweisung an der Pforte zum Männersport.
Zurück zum 1.Mai, oder zu "Krach am Bach", wie der Webmaster des GBC seine Werbetrommel rührte. Anfangs noch lahm und mit etwas Startproblemen (ein kaputtes Trampolinteil musste geschweißt werden, um die Überschrifteninitiative zu gewährleisten) wurden es dann doch so viele Leute wie lange nicht mehr. Und Kinder und Hunde, achso, sind ja auch Leute, ich vergaß.



Wann wird endlich das Essen fertig? Fragte sich so mancher Hund, während die Zweibeiner gestoppelte Kartoffeln schälten.

Ich sortierte mein Sortiment, welches ich in verschiedenen Plastiktüten eingetütet hatte. Die Tüten hatte ich am Vortag im Kaufland in diebischer Absicht von der Obsttütenrolle abgerissen. So legte ich mal widerstrebend paar Hefte auf den Tresen. Es hat sich aus psychologisch-kaufmännischer Sicht bei mir nichts geändert, stellte ich ohne Verwunderung fest. Dabei hatte ich Druck, was loszuwerden, denn die Bestellung einer zweiten Auflage des Retroheftes ist bereits getätigt.



Lange gaffte ich Löcher in die Luft, bis Mo aus Lengefeld in einen Kaufrausch verfiel und mir unter anderem sogar noch mein letztes Heft einer Erfolgsstory (GS5) abnahm. Viele wollten Pralinen bei mir kaufen, also werde ich zukünftig Schokoladenaußendienstler sein. Nö, doch nicht. Mit cfcOle, Mo und Blacky von der St.Pauli- Brigade Chemnitz waren dann passable Gesprächspartner gefunden worden und so verpasste ich komplett die erste Band, während neben mir Bewegung am Tresen herrschte. Die Marketingchefin und die Bandkollegen von "Crooks" aus Italien, genauer Mailand, leerten ihre großen Kartons und boten mehr als Paroli. Fortan durfte ich nebenher auch noch Dolmetscher spielen. Also Kunde/Punk kommt, fragt was "Crooks" gerade live spielen und auf welcher von den drei CD's das drauf ist. In Deutsch. Ich galoppierte ins ungewohnte Englisch (in der Floßmühle liegt der Anteil an Englisch sprechender Bevölkerung um die- 2,0 %) und vermittelte an die Italienerin, die auch nur stoßweise Englisch konnte, den Kundenkontakt. Joint Venture?
Jedenfalls kaufen die Leute 10 €- CD's wie Frühstücksbrötchen, während meine 50 Cent- Bückwaren in der Auslage selbst bei Sonnenschein ein tristes Dasein führten. Was nix kostet, kann nicht gut sein! War schon immer eine Mentalität der Deutschen.



Mülltrennung ist das A und O.

Achso, psychologische Sicht, und so. Ich kann gut Bier verkaufen, stellte ich fest. Ich konnte auch schon früher fremde Hefte an Fußballstadien in allgemeine Zahlungsmittel umwandeln, während ich bei meinem eigenen Kram in den Seilen hänge. Eine zweite Offensive wurde durch Blacky initiiert. Er schaffte es angetüdelt in einer Stunde zweimal seine jeweils aktuelle Bierflasche umzuschmeißen und jeweils ein Heft anzuwässern. Mit Freude bezahlte und nahm er dann die beschädigte Ware. Blacky eben. Außerdem hat die ARGE bei mir und bei ihm diesmal schon am 30.04. das Gehalt überwiesen. So konnte er trinken, mit dem Zug zu uns hochfahren (sogar mit vierbeinigem Rentner "Leroy"- ich tippe mal aus eigener Erfahrung "Leroy" auf Kinderticket) und nebenher die Druckindustrie supporten.



Inzwischen spielten also "Crooks" und ich kam nicht mal zum fotografieren, weil man sich die Zeit mit Fußballanalysen vertrieb (und mit den Chancen am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wobei ich da eher zweiflerisch bin, da in meinem Slum auch nur Menschen hausen, die sich den Tag damit vertreiben aus dem Fenster zu gucken und zu rauchen, hin und her zu hasten, um geschäftig zu wirken, oder ihr fahrbaren Untersätze aufzupolieren- wohl dem der noch eins finanzieren kann).



Essen oder Bier?

Ja, so schritt der Nachmittag voran, es war noch Disko im Gras, manche schliefen, mehr tranken immer noch, aber selbst als schon abgebaut wurde und die Bierkästen in den Transportern verschwanden, war man im Suff noch wählerisch.





An der Haarfarbeindustrie geht der wirtschaftliche Abschwung umweglos vorbei....

"Ein Braustolz!"
"Is alle!"
"Ein Werni!"
"Is alle, es gibt nur noch Klausner."
"Okay, dann nehme ich eben ein Freiberger!"



Punks gelten zwar nicht als schlau, aber wie man Bienen dazu bringt Eier zu legen, aus denen hübsche Kinder schlüpfen, wissen sie scheinbar.

Habe ich jetzt alle Sorten aufgezählt? Ein Harzer Bier darf ja laut Millerntorszene nicht mehr erwähnt werden, Glühwein gab es wegen der Temperaturen nicht, dafür jede Menge zu fressen aus der Pfanne (zu humanen Preisen).
Also war es ein gelungener Kampf- und Feiertag, man sah alte Kollegen wieder und 80 Prozent der über 200 Gäste waren mir völlig unbekannt.
In diesem Sinne- bis zum nächsten Jahr!
Dank gebührt Mo, Familie Uhlig, Blacky und dem AZ für die Erlaubnis ein privates Schaufenster aufzubauen.
Restbilder (nicht besonders viele) sind auf der Myspace- Seite.



So manche parlamentarische Entscheidung wurde heftig debattiert.



Erst als der Promillepegel stimmte und man glaubte, daß niemand guckt, tobten sich die Erwerbsunfähigen auf einem Hüpfinstrument der Krankenkasse zur Vorbeugung von Haltungsschäden aus.

13.03.2009, Heft 11 endlich fertig!

Wer keinen Newsletter erhalten hat, bekommt hier die Grobinfos: das Heft hat 100 Seiten, kostet stolze 4,11€ und ist nur für Freunde und Bekannte per Post oder im Handverkauf erhältlich. Wer sich dazu zählen mag, fragt mich vorsichtshalber per Mail, da die Auflage vorerst begrenzt ist. Unter Produkte findet man jetzt auch Chemnitzer Collagen. Kaufen oder geschenkt bekommen?!
Danke.

10.03.2009, Endlich ein Fussballtotogewinn

So, nun mal wieder paar Zeilen von mir im Tagebuch. Eigentlich sollte ich ja als gelernter Informatikkaufmann häufiger mit den Nullen und Einsen zu tun haben als mir lieb ist, aber da man damit scheinbar nichts verdienen kann, widme ich mich in weiser Voraussicht schon seit 1985 den Nullen, Einsen und Zweien. Für Ahnungslose gedolmetscht bedeutet dies: Unentschieden, Heimsieg, Auswärtssieg. Ich habe das staatliche DDR- Totosystem miterlebt und nach der Wende die traditionelle Elferwette gespielt. Irgendwann hatte ich auch mal den Elfer, also alle Spiele richtig getippt, aber für eine vorzeitige Rente hat es nicht gereicht.
Mittlerweile heißt die Veranstaltung Dreizehnerwette, also dreizehn Spiele der ersten und zweiten Bundesliga sind zu tippen. Um in Form zu bleiben, bin ich auch alljährlich beim MDR- Tippspiel zugange, wo es aber nichts außer lustige Formkurven zu gewinnen gibt. Momentan bin ich irgendwo zwischen Platz 3000 und 4000 von knapp 12000 Mitspielern. In der Dreizehnerwette hatte ich die letzten zwei Jahre weniger Erfolg, insgesamt drei Gewinne machen die stolze Summe von 4,60 € fett. Nun kam dieses Wochenende mal wieder etwas Schwung in den Laden und am Sonntagabend hatte ich elf von zwölf Spielen richtig und saß unwissend vor dem Fernseher und sah zu, wie Leverkusen gegen Bochum herumgurkte. Bei einem Leverkusener Sieg hätte ich dann 12 von 13 Spielen richtig gehabt. Aber ein Stürmer der Werkself schoss in der letzten Minute am leeren Tor vorbei.
Nun könnte man sich leichtfertig hinsetzen und die Quoten der vergangenen Woche nehmen- da hat es für zwölf Richtige 5894,50 € gegeben. Ein Grund sich zu ärgern? Oder sich vielleicht auf eine Quote der Vorwoche für elf Richtige von 256,70 € freuen?
Dazu bin ich zu lange im Business, dafür habe ich zu viele Excel- Tabellen, Diagramme und Kurven, zu viele handgeschriebene Quotenstatistiken, als das ich mir einbilden könnte knapp 6000 € verpasst zu haben, oder mich auf ähnliche 250 € zu freuen. Für mich hat eh nur alles Relevanz, was sich im Bereich von 1250 € bewegt. Dies ist die Summe, die ich im letzten Jahr durch die Rentenversicherung vergeigt habe, dies ist die Summe, die ich bräuchte, um meine rostige Reisschüssel ab April ordnungsgemäß durch den TÜV und übers Finanzamt zu bringen.
Im Großen und Ganzen ist nichts passiert. Bayern hatte gewonnen, was quotensenkend ist, es gab nur zwei Auswärtssiege, was quotensenkend ist und als quotensteigend würde ich das Nichtgewinnen von Leverkusen einschätzen. Also war es, so blöd es klingt, gut, dass Leverkusen nicht gewonnen hat und ich bin mit den elf Richtigen besser bedient, als mit zwölf Richtigen bei einem Leverkusener Sieg. Um es abzukürzen- es gibt diese Woche 42,10€ für die elf Richtigen. Für mich, der gerade wieder in den Schlund des Dispos guckt und noch auf eine fette Rechnung des Copyshops hinarbeitet, nicht die schlechteste Lösung. Ich werde den Betrag für die treusten Leser investieren und mit dem neuen Heft eine Beigabe servieren, die nicht alltäglich ist. Mehr soll nicht verraten werden, sonst kommt noch jemand auf die Idee meinen Lagerbestand aufzukaufen, um Zutritt zu diesem illustren Kreis zu erlangen. Nichtsdestotrotz gilt nächste Woche wieder: Tipp Heil!




01.03.2009, Ersatzband "Gone for broke" rettete den Samstagabend in Waldkirchen





Weiterführende Informationen zur Chemnitzer Band auf ihrer Myspace- Seite: Goneforbrokeband

27.02.2009, Dem Jens seine Helis

Jens Lehmann (Torwart des VfB Stuttgart) antwortete in einem Interview auf die Frage, ob es denn nötig sei mit dem Helikopter zum Training anzureisen: "Manche Leute kaufen sich für viel Geld große Autos, ich kaufe mir eben dafür Zeit."
Danke, Jens. Im Gebirge sitzt ein Hanswurst und hat Zeit aus einer Überproduktion auf Lager. Für wenig Geld zu haben. Meine E- Mailadresse steht in der Menüleiste.

06.02.2009, Nicht Alicia Keys, dafür Ladehemmung und Kafkas im AZ, Waldkirchen

Diese Woche war ich auf dem R & B- Trip und habe mir zum Ausgleich vom Krawall in Waldkirchen Diva Alicia Keys gegeben. Eine Frau die manchmal streng aussieht und ich verhehle nicht, dass mich das antörnt, denn Alicia macht mit zurückgebundenen Haaren einen solventen Eindruck in Bezug auf Bettgeschichten. Liebe Alicia, wenn Du diese Zeilen liest, dann werde Samariter und beklimpere mich mit Deinen angeklebten Wimpern und dem Klavier, singe und stöhne mich in den Schlaf und ich verzeihe Dir Deine voluminösen Oberschenkel und das Deine Musik nach dreimal Hören so eintönig wie 150mal Missionarsstellung ist.







Eine Mütze Schlaf zwischen den Darbietungen der Künstler ist immer drin.....

30.01.2009, Troublekid und Shoemakers im AZ, Waldkirchen

25.01.2009, Huup, Holland, Huup- Bambix was in da Haus



20.01.2009, Telekom--munikationsprobleme

So, nun endlich auf das neue Tagebuch. Was soll man zu Beginn schreiben? Keine Ahnung, alles beim Alten. Terror mit der Rentenversicherung- das erste Glied meiner Geldkette, die wie folgt funktioniert:
Weg 1: mit Formular der Rentenversicherung am Monatsanfang zur ARGE gehen und dort abstempeln lassen, dass man noch arbeitssuchend ist
Weg 2: dieses Formular zurück zur Rentenversicherung schicken, daraus folgt: Rentenversicherung überweist Anschlussübergangsgeld in Höhe von 18,02 € pro Tag/ca. 550 € Monat
Weg 3: schwierig, weil die Säcke faul sind: Anschlussübergangsgeldbescheid des aktuellen Monats von der Rentenversicherung anfordern, kopieren und zur ARGE schicken
Weg 4: ARGE segnet ab und zahlt Hartz IV- Zuschuss/Sozialgeld direkt an den Vermieter
Weg 5: Hartz IV- Zuschussbescheid von der ARGE anfordern
Weg 6: Vermieter kontaktieren und nachfragen, wann Geld und wieviel eingegangen ist, Differenzbetrag zur ganzen Miete überweisen
Weg 7: Anschlussübergangsgeldbescheidkopie und Hartz IV- Zuschussbescheidkopie, sowie GEZ- Befreiungsantrag zur Stadtverwaltung schaffen und abstempeln lassen, dann nach Köln zur GEZ schicken, wegen Befreiung
Das kann unter Umständen, wenn es gut verteilt ist, schon mal insgesamt einen 8- Stunden- Arbeitstag in Anspruch nehmen, vor allem wenn Weg 3 noch nicht automatisiert ist bzw. wie diesen Monat, wenn ein bei der Citypoststelle auf der Zschopauer Breitscheid- Strasse abgegebene Brief angeblich nicht angekommen ist. Weil wir gerade dabei sind: meine Leser der vorherigen Tagebuchseite kennen das Chaos um meine Winterreifen. Ich habe am 17.12. auf dem Postweg meine Montagerechnung der Ersatzreifen an die Händler per Post, diesmal die gelbe Post, nach Hannover geschickt, mit dem Vermerk, dass ich möglichst die 22,68 € zu Weihnachten brauche, um flüssig zu bleiben. Am letzten Samstag erfuhr ich auf meine Nachfrage, dass angeblich keine Rechnung per Post angekommen ist. Schön haben die gewartet, nur Frühjahr zum Grasdrüberwachsen ist noch nicht.
Weil wir gerade dabei sind uns im Dschungel der Behörden- und Monopolkolosse zu bewegen: seit 05.01. habe ich DSL über Antennengemeinschaft- endlich! Das Ganze sollte mir nach sechs Monaten eine 50prozentige Ersparnis bringen. Bis dahin muss ich die 98 € Einrichtungsgebühr des Kabelbetreibers mitschleifen. Also 25 € pro Monat 10GB- DSL- Traffic der Kabelgemeinschaft vs. 50 € Telekom für Analogmodem und Festnetztelefon mit 30 Stunden- Eco Tarif monatlich bisher. Das Ganze war natürlich wohlüberlegt, am 03.12. wurde Telefon- und Internetzugang gekündigt (also einmonatige Kündigungsfrist gewahrt)- erst telefonisch, dann per Brief Richtung Bonn. Kurze Zeit später rief man mich an, warum ich kündigen will, ob ich nicht mehr zufrieden sei, blabla. Es kam dann der Brief mit der Kündigungsbestätigung für den Telefonfestnetzanschluss, just, als ich mit mir und der Rentenversicherung beschäftigt war. Also las ich "Kündigungsbestätigung", legte den Mist zur Seite und war zufrieden. Am 04.01. baute ich mein internes Modem aus und meinen Telefonkram inklusive aller Kabel zusammen und "entsorgte" es in meinen Computerschrottkarton. Am 05.01. wurde durch den Monteur DSL an der Kabelfernsehdose angelegt und mein PC konfiguriert.
Am 13.01. erhielt ich von der Telekom eine Rechnung für den Monat Januar komplett Telefon- und Internet. Also auf geht's, man ist im Training. Ich rief die Hotline an und erklärte den Ist- Zustand. Der nette Mensch meinte, dass das wohl passieren könne, da die Rechnungen automatisch rausgehen. Es werde eine Abschlussrechnung für die vier Tage im Januar kommen und dann wäre alles Bestens. Zähneknirschend nahm ich seine Ausführungen bezüglich des Eco- Surftime 30- Vertrages zur Kenntnis. Da dieser abgeschlossen wurde, als T- Online und Telekom noch getrennt waren, sind es auch getrennte Forderungen. Deshalb müsste ich wohl in Kauf nehmen, dass ich den Anschluss bis Ende Februar weiterbezahlen muß. Schön, ein Anschluss auf einer von mir totgemachten Telefondose....Man fragte mich auch, warum ich denn gekündigt habe (zum zweiten Mal)- ich antwortete (zum zweiten Mal): weil laut Telekom in den nächsten 10 Jahren kein DSL zur Verfügung gestellt wird. Nun, in Fahrt gekommen, ergänzte ich, dass man einen Kunden, der 14 Jahre die Treue hält und insgesamt 8400 € für Telefon und einen wahnwitzigen 56K- Internetzugang bezahlt, nicht nach drei Wochen Rechnungsrückstand eine Abschaltdrohung schickt, wenn nicht sofort die Rechnung bezahlt wird.
Da könne man nicht dafür, das macht das System, entgegnete der Mitarbeiter.
Wie das dann mit der makabren Werbung so aussieht, die mich in jeder Rechnungsbeilage fragt, warum ich die Möglichkeiten von T- DSL nicht ausnutze, wollte ich auch wissen.
Das macht das System, wurde mir entgegnet, er bekäme auch viel Werbung in den Briefkasten, die er ignoriert. Also wieder mal ein Defizit im Marketingbereich. Zwei Tage war ich einigermaßen ruhig gestellt, denn auf seine Forderung nochmals eine Extra- Kündigung für den Surftime- Vertrag nach Bonn zu schicken, hatte ich bockig reagiert und er hatte laut seiner Aussage dies dann doch noch über das SYSTEM erledigt. Post sollte folgen.
Die kam dann auch, mit einer herben Überraschung. ,Man bedauerte meine Entscheidung zu kündigen und wolle mich noch mal telefonisch befragen, wie es dazu gekommen ist.' Das kannte ich schon. Aber als Bonbon eröffnete man mir, dass die Kündigung nun zum 05.09.2009 erfolgt. Wie bitte?
Ich rief die Hotline an und schilderte den Sachverhalt. Diesmal war ein wenig netter Kollege am Telefon und er war auch nicht bereit mit mir einen Nachmittagsplausch zu halten. Alles sei rechtens, basta.
Tja, was hat man nun für Möglichkeiten? Gegen diesen Apparat in den Krieg zu ziehen, ist zwecklos. Also verfasste ich eine Mail an den Kundensupport, auf die ich keine Antwort erhielt. Also verfasste ich einen Zusatzvermerk mit der Bemerkung, dass ich das ganze Prozedere mal einer breiteren Öffentlichkeit nahe bringen werde und dass ich meine Arbeitskraft ja der Mailsupportabteilung zur Verfügung stellen könne, falls es Probleme gibt und schickte die alte Mail noch mal ab. Mal sehen, was nun kommt.
Inzwischen war die nächste Runde im Kampf gegen die Rentenversicherung eröffnet. Man rief mich an und meinte, dass mein ARGE- Formular fehle und man meine Almosen nicht berechnen könne. Dies hatte ich aber vierzehn Tage vorher per Post abgeschickt. So wechselten wir einige Worte, an dessen Ende mir vorgeworfen wurde "das ich gar nicht wisse was bei ihnen los sei und das ich gerne mit ihr tauschen könne". Natürlich würde ich dies gern tun und holte als ehemaliger Schreinergeselle meine große Säge heraus, um an Stühlen zu sägen. Dies hieß, eine Mail an die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland, Sitz Leipzig zu verfassen, in deren Inhalt ich klar machte, dass ich gern mit einer Mitarbeiterin in Chemnitz tauschen würde bzw. mir dies angeboten wurde. Außerdem, würde ich seit 13 Monaten das Gefühl nicht los, dass ich ständige Stöcke zwischen die Beine geworfen bekomme (z.B. Vergesslichkeit, was das Krankenversichern anbelangte, worauf mir die AOK kündigte).
Am nächsten Tag (selbes Spiel, wie bei der ARGE, als ich dort auf einen Stuhl scharf war) bekam ich einen Anruf, dass alles erledigt sei, man habe das Problem mit dem gegenseitigen Austauschen von Faxen direkt gelöst. Nicht schlecht, aber auf den Bescheid für Monat Januar warte ich heute noch, also habe ich auch heute keinen freien Tag gehabt und heftig telefonieren müssen, immerhin hängen da der Hartz IV- Zuschuss und die GEZ- Befreiung dran. So rennt man mit der großen Streitaxt durch die Gegend und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder Hartz IV zu bekommen (wer solche Wünsche hat, muß woanders defizitär veranlagt sein). Parallel dazu bin ich wegen des unsäglichen Bewerbungsmarathons auch wieder bei meiner Beraterin gewesen, die mich früh um acht Uhr begrüßte, ob es denn konkrete Gründe für mein Erscheinen gäbe, sie wüsste nämlich keine. Stellenangebote hatte sie bis auf Call- Center- Jobs im Ruhrgebiet, die eine mehrsprachige Begabung voraussetzten nicht. Um das ganze elegant zu lösen, wurde ich jetzt an das CJD abgeschoben, die mich bis September in ihre Maßnahme stecken wollen. Bei ersten Sondierungsgesprächen eröffnete man mir, dass ich am Bewerbungstraining teilnehmen soll. Mein Hinweis auf 123 Bewerbungen seit letzten Jahr und die ständige Kontrolle der Unterlagen durch Sozialpädagogen und Psychologen, wurde aufgehoben. Man müsse doch mal drübersehen, um sich ein Bild zu verschaffen. Dabei wurde mir ein Kurs nahegelegt, in dem ich mit anderen Gestrandeten (die meisten ohne jede Computerkenntnisse) den Umgang mit Bewerbungsanschreiben kennen lernen soll. Das war mir dann doch zu dicke aufgetragen. Also suchte man nach Alternativen und legte mir ein Pflichtprogramm auf, nachdem ich an einem Kompetenztraining teilnehmen soll. Ich verwies auf meine abgelaufene Maßnahme und zwei volle Ordner allein mit Kompetenztraining, egal, ich müsse das mitmachen. Versüßt wird es ja mit 20 Cent pro Kilometer Fahrgeld. Ich habe so eine dumme Ahnung, dass ich jetzt zwischen die Räder komme, neulich lief mir Kundschaft früh um acht auf dem Arbeitsamt über den Weg, die sich kaum auf den Beinen halten konnte und Augen wie Heino ohne Brille hatte. Ich denke man trifft sich bald wieder. Das CJD kriegt ja Geld für mich, also werden sie mir Fesseln anlegen.
So ist der Start in 2009 ziemlich verpatzt worden und ich habe mich entschlossen noch verbissener an "Gellert Szenario 11" zu arbeiten. Schon jetzt kann ich vermitteln, dass es ein sicher nicht schlechter Wurf werden wird. Bevor ich diesen deprimierenden Eintrag schließe, habe ich für die Leser, die bis hierher durchgehalten haben noch einen Bonbon versteckt, vielleicht nicht für jeden, aber so mancher kann sich freuen. Mit DSL im Rücken kann ich nun auch Shoutcast- Radiosender nach Genres hören und wer mich (und das Tagebuch) kennt, weiß, dass ich jeden Dreck von Musik mag, mal abgesehen von der aktuellen Hitparade. Also, wenn ich meinen Winamp- Player anschmeiße und die knapp tausend Titel im Zufallmodus loslaufen, da kann es passieren das "Hacks 1" von der Electrohardcorescheibe "Noctrocomäs" auf Annett Louisan folgt, oder Machine Head auf Zwanziger Jahre- Mugge von Benny Goodman. Für Überraschungen ist gesorgt, auch das großartige "Ave Maria" von Franz Schubert ist mit im Rennen. Jedenfalls höre ich so ChroniX Aggression und neben Metal läuft da ein Stück einer Band namens "Braintoy" (schon der Bandname ist nicht schlecht) und meist weiß ich nach spätestens zwei Minuten, ob mir generell die Musik der Formation gefällt oder nicht. Und die "Braintoy's" musizieren nicht schlecht. Das kann wörtlich genommen werden, denn hinter den Stücken steckt beinahe eine Komposition, mal laut, mal leise, mal hart, mal weich, mal langsam, mal schnell. Also nichts für Punk-, Metal oder Hardcorefans. Die Kanadier machen sogenannten "Progressive Rock", vielleicht etwas ähnlich wie "Tool" oder Maynard J. Keenan's Nebenprojekt "A Perfect Circle", zwei Band die mir ausgesprochen gut gefallen.
Also habe ich eben "Braintoy" hinterhergeschnüffelt und bin auf ihre myspace- Seite gestoßen, wo man überraschend gleich vier Songs kostenlos runterladen kann. Wer eine gute Internetverbindung hat und auf anspruchsvolle Musik steht, der kann es mir hier gleich tun: http://www.myspace.com/braintoy
Der Rest hat sich umsonst bis hierher durchgelesen, oder konnte sich am Krieg gegen das Behördensystem ergötzen.

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