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Der Grund, warum ich Bücher horte…stopp!, Das war doch der wortlautige Anfang zu Stuckrad- Barres- "Blackbox"- Rezension, aber: Das
Buch über das ich hier sehr wenig schreiben, obwohl gelesen, ist auch ein zweites Mal von mir durchgeblättert, durchgearbeitet
worden, nur dass ich es diesmal wie die "Blackbox" nicht im Haushalt hatte, sondern es käuflich erwerben musste und das war nicht
so einfach, denn obwohl Baldwins "Eine andere Welt" ein Klassiker der Weltliteratur ist, bekommt man den nicht so ohne weiteres
hinterhergeschmissen, oder aber gerade deshalb nicht.
Zumindest nicht zu Preisen, die einen armen Autor (ähem) vom Hocker hauen.
Und so musste ich erstaunlich viel für eine
ex libris- Ausgabe von 1985 bezahlen, die bei Volk und Welt in Leipzig publiziert wurde.
Also wahrscheinlich die Buchausgabe, die ich mit exakt denselben Worten und Minifehlern Anfang
der 90er Jahre las und die mir schemenhaft in Erinnerung geblieben ist.
Anfang der 90er also, als ich zeitweise nicht mal einen funktionstüchtigen Fernseher hatte, oder ein Gerät, das Bilder in
Thumbnailgröße wiedergab, sich in minutenlangen Ein- und Ausschaltvorgängen, endend in einem weißen Punkt, verzettelte
und mich hoffen ließ, dass sich nach dem Flackern ein Bild entfaltete.
Anfang der 90er, als ich Stammkunde in der zweiten, kleineren Bibliothek in Flöha- Plaue in der Adlerstraße war und mich durch die Regalreihen fraß.
Die Zweitverwertung dieses Baldwin- Klassikers begann mit dem Aha, so war das!- Effekt rund um Rufus und seiner toxischen Beziehung zu Leona.
Erstaunlicherweise konnte ich mich an den Rest, der im Buch strangweise, zum Teil parallel oder zeitversetzt stattfindet, kaum bis gar nicht erinnern.
Ein Rückschluss auf ein eventuell frühzeitiges Weglegen des Buches damals?
Ich kann es nicht mehr nachvollziehen, kann es
also auch nicht ausschließen, wenn gleich ich es für kaum möglich halte, denn dieses Buch ist natürlich hervorragend geschrieben
und nicht mal ansatzweise langweilig, wobei man die Vermutung streichen kann, dass ich eventuell doch ein TV- Gerät zur Verfügung
hatte, was funktionierte und mir eine bessere Alternative hätte bieten können. (Ansatzweise habe ich meine Umtriebe zu der Zeit
in einigen Publikationen niedergeschrieben und da steht nichts von Satellitenfernsehen und "Tutti Frutti".)
Jedenfalls spoilere ich heute fast nichts, zu viele Sätze sind zu groß, um aus Zusammenhängen gerissen zu werden.
Einziger Sätzeschmackofatz soll sein:
…Er lehnte sich etwas hinüber und beobachtete sie. Ihr Gesicht würde nun - und für immer - noch geheimnisvoller und undurchdringlicher
sein als das Gesicht eines Fremden. Fremde Gesichter schließen keine Geheimnisse ein, denn die Phantasie legt keine in sie hinein.
Aber das Gesicht eines geliebten Menschen ist darum nur so unbekannter, weil in ihm so viel von einem selbst liegt. Es ist ein
Mysterium, und wie aus allen Mysterien können Qual und Folter aus ihm kommen…
Diese meine Weihnachtsgrüsse an alle Onlyfans lasse ich dieses Jahr von einem Leser über diese Page transportieren...so als stellvertretendes
Dankeschön für auch andere Fotoeinsendungen.
So etwa ein Jahr nach dem chaotisch und zusammenhanglos wirkenden "Naked Lunch" von Burroughs (siehe Eintrag vom 12.09.2020) gönnte
ich mir mit "Unterwegs" (Originaltitel "On the road") von Jack Kerouac ein weiteres Buch eines Beatniks, eines Prägers
und Vorgängers und vielleicht sogar Erfinders der Popliteratur.
GÖNNEN ist in dem und auch im Lunch- Fall das Bezahlen von gebrauchten Büchern, die den Preis von Neuware mit ähnlicher
Seitenzahl stark übersteigen, weil sie aus irgendwelchen Gründen rarer, wertvoller und ausgefallener sind als zum Beispiel
Bücher von Nobelpreis- und Klassikerliteraten, die immer wieder neu aufgelegt werden.
Kult hätte ich auch noch meinem Gönnen unterjubeln können, aber dann wäre der Spielraum für Kritik deutlich geringer gewesen, dann
hätte ich das Buch aber so kultig finden müssen, wie ich "Naked Lunch" (auch) nicht kultig fand.
Gelandet bin ich mit einem gewissen Anteil doch auf der Seite der damaligen Kritiker, die das Ganze (überzogen, ohne Frage) als
simples Geschreibsel abtaten.
Kerouac (paranoid- schizophren diagnostiziert) schreibt hier hintereinanderweg von Reisen quer durch Amerika bis nach Mexiko
und Exzessen in Sachen Weiber und Alkohol, letzterem war er zum Schluss selbst erlegen.
Anfangs eher stereotyp bukowskiähnlich steigert sich das Buch mit jeder Seite in einen Dauerrausch von abwechselnd simplen
Aussagen bis großartigen Lyrikeinfällen und klammert sich dabei an Dean Moriarty, saugt sich an ihm fest, selbst wenn Sal, der
Ich- Erzähler und Autor höchstselbst, als Hauptperson allein unterwegs ist: man wartet nur darauf, dass Dean wieder um die
Ecke schielt, spricht, sich in die Gedanken von Sal schmuggelt, der ihm hier eine Hommage geschrieben hat, beinahe einen
Liebesbrief.
Dean Moriarty, im realen Leben Neal Cassady, bei den Kritikern verglichen mit Huck Finn (Was übrigens mein erster Impuls
nach 100 Seiten war: Das ist doch wie Tom Sawyer und Huck Finn von Mark Twain in Neuzeit und erwachsen.) überstrahlt alle
anderen Personen, fast jeder fühlt sich von ihm inspiriert, fast jeder wird gezwungen, ihm irgendwas zu vergeben.
Der "Naked Lunch"- Erschaffer Burroughs taucht als Old Bull Lee auf, ein weiterer Beatautor mit Allen Ginsberg ist als Carlo
Marx vertreten.
Neal Cassady selbst war Zeit seines Lebens "nur" Briefschreiber und/aber die große Inspiration in der Szene jener Zeit
(40er bis 60er Jahre).
Bis heute widmen ihm Künstler Dokumentar- und Spielfilme, auch Musiktitel (Fatboy Slim, Morrissey, King Crimson).
Sätze:
…Wo war sein Vater, Old Dean Moriarty, der Klempner und Vagabund, der auf Güterzügen durchs Land fuhr und als Tellerwäscher
in Eisenbahnerkantinen arbeitete, durch nächtliche Hintergassen stolperte und im Suff zusammenbrach, auf Kohlenhaufen halb
erlosch und seine gelb gewordenen Zähne einen nach dem anderen in die Rinnsteine des Westens spuckte?...
(Über Dean) …Es war wie die unmittelbar bevorstehende Ankunft Gargantuas; es war dringend erforderlich, die Gossen von Denver
zu verbreitern und die Gültigkeit gewisser Gesetze einzuschränken, um Raum zu schaffen für die Wucht seines Leids und das Feuer
seiner Ekstasen…
Diesmal wurde mir ein Buch aus einer Ramschkiste zugeschanzt, welches nun bei mir einen guten Regalplatz bekommen wird, denn
kein Buch eines Literaturnobelpreisträgers oder Preisträgerin sollte neben irgendwelchen Ausmal- und Pittiplatschbüchern begraben
sein oder auf die flinken Umblätterfinger eines gierigen Lesers allzu lange warten müssen.
Falls noch jemand, wie ich vorab, das Buch nur vom Hörensagen und die Frau nur von Preisverleihung und Glotze kennt, erhält
er hier einen kurzen Abriss der Story.
Die "Atemschaukel" erzählt die Geschichte eines jungen schwulen Mannes aus Siebenbürgen, der als deutschstämmiger Rumäne
als Reparationsausgleich (die Rumänen haben noch vor Kriegsende das Bündnis mit den Deutschen
beendet und ihnen den Krieg erklärt und grüßten nun aus der Alliiertenposition) in ein russisches Arbeitslager deportiert wird.
Und der dort 5 Jahre lang Arbeitsdienst leistet, gemeinsam mit anderen Männern und Frauen im Alter von 17 bis 45 Jahren.
Ich las Lager, ich las Lager, ich las vom Juden Zither Lommer, der aus dem Lager abgeholt wurde und vermeintlich über Odessa
nach Rumänien zurückverbracht wurde, und ich hatte zwei Impulse:
1. Lager - Juden - Tod
2. Impuls: Ach, doch nicht, ist ja ein russisches Lager.
Gefühlt nach der guten alten DDR- Schule ist das der übliche Reflex.
Oder halt ein Augenblick langanhaltender Unaufmerksamkeit, denn die verschiedenen poetischen und lyrischen Einlagen von
Frau Müller (die Teile des Buches mit dem Lyriker Pastior, der auch die Hauptperson im Roman verkörpert und sich autobiographisch
einbrachte, erarbeitete) erfordern ein Höchstmaß an Konzentration, Genusslust und Wachsamkeit.
(Es gab Phasen, in denen ich kein Wort verpassen und keine Silbe verlieren wollte.)
Empathie dürfte dabei jeder entwickeln, der sich in diese besondere Sprache des Buches einliest oder eingelesen hat, mal
abgesehen von den Spinnern auf diversen Plattformen (neuerdings auch die Rezensionen bei Amazon), die in Frau Müller, diesem
Buch und allem überhaupt Verschwörungen, abgekartete Preisverleihungen und sogar (!) ein schlechtes Buch vermuten, denn:
Wie leicht wäre es doch ein dokumentarisch angestrichenes Lagerbuch zu schreiben, was jeder, ausnahmslos jeder, versteht, ohne
den Firlefanz, ohne Poesie, Lyrik und den ganzen Quatsch…haben ja genug andere Autoren schon bewiesen.
Dem halte ich, die Nobelpreisjury und jede Menge kundiger Leser entgegen:
Hungerengel, Atemschaukel, Zement, Meldekraut, Hunger, Herzschaufel, Etagensarg, Hautundknochenzeit, Eigenbrot, Wangenbrot,
uswusf. kommen als Worte, als substantivierte Handlungen, als vergegenständlichtes Leid bei EMPATHISCHEN Menschen manchmal
leichter an als eine niedergeschriebene Geschichte, die Verbrechen auflistet oder abarbeitet.
Wobei es natürlich trotzdem und folgerichtig genügend Beispiele aus dem Leben in den Baracken gibt, so die Geschichte mit den
Läusen, die man mit wassergefüllten Konservendosen bekämpfte, in denen die Bettbeine standen oder die bei null Grad über Nacht
eingegrabenen Jacken, bei denen jeweils am nächsten Morgen der einzig nicht begrabene Ärmel mahnend nach oben stand: voll mit
Läusen, die man dann erledigen konnte.
Gerahmt werden Realität und kopflastig erschaffene Ersatzwelten als Flucht vor täglichem Einerlei und Überlebenskampf mit
solch großartigen Sätzen, wie:
Aber den schrecklichen Zarathustra, den dicken Faust und den dünngedruckten Weinheber habe ich für ein bisschen Hungerstille
längst als Zigarettenpapier verkauft.
Der Sommer quält sein Laub, der Herbst seine Farben, der Winter uns.
Der Nullpunkt ist das Unsagbare. Wir sind uns einig, der Nullpunkt und ich, dass man über ihn selbst nicht sprechen kann, höchstens
drumherum. Das aufgesperrte Maul der Null kann essen, nicht reden. Die Null schließt dich ein in ihre würgende Zärtlichkeit.
Der Rettungstausch duldet keine Vergleiche. Er ist zwingend und direkt wie: 1 Schaufelhub = 1 Gramm Brot.
Nebenher hat Frau Müller aber auch jede Menge Sätze und Satzpartikel entstehen lassen, mit denen sie den Leser schwerlich
abholen oder mitnehmen kann.
Wenn man mal fragend oder gedankenverloren an der Haltestelle den Bus passieren lassen muss, ist das aber nicht immer ärgerlich
oder verzweiflungswürdig.
Es kann aus der Ferne betrachtet sogar sexy sein.
Verzweiflung gibt es in der "Atemschaukel" schon genug.
Frau Müller im Gespräch (Video)
Ich neige dazu, den titelgebenden Namen TALL-HOVER auseinanderzunehmen und zu untersuchen: was sich der Hans Joachim Schädlich
wo dabei gedacht haben mag, seinem "Helden" so einen Namen zu verpassen?
Nach fünf Minuten Recherche ist mir, als ob ich ahnte, was er meinen könnte.
Was ich aber nie herausbekommen werde (vermutlich): wie würde er (Schädlich) Tallhover im heutigen System platzieren, wie würde
er (Tallhover) sich im heutigen System zurechtfinden, was nichts anderes bedeutet, wie: Welche Rolle würde er heute spielen?, denn:
Tallhover ist in Schädlichs "Tallhover" ein Polizist, der in den Jahren ab 1840 Jagd auf Feinde des Königs, der in den Jahren
um 1915 Jagd auf die Feinde des Kaisers und Jagd auf Lenin und Kommunisten, der in den Jahren ab 1933 Jagd auf Feinde des
nationalsozialistischen Systems und der ab 1949 Jagd auf Feinde des Sozialismus machte.
Eingebunden in die Polizei- und Spitzeltätigkeit der Obrigkeiten der jeweiligen Gesellschaftsordnungen mangelt es ihm nicht
an Kreativität und vor allem: nicht an Erfahrungen aus dem jeweiligen Vorgängersystem.
Beispielhaft sind seine Manifeste, wie man mit der Kirche und mit "Sekten" umzugehen hat.
Dabei gleichen sich die von ihm als Empfehlung herausgegebenen Schriften in der NS-/DDR- Zeit fast aufs Wort.
Im großen Showdown, wo sich Tallhover in seinem Keller selbst anklagt, sich selbst als Versager brandmarkt, nicht verteidigt
werden will, sich selbst auch nicht verteidigen wird, weil er mit dem Eingeständnis seiner Schuld die Polizei- und Staatsapparatearbeit
verbessern will, zeigt Schädlich, dass Tallhover auch nach 136 Jahren noch da ist: niemand findet sich, sein sich selbst
ausgesprochenes Todesurteil zu vollstrecken.
Nach inzwischen fast 180 Jahren nach Tallhovers ersten Einsatz gegen den Dichter Herwegh entdecke ich persönlich aber auch, dass
man sich keiner besonderen Sprache mehr bedienen muss, um irgendjemanden zu diffamieren, anzugreifen und vermeintlich auszuschalten.
Die Debattenkultur hat frechen Debattenverweigerern und Antiargumentanten Platz gemacht.
Neulich erhielt ich eine Nachricht: Die Greta und ihre Jünger sollen erstmal arbeiten gehen und raus aus ihrer Wohlstandsgesellschaft!
Hätte mich nicht gewundert, wenn es einer der weißen alten CIS- Männer gewesen wäre, einer von den Pegidioten, die auf von der
Gegendemo gezeigten Gretafotos mit "Die muss erstmal richtig gefickt werden, die Sau!" reagiert haben, aber nein, die mit
stereotypen Satzbausteinen gefüllte Empörtbürgerschublade wurde im Zimmer einer jungen Frau geöffnet.
Ob Tallhover Pegida oder die Gegendemo beobachten und ausspähen würde?
Ich weiß es nicht, vermute aber Demokratie wäre für ihn nichts: zu wenig Struktur, zu wenig Härte von oben, zu wenig Linie.
Apropos Sprache: die beherrscht Schädlich perfekt, egal ob gezielt reduziert oder ausschweifend, ob bürokratisch oder lyrisch.
Ich wäre den Verfechtern der Sprachabschneidungen, die sie in Orwells "1984" heute wiederentdeckt zu haben glauben, dankbar, wenn
sie mich wenigstens in Nachrichten mit ihrem Einfallsreichtum beglücken würden, ansonsten muss ich weiter annehmen, dass sie
sich freiwillig dort selbst wiederfinden: mit all ihren einfallsarmen Missdeutungen.
Da es sich auch hier im "Tagebuch" nicht vermeiden lässt zu erwähnen, dass mein neues Schreibwerk, diesmal als Buch, auf dem
Markt zu erhaschen ist, nun ein kurzes Video.
Mehr Infos unter Produkte. Übrigens. Aber wisst ihr sicher schon.
Der Grund, warum ich Bücher horte, ist meine Nichtgabe Bücher wegzuwerfen, zu verschenken oder in Telefonzellenbüchereien abzulegen.
Hin und wieder gibt es aber auch einen Grund, den es offiziell nicht gibt, denn niemand liest Bücher zweimal, alle
verschenken, verkaufen, entsorgen nicht nur Nichtfachbücher.
Warum nicht also gegen den Strom schwimmend Unterhaltungsliteratur noch mal lesen, geeignet dafür, Erinnerungsvermögen und
ein ungutes unbefriedigendes Gefühl beim damaligen Lesen von von Stuckrad- Barres "Blackbox" im Heute unter anderen
Voraussetzungen, mit noch mehr Gelesenem von damals bis jetzt, mit noch mehr Altersweisheit angehäuft in mir, mit (vielleicht)
sogar retroliken Likegefühlen neu auszuhandeln?
Also dann…:
Alle Titel von HERUNTERFAHREN über STRG S bis DIALOGFELDER zeigen auf das/ein System.
Beendet wird das Buch mit der Geschichte NEUSTART, in der der schrullig- autistische Randy, debütierender Neueinzug in
einer Zweimann-WG, deren zweiter Mann er oder nach Sichtweise halt Karen ist, über sein Verhalten grübelt, über Etikette und Distanzen.
Das macht er dann so:
Randy stellt das Radio an und singt mit, hört aber gleich wieder auf, man kann nicht einfach in fremden Wohnungen
rumsingen, da hört man sich selbst so laut. Und wenn dann jemand reinkommt und man ihn zu spät bemerkt, womöglich gerade
noch Luftgitarre spielt, ist das so, als ob einen die Mutter beim Wichsen erwischt. Karen singt auch, ja, aber die wohnt
hier schon länger.
Da wir gerade Muttertag haben, der wohl am schönsten mit italienischen Vokabeln gefeiert wird, frage ich für eine Mutter, was
sie sich wohl von ihrem Sohn nach so einem menschlichen Fauxpas noch wünschen kann?
Jedenfalls und zurück zum Buch, ist Karen auch die, die das Klo vollkommen verunreinigt hinterlässt, was ihn dazu zwingt, dieses
mit Bürste ganz leise zu reinigen und überhaupt zu reinigen, damit sie nicht etwa denkt, er hätte es verunreinigt, weil sie
es bei sich vielleicht aus Nachlässigkeit nicht mal merkt- so denkt er entschuldigend.
Bei sich selbst legt er Klo, Klodeckel und Kloabflussrohr komplett mit Klopapier aus, damit es, sein Stuhlgang in erster
Linie, möglichst geräuschlos vonstattengeht.
Von kleinen Gedanken switcht von Stuckrad- Barre zu Großen, gleich, ob es seine oder die Randys sind:
(Gott beobachtet uns., Anm des A.)
Und dass die alle sich auch gleichzeitig die Zähne putzen. Für Gott muss das doch wahnsinnig langweilig sein von da
oben aus. Wahrscheinlich hat er sich vor Jahrhunderten darob abgewendet und spielt auf einem anderen Planeten mit Barbie-Puppen
und haut nur manchmal so Schikanekarten in unsere Richtung. Hier, nehmt das: Hitler, Ozonloch, Tschernobyl, AIDS, Börse.
(Anm des A.: Heute hätte er wahrscheinlich zwischen Tschernobyl und AIDS Corona eingefügt.)
Apolegetiker könnten so argumentieren.
Wäre das ganze Buch so oder so ähnlich und nah am Max Goldt- Stil verfasst worden, wäre alles gut.
Aber er hat mit SPEICHERN UNTER: KRANKENAKTE DANKEANKE eine Geschichte, mit knapp 100 Seiten die Längste im Buch, mit
Eigenbezug und einen Rundumschlag gegen die deutsche TV- Landschaft der Neunziger verzapft, die trotz kurzen schnellen
Kapiteln gähnend zäh und langweilig ist.
(Damit schließe ich mich etlichen Kritikern an, die sich bei Erscheinen des Buches ähnlich äußerten.)
Womit auch das Geheimnis gelüftet ist, warum ich das Buch schon bei der Erstverwertung nicht so krass fand, wie der Autor
gern sein und gelesen werden will.
Ansonsten kann man wenig Schlechtes über Everybodysdarling sagen, denn wer von Götz Alsmann bis Sybille Berg Leute für
das Einlesen seines Schreibkrames rekrutieren konnte, kann wohl so viel nicht falsch gemacht haben.
Nun, es wäre zu besprechen "Der Idiot" von Fjodor Dostojewski aus dem ANACONDA- Verlag, der Weltklassiker im Hardcover
mit satten 944 Seiten, wovon die letzten sieben Namenserklärungen und Namenszuordnungen sind, DENN: die Warwara Ardalionowna Iwolgina
kann durchaus auch als Warja um die Ecke kommen und ihrem Bruder Nikolai Ardalionowitsch Iwolgin alias Kolja begegnen, selbiges
gilt für Gawrila Ardalionowitsch Iwolgin, der sich hin und wieder als Ganja in schwerwiegenden Konflikten verzettelt.
Insofern sind diese sieben Seiten hilfreich und ich musste mir keine zehn Zettel Zusatznotizen anlegen, um den Durchblick nicht zu verlieren.
Für Sonstnichtleser, die sich hierher verirrt haben: Das ist wie bei Facebook, wo man vor lauter Ja Nas, Na Dines, Ant Jes nicht mehr durchblickt, wo sich Ed Dys und En Nos um Sin Dys und Do Reens streiten, wo Zweit- und Drittprofile mit Zweit- und Drittnamen angelegt werden, um Sperrungen über Wochen vorzugreifen, die infolge unflätig getätigter Worte der Plattformbetreiber verhängt.
Angelegt, um weiter aktiv Unwesen treiben zu können, zu streiten, zu pöbeln, zu hetzen, sich zum Idioten machen zu können.
Als Idiot in "Der Idiot" wird der liebenswerte und moralisch korrekte Fürst Myschkin bezeichnet, der, aus der Schweiz (Kur) kommend,
in die Mühlen der besseren russischen Gesellschaft gerät, in Konflikte zwischenmenschlicher Art, die mehr und mehr ihn
betreffen, da er zwischen zwei Frauen steht und sich immer weniger zurechtfindet, gefangen zwischen Liebe und Mitleid, Sympathie
und Zweifel (Reihenfolge wechselnd).
Erklären und spoilern möchte ich das Buch hier nicht (es gibt genug Seiten im Netz, die das ausführlichst tun), nur Dinge kurz
anreißen, die augenscheinlich waren und meine Kugelschreibermine spurenhinterlassend in ein Notizheft zwangen.
Bei der Vorstellung der Jepantschinschen Familie, näher der General selbst, werden Furcht und Liebe als gleich starke und einander
bedingende Gefühle dargestellt, ein Motiv, was später im Roman mehrfach durchschlägt.
('Aber der General murrte in der Folgezeit nie über seine frühe Heirat, betrachtete sie nie als einen unglücklichen Jugendstreich,
und seine Gattin schätzte er so hoch und fürchtete sich vor ihr manchmal so sehr, dass er sie sogar liebte.'/Der Fürst fürchtet
sich vor der Schönheit Aglajas, der Nebenbuhler Rogoschin vor dem Schweigen seiner Beinahefrau Nastasja. etc.)
Eine Emotion, die vielleicht jeder irgendwann mal durchgemacht hat, eine Emotion, die damals scheinbar Basis für eine Beziehung
war, die heute eher eine Beziehungsanbahnung verhindert.
(Einschub: Eigene Erfahrung, knappes Jahrzehnt her.)
Einen Standardkonflikt bzw. Konflikt höherer Natur bringt Dostojewski ganz früh unter, als er die Gedanken Myschkins in einer
wörtlichen Rede darlegt, der angesichts Todestrafevollzugserlebnis darüber sinniert, ob die Folter physischer Natur nicht
etwa nicht so schlimm sei, wie der Vollzug der Todesstrafe nach Urteilsverkündung oder ein Mord- oder Raubtod, weil in
allen Fällen für den Sterbenden/Getöteten noch Aussicht und Hoffnung auf Überleben besteht/bestand, während der Vollzug
der Todesstrafe den Delinquenten im Vorfeld psychisch zusätzlich martert.
Das Hauptstück allerdings ist die Dreiecksbeziehung Myschkin- Nastasja- und Rogoschin, wobei ich selbst Aglaja dort noch mit
einbeziehen würde.
Man (ich) könnte den Fürsten schütteln vor Wut, denn mit Kopfschütteln allein über seine Entscheidungen und Wirrungen ist
es nicht getan, ahnt der Leser doch im letzten Buchviertel, dass es ein schlechtes Ende nehmen wird, wenn er sich NICHT
für Aglaja entscheidet.
Dabei hatte sie Zeichen über Zeichen gesendet, zum Beispiel dieses Billett dem Fürsten übergeben lassen: 'Fürst Lew
Nikolajewitsch! Wenn Sie nach allem, was vorgefallen ist, beabsichtigen sollten, mich durch einen Besuch in unserem Landhaus
in Erstaunen zu versetzen, so mögen Sie wissen, dass ich nicht zu denjenigen gehören werde, die sich darüber freuen.
Aglaja Jepantschina.'
Nun wird sich der Sonstnichtleser fragen, was er von so einer Zicke, von so einer Alten, wollte, wo sie ihn doch bekoffert
und geradewegs wegstößt?!
Leicht zu beantworten: Was sie hier schrieb, wie sie ihn sonst verlachte, beschimpfte- in aller Öffentlichkeit und schlimmstenfalls
vor ihrer Familie, ist und war der größte Liebesbeweis und so geriet ihre Mutter angesichts dieses Billetts außer Rand und
Band, da es belegte, dass ihre Tochter etwas für den Fürsten empfand.
Scheinbar war in dieser Zeit in Russland öfters das Gegenteil von dem, was man mit Inbrunst und Überzeugung äußerte, das, was
man wirklich dachte, fühlte, sagen wollte.
Ist es aber die Furcht, die verbietet Klartext zu reden, die Furcht, auch sich etwas zu vergeben, weil "es sich nicht
schickt"? Oder ist es Aglajas überschäumendes Temperament, Romantik und Drama mit dem Füllhorn ausgeschüttet?
(Einschub: Etwa vor einem Jahrzehnt, abgewiesen am Tor zur Altersweisheit, war ich auch mal eine Aglaja.)
Weg von ihr, hin zum Fürsten, dem Idioten, der in einer bemerkenswerten Rede, berauscht vom (allerdings unrealistischen) Gefühl
seiner Akzeptanz in gehobenen Kreisen sein Hin und Her verkündet: 'Ich habe jetzt keine Furcht für Sie; Sie sind ja doch nicht
böse darüber, dass ein solch junger Mann solche Worte zu Ihnen spricht? Gewiss nicht! Oh, Sie verstehen es, zu vergessen
und denen zu verzeihen, von denen Sie beleidigt sind, und denen, die Ihnen keine Beleidigung zugefügt haben; denn am
allerschwersten ist es ja, denen zu verzeihen, die uns mit nichts beleidigt haben, und zwar eben deswegen, weil sie
uns nicht beleidigt haben und folglich unsere Beschwerde über sie unbegründet ist: das ist es, was ich von den höchstgestellten
Leuten erwartet hatte: das ist's, was ich denselben, als ich hierher kam, so schnell wie möglich sagen wollte, obgleich
ich nicht wusste, wie ich es sagen sollte.'
Abseits der gehobenen Kreise und im Überlebenskampf der Müßiggänger parkt (bevor die Antisemitismusfrage auftaucht, die
Dostojewski konstant umwabert) der Autor seinen Judenvergleich:
'Er (Ptyzin) wies ihn (Ganja) darauf hin, dass er nichts Unehrliches tue und dass Ganja ihn ohne Berechtigung einen Juden
nenne; er könnte nichts dafür, dass es so schwer sei, zu Geld zu kommen; er handle rechtlich und ehrenhaft und sei eigentlich
bei "diesen Geschäften" nur Agent; aber infolge seiner geschäftlichen Zuverlässigkeit sei er schon hervorragenden Persönlichkeiten
vorteilhaft bekannt geworden, und seine Geschäfte gewönnen immer mehr an Ausdehnung. "Ein Rothschild werde ich nicht
werden, und das ist auch nicht nötig", fügte er lachend hinzu; "aber zu einem Haus in der Litejnaja- Straße werde ich
es wohl bringen, vielleicht auch zu zweien, und damit werde ich abschließen." Im Stillen aber dachte er: "Wer weiß, vielleicht
auch zu dreien!", sprach das aber nie laut aus, sondern verbarg diese Zukunftsphantasie'
Da aber jeder das Gegenteil von dem ist, was er ist und denkt was er denkt und weil die leichteste Flucht über die Hintertür
mit der Aufschrift ZEITGEIST gelingt…Moment mal: wenn in 100 Jahren die Urenkel der heutigen Sin Dys und En Nos auf
Screenshots lesen, welche Coronaholocaustlieder und Apokalypselyriken ihre Vorvorgänger von sich gegeben haben…na da
bin ich aber auch nicht für mildernde Umstände!
(Nachschub: Aufgrund der Vielzahl an vielschichtigen Figuren, findet sich jeder Leser in irgendeiner Person wieder oder
entdeckt parallele Verhaltensweisen in seinem Umfeld.)
Sollte mich bis Sonntagabend doch noch jemand fragen wollen, was ich diese Woche so machte, werde ich antworten: "Das World Clique gehört."
Daraufhin darf der Fragensteller fragen: "Was?"
Ich: "Das World Clique ist ein Album von Lady Miss Kier."
Fragensteller: "Wer?"
Ich: "Das ist die von Deee-Lite".
Fragensteller: "Ach, dieee!" (ohne zu wissen, um wen es geht)
Sollte mich bis Sonntagabend doch noch jemand fragen wollen, was ich diese Woche vermeiden konnte, werde ich
antworten: "Mir spontan aus Lady Miss Kiers Onlineshop den Strampelanzug aus der aktuellen Retrocollection zuzulegen."
Daraufhin darf der Fragensteller fragen: "Warum nicht?"
Ich: "Weil ich mir wegen der Größe unsicher bin. Nicht Passform, wohlgemerkt."
Fragensteller: "Jaja, die Größe, nicht nur online ein Problem."
Ansonsten habe ich, während ich meine, meine Handarbeit gemacht zu haben, meine mich vom Stricken zum Häkeln gehangelt zu
haben und zurück, mehrere Podcasts gehört.
Einer davon befasste sich mit der moralischen Frage, wie man zum Beispiel verfährt, wenn man aus Versehen einen
Gemüsesalatbecher kauft, dessen Deckel ein Loch hat und den man deswegen nicht essen mag, wenn darüber hinaus direkt
vor der Tür des Gemüsesalatmarktes ein Obdachloser sitzt, der Hunger leiden könnte.
Ob man ihm den Gemüsesalatbecher anbieten darf (nur weil man sich vor offenen Lebensmittelmittelprodukten ekelt) oder
ob man das besser sein lässt (weil man damit den Beschenkten vor sich selbst herabwürdigt).
Zwei Tage später traf mich höchstpersönlich ein ähnlicher Fall, als ich einem Gambier eine Lebensmittelsendung
anbot, der von mir Geld über Western Union haben wollte, da er und seine Familie Hunger leiden würden.
Da er aber nur Geld haben wollte und ich kein Geld (nur Lebensmittel) schicken wollte, konnten wir uns nicht einigen.
Das Lebensmittelsendungsangebot als Überprüfung seiner Integrität und seine Reaktionen dazu erwiesen sich als nicht
vollständig zufriedenstellend.
Eine andere Integrität, jene des früheren katholischen Messdieners Metzelder ist inzwischen komplett hinüber, durfte ich
diese Woche erfahren.
Wieder mal seltsam (neben anderen Medien) das Verhalten der SÜDDEUTSCHEN, die den Nachrichtenverlauf, der ihn als Pädophilen
brandmarken sollte, hinter einer Bezahlschranke versteckte und sich mit mehreren Artikeln ohne Bezahlschranke auf diesen Artikel
hinter der Bezahlschranke berief.
Werbung kennt scheinbar keine Skrupel.
Der mir hoffentlich bald einen Buchdruck ermöglichende Verlag lädt mich immer öfter ein, seine Bewertungsbestseller
zu checken. Auf Platz Eins das Machwerk eines Autors, der auf einer Seite mit fünfzehn Zeilen und dementsprechend
großen Buchstaben achtmal die Abkürzung BRD GmbH untergebracht hat.
Was deutlich etwas über die Relevanz und Größe des von mir auserkorenen Verlages aussagt.
Sollte mich am Sonntagabend jemand fragen wollen, was ich nächste Woche so do toen gedenke, werde ich
antworten: "Dem Korb mit Handarbeit einen Korb geben und mir noch mal Gedanken machen, ob ein Kostüm von Lady
Miss Kier nicht etwa doch ein Bringer sein könnte."
Nun zu Händen zu lesen war das Buch "Das dritte Buch über Achim" von Uwe Johnson, dem Uwe Johnson, dem zu Ehren eine
Gesellschaft existiert mit seinem Namen.
Schriftsteller, denen zu Ehren eine Gesellschaft zur Schaffenspflege Interpretation Forschung gegründet wird, sind
important (Bertolt Brecht, Fjodor Dostojewski, Gisela Elsner, dieser Uwe, um nur vier zu nennen).
Johnson skizziert im 1961 erschienenen Roman den Radsportler Achim aus der DDR, über den der westdeutsche Karsch ein
Buch schreiben will und sich dafür ihm mit Hilfe verschiedener Figuren nähert.
Die dritte wichtige Person ist Karin, die
früher mit Karsch liiert war und es zum Zeitpunkt des Geschehens mit Achim ist.
Da ich nichts von der Handlung preisgeben und verspoilern will, nun mein eigenes Empfinden beim Lesen.
Johnson bedient sich einer eigenen Sprache, die mir in den letzten gelesenen Büchern häufiger begegnete, die hier aber in
der Zeitfolge des Erscheinens und der Zeitfolge meines Buchleseverhaltens einen Höhepunkt findet.
Vor etlichen Monaten las ich "Versuchte Nähe" von Hans Joachim Schädlich, der in diesem Roman mit der üblichen Anordnung von
Subjekt Prädikat Objekt nichts am Hut hatte, der in diesem Roman Personen und deren Handlungen pronomisierte (würde ich
spontan so bezeichnen)- also die Sprache vereinfachte, was das Lesen erschwerte.
Mit der Vereinfachung geht einher die Simplifizierung von Berufen Positionen Gesellschaftsrängen.
Beispiele: Maschinenbau/er/studenten sind Erbauer von Zahnrädern und ganz wichtig(!): Werktätige sind Tätige.
Wichtig, weil die Sprache des Systems der DDR und der eigenen innenpolitischen Propaganda durch die
Einkürzung (gefühlt) herabgewürdigt wird.
Maschinen allein als Dinge ohne nähere Bezeichnung existieren wohlweislich und werden oft diffus benannt, genauso wie
Banner Fähnchen Transparente Redner Lautsprechertöne Worte.
Damit nicht genug: Switchen zwischen aktiven und passiven Verben betreffend meist eine Person bei einer Tätigkeit zur
selben Zeit, im selben Satz, unterbrochen durch Komma oder Kommata, oder ohne Kommas, manchmal sogar ohne Komma am
Satzende, wo es sowieso nicht hingehört und schlimmstenfalls endet mitten im Satz, mitten in der Zeile, mittig
also, sowieso ohne Komma, wie erwähnt, ohne Satzzeichen eine ganze Geschichte.
Extravagant?, oder soll sich der Leser an die Druckerei, den Lektor, den Verlag wenden, es sei doch etwas schief
gegangen mit der Ausgabe, ist es bei anderen Büchern auch so, oder Mängelexemplar: fehlt bei mir was, eine Seite etwa?
Zwischen Schädlichs und Johnsons und vielleicht auch (Adolf) Endlers Texten, und vielleicht auch einiger Anderer
auch, liegen etliche Jahre, mehr als zehn an der Zahl.
Man könnte meinen, dass diese „Anderen“ Johnsons Stil übernommen haben, um die Oberen Kontrollbehörden Schriftstellerverband in
der DDR zu provozieren (immerhin, wie auch Johnson, verschwanden einige gen Westen), aber man könnte auch meinen, Johnson
hätte den Stil von Joyce in "Ulysses", Kapitel 17- Ithaka, nachgeahmt kopiert imitiert, denn die Überschriften der Absätze
und nicht nummerierten Kapitel sind Fragestellungen, die mal mehr oder minder in den jeweils nachgestellten Kapiteln beantwortet werden.
Vereinfacht laut Ithakaanalysten: Psychoanalytisches Verfahren nach Freud als Stilmittel.
Der wesentliche Unterschied dabei ist, dass sich Joyce in kunterbunter wortgewaltiger Sprache manchmal fast sogar
verirrt, während sich Johnson nicht verirren mag, es allerdings schafft, den Leser zu verwirren, wenn er von einer
Person spricht, die die eine oder die andere sein kann und den einen, der das liest, zurückblättern überprüfen
kontrollieren lässt, ob irgendein Hinweis Spur Fährte zu finden ist wer wer ist und oder wer was was wer gesagt
getan hat.
Mit etwas Glück löst sich einiges später auf beim Weiterlesen.
Abschließend sei noch erwähnenswert meine Bekanntschaft mit dem Sachwalter: anfangs hielt ich den auch für einen
Sachwalter, später erkannte ich, dass dieser mit seiner Gefolgschaft auf Verfolgung aus Seiender kein Geringerer
als Walter Ulbricht war/ist.
Dieser jener der Meister schlechthin, wenn es um eine subjektive Erkennung der Monotonie des Schaffens und das
artikulierte Aufzeigen desselben geht.
Yeah, Yeah, Yeah!
Weiterführende Links:
Spiegelrezension von 1961
Grenzüberschreitungen - Kommunikation als Erzählproblem in Uwe Johnsons Romanen "Das dritte Buch über Achim" und "Zwei Ansichten"
Hurtig erstelltes Lesevideo:
Exakt 173 Bücher liegen zwischen meinem Erstkontakt zu Stephen Kings „Brennen muss Salem“ und der jetzigen Lesung September/Oktober 2020.
Als ich diesen Klassiker (wieder) in die Hände nahm, hatte ich das gesamte Buch verschwommen als schwach und trivial in Erinnerung.
Lediglich das im Buch das Böse beherbergende Marstenhaus habe ich die ganzen Jahre mit durch mein Leben geschleppt.
Mal bewusster, mal unbewusster.
Vielleicht habe ich auf dieser Ebene auch immer DIESES Haus gesucht.
(Einige Leute, die mich kennen, wissen was ich meine.)
Treppenblick in einem meiner Marstenhäuser, einem, welches mir besonders ans Herz gewachsen ist.
Ich hoffe selbiges gilt auch umgekehrt.
Nun, „Brennen muss Salem“ ist ein (der Einzige übrigens von Stephen King) typischer Vampirroman, den der Meister vor seinem
großen Erfolg „Carrie“ geschrieben hat.
Auf den Inhalt möchte ich nicht weiter eingehen, dazu kann man auf Youtube (verspoilerte) Rezensionen gucken und hören, das
ganze Buch im Netz lesen, oder sich die Filmadaptionen reinziehen.
Jedenfalls hatte ich das Buch also schwach und trivial in Erinnerung, welche mich zumindest diesbezüglich in einigen Dingen trog.
„Brennen muss Salem“ hält vielleicht dem Vergleich mit „Es“, „Shining“, „Sie“, „Das Monstrum“...nicht stand, aber in einer
Welt, in der man nach einfachen Gründen und Ursachen sucht, ist dieser Vampirroman heute gut aufgehoben.
Denn Vampir ist Vampir ist unumkehrbar ist gefährlich ist tödlich, genauso wie die Regeln im Umgang mit ihm.
(Lade ihn nie ein, denn wenn er eingeladen wird, wirst du...und er muss eingeladen werden, damit er...Knoblauch, Kreuz, Weihwasser, Sonnenuntergang…)
Was die meist jungen Rezensenten auf Youtube begeistert, ist der Aufbau und das Storytelling, welches King in dieser
frühen Phase seines Schaffens schon perfekt beherrschte.
Das Dorf Jerusalem‘s Lot entfaltet sich praktisch vor dem Auge des Lesers, man darf die Charaktere der Personen
kennenlernen, mit ihnen den Alltag verbringen und uhhhh! mit ihnen sterben.
Und man empfindet ein ungutes Gefühl, wenn die Sprache auf den Antiquitätenhändler Straker und seinen Kompagnon Curt Barlow kommt.
Richtig gelesen, liebe Kingkenner: wieder ein ANTIQUITÄTENHÄNDLER! Wieder einer, der seit Jahrtausenden lebt.
(...„Die Kirche ist jedoch nicht meine älteste Feindin. Ich war alt, als sie noch jung war und ihre Mitglieder sich in den
Katakomben Roms verbargen. Meine Riten waren alt, als die Riten Ihrer Kirche noch nicht geboren waren. Aber ich unterschätze
niemanden. Ich habe länger gelebt als Ihr. Ich bin nicht die Schlange, sondern der Vater der Schlangen.“...)
Einer wie Leland Gaunt in „In einer kleinen Stadt“.
„In einer kleinen Stadt“, das mal als Lehrbeispiel genannt wurde, wenn es um den Aufbau einer Geschichte geht.
Im Nachhinein wirkt „Brennen muss Salem“ wie eine Fingerübung für „In einer kleinen Stadt“.
Eine Fingerübung, die um Vampire ergänzt wurde.
Erster Film (1979):
"Naked Lunch" von Burroughs ausgelesen.
Ausgelesen? Gelesen? Überflogen?
Ha, ich bin zu blöd, den Klassiker der Beatgeneration zu verstehen, gut zu finden, habe ihn womöglich nur gelesen, weil so
manch Anderer/Andere das Buch nach paar Seiten zur Seite legte, aufgrund einiger immer wieder kehrender Wörter, die da
wären: Scheiße, Kot, ficken, Schwanz, Rosette, Fotze, Sperma, Genitalien, Sucht, Schwule, Möse, Penis, Junk, Tunten,
Pusher, Schuss, Nadel, Arschlöcher, Homosexuelle, Blut…
Jetzt höre ich den Leser dieser Zeilen sagen: „Stopp! Das kann ich ab. Kenne Bukowski, habe de Sade gelesen, das sind sicher
alles nur Metaphern, Botschaften, Weisheiten, Provokationen!“
„Stopp!“, sage ich zurück, als der, der das auch dachte und das Buch nagelneu in der ursprünglichen Fassung und nicht
klimaneutral (das wäre gebraucht gewesen) für verhältnismäßig viel Geld erwarb.
Ich, der da dachte, dass ja da ein fetter Anhang drin ist: mit Erklärungen, Zu- und Einordnungen- aber falsch kurz gedacht.
Am Ende sind sinnfreie Manuskriptfragmente und größere Textausschnitte zu finden, die man im Roman vorher so oder so ähnlich schon las.
Stopp!
Es ist kein Roman im herkömmlichen Sinne. Keine echte fortlaufende Handlung und von Burroughs so gewollt, man „solle überall
einsteigen, querlesen können“. Wer da etwa Protagonisten sucht, die sympathisch oder überhaupt irgendwie SIND, wird nicht
fündig werden.
Dabei fängt es noch (anders) gut an, mit zum Beispiel Annexia, eine umwerfende Dystopie einer Stadt oder Region, in der alle
Bänke entfernt, Brunnen abgeschaltet, Blumen und Bäume zerstört worden sind, wo sich riesige Summer auf den Dächern der
Mietshäuser befinden, die jede Viertelstunde schnarren und die Menschen genauso wenig zur Ruhe kommen lassen wie die
Suchscheinwerfer, die die ganze Nacht hindurch über die Stadt gleiten, zumal Jalousien, Vorhänge, Rollläden oder Fensterläden
verboten sind. Natürlich darf man auch die eigene Wohnungstür nicht abschließen und auch kein Zimmer innerhalb der
Wohnung, denn Polizisten in Begleitung von Gedankenlesern stürzen immer wieder unvermittelt in die untrauten Heime, um
irgendwas zu suchen.
O-Ton: ...‚Der Gedankenleser führt sie unweigerlich zu allem, was diese Person zu verbergen hat: eine Tube Vaseline, ein
Klistier, ein Taschentuch mit Soße, eine Waffe, illegalen Alkohol. Und sie unterziehen den Verdächtigen immer einer äußerst
entwürdigenden Leibesvisitation, die sie mit spöttischen und abfälligen Bemerkungen kommentieren. So manchem latent
Homosexuellen haben sie Vaseline in den Arsch geschmiert und ihn in der Zwangsjacke aus der Wohnung geschleppt...“
Sind das etwa Sätze, die man als oppositioneller Literat in der DDR, bei geheimen Hinterzimmertreffen, gern las, weil man sich an
die Drangsalierung der staatlichen Organe, gern auch geheimdienstlich, erinnert fühlte?
Vermutlich.
Vermutlich haben sie die Staatshörigkeit der sie Umgebenden als Latahsyndrom bezeichnet (Ich war nicht dabei, kann es demzufolge
nicht belegen.).
Latah: Latah ist eine in Malaysia und Indonesien auftretende psychische Störung, die mitunter als kulturgebundenes
Syndrom klassifiziert wird. Der Begriff beschreibt sowohl die Störung als auch die Person, die eine solche aufweist. Betroffen
sind vor allem erwachsene Frauen. Latah zeichnet sich aus durch dissoziative Anfälle, die durch heftiges Erschrecken ausgelöst
werden. Sie dauern zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden. Während dieser Zeit sind Latahs extrem leicht beeinflussbar, folgen
willenlos Anweisungen, imitieren Anwesende, äußern sich vulgär oder führen obszöne Gesten aus. Nach dem Anfall scheinen sie
sich an nichts erinnern zu können. Latahs werden als nicht verantwortlich für ihre Handlungen während eines Anfalls betrachtet.
Auf jeden Fall waren die Schreibbeatniks in der DDR Burroughsfans.
O-Ton:...(Ich meine, wir sollten lieber beim Thema bleiben und uns an die Parteilinie halten...man weiß ja nie, wer noch
zuhört.) Dabei fällt mir dieser Junge ein, den ich so konditioniert habe, dass er bei meinem Anblick zu scheißen anfängt. Dann
wasche ich ihm den Arsch und ficke ihn. Ein echter Genuss. Und er war auch ein reizendes Kerlchen…
Folgend und drumherum extreme Foltermethoden, physisch, psychisch.
Pornofilminhalte, die in dieser Zeit konsumiert werden, ficken, scheißen, ficken mit Schlinge um den Hals, die Erektion in
Möse oder Arsch wird während des Strangulierens von einer Drittperson abgeschnitten, Entmenschte, die sich freuen, aufgehängt
zu werden, während sie ejakulieren, Vaselinehändler und Schwulensex en masse, Burroughs Erfahrungen (?) oder nur
Entzugs- und Drogenrauschfetzen?
Dealer, Entzüge, Exkremente, (ekelhafte) Erkrankungen, Ausschläge, Wunden, Blut und immer wieder Kot.
Wassertausendfüßler, Mugwumps, Missgeburten, seltsame Ausflüsse und Injektionsmischungen.
Zwischendurch Gesellschaftskritik (?).
O-Ton:...Amerikaner haben einen besonderen Horror davor, auf Kontrolle zu verzichten und den Dingen ihren Lauf zu
lassen, ohne dazwischenzufunken. Am liebsten würden sie hinunter in ihren Magen springen und das Essen verdauen und die
Scheiße rausschaufeln…
Morphin, Kokain, Heroin, Junk, Fixer, Tote, Sterbende.
Mehrfach: Erklärend eingeklammerter Einstreu im Wikipediastil.
Erklärungen, warum das Buch Kult ist, kann ich nicht abgeben, können sämtliche Literaturkritiker scheinbar auch nicht, stellte
ich während meiner Recherchen fest. Es wird gut gefunden, weil es Beat ist, weil es tolle, weil es die beste Satire
(nach Swift) ist, nur darf man sie nicht suchen, denn finden und ERKLÄREN lässt sich das nicht. Man fühlt sich
ausgesetzt: einer Fragmentewut von Burroughs, die durch den Anhang noch bestätigt wird, wo das Zusammensammeln der Blätter
durch Miles, Ginsberg, Kerouac und Grauerholz mit und ohne Unterstützung Burroughs dargestellt wird.
So kann man wenigstens ERKLÄREN, warum es bis heute mehrere Fassungen eines Nichtromans, allerdings aber einer Offenbarung der
Beatgeneration (Werbeslogan Rowohlt Verlag) gibt.
Link: Kritik
Link: Leseprobe
Filmausschnitte der Cronenbergverfilmung:
sagt der Beamte, der ihn verhaftet hat.
Während ich das (in Burroughs NAKED LUNCH) lese, an einem grauen Sommermorgen auf Fischland, an dem es auch noch regnen
wird, stellt sich mir die Frage, ob das öffentliche Zurschaustellen in einem Aquarium dem in einem Humanterrarium, einem
blick- und barrierefreien Schaufenster, zu bevorzugen sei.
Seit ich im letzten Buch („Im Bauch des Müllentsorgungsfahrzeuges“) oder war es das Vorletzte („Famose Texte für gute Bürger“) über
die Erfahrungen einer mir bekannten Autorin auf einem Social Media- Kanal schrieb, auf dem sie ihre Sachen promotete und
als Dankeschön für ihre schwarzen langen Haare und einer gesunden Gesichtsfarbe Unterwasserfotografien von Schrumpelrüsseln
erhielt, bin ich bezüglich trocken und nass noch mehr Grübeleien erlegen.
Das Trockene: Straftäter und Masochisten leben im Stadtzentrum einzeln in Glasboxen. Nackt und ohne Komfort. Fütterung
dreimal täglich durch einen Menschenpfleger. Reinigung der Präsentationsparzelle nach Bedarf.
Das Nasse: Gläserner Wassertank. Regularien wie trocken. Halb Wasser, halb Ruhefelsen oder Entspannungsast, um Kiemenbildung
zu vermeiden.
Unbestätigt: Blonde Frauen erhalten neben verhinderten Seeschlangen auch unterschiedlich große Abluftbläschen auf elektronischem
Weg zugeschickt.
Der Anfang von (wahrscheinlich) mehreren Möwenfotos: Ersatz für Blubber- und Schrumpelkunstwerke.
Nach einer Serie von umfangreichen Städteromanen habe ich mich diesmal der Dystopie des Herrn Huxley gewidmet und war erst
mal überrascht, wie es sich anfühlt, nach diesen schrägen und ausufernden (bis ins unverständliche verzerrten) Büchern etwas
Strukturiertes zu lesen.
Fast schon als Enttäuschung würde ich dieses Gefühl beschreiben, was sich dann noch mehr verfestigte, als ich mit den
Namen der Protagonisten konfrontiert wurde.
Exemplarisch sollen hier Lenina Brau, Sigmund Marx, Oberstudienrat Nietzschegel, Weltaufsichtsrat Mustafa Mannesmann, Herr
Helmholtz Holmes-Watson und Benito Hoover genannt sein.
Inzwischen habe ich nach Recherchen festgestellt, dass diese Ausdruck einer der zahlreichen Übersetzungen seit
1932 (Erstveröffentlichung) sind.
Bis heute wird der Stoff regelmäßig angepasst und von ÜbersetzerInnen interpretiert und seit Trumps Wahl steht in den
Staaten das Buch regelmäßig oben in den Bestsellerlisten.
Natürlich hat der schmale Schinken seine großen Momente und entfaltet im Gespräch zwischen Michel (der Wilde) und Mustafa
Mannesmann den zweifellosen Höhepunkt, der wohl jeden Leser einfängt und als Schablone für fast jeden in
dieser (jetzigen) Gesellschaft dient.
So traurig das auch ist.
Beispiele: Mannesmann erzählt vom Zypernversuch in dem 22000 Alphas (die höchste Kaste) auf der Insel angesiedelt
wurden, um eine florierende Industrie und Landwirtschaft zu betreiben, was in einen Bürgerkrieg (vorher Streiks und
Gesetzesübertritte) mündete, weil niemand niedere Arbeiten verrichten wollte und die nach oben wollten von denen
die obere Positionen bekleideten, bekämpft wurden (Positionserhalt).
Dies dient als Beleg, dass es niedere, vorher erschaffene, Kasten geben muss (Gammas, Deltas).
Genauso belegt Mannesmann das Scheitern der totalen Industrialisierung in Verbindung mit der Absenkung des Arbeitstages
auf drei oder vier Stunden, weil dies zu chronischer Langeweile und zum Missbrauch der Alltagsdroge Soma und zu Unruhen führte.
Ergo: Die Leute sollen eher Landwirtschaft betreiben, anstatt in Fabriken künstliche Nahrung herzustellen (was möglich
wäre), weil es länger dauert dem Boden die Nahrung abzugewinnen.
Was natürlich impliziert, dass die Wissenschaft (wie auch Kultur) weiter klein gehalten und zur Not als
Feind gesehen werden muss, denn Fortschritt ist gegen Beständigkeit und kann einen Umsturz bewirken.
Eine Kernaussage zu den Alphaprotagnisten.
Auch für sie gilt: Jeder ist seines Nächsten Eigentum. Es ist eine Pflicht der Alphas infantil zu sein. Auch gegen die
eigene Neigung.
Gegen meine Neigung für Klassiker instinktiv Höchstbewertungen zu zücken, verwahre ich mich diesmal und gebe „nur“ 6 von 10
Eselsohren. Mir wirken zu viele Sachen/Details wie reingestopft/untergebracht. Wie wenn man einen Schreibtisch hat und da
und dort nachträglich paar Notizen findet, die man vergessen hatte und nun noch einfügen muss, obwohl der Handlungsstrang
schon fortgeschrieben wurde (Ich weiß auf niedrigem Niveau, wovon ich schreibe.).
Ich würde das aber nicht Huxley unterjubeln, sondern der revidierten Übersetzung von 1981, die schon die Vierte oder Fünfte
war und sich auf vorherige Übersetzungen stützt/bezieht. Mittlerweile sind wir wohl bei sechs oder sieben, immer an die sich
wandelnde Gesellschaft angepasst.
Abschließend noch ein Linktipp.
Nach einer sechsmonatigen Buchstabenirrfahrt ist Odysseus auf Seite 1014 bei seiner Penelope angekommen, will sagen: ich
habe das Meisterwerk laienhaft ausstudiert.
Studiert: weil man Lesen nicht durchgehend schreiben kann.
Immerhin musste ich nicht ganz so leiden wie der Verfasser James Joyce, der acht Jahre daran feilte, und als er das
Datum des selbstgewählten Abschlusses erreicht hatte so entkräftet war, dass er das Folgejahr gar nichts mehr auf Blätter
brachte. Seitdem liegen sich Gelehrte und Gesellschaften in der Wolle bzw. kommen nicht zur Ruhe, was es denn mit dieser
Dubliner Eintagesbeschreibung so auf sich hat.
Joyce selbst äußerte damals: Ich habe so viele Rätsel und Geheimnisse hineingesteckt, dass es die Professoren Jahrhunderte
lang in Streit darüber halten wird, was ich wohl gemeint habe, und nur so sichert man sich seine Unsterblichkeit.
Ich selbst bekam eine Wollschläger- Übersetzung (Suhrkamp 1975/1981 Band 3.1 und Band 3.2) in die Hände, an der Übersetzer
und durchsichtende Menschen fünf Jahre tüftelten, die darüberhinaus fünfzig Jahre Forschung einbrachten.
Seit über 30, 40, 50...x- Jahren Dauercamper auf und im Altbau der Baumwollspinnerei Flöha: Turmfalken.
Meine Geduld und mein Interesse wurden im 14.Kapitel (Die Rinder des Sonnengottes) auf eine harte Probe gestellt, ja, ich
habe Seiten überblättert/nur überflogen: Folge kompletter Unlesbarkeit durch Aneinanderreihung von Buchstaben als
Ausdrucksform altenglischer Dialekte und
Sprachentwicklungen (?)- (Beispiel: Von Jisraels volc dise man waz vn haert gewandelet vil vnde gefaren vf erden.)
Gut, dass ich da nicht komplett die Flinte und so, denn im Folgekapitel (Circe) sind Leopold Bloom und Stephen
Dedalus im Puff und Bloom verwandelt sich in eine Frau, eine Bella wird zum Bello und wer dann wen wie und was fistet, ist
verklausuliert in einem sado-masochistischer Strang, in dem Bloom (stummelschwänzige Man- Katze) auch noch vom Liebhaber
seiner Frau die Erlaubnis erhält, an sich rumzuspielen, während er den Liebhaber und Miss Bloom beobachten darf (muss) usw.
Ein Drama in surreal mit Zoe, Tripper-Biddy und Fotzen-Kate.
Nicht nur deswegen durften über die Jahre nicht alle Passagen und Teile des Machwerkes veröffentlicht werden (Obszönitäten, Pornografie).
Das meiner Meinung nach amüsanteste Kapitel trägt die Nummer 17 und heißt Ithaka.
Bloom und Dedalus landen bei Bloom am Ende eines Fußmarsches und in Form eines Fragespieles (Katechismus/psychoanalytisches
Verfahren nach Freud) wird das Geschehen vorangetrieben und zerstückelt.
Welche Handlung führte Bloom beim Eintreffen an ihrem Bestimmungsort aus?
Auf der Haustreppe der 4. der äquidifferenten ungeraden Nummern, Eccles Street Nummer 7, führte er mechanisch die Hand in
die Gesäßtasche seiner Hose, um den Wohnungsschlüssel herauszuholen.
Befand dieser sich dort?
Er befand sich in der entsprechenden Tasche der Hose, welche er am vorvorangegangenen Tage getragen hatte.
Warum wurde er hierdurch doppelt zum Zorn gereizt?
Weil er vergessen hatte und weil ihm einfiel, dass er sich zweimal gemahnt hatte, nicht zu vergessen.
Welche Alternativen boten sich nunmehr dem vorsätzlich und (respektive) schlüssellosen Paar?
Rein oder Nichtrein. Klopfen oder Nichtklopfen.
Warum störte ihn das Fehlen von Licht weniger als das Vorhandensein von Lärm?
Aufgrund der Sicherheit des Tastsinns in seiner festen vollen männlichen weiblichen passiven aktiven Hand.
Welche Eigenschaft bei allerdings welcher derselben entgegenwirkenden Nebeneigenschaft besaß diese (seine) Hand?
Die Eigenschaft operativ chirurgischer Befähigung bei allerdings ausgeprägtem Widerwillen gegen die Vergießung menschlichen
Blutes, selbst wenn der Zweck die Mittel heiligte, weshalb er auch, in ihrer natürlichen Reihenfolge, der Heliotherapie, der
Psychophysikotherapeutik und der osteopathischen Chirurgie den Vorzug gab.
Was waren, auf ihre einfachste wechselseitige Form reduziert, Blooms Gedanken über Stephens Gedanken über Bloom und
Blooms Gedanken über Stephens Gedanken über Blooms Gedanken über Stephen?
Er dachte, er dächte, er wäre Jude, wohingegen er wußte, daß er wußte, daß er wußte, daß er's nicht war.
Wie verschaffte der zentripetale Bleiber dem zentrifugalen Scheidenden Ausgang?
Indem er die Kanone eines angefeilten männlichen Schlüssels in das Loch eines unstabilen weiblichen Schlosses einführte, sich
einen Hebelpunkt am Ring des Schlüssels verschaffte und den Bart desselben von rechts nach links drehte, hierdurch einen Bolzen
aus der Schließkappe zog, ruckweise eine altersschwache, aus den Angeln gehobene Tür nach innen holte und eine Öffnung zu
freiem Ausgang und freiem Eintritt freigab.
Nicht minder komisch (aberwitzig) gestaltet sich der Abschluss mit Kapitel 18 (Penelope), welches ohne Punkt und Komma
die Gedanken von Molly wiedergibt, die durch Vergangenheit, Lüste, u.a. noch zu besorgende Weichspülmittel und das Loswerden
eines Furzes tanzen- in atemraubender Geschwindigkeit.
Was denkt der hier schreibende Leser über das Gelesene und den Autor?
Der Lesschreiber kann sich der Behauptung nicht allumfassend anschließen, dass der Autor schizophren (gewesen) sei.
(wie Carl Gustav Jung diagnostizierte)
Der Lesschreiber vermutet nur, dass mit ihm gewaltig was los gewesen sein muss, als er diesen Klumpatsch zu Papier brachte.
Quellenteile bei wikipedia
Da Japaner, wie wir alle wissen, Bücher von hinten nach vorn und spaltenweise von rechts oben nach links unten lesen, und
ich sie im letzten Blogbeitrag über maledivische Bühnendiven (oder so ähnlich) somit zu den WENIGSTEN gezählt habe (die
kreuz und quer/beet schmökern), möchte ich hiermit Abbitte tun: Japaner sind fleißige Leser.
Japaner lesen nicht nur ihre Zeichenschrift, einige, äh, viele auch deutsche, englische und anderssprachige Bücher, die
sogar in für sie komplett anderen Richtungen geschrieben wurden, und auch nur so zu lesen sind.
Von vorn nach hinten oder von hinten nach vorn kann man Uhu lesen, ohne dass die Mitstreiter erfahren, in
welcher Richtung man unterwegs ist.
Uhufotoersatz: Ein Grauschnäpper zu Besuch bei Familie Finke. (Fotoort: bei den Glasmacherhäusern in Flöha)
Es sei denn: ich, du, er, sie, es bemüht den Finger und folgt mit ihm den Buchstaben.
Weil wir gerade bei Uhus und dem Blog sind: es gab dort mal einen reizenden Text über Brigitte Bardot.
Damit ihr nicht blättern und klicken müsst, ist das wärmstens zu empfehlende Kunstwerk hierher transformiert worden:
Ich sah in wässrigen Augenhöhlen rotierende Glubschaugen hinter Gitterstäben.
Darüber hinaus aufgespießte Spinnen, Skorpione und Flöhe hinter Glas.
Hörte wiehernde hüstelnde röhrende quietschende quakende schreiende Individuen.
Roch Aas, Ausscheidungen und nasses Fell.
Ihr ahnt es: der Blogbetreiber (nachfolgend nur noch BB genannt, BB wie Brigitte Bardot, die er gern wäre, wenn er sich
mit Bijou Brigitte- Schmuck schmückt und die feminine Saite/Seite spielt, wenn ihn der Hafer sticht und er seine Harfe
zückt, BB also und nicht Peter Paul, nicht nur, weil der nicht Harfe spielen kann, nicht nur, weil der harte P‘s als
Initialen hat, weil keiner weiß, wie rum der ist, der Name, wobei der BB auch anzweifelt, dass die Brigitte mit Vornamen
Bijou heißt, so jetzt sollte ich aber endlich einen Klammerabschluss finden, denn es pfeift der Wind von Ost hier rein: zu)
war im Zoo.
Im Nachhinein sympathisiert der BB mit dem Bubo Bubo, der war sehr ruhig und uhute nur in sich rein.
So sollten mehr Tierparkbesucher, ach was sag ich: generell Menschen sein.
Da ich mich fast zwei Monate nicht zu Ulysses geäußert habe, schwant dem Leser sicher Schlimmes.
Vermute ich.
Und ja, ich erwarte in höchstem Maße maßloses Mitleid für die Wahl der Geißelung, die ich mir (für Euch übrigens) angedeihen lasse.
Bebuchstabte Beweise folgen umgehend.
Zuvor noch: Ich möchte mich mit dir, lieber Leser dieser Zeilen, weder ver- noch aussöhnen, denn es kann keine
Versöhnung geben, wenn nicht Entzweiung gewesen ist.
Wie Joyce mehrfach anmerkte.
(Die und die würde ich bewerkstelligen, wenn ich dich weiter mit Homer Hamlet belästigte.)
Schon im zweiten Monat des neuen Jahres muss ich mit einem Rückblick auf die zweite Hälfte des ersten Monats beginnen.
Damit dies mit so wenig Aufwand wie möglich geschieht (da ich noch Facebook, Blog, Twitter und Seiten für ein neues Buch
füllen möchte), habe ich mich mühsam mit gezücktem Smartphone filmend durch den Kleinstadtdschungel von Flöha bewegt.
Nachträglich stellte ich fest, dass das Zusammenschneiden und Hochladen dieses Filmchens auf Youtube, das nachträgliche
Einbinden in Twitter und Facebook auch als eine mit AUFWENDIG zu bezeichnende Tätigkeit zu werten ist.
Der Höchstaufwand wird jetzt mit dem Verlinken auf der Homepage erreicht.
Bevor wir, also ihr und ich, in Weihnachten reinrutschen, dann wieder rausrutschen, um nachfolgend ins neue Jahr
reinzurutschen, habe ich noch die informelle Dienstpflicht zu leisten, euch auf den neuen Blog hinzuweisen.
In dem findet man auch einen Ausschnitt des Lengefelder Bahnhofsepos rund um Expressguttransporte, das im nächsten Heft
zu bestaunen sein wird.
Schon im aktuellen Heft (das mit dem Müllentsorgungsfahrzeug, Restbestand vorhanden- nachfragen!) bekam der Bahnhof
Lengefeld-Rauenstein und der Anstieg nach Reifland zur Gruftdisko einen gebührenden Platz.
Also schleichen wir bergauf und schlittern wir bergab.
Gültig (auch ungelocht) auch für 2020!
Inzwischen habe ich herausbekommen, dass diese Zwischensequenzen im Deutschlandfunk Sparte Kultur, Unterbegriff
KOMPRESSOR, Wurfsendung genannt werden.
Allerdings werden diese Wurfsendungen inzwischen weniger unters Volk gebracht.
Zumindest zu den mir möglichen Hörzeiten, habe ich das Gefühl.
Außerhalb dieser Hörzeiten spaziere ich unablässig einkaufen, wenn ich nicht nachlässig lese, schreibe oder schnaufend schlafe.
Zudem werde ich immer in den Geschäften im Baumwollviertel angesprochen, ja angerempelt, und gefragt, wie es denn nun nach
MANHATTAN TRANSFER mit den Großstadtromanen weitergeht, mit den revolutionären Epen des vergangenen
Jahrhunderts, ULYSSES von Joyce, vielleicht?
Bingo!
Aus einem Internetgebrauchtbuchhandel habe ich ULYSSES erworben.
Preiswert und beurteilt von Weitem nach Symbolfoto, also gestockt oder fix zusammengeschustert.
Es kam ein weiches, fast feuchtes, Etwas an Taschenbuch in den Briefkasten, mit vergilbten, nein, mit stark vergilbten, Seiten
und riechend nach Dachbodenkartonparkplatz.
Damit ich dieses überaus umfangreiche und wieder mal schwierige Lesewerk nicht wegen seines morschen Aussehens in
Erinnerung behalte, was rein praktisch auch die Gefahr birgt, beim Studium reihenweise Seiten zerkrümeln zu
sehen, habe ich das Buch nach guter alter Sitte eingeschlagen.
Irgendwo lag noch ein Stück schwarze Samttapete herum, fast schon welche mit dem Wow!-Effekt und irgendwo stand auch
noch ein schwarzer Sessel aus Leder herum und so konnte ich für euch sogar ein Beweisfoto arrangieren.
Für schwermütige Abschiednehmer vom TRANSFER hier der Link zum sagenhaften
Überfünfeinhalbstundenhörspiel vom SWR.
Und eine abfotografierte schmucke verfranzte Kapiteleinleitung.
Ob ULYSSES mehr, weniger oder genauso viele Protagonisten verschlissen hat wie MANHATTAN TRANSFER, ob der Umschlag seine
Konsistenz verändert, ob es mein Oberstübchen erhellt- ich werde mich überraschen lassen und euch informieren.
Nach dem visuellen Ausflug in Büsche und an Strände geht es heute wieder um Gelesenes aus den vergangenen Monaten und an
inzwischen Orten, die sich fern der Gegenwart befinden, aber immer wieder mal herangeholt werden müssen, weil sie sich in
ihrer Beobachtungstauglichkeit, Ruheförderung und universellen Verwendbarkeit bewährt haben.
Bei meiner Hafenlesung in W. kam diesmal John dos Passos‘ „Manhattan Transfer“ zum Einsatz- ein Klassiker unter den
weltweiten Großstadtromanen, erschienen 1925 und somit vier Jahre vor Döblins „Berlin Alexanderplatz“, DEM Klassiker der
deutschen Großstadtromane.
Im Gegensatz zum Alexanderplatz brauchte ich diesmal wieder mehrere Zettel mit Notizen zu den handelnden Personen, da es
laufend neu auftauchende Charaktere gab, die darüber hinaus zu oft von Partner zu Partnerin (und umgekehrt) tanzenden Helden
und Heldinnen mutierten.
(In verschiedenen Rezensionen las ich vom vorschnell aus der Hand gelegten Buch, weil man entnervt und Überblick
verlierend aufgab. Meine Empfehlung: Vorab mit „Krieg und Frieden“ trainieren!)
Der Alexanderplatz gefällt mir persönlich einen Tick besser als Manhattan, denn die surrealen Einstreuungen des
Sekundenstils bis hin zur Superslomotion fand ich recht witzig und dem kleinen Filmvorführer im Oberstübchen recht gut
zur Hand gehend.
Interessant, dass bei Döblin Hauptfigur Franz Biberkopf bei einem „Autounfall“ seinen Arm einbüßt und bei dos Passos der
Milchmann Gus McNiel mit seiner Pferdekutsche einen Zug rammt (eher umgekehrt).
Beide Autoren scheinen Freunde des Straßenverkehrs gewesen zu sein, jedenfalls wird gut und gerne über diesen
berichtet, ist er doch fast noch am Anfang eines langen Weges in unseren Alltag und damals noch keine Routine.
Die verspielten Kapiteleinleitungen von dos Passos, die als losgelöste Absätze und Bildbeschreibungen daherkommen, sind
natürlich exzellent, als Beispiel sollte das zum Kapitel „FEUERWEHR“ genügen:
An solchen Nachmittagen sind die Busse hintereinander aufgereiht wie Elefanten in einer Zirkusparade. Von Morningside
Heights zum Washington Square, von Penn Station zu Grant‘s Tomb. Schneidige Stenze und flotte Frauen schnuckeln schäkernd
downtown oder updown, schäkern schnuckelnd von einem grauen Platz zum anderen, bis sie über Weehawken den neuen Mond grinsen
sehen und der böige Wind eines toten Sonntags ihnen Staub ins Gesicht weht, den Staub eines trunkenen Zwielichts.
Beide schreibenden Haudegen wären mit Sicherheit auch Hörer von Deutschlandfunk Kultur gewesen. Ich bin es sowieso und
schätze mich immer glücklich, wenn ich am Nachmittag die Zwischensequenzen von KOMPRESSOR erwische (so um 14:39 Uhr rum).
Diese Woche hatte ich wieder mal das Vergnügen.
„(Ah?) Gutschein. Komplett oder Bikinizone?“
„Wie komplett ?“
Bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen diese Audiodatei irgendwo aufzustöbern, um über die Stimmfärbung der Zweitperson
die An- oder Abwesenheit eines zusätzlichen Fragezeichens nach WIE abzuklären- im Falle einer Verunsicherung der
Gutscheineinlöserin.
Und wer, zur Hölle, verschenkt Gutscheine für sowas?
Eine gute Freundin oder ein boshafter Zaunpfahlwinker?
Nach Ankara und Irgendwo in Italien trieb sich nun ein grüßendes Leseprodukt von mir in Kolymbia herum.
Kolymbia befindet sich auf Rhodos und Rhodos gehört so zu Griechenland wie der Rhododendron zum Baumwollpark in Flöha.
Und der Leser in Kolymbia las vom sechsbeinigen Hund in Flossmühle, ein Ort, der sich Borstendorf zugehörig fühlt, welches
inzwischen unter der Administration von Grünhainichen steht.
Letzteres sonnenschirmherrschaftlich, sozusagen.
Irgendwo angesiedelt zwischen „Laberspektakel der Extraklasse“ und „Die furiosen Tagebucheinträge
des Herrn R.“ bewegt sich Heft Bückware#8- ursprünglich als ein „Mit Silben überbackener Wortauflauf“ bezeichnet.
Aber Aufläufe gehören nun mal nicht in Müllentsorgungsfahrzeuge.
Sind eher so Bio.
Also keine Sache wo man mit einem Stock drinrumstochern kann, hoffend noch was Brauchbares zu finden.
So fein, so grob, so schmutzig, so klar, so nebulös, so pervers, so schlimm, dass man es zweimal lesen muss, um Tragweiten
und Zusammenhänge der Kurzgeschichten zu erkennen.
(Sagte neulich ein Leser zu mir. Argwöhnisch gucken würde seine Frau, ebenfalls. Ärger bahnt sich in Gemeinschaftsküchen und
Esszimmersitzgruppen an, wenn ich nicht langsam aufhöre, Leuten meinen Schreibkram zum Selbstkostenpreis anzudrehen.)
Schön, jedoch: es gibt wieder Fotos mit Untertitel im Leseheft.
Wimmelbilder mit Schimmeltext und Schimmelbilder mit Wimmeltext.
Eins davon entstand mit einem Vermerk an mich: Was der typische Erzgebirg(l)er Niedliches im Rumpelkeller lagert.
Stockware?
Inzwischen ist Weihnachten durch und nach den Salamisemmeln bin ich bis in den Keller meines Lesevergnügens hinab gestiegen und
knacke gerade wieder eine DeLillo- Nuss.
Korrekturansatz: Eine, in dem Falle: DIE, Nuss schlechthin.
Der Anfang mit (bisher) fünfzig Seiten Baseball, mit fünfzig Seiten Sezierung, Aufspaltung in Ereignis- und Bildmolekülen
auf dem Weg zum Atomaren.
Pitcher, die nicht ausspucken, Pitcher, deren Mund ein Klumpen Feuchte verlässt, der sich in der Luft verformt,
herumwirbelt, teilt und geteilt in den Sand fällt, gesprenkelt mit feinsten Körnchen weiter wabbelt, bis die Gebilde zur Ruhe
kommen und liegen bleiben.
Geschehnisse auf den Rängen, in der Reporterkabine, in der Stadt, die bis in die tausendste Nachkommastelle abgebildet werden.
Völlig konträr zur heutigen Gesellschaft und gerade zu den Dingen, die im abgelaufenen Jahr 2018 so anlagen, wo Argumente
und Geschehnisse übergangen, ja mit dem folgenden Wimpernschlag weggewischt, überflogen wurden, bis hin zur Ignoranz.
Es ist Zeit, sich wieder Zeit zu nehmen.
Und sei es nur für längst vergangene Ereignisse, die in diesem Buch so detailliert beschrieben werden, dass es fast schon schmerzt.
Eigentlich wollte ich eine Passage aus "Weißes Rauschen" zeigen, die wahrscheinlich Kritiker dazu brachte, Palahniuk als neuen
DeLillo zu bezeichnen, also die Passage aus DeLillo, wo...
"Es geht mich ja nichts an", sagte ich, "aber was ist das, was sie für fünfundzwanzig Dollar mit Ihnen zu tun bereit ist?"
"Den Handgriff nach Heimlich."
...
"Sie erwarten aber nicht wirklich, dass sie sich einen Brocken Essen in die Luftröhre bugsiert?"
...ich grübelte und grübelte und krampfhaft versuchte Zusammenhänge herzustellen, bis ich die Handgriffzeile in die
Googleleiste eingab und dann wusste, was der Handgriff nach Heimlich ist, nichts also mit Deepthroat oder eine Metapher, sondern
die lebensrettende Maßnahme, wenn Essen in die Luftröhre gelangt, genau das was der Held im "Simulanten" von Palahniuk
professionell betreibt: Erstickungen in teuren Restaurants vorzutäuschen, dadurch die Rechnungen nicht zu bezahlen und weil
das noch nicht genug ist, sich von anderen Restaurantbesuchern "retten" zu lassen, um danach diese Besucher zu Helden zu
machen, die sich dann aus persönlichem Interesse dazu angehalten sehen, laufend Geburtstagskarten mit Geldbeilagen zu senden
und nach dem Befinden zu fragen.
Bei mehreren Restaurantbesuchen also eine einträgliche Geschichte für den Helden, der damit die Pflegestelle seiner verwirrten Mutter finanziert.
Da mir diese Stelle und Inspiration für Palahniuk aber zu banal erschien, stürzte ich mich auf DeLillos Abhandlung über Déjà-vus.
"Warum glauben wir, dass diese Dinge schon einmal passiert sind? Ganz einfach. Sie sind schon einmal passiert, als
Zukunftsvisionen in unseren Gedanken. Weil dies Präkognitionen sind, können wir das Material nicht in unser Bewußtseinssystem
einpassen, so wie es jetzt strukturiert ist. Im Grunde ist das etwas Übernatürliches. Wir blicken in die Zukunft, aber wir
haben nicht gelernt, das Erlebnis zu verarbeiten. Also bleibt es verborgen, bis die Präkognition sich verwirklicht, bis wir
dem Ereignis Auge in Auge gegenüberstehen. Jetzt sind wir frei, uns daran zu erinnern, es als bekanntes Material zu erleben."
"Warum haben so viele Leute gerade jetzt diese Erlebnisse?"
"Weil der Tod in der Luft liegt", sagte er sanft. "Er legt verdrängtes Material frei. Er bringt uns den Dingen näher, die
wir noch nicht über uns selbst erfahren haben. Die meisten von uns haben vermutlich ihren eigenen Tod schon gesehen, wussten
aber bisher nicht, wie sie das Material an die Oberfläche bringen können. Vielleicht wird das erste, was wir sagen, wenn wir
sterben, sein: Ich kenne dieses Gefühl. Ich bin hier schon einmal gewesen."
Er legte mir wieder die Hände auf die Schultern und betrachtete mich erneut mit bewegender Traurigkeit. Wir hörten, wie die
Prostituierten jemandem etwas zuriefen.
"Ich würde gern das Interesse an mir selbst verlieren"; sagte ich zu Murray. "Gibt es eine Chance, dass das passiert?"
"Nein, keine. Das haben schon bessere Menschen versucht."
"Vermutlich haben sie recht."
"Das ist doch klar."
"Ich wollte, es gäbe was, was ich tun könnte. Ich wollte, ich könnte dem Problem gedanklich ein Schnippchen schlagen."
"Arbeite sie intensiver an Ihrem Hitler", sagte er. Ich sah ihn an. Wieviel wusste er?
Das Autofenster öffnete sich einen Spalt. Eine der Frauen sagte zu Murray: "Na gut, ich mach's für fünfundzwanzig."
"Haben sie das schon mit Ihrem Agenten besprochen?" sagte er.
Sie kurbelte das Fenster herunter, um ihn anzusehen. Sie hatte das glanzlose Aussehen einer Frau mit Lockenwicklern in den
Abendnachrichten, deren Haus von Lehmmassen verschüttet worden ist.
"Sie wissen was ich meine", sagte Murray. "Der Bursche, der Ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigt im Austausch für
einhundert Prozent ihrer Einkünfte. Der Bursche, auf den sie angewiesen sind, damit er Sie durchprügelt, wenn sie nicht
brav sind."...
Und nun habe ich auch die fünfundzwanzig Dollar- Geschichte mit untergebracht, die einen von gefühlt fünfhundert Nebensträngen
ausmacht, deren tieferer Sinn allerdings keine Überlegung wert ist.
Verzehrfertiges neues Lesefutter:
Im ersten Drittel des ersten Teils "Wellen und Rauschen" aus dem Meisterwerk "Weißes Rauschen" entdeckte ich diese interessante
Passage mit einer behauptenden Aussage der Hauptfigur Jack, seines Zeichens Professor für Hitlerstudien an einem College.
Ich hörte mich zu den versammelten Häuptern sagen: "Alle Verschwörungen tendieren dazu, zum Tode zu führen. Das liegt in der
Natur von Verschwörungen. Politische Verschwörungen, Verschwörungen von Terroristen, Liebesverschwörungen, Dramenverschwörungen,
Verschwörungen, die ein Teil von Kinderspielen sind. Wir rücken dem Tod immer näher, jedes Mal, wenn wir uns verschwören. Das
ist wie ein Vertrag, den alle unterschreiben müssen, die Verschwörer ebenso wie die, die Ziel der Verschwörung sind."
Am Rande einer der Demonstrationen gegen dies und das, am Rande der Großdemonstration gegen dies mit 10000 Teilnehmern, geschätzt
eher 70000 Stück, und der demonstrativ- stationären Kundgebung 4000 Volk (Ihr seid Volk, wir sind Völker) heruntergerechnet
von der Demonstration gegen dies auf 1000 Völker, beobachtete ich Anneliese S., Deckname Lieschen S., die ungefunden auf der
Straße auf ihre Kontaktperson aus dem Kreis der Global Elite Deep Stater wartete, um ihr (der Kontaktperson) einen Störsender
zur Unterbindung von Livestreams aus dem Demonstrantenlager der gegen die Diesigen (Teilnehmerzahl aufgrund neuester
Schätzungen auf etwa 150000 Volk erhöht) zu übergeben.
Anneliese "Lieschen" S., lauernd im Schatten von Plakaten "Wir sind der rationale Widerstand", "Wir sind der vaginale
Widerstand" und "Ich bin ein linksgrünversifftes Pazifistenschwein", arbeitet inkognito auch noch zur Rentenaufbesserung
für das Pentagon als eine von über 30000 Informations- und Geldweitergebern, genau jenes Pentagon, welches höchstselbst den
Bürgerkrieg in Deutschland anzetteln wird, durch Manipulation der Bürger, die sich gegen dies oder das entscheiden müssen
und die gegen dies oder das auf einem riesigen Schlachtfeld kämpfen werden, was zur Ausrufung des Kriegsrechtes führen
wird, welches eine Abwahl der von den gegen die Diesigen seienden so gehassten Regierung unmöglich macht.
Unter den mittlerweile geschätzt 450000 Demonstranten von gegen dies wird kostenlos Alkohol ausgeschenkt.
Am Rande der Kundgebung von gegen das, die auf etwa 19 Völker geschrumpft ist, wird eine 850 Meter breite Bühne aufgebaut, auf
der Sänger und Instrumentenspieler kostenlos bald gegen die Gegner von dies singen und tanzen werden.
Die Demonstranten von gegen dies, oft als diktaturverliebt gebrandmarkt (präteritumversessen), unterstellen den
diktaturablehnenden Demonstranten von gegen das, dass diese sich aktuell einer Diktatur unterordnen, egal wie
diktaturablehnend sie auch sein mögen, egal ob sie überhaupt in einer Diktatur leben, oder ob sie ihre Lebensumstände
womöglich gar nicht als diktatorisch empfinden, vielleicht nur so rebellieren, zum Spaß womöglich noch.
Die Demonstration von gegen dies durchbricht inzwischen die Schallmauer von einer Million, weitere drei Millionen wurden
an Autobahnabfahrten von über 50 Millionen Polizisten der von gegen dies als Diktatur bezeichneten Regierung
abgefangen, bevor sie die Stadt fluten konnten.
Frau S. übergibt mit Einbruch der Dunkelheit ihren hochfrequenten Störsender an einen Mann von dies.
Am späteren Abend wird sich herausstellen, dass er von einem Störsender, der gegen die diesigen installiert wurde, in
seiner Arbeit gestört wird.
Wenigstens habe ich mein Leben gelebt., wird Frau Schmidt seufzen, wenn in den Folgetagen dem virtuellen Chaos die realen Tumulte folgen.
Ohne Fisch- und Blickvergiftung (Zweites kann man sich am FKK durchaus zu ziehen, wie auch den vergifteten Blick zurück, der
einen als Spanner entlarven soll) kehrte der Seitenbetreiber wieder daheim ein/von der Ostsee zurück.
Gelesen wurde dort vor Ort querbeet.
Von Blaulicht- und Tatsachenheftchen aus der DDR (aus der Ferienwohnungsbibliothek) mit sozialistischem Anstrich bei der
Abwehr von Geheimdienstkollaborateuren und Lösen von Mordfällen bis zu einer Kurzkrimisammlung, die an den Orten meines
Aufenthaltes spielte und mit überschaubarer Spannung und seichtem Humor an mir vorbeiflutete.
Hätte ich nicht für meine Hirnwindungen eine Don DeLillo- Schwarte unterm Strandhandtuch in der Tasche ständig mit mir
rumgeschleppt…hätte ich um mich rum mehr gesehen, als mir lieb gewesen wäre.
Aber das deutete ich ja eingangs schon an.
Nicht unter die Wiese, sondern auf ein Fleckchen dieser, verschlägt es mich wieder regelmäßiger, wenn die Sonne scheint.
Die letzten Tage war das (und mir als Memo dienend, falls ich später mal eine Geschichte verfassen möchte, die im April/Mai
2018 spielt, besser als ein weiter handgeschriebener Vermerk: 04/2018 war ganz schön, wettermäßig) der Fall und neben dem
Genuss einer hervorragenden Hörspielcollage namens "Wespen im Schnee" vom MDR, Abteilung Kultur, über den Briefwechsel
Elsner/Roehler, griff ich auch zu einem weiteren Buch, um zu lesen und zu lernen, etwa wie man gute Sätze zusammenstöpselt
und dabei frivol- kesse Dinge von sich gibt.
Auserkoren wurde für dieses Soloevent Chuck Palahniuks "Der Simulant".
So und dann:
…Oder nehmen wir die alte Stadtlegende von der Überraschungsparty für die hübsche Hausfrau: Ihre Freunde und Angehörigen
verstecken sich in einem Zimmer, und als sie rausplatzen und "Glückwunsch zum Geburtstag" rufen, liegt die Frau auf dem
Sofa und lässt sich von ihrem Hund gerade Erdnussbutter zwischen den Beinen weglecken…
…Diese Leute sind der Grund, warum es auf jeder Notstation einen Bohrer mit Diamantspitze gibt. Damit werden die dicken Böden
von Sekt- und Seltersflaschen angebohrt. Um den Unterdruck aufzuheben…Das hier sind die Leute, die nachts ins Krankenhaus
wanken und behaupten, sie seien ausgerutscht und auf eine Zucchini gefallen, auf eine Glühbirne, eine Barbiepuppe, auf
Billardkugeln, auf eine Wüstenspringmaus.
Siehe auch: Billardstock.
Siehe auch: Kuschelhamster.
Sie sind in der Dusche ausgerutscht und haargenau auf eine glitschige Shampooflasche gestürzt. Ständig fallen irgendwelche
Unbekannten über sie her und attackieren sie mit Kerzen, Basebällen, hart gekochten Eiern, Taschenlampen und
Schraubenziehern, die dann entfernt werden müssen…
Und noch im selben Kapitel kachelt auf den Fliesen eines Weiberscheißhauses ein Sexsüchtiger eine Sexsüchtige, uswusf…
Seit Kindheitstagen (Twains Huck Finn/Tom Sawyer, Stevensons Schatzinsel, Defoes Crusoe und die ganzen Expeditionen von
Jules Verne) bin ich ein Fan der Aufzählungen von Dingen und Sachen:…Sie nahmen auf die Exkursion
drei Nägel, 'ne Schnur, zwei Unzen Schießpulver und 'ne halbvolle Bulle Rum mit…
Vielleicht hat Palahniuk nackt auf einer Wiese gelegen und Mark Twains Mississippibüchlein geschmökert und ist dabei auf den
Gedanken gekommen, auch mal so etwas Ähnliches zu verfassen.
Ja, genauso muss es gewesen sein.
Ratlos saß ich heute vor einer gealterten Notiz an deren Klingelschild TH. MANN steht. Diese Notiz geht so und sollte wohl
irgendwo mal zum Brüller eingeflochten oder gar umgebaut werden:
‚Wenn Gerhart Hauptmann von Thomas Mann in Mynheer Peeperkorn gespiegelt wurde, ist Piet Glocke der Inhaber eines Spiegelkabinetts.'
Nach mehreren Hin und Hers fiel mir wieder ein, dass es sich um den "Zauberberg" drehen musste, bestärkt auch durch die drei
Zettel weiter entdeckte Abschrift aus eben diesem Werk mit dem Vermerk:
‚Extra parken für ein Foto vom Friedhof!'
Solltet ihr hier folgend also ein Friedhofsfoto finden und noch etwas Text dazu, dann ist mir dieser Kraftakt gelungen.
(Parkscheibentext:)
‚…Tatsächlich ist unser Sterben mehr eine Angelegenheit der Weiterlebenden als unserer selbst; denn ob wir es nun zu zitieren
wissen oder nicht, so hat das Wort des witzigen Weisen jedenfalls volle seelische Gültigkeit, dass, solange wir sind, der Tod
nicht ist, und dass, wenn der Tod ist, wir nicht sind; dass also zwischen uns und dem Tode gar keine reale Beziehung besteht
und er ein Ding ist, das uns überhaupt nichts und nur allenfalls Welt und Natur etwas angeht, - weshalb denn auch alle Wesen
ihm mit großer Ruhe, Gleichgültigkeit, Verantwortungslosigkeit und egoistischer Unschuld entgegenblicken…'
Während ich letztes Wochenende beineauschüttelnd mit Kopfhörern ohrenbetäubend gedankensedierend die Waldberge rund um
Hammerleubsdorf emporierte, um schließlich den Blick Richtung Augustusburg und Mondscheinmühle zu genießen, überdachte ich
nichts, was ich die letzten Stunden zur Buchbefüllung so schrieb.
Ist auch nicht nötig, denn mich des Denkens und des Recherchierens zu rühmen, wäre eine Verarsche und ein Dummverkauf meiner
Leser, von denen nicht nur einigen dieser Auszug aus meinem Bühnenprog…äh Textverarbeitungsprogramm bekannt vorkommen dürfte.
…Level 232 in SuperCity! Mehr sensationelle Ereignisse und wundervolle Entdeckungen erwarten dich! Merkel muss weg IV: Video
vom deutschen Rentenbetrug. Nun also doch: massive illegale Zuwanderung per Fernbus. Level 231 in SuperCity! Mehr sensationelle
Ereignisse und wundervolle Entdeckungen erwarten dich! Kurt Biedenkopf: Der Erfolg der AfD belebt den politischen Diskurs.
Flüchtlingspolitik: Spaniens Demokratie treibt Flüchtlinge nach Deutschland. Regierung plant den Volkstod! Level 230 in SuperCity!
Mehr sensationelle Ereignisse und wundervolle Entdeckungen erwarten dich! Petition: Die Antifa als terroristische Vereinigung
anerkennen! Bürger sagen nein: Das ist nicht Mutti! Das ist eine alte, verbitterte, kinderlose Frau, die Deutschland ablehnt.
Sie hat keine Sorge um ihre Kinder und Enkel, denn sie hat keine! MyApps: Nach unserer Gesichtsanalyse siehst du laut deinen
Eigenschaften so aus GEORGISCH (97% Genauigkeit). Teile diesen Negerkuss, um einen Gutmenschen zu ärgern! Teile: Deutsch sein
ist kein Verbrechen! TestApp: Du wirst mal 104 alt und steinreich sterben. Tichys Einblick: Schwafel, Schwafel an Illners
Tafel. TestApp: Du siehst aus wie ein Löwe. Du bist ein Löwe. (98% Genauigkeit) Monster Busters: Du hast Level 73 erreicht!...
So wie sich das neue Jahr schon wieder von Tag zu Tag hangelt, schwippschwappen meine Zeilen im neuen Heft.
Orbitalkomplexe, Jogginghosen, Marmeladenindustrie, Baumwollspinnerei, Trübsinnforscher, Enzyklopäd, Erdbeerstadion,
Backstubenzofen…(Reihenfolge zufällig gewählt) kübeln weit weg von der alltäglichen Monotonie ihren Auswurf in Seiten eines
Heftes, das um knackige Sätze nicht verlegen sein wird und dessen Geschichten auch mal an Kürze alles untertreffen
dürfen, was ich bisher als Mindestmaß für die Länge einer Story zum Gesetz auserkoren hatte.
Übrigens Monotonie und Minimalismus: frisch wiederentdeckt habe ich dieser Tage AG Geige.
Und die waren mehr als Zucker!
(Schlimmstenfalls sogar das Salz in der Suppe.)
Da ich letztes Jahr den direkten Neujahresgruß auf meiner Homepage (konsequenzenlos) vermissen ließ, nachdem ich vorher noch
Weihnachtsgrüße (konsequenzenlos) verteilt hatte, habe ich mich dieses Jahr für den umgekehrten Weg entschieden und hoffe, dass
auch dieses feiste Treiben konsequenzenlos hingenommen wird.
Des Weiteren wird im neuen Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein neues Broschürchen/Heftchen/Büchlein erscheinen.
Älteres Material kann nach wie vor bei mir kostengünstig angefordert werden.
(Mailadresse ist auch weiterhin webmaster /at/ literatur-chemnitz.de).
Heute noch mal ohne Text aber dafür mit Audio: Gebrabbel und Gesabbel aus einem zukünftigen Bestseller mit dem Übertitel:
Tagebuch oder Tagebuchkladde oder Tagebuchaufzeichnungen eines gescheiterten Malers/eines erfolgreichen
Produktionsmitarbeiters//eines Produktproduzenten/oder so.
Heute mal ohne Text ein butterbrotiger Blick auf "Berlin Alexanderplatz":
Zu mir: wenn du weiter so machst, wirst du mindestens so zwischen- enden wie #Arno Schmidt#.
Zu Arno: dein/en ‚Zettels Traum' habe ich mir nicht als Kapitalvorsorge- up to 1200 money- gegönnt.
Zu arteTV: dank der Würdigung eurerseits sah ich ihn (den Schmidt; unter zerrissener Wolkendecke) mit zugeknöpftem Anzug
stirnfurchenwerfend in einem Freibad zwischen nackten Leibern
(+ oder - Bikini?/Badeanzug!/Badehose!)
stehen: entrückt, warnend (mich).
Zu Arno: gefunden im ‚Steinernen Herz', unter anderem, und neben Gleichgesinntem, endlos:
Unter den dröhnenden Bedienten: "Geht ihr schon immer voraus" röhrte Karl: "Ich übergeb die Karre: Fahrkarten lösen."
Sie machte aus ihrer Kinderhand einen zierlichen Mörser, und er stieß die Groschen koitös hinein: sie wusste jeden Weg.
…
Mein Gegenüber, eine blasse Dame, gähnte diskret die Schenkel: ich machte höflicherweise begierige Augen: und sie schlug
die Speckkeile matronenhaft befriedigt wieder übereinander.
Zum Allwissenden: was wäre aus dem Monumental- Werk ‚Zettels Traum' geworden, wenn die Lebzeit des A.S. im heutigen
Computerzeitalter stattfinden würde?
(Statt zu düsteren "Calton Creek"- Zeiten. Auch "Kalten Krieg"- Zeiten genannt.)
...und immer im Blick: das Ziel: ein Heft/Büchlein mit 100 Seiten.
(Foto: Bückware#8)
Momentan arbeitet der Schreiberling auch hin und wieder traditionell mit Füllfederhalter und Kariertpapier.
(Bild: Zukunft Bückware#9)
Gern auch im Freien und abgekoppelt von elektronischen Recherchemöglichkeiten.
Chchch.
Umsummt von Hummeln, gegrillt von Sonnen.
Ohne zuviel versprechen zu wollen: das Kommende wird großartig!
Ich frage mich, warum ich mich damals in den Achtzigern und zuvor nicht fragte, was wohl der Parteifunktionär aus der
Provinzkreisstadt so denkt, wenn unter ihm die Parade vorbeizieht, zum ersten Mai zum Beispiel, der ja nun in naher
Zukunft, wenn auch ohne verordnete Paraden, wieder ansteht.
HaJo Schädlich- ein mit Preisen überhäufter Autor (freilich erst nach der Abschaffung der Paraden), stellte sich 1975
in der Titelgeschichte von "Versuchte Nähe" ebenfalls diese Frage, anders: ließ diese Frage seinen Protagonisten sich und
desselben Umfeld stellen.
Mehrfach und penetrant.
Ein Auszug:
…Fragt sich, hat Zeit heute, was andere sonst für ihn sich fragen und andere, wie er den vielen, die ihn sehen, erscheint.
Zuerst: wer sind die, sie tragen eine Adresse voran auf einem Schild oder Band, aber nie eines einzelnen, und er, den sie
sehen als einen einzelnen, will einzelne: wo wohnt der, der dort lacht, wann ist der losgegangen zu einer Straßenecke, die
ihm jemand genannt hat, und: warum geht der dort unten, will er, dass er ist, wie er sein soll, damit er, wie er ist, sein will?...
Ich antworte mir: vielleicht dachte ich damals nur an den Freibon für eine Bockwurst, die jeder Marschmensch nach dem Einlauf erhielt.
Nun habe ich endlich Timothy Truckle beerdigt und nichts spricht momentan dafür, dass er sich irgendwann und irgendwo wieder
in mein Leben schleicht.
Antriebsmotor des Retrolesens (die SciFi- Detektivstory verschlang ich schon als Kind- allerdings nicht gebündelt auf
750 Seiten) war eine Art Gehirnjogging- das Wiederausgraben/die Zombisierung von Sätzen und Ideen eines Autors, das Schaffen
eines Aha- Effektes oder zusammengefasst: eine Dejavüsierung in mir.
Dieser Prozess löst oft Enttäuschung aus- findet man Sachen beim Erstlesen doch viel großartiger als beim wiederholten Lesen.
Ein Effekt wie beim Besuch eines Stadions, einer Location, einer Stadt- die Zweitverwertung verkleinert/verprovinzialisiert
das einst GROSSartig Empfundene.
In meinem Büchlein "1945: Als der Himmel Orgien weinte" griff ich nach end- und erfolglosen Recherchen einer einst
gelesenen Sache (u.a. kaufte ich mir das Buch "Das fremde Hirn" von Klaus Frühauf, weil ich dort genau diese
Sache vermutete) das noch schemenhaft vorhandene Motiv ohne erneute Lesung auf.
Thema: Die Manipulation eines wehrlosen Menschen durch gezielten Austausch von Reizen.
(Bezaubernde Frauenkörper auf einer Filmleinwand- eingespeister Fischabfallgestank; erweiterbar: gezeigter
Kot- eingesprühter Duft von Frühlingswiesen…Aas - Parfüm, etc.)
Gefunden habe ich die Passage dann doch noch in Prokops Trucklegeschichten, allerdings ohne Ahasowardas- Effekt.
Prokop zieht in dieser Szene (als Truckle in den Fängen der NSA landet und dort mittels Verhör zerstampft zu werden
droht) alle Register, ein wahres Feuerwerk an Ideenreichtum, wie und mit welchen Mitteln man jemanden manipulieren könnte.
Kurz zum Buch: In dieser verkleinerten USA (unter einer Abschirmungsglocke) existieren nur noch die Big
Bosse (unsterbliche Firmeninhaber mit unbegrenzten Möglichkeiten), die NSA und der Underground.
Zumindest sind das die Prokopschen Kernthemen.
Neben Unsterblichkeit, Unsichtbarkeit, Klonungen, Genzüchtungen, Sicherheitswahn, Intrigen, spannenden Waffen
und natürlich Transplantationen in alle Richtungen.
Also die Verpflanzung von Köpfen, Armen, Beinen.
Truckle selbst wird am Ende zum Opfer und bekommt neben jeder Menge neuer Haut auch ein zu langes Bein.
Bevor ich aber näher darauf eingehe, beende ich diese halbe Rezension mit einem Fotoausruf, auslösergetätigt in
Flöha: Gegen Blumenkreuzungen- für Kreuzungsblumen!
(K)Ein Relativierungsansatz: Was heute die Zentralhaltestelle Chemnitz ist, war vor einem Vierteljahrhundert der
Hauptbahnhof ebendort: Umschlagplatz für Gewaltdelikte.
Rechts daneben eine Fakenews mit Bild- in- Bild- Funktion zum Thema "Elvis lebt".
Gut profilbesohlt und Schnapp schießend machte meine Wenigkeit am Wochenende einen Fußausflug ins Bornwäldlerische bis hin nach 19hain.
Während dieser Schneeexpedition grüßten manch Vorbeikommende von oben.
Ein Filmremake des Polanski- Klassikers "Tanz der Vampire" kann ich allerdings nicht in Aussicht stellen.
Leider.
Oder besser: besser so!
Mit einem mir selbst gemachten Weihnachtsgeschenk (in der Mitte, Rest sind Bodyguards) genoss der Seitenbetreiber seinen Jahreswechsel
und genießt damit noch mindestens den Januar.
Der DDR- SciFi- Autor ließ seinen Detektivhelden Truckle schließlich auch genießen- das Leben und Whisky!
... auf Bahnhöfen herumstehen, auf Züge wartend zumeist, sich dehnen, schütteln und Handyakkustände kontrollieren- hier aus dem
aktuellen Heft Bückware#7 ein AusZUG aus "Das Tentakelmonster und der Lautsprecher (und ein Rollkoffer)":
...Ich stand in einer riesigen Bahnhofshalle, Reisende hasteten an mir vorbei, manche stießen mich an, fluchten.
Züge fuhren wie im Zeitraffer ein und aus.
Zugtüren öffneten und schlossen sich.
Es roch nach Gebratenem aus den Imbissbuden, Zigarettenrauch aus Mündern, auch, aber noch mehr nach Ankunft und Wiederkehr
und es schmeckte nach Abschied, Verlassenwerden und Einsamkeit...
sendet der Seitenbetreiber seiner Leser- und Unterstützerschar. Anbei wieder ein Kärtchen (leider nicht so gut gescannt).
Beim Durchblättern diverser Sportvideotexttafeln stach mir heute eine erfreuliche Sache ins
Auge: traditionelle Handwerker-, Berufs- und Materialnamen sind wieder im Trend und anreizen zu Höchstleistungen.
Bei ENERGIE gegen LOKOMOTIVE trafen FÖRSTER, MAURER und STEIN ins TOR.
Auch nicht nur eine Fußnote: wenn es brenzlig wird, werden NATTERN für MAMBAS ins Getümmel geworfen.
Kurz vor der Beerdigung des Jahres 2016 wage ich noch einen Textauszug aus einem Klassiker der Weltliteratur (auch zur Huld einer der Hauptpersonen).
…Aber in demselben Augenblick, als er gestorben war, kam es dem Fürsten Andrei zum Bewusstsein, dass er nur schlafe, und
in demselben Augenblick, als er gestorben war, machte er eine starke Anstrengung und erwachte…
(Leo Tolstoi, "Krieg und Frieden", Vierter Band, Erster Teil, Kapitel XVI)
Dazu noch ein Bildchen aus meinem Friedhofswandelarchiv:
...sind nicht nur gescannte alte Zeitungsartikel und Fotos, sondern auch frisch Geschossenes aus dem Speicher meiner Digicam.
Hier ein Beispiel aus dem Umland (Erdmannsdorf):
Doch über den Sommer hinaus blättert der Macher dieser Seite in einem Literaturklassiker vor und zurück und kämpft sich durch
das Geschehen mit hunderten handelnden Personen.
Zwischendurch wird es auch noch lyrisch und Zeit etwas eigenes damit zu verknüpfen.
Die später von Erfolg (Heiratsantrag) gekrönten Worte Boris Drubezkois in das Album von Julja Karagina dienen als Beiwerk
zu diesem Foto (beziehungs- und richtigerweise umgekehrt):
"Ihr Bäume der ländlichen Flur, eure dunklen Zweige schütten Finsternis und Schwermut auf mich herab."
"La mort est secourable et la mort est tranquille.
Ah! Contre les douleurs il n'y a pas d'autre asile."
("Ein Helfer ist der Tod, ein stiller Ruheport;
Er ist für Gram und Leid der einz'ge Zufluchtsort.")
- Leo Tolstoi -
Bei näherer Betrachtung der Startseite wird dem (kaufwilligen) Leser meiner Schriften aufgefallen sein, dass es die
aktuelle und mehrfach angekündigte Ausgabe der Bückware leider noch nicht gedruckt, dafür aber portofrei elektronisch als Ebook
(Um die 130 Seiten dick- auch wenn stark und dick in Bezug auf Tablets, Smartphones und Reader Schimpfwörter sind, erfüllt es mich mit Stolz etwas STARKES DICKES zustande gebracht zu haben.)
zu erwerben gibt.
Wermutstropfen: ins Ebook sind keine mysteriösen Fotos mit textbausteinigen Untertiteln integriert.
Dafür habe ich mehrere Tage an der Formatierung gefeilt und es (weiß bis heute nicht mehr wie) hinbekommen, dass man über ein
verlinktes Inhaltsverzeichnis im Ebook zu den Kurzgeschichten navigieren kann.
Bin eben (bescheidener: vielleicht) doch ein verkannter Tausendsassa!
Wenn jetzt irgendwann die Druckerei trotz meiner Kleinauflagen über ihren großen Schatten springen kann…ich wäre glücklich!
Freundlicher dürfte sich trotz und wegen dieser misslichen Umstände die Zukunft um meine werkeln gestalten: neuerdings habe
ich mir Daumenschrauben angelegt, um Schreibblockaden schon in sein Ansätzen zu erkennen und auszuschalten.
Die Idee eines Tagebuches knebelt mich kalendarisch und zwingt mich somit pro Monat mindestens drei bis fünf, vielleicht
auch vier, Texte, Poems, Verschwurbelungen usw. niederzuschreiben und das ganze Durcheinander in meinem Kopf nicht nur
zu entwirren, sondern auch höchst gewissenhaft ad acta zu legen.
Mal gespannt sein, was es wird- das wär's!
Und das wird es!
Beim Fotosdurchgucken stellte ich vorhin fest, dass ich aus mir unerklärlichen Gründen immer im Sommer die dicken Schinken wälze.
Und das bevorzugt an frischer Luft.
Vielleicht will ich aber auch nur ausschliessen, stundenlang in meinem Keller am Rechner sitzend, scheibchenweise Schriften
zu suchen und als Strafe mein Umfeld mit gruftiger Blässe zu erschrecken.
Vorzüglicher Blätterteig am See von 2015:
Der Meister hatte sich die letzten Tage auf die mecklenburgische Seenplatte zurückgezogen, um dort (EVENTUELL) neue Schreibmissetaten
zu begehen.
Außer paar Grobnotizen kam nicht viel rum.
Trotz allerhand mitgenommener Notizen.
Immerhin reichte es zum Lesen in Tolstois Meisterwerk "Krieg und Frieden" und auch den Auslöser der Kamera habe ich ab und an bedient.
Schon am Heft 8 arbeitend, sind noch ein paar Sachen (in Sachen Bückware#7) für die Druckerei und für das Formatieren und Konvertieren (Ebook)
zu erledigen, die ich flugs nächstens in Angriff nehmen werde.
In diesem Sinne: "god BLESS the HUHN"!
Auf meine alten Tage komme ich
immer seltener in den Genuss von Konzerten respektive Punkrock,
glücklicherweise ließ sich das mal fix beim Gratiskonzert in der Bergstadt um
die Ecke abstellen. Dritte Wahl aus Rostock hieß der Headliner, der nach
knapp 25 Jahren mal wieder in Freiberg aufschlug- und sich als reich an
Erfahrung im Umgang mit Instrumenten präsentierte, was man auch deutlich
hörte. Schrammelfaktor gering, mit Piano plingpling ("Man nennt uns auch
die SCORPIONS der Punkrockszene!") und Lyrics zum Mitsingen.
Letzteres eindrucksvoll umgesetzt durch ein textsicheres Publikum, abzüglich
des Viertels ausländischer Studenten, die anfangs Stirn runzelnd
herumstanden, herumirrten oder staunten und sich aber gegen Ende verdächtig
nahe am Pogofeld aufhielten.
Mit Röckchen, Marke japanischer Schulmädchenlook neben Studenten, Asipunks,
Altpunks, Indern, Arabern, Afrika war auch dabei, eine Oma, die sich die
Ohren zuhielt, Kinder- noch weit weg vom harten Studentendasein…uswusf.
Erwähnenswert in diesen schlimmen düsteren Zeiten…keine Großmutter, kein
besorgter Vater und auch kein Hund auf der Suche nach Bratwurstresten tanzte
mich an!
Dementsprechend besorgniserregend: Handy, gute Digicam und Geldbörse durfte
ich daheim erfolgreich aus Taschen und Bekleidungsmitteln klau/ben!
Fußbrüchig wie Axl Rose von der anderen Band, deren Namen laufend in den
Schlagzeilen ist, hockte der Elektrogitarrist in bester Professionalität die
anderthalb Stunden auf der Bühne und trug mit dazu bei, dass die
Studententage offensichtlich einen guten Abschluss fanden.
Weil wir bei Schwarzweissbildern gelandet sind:
Heute habe ich mal im "Gellert Szenario#12" rumgeblättert und dies
seltsame Foto entdeckt.
Solange ich meine schriftstellerischen Glanzleistungen mit solchen
Fundstücken zu untermauern versuche (oder einzubetonieren, um nicht von zu
manifestieren zu sprechen, zu-zu), bin ich noch ganz bei Trost.
Pfingsten und Wave Gotik Treffen und der Leser wird sich
vielleicht fragen, warum der Herzgrufti nicht mal paar ordentliche
Eventbilder bringt oder mit witzigen Sätzen, wie etwa "Diese Gestalten
spülen 15 Mio. in Leipzigs Kassen" (BILD), um sich schmeißt.
Ein DDR- Grufti, der kein Geld in irgendwelche Kassen spülte...
Die Antwort ist relativ schlicht: ER arbeitet an Bückware#7 und ER fährt
nicht ins nahe Leipzig, weil ER nicht Mark Benecke treffen will, den ER dann
fragen müsste, ob seine forensischen MEDICAL DETECTIVES- Aussagen Angst
auslösen oder betroffen machen sollen ("Wenn dem Opfer dreimal in den
Kopf geschossen worden ist und dieser Kopf dann abgetrennt wurde, ist davon
auszugehen, dass dieses Opfer nicht mehr lebt. Übrig bleibt die Frage, ob ES
womöglich Suizid begangen hat und wenn, ob ES erst den Kopf abtrennte und
sich dann in diesen schoss, oder ob die Vorgehensweise umgekehrt gewesen
war."). Ist natürlich Quatsch- mein wahrer Grund das WGT zu ignorieren,
liegt im Dunklen, vielleicht weil ich nicht zu einem Neo-Volker werden will,
vielleicht auch, weil ich nur mobil werde, wenn ich dringend persönliche
Befindlichkeiten extrahieren muss.
Immerhin hat mich dieser Umstand einmal nachts nach Leipzig getrieben.
Ist allerdings mittlerweile auch schon wieder ein paar Jährchen her.
Bevor ich weiter Zeilen zusammenschraube, um irgendwie dieses Jahr noch eine
Veröffentlichung hinzubekommen, grüße ich pfingstig meine Pagebesucher.
Traditionell mit einem Kärtchen.
Während ich noch die am 1.April ausgestellten Fotomodelle
seziere, möchte ich rückwirkend ein paar Zeilen aus dem Klassiker "Der
Ekel" von Sartre zeigen.
Wohl bekomms!
…Wie fern von ihnen ich mich fühle, von der Höhe des Hügels herab. Es
kommt mir vor, als gehöre ich zu einer anderen Spezies. Sie kommen aus den
Büros, nach ihrem Arbeitstag, sie schauen zufrieden die Häuser und die
Grünplätze an, sie denken, dass es ihre Stadt ist, ein "schönes
bürgerliches Gemeinwesen". Sie haben keine Angst, sie fühlen sich zu
Hause. Sie haben nie etwas anderes gesehen als das gezähmte Wasser, das aus
den Hähnen läuft, als das Licht, das aus den Glühbirnen strahlt, wenn man auf
den Schalter drückt, als entartete, gekreuzte Bäume, die man mit Astgabeln
stützt. Sie erhalten hundertmal am Tag den Beweis, dass alles mechanisch
abläuft, dass die Welt starren und unverwandelbaren Gesetzen gehorcht. Die
der Leere überlassenen Körper fallen alle mit der gleichen Geschwindigkeit,
der Park wird im Winter täglich um 16 Uhr, im Sommer um 18 Uhr geschlossen,
Blei schmilzt bei 335 Grad, die letzte Straßenbahn fährt um 23 Uhr 5 vom
Hotel de Ville ab. Sie sind friedlich, ein bisschen missmutig, sie denken an
morgen, dass heißt lediglich an ein neues Heute, Städte verfügen nur über
einen einzigen Tag, der völlig gleich an jedem Morgen wiederkehrt. Kaum, dass
man ihn an den Sonntagen etwas herausgeputzt hat. Diese Idioten. Es geht mir
gegen den Strich, zu denken, dass ich ihre festen und saturierten Gesichter
wieder sehen werde. Sie machen Gesetze, sie schreiben populistische Romane,
sie verheiraten sich, sie haben die maßlose Dummheit, Kinder zu machen…
…Und ihnen wird klar werden, dass ihre Kleider lebende Dinge geworden sind.
Und ein anderer wird merken, dass ihn etwas im Mund kratzt. Er wird vor den
Spiegel treten, den Mund öffnen: und seine Zunge wird ein riesiger, äußerst
reger Tausendfüßler geworden sein, der mit den Füßchen strampelt und ihn am
Gaumen kratzt. Er wird ihn ausspucken wollen, aber der Tausendfüßler wird ein
Teil seiner selbst sein, und er wird ihn mit seinen Händen herausreißen
müssen. Und es werden haufenweise Dinge auftauchen, für die man Namen finden
muss, das Steinauge, der große Dreispitzarm, die Krückenzehe, die
Kinnbackenspinne. Und derjenige, der in seinem gemütlichen Bett, in seinem
schönen warmen Zimmer eingeschlafen war, wird ganz nackt auf einem bläulichen
Boden erwachen, in einem Wald rauschender Ruten, rot und weiß in den Himmel
gereckt wie die Schlote von Jouxtebouville, mit dicken, halb aus der Erde
getretenen Hodensäcken, behaart und knollig wie Zwiebeln. Und Vögel werden um
diese Ruten herumflattern und mit ihren Schnäbeln an ihnen picken und sie zum
Bluten bringen. Sperma wird langsam, träge aus diesen Wunden sickern, mit
Blut vermischtes Sperma, glasig und lauwarm mit kleinen Blasen. Oder aber
nichts von alledem wird geschehen, es wird keinerlei wahrnehmbare Veränderung
eintreten, aber die Leute werden eines Morgens, wenn sie ihre Fensterläden
aufmachen, von einer Art grässlichem, schwer auf den Dingen liegendem Sinn überrascht
werden, der zu warten scheint. Nichts weiter als das: aber wenn das nur
einige Zeit andauert, wird es Hunderte von Selbstmorden geben. Jawohl!...
Kurz vor dem anstehenden Sonnenscheinwochenende zeige ich mich gut gerüstet. Futter ist ausgelegt.
sendet den Lesern und Pagebesuchern,
der Grobliterat
...gibt es hier erstmal den Medienradau vom Tage...
...des FCK/CFC auch von mir ein bebilderter Traditionsglückwunsch.
Liebe Literaturfreunde,
2015 ist kürzlich in die Vergangenheit gerutscht.
Im Jahr 2014 hatte ich meinen letzten Papiererguss, der noch in
Einzelexemplaren in Kartons neben mir liegt, aber auch auf amazon elektrisch
abrufbar ist.
Ich denke und hoffe, dass ich so was 2016 noch mal anstreben sollte und auch
anstreben darf.
Vielleicht sogar muss, wenn ich den Status eines Schreiberlings behalten und
nicht zum plumpen Fotohochlader auf einschlägigen Social Media Seiten
(inklusiver dieser Page) mutieren will.
Allein hier sind es mittlerweile weit mehr als 2500 Fotodateien auf über 400
Frameseiten.
Neulich wurde in einem HTML- Forum der museale Charakter dieser Homepage
kritisiert.
Da ich jedoch ein Freund romantischer und angestaubter Sachen bin, werde ich
weiter die maroden Regalreihen, in denen der ganze Plunder getrost verstauben
darf, füttern.
En passant (im Sessel sitzend) Literaturklassiker, und solche die es beinahe
geworden wären, schmökern und auszugsweise online stellen.
Wenn es meine morschen Knochen zulassen, werde ich außerdem und sogar vor der
Haustür mit Fotoapparat herumtigern und mir Gedanken machen, wie ich
unwichtige Ablichtungen zu kleinen Kunstwerken machen kann…zur Not auch mit
seltsamen Untertiteln.
Wie es meine Leser gewohnt sind, denen ich hiermit gleich und zugleich ein
spannendes und entspanntes Jahr 2016 wünsche.
Wenn ich in diesen Tagen die
Zeitung aufschlage oder einschlägige Internetseiten beschmökere, lese ich
immer dasselbe: Krisen, Zinsen, Weihnachten, Bayern (meist in Verbindung mit
München und in Verbindung mit Fußball), dazu Sonderangebote in Supermarkt-
und Restpostenlädenbeilagen und noch vieles anderes mehr, was mit Mord, Totschlag,
Raub, Diebstahl und Notzucht zu tun hat.
Krisenherde sind natürlich Großstädte und eine, die mit dem Schornstein und
der Blitzerfalle auf der Dresdner Straße, hat sich meine Wenigkeit
auserkoren, um Weihnachtskram shoppen zu gehen, und anderen Leuten beim
Weihnachtskramshoppengehen zuzugucken.
Der zweigeschossige Kauftempel bietet alles für jeden Geschmack.
Mehrere Handyläden, der Elektronikmarkt schlechthin, einige
Bekleidungsgeschäfte, dazu ein Buchladen und einen Shop, welcher einlädt,
Brot und Butter für den täglichen Bedarf zu erstehen.
Damit ich mich frei bewegen konnte, musste ich zuerst meine Angst vor der
Rolltreppe loswerden.
Ich fuhr dreimal hoch und dreimal runter, ohne dass sich mein Gehrock in den
messerscharfen Treppenzinken verfing und diese meine Extremitäten zerfetzte.
Stolz schlenderte ich nach diesem Abenteuer umher, um gleich danach weitere
Alpträume herauszufordern.
In einem engen verstopften Geschäft warf ich mich mit meinen über die
Schultern geworfenen extragroßen Taschen ins Geschehen.
Herumstehende Bürger und zerbrechliche Dekoartikel in endlosen Regalreihen,
die manchmal aberwitzig nah am Regalrand platziert worden waren, waren meine
Gegner.
Frösche mit riesigen Augen, zusammengerollte Keramikkatzen, Sitz!machende
Keramikbeagles, kunterbunte Igel aus irgendeinem Kunststoff, Eulen mit
größeren Augen als die erbarmungswürdigen Frösche, streiften meinen Weg.
Die meisten solarbetriebready.
Aus einer Ecke donnerte Gesang vom Band.
Weiter vorn, schon beim Verlassen des Basars, lauerte noch eine Mattscheibe
auf der sprechende Tassen in einer schrillen Geheimsprache miteinander
kommunizierten.
Schließlich hatte ich auch das geschafft.
Nachdem ich vier erstandene aufbackbare Teigwaren im Kofferraum meines Autos
verstaut hatte, zog ich stolz ob meiner Mutproben von dannen, allerdings
nicht ohne mir neue Ziele gesteckt zu haben.
Im Obergeschoß hatte ich gebührenpflichtige Massagesessel entdeckt.
Die sollen Geldbörsen und Handys aus Hosentaschen klauen.
Und wer sich wehrt: Knochenbrüche, Quetschungen, Hämatome, Atemnot…die
übliche Klaviatur der Massagesitzverletzungen.